Herr Schröder, zusammen mit dem Übertragungsnetzbetreiber Tennet hat Sonnen jüngst ein Pilotprojekt gestartet: Tausende dezentrale Sonnenstromspeicher in deutschen Kellern sollen verbunden werden, um damit Schwankungen im Übertragungsstromnetz in Sekundenbruchteilen auszugleichen. Warum braucht es ein solches Projekt?
In Deutschland wird Ökostrom teilweise noch weggeworfen. Zwar wird im Norden Windstrom produziert, allerdings reichen die Stromtrassen nicht aus, um ihn in den Süden zu bringen. Dort fahren dann die konventionellen Kraftwerke hoch. Sie müssen schließlich das Netz stabilisieren. Und die Windräder müssen im Norden wiederum abgeregelt werden. Allein 2015 kosteten solche Maßnahmen etwa 800 Millionen Euro.
Wie genau ist die Kooperation zwischen Sonnen und Tennet zustande gekommen?
Die Übertragungsnetzbetreiber stehen vor Herausforderungen, die sich unter anderem mit unseren Batteriespeichern lösen lassen. Sonnen baut seit längerer Zeit bereits „virtuelle Kraftwerke“ und vernetzt viele Heimspeicher in der „Sonnen-Community“. In ihrem Gebiet können die vernetzen Speicher große Mengen überschüssige Energie aufnehmen oder abgeben. Damit wird das Stromnetz schnell und effizient entlastet. Für einen Netzbetreiber wie Tennet ist das natürlich sehr interessant.
Warum sind Batteriespeicher wie der Heimspeicher von Sonnen sinnvoller für Netzdienstleistungen als andere Maßnahmen?
Im Stromnetz verhalten sich Batteriespeicher wie eine virtuelle Stromleitung. Beim Redispatch nehmen sie vereinfacht gesagt Energie in einer Region auf und geben sie in einer anderen wieder ab. Damit ist in dem Fall keine physikalische Leistung mehr notwendig und die Netze werden zusätzlich entlastet. Damit lassen sich Probleme beheben wie etwa das Abschalten von Windkraftanlagen, was die Volkswirtschaft unnötig belastet. Zudem sind Batteriespeicher volkswirtschaftlich günstiger als andere Technologien.
Wie viele Speicher sind im Pilotprojekt vorhanden?
Für das Pilotprojekt haben wir 6000 Speicher ausgewählt. Nämlich jene, die bereits über die entsprechende IT-Hardware verfügen. Aber das Potenzial ist riesig. Deutschland hat 15 Millionen Einfamilienhäuser und 1,7 Millionen Photovoltaik-Anlagen. Lediglich 650.000 sind derzeit mit einem Heimspeicher ausgestattet.
In dem Projekt verwenden Sie die Blockchain-Technologie. Warum braucht es Blockchain und wo liegen die Vorteile?
Ein wichtiger Punkt ist die Skalierung: Auch wenn wir heute erst mit der Vernetzung unserer Anlagen begonnen haben, wird es in Zukunft ein Vielfaches sein. Die Blockchain-Technologie ist die Schlüssel-Technologie für die Verknüpfung von Millionen kleiner, dezentraler Erneuerbaren-Anlagen. Nur so lassen sich die riesigen Datenmengen in Echtzeit zwischen den Teilnehmern austauschen. Dank Blockchain ist es zudem möglich, diese Vernetzung nahezu ohne Transaktionskosten herzustellen, da kein Vermittler notwendig ist. Zu guter Letzt liefert die Blockchain-Technologie einen fälschungssicheren Geburtsnachweis für quasi jedes Elektron. Da jede Transaktion verschlüsselt auf mehreren Ebenen gespeichert ist, ist sie sicher und kaum angreifbar.
Wie genau funktioniert die Vernetzung mit Blockchain?
Die komplette Zähltechnik und Steuerungselektronik ist im Speicher verbaut. Die so produzierten Daten werden über eine Schnittstelle in das geschlossene Blockchain-System gegeben. Es braucht keinen Vermittler, der die Daten sekündlich abruft. Die Daten gehen direkt zum Endkunden, der sie entschlüsselt.
Wie anfällig ist ein solches System denn eigentlich für Störungen von außerhalb?
Die Blockchain hat auch bei der Sicherheit entscheidende Vorteile, da die Daten dezentral auf mehreren Rechnern gleichzeitig liegen. Wird ein Wert manipuliert, wirkt sich das unmittelbar auf alle Werte der Blockchain dazu aus und wird sofort erkannt.
Philipp Schröder ist Geschäftsführer des Batterieherstellers Sonnen.