Mutabor steht im Lateinischen für „Verwandelt werden“ - und das spiegelt sich auch im Werdegang von Burkhard Müller wider. Der Kommunikationsdesigner treibt die digitale Produktentwicklung von Mutabor, Deutschlands viertgrößter Designagentur voran. Beispielsweise baut er Apps und andere digitale Dienste, seine Kunden kommen vor allem aus der Auto- und Gesundheitsbranche. Dabei gehe es nicht nur darum, die Unternehmen zu begleiten und ihnen eine „hübsche Oberfläche zu machen“, sondern ihnen zu helfen, das Denken wie ein Designer zu etablieren, sagt Müller.
Der 32-Jährige hat klassisch Grafikdesign gelernt, ohne digitalen Schwerpunkt. Doch schon als Zehnjähriger hat er sich erste Programmiersprachen sowie Designprogramme beigebracht, unterstützt von seinem Vater, einem Informatiker. Beruflich startete er zunächst in einer Agentur mit Werbekampagnen, fing aber schon bald an, für die Kunden digitale Services zu entwickeln. „Ich empfand es frustrierend, dass Kampagnen kurzlebig und die Arbeit wenig nachhaltig waren.“ Müller wollte „Dinge umsetzen, die langlebiger sind.“
„Digitale Produkte sollen das Leben der Verbraucher erleichtern“
Bei Mutabor hat Müller nun die Möglichkeit dazu: Er führt das sechsköpfige Team der neu gegründeten Digital-Unit an, das bis Ende 2019 auf 20 Mitarbeiter anwachsen soll.
Heute gehe es nicht mehr einfach darum, einen digitalen Service für einen Kunden zu entwerfen, sondern die Anwendung auch für die Nutzer so einfach wie möglich zu gestalten. Das sei genau der Punkt, wo Design ins Spiel komme: „Weil Design der stärkste Hebel für die digitale Transformation ist.“ Es stelle den Nutzer in den Mittelpunkt und reagiere auf seine Bedürfnisse.
Einen Trend erkennt Müller darin, wieder anzufangen „sich eigene Kanäle der Kommunikation zu schaffen, die dem Markt auch wieder selbst gehören.“ In sozialen Netzwerken führten Algorithmen zunehmend dazu, das Interesse der Nutzer mit reißerischen Themen zu gewinnen. „Doch Digitalisierung funktioniert dann, wenn sie den Menschen hilft und relevant ist.“ Genau das müssten die Unternehmen anstreben, sei es mit einer App oder einem Webservice, um mit ihren Kunden zu kommunizieren. „Und zwar so, wie sie es möchten - nicht, wie es ein Algorithmus bestimmt.“
Design Thinking als Unternehmensstrategie
Müller will Design Thinking so etablieren, dass die Unternehmen „selber versuchen, Design als strategisches Instrument zu nutzen, um auf neue Lösungen zu kommen, weil sie die Perspektive wechseln – und das bestenfalls zu ihrer Unternehmensstrategie machen.“
Während sich der Bereich Mobilität gerade extrem digitalisiere, sieht Müller im Gesundheitsbereich noch ein enormes Digitalisierungspotenzial. So seien Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte noch komplett analog. Dies könne ergänzt werden durch digitale Angebote, „die den Patienten begleiten, Fragen beantworten und zum Beispiel detaillierte Informationen über anstehende Maßnahmen bereitstellen, können Ärzte entlasten.“ Dies würde den Patienten die Chance bieten, sich zu jeder Zeit zu informieren. Diese Transparenz sieht Müller als wichtigen Aspekt für die gefühlte Qualität eines Angebots.
Mängel bei der Infrastruktur
Ausbaufähiges Potenzial sieht Müller auch in der Infrastruktur: Während diese in der Old Economy mit „super Transportwegen perfekt vernetzt durchs ganze Land“ einst die große Stärke Deutschlands war, sei das digital nicht der Fall. Mängel zeigen sich beispielsweise auf Messen: „In diesem sonst so professionellem Umfeld, funktioniert das Internet häufig nicht. Allein um die Digitalisierung in der Fläche zu nutzen, brauchen wir die Infrastruktur flächendeckend. Ansonsten werden wir davon nicht profitieren.“
Selbst in Hamburg gebe es noch Flecken, wo Müller mit dem Smartphone nicht telefonieren könne. Allerdings beobachtet er auch bei vielen Unternehmen, „dass sich vermehrt bewusst digitale Auszeiten von den allseitig kommenden Inputs genommen werden.“ Das tut auch er selbst, gerne am Elbstrand bei einem Spaziergang mit seinem Hund. Antje Waldschmidt
Drei Fragen an Burkhard Müller:
1.) Welche Innovationen würden Sie sich wünschen?
Ein Device mit dem ich meinem Hund freundlich erklären kann: „Die Socke gehört mir!“
2.) Wer
aus der Digitalszene hat Sie beeindruckt?
Mein Team bei Mutabor. Ich arbeite am liebsten mit Menschen, die Skills haben, die ich selbst nicht habe. So entsteht jeden Tag etwas Neues, was ich selbst nie hätte realisieren können.
3.) Wenn ich Digitalminister wäre, würde ich…
…Design bzw. Design-Thinking als Regierungsstrategie etablieren. Denn wir wissen doch langsam alle: Wer die Nutzerbedürfnisse versteht und Lösungen schafft, die Menschen das Leben erleichtern, wird Erfolg ernten und bestimmt auch wiedergewählt.