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Standpunkte Die Effizienzlücke

Der Effizienzexperte Jan Rosenow hofft, dass nach der Bundestagswahl die Stunde marktbasierter Effizienzpolitik schlagen wird. Mit "weißen Zertifikaten" oder anderen Möglichkeiten, Effizienz einen Wert zu geben, könne das Tempo der Effizienzverbesserung steigen, schreibt er in seinem Standpunkt

von Jan Rosenow

veröffentlicht am 22.08.2018

aktualisiert am 15.11.2018

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Ohne Energieeffizienz gäbe es keine Energiewende. Die Kosten für den Umbau des Energiesystems insbesondere im Wärmebereich liefen sonst einfach aus dem Ruder. Daher hat Deutschland über die letzten Jahre systematisch viele Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz ergriffen. Allerdings reicht das momentane Tempo des Fortschritts bei Weitem nicht aus und viele der Maßnahmen im Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) bleiben hinter den Erwartungen zurück.


Um die ehrgeizigen Einsparziele zu erreichen, braucht es neue, ambitionierte und innovative Politikansätze. Das vorliegende Grünbuch Energieeffizienz des Bundeswirtschaftsministeriums beschreibt die systemimmanente Lücke zur Einbindung der kostengünstigen, nachfrageseitigen Optionen sehr gut.


Ausschreibungen, Zertifikate, Verpflichtungen


Eine vielversprechende Option zur konsequenten Förderung von Energieeffizienz sind sogenannte marktbasierte Instrumente. Darunter fallen zum Beispiel wettbewerbliche Ausschreibungen, Auktionsmechanismen, Weiße Zertifikate und Energieeffizienzverpflichtungen. Alle diese Instrumente machen sich Marktkräfte gezielt zu Nutze, um Energiesparmaßnahmen umzusetzen. Außerdem minimieren marktbasierte Instrumente durch ihr Design die Kosten der Energieeinsparung.


Natürlich interagieren alle Instrumente zur Förderung von Energieeffizienz mit dem Markt zu einem gewissen Grad, sei es durch die Beeinflussung von Investitionsentscheidungen oder die Art und Weise, wie wir Energie verbrauchen. Was marktbasierte Instrumente jedoch von anderen Instrumenten unterscheidet, ist die gezielte Nutzung des Marktes, um den optimalen ökonomischen Weg zur Zielerreichung zu finden. Dies wird erreicht, indem man den Marktakteuren die Freiheit lässt, die für sie am besten geeigneten Maßnahmen und Umsetzungswege zu wählen.


Rund um den Globus gibt es ein zunehmendes Interesse an solchen innovativen Politikinstrumenten, um Energieeffizienz zu fördern. Die Anzahl der marktbasierten Instrumente hat sich im vorangegangen Jahrzehnt vervierfacht. Denn durch die Nutzung von Marktkräften wie Konkurrenz und Profitmaximierung können Energieeffizienzverbesserungen potentiell kostengünstiger erbracht werden.


Was marktbasierte Effizienzpolitik bringen kann


Eine Studie des Regulatory Assistance Project und der Internationalen Energieagentur (IEA) für die G7 zeigt, dass weltweit im Jahr 2015 rund 23 Milliarden Euro mittels marktbasierter Instrumente in Energieeffizienz investiert wurden – das sind 12 Prozent des globalen Investitionsvolumens für Energieeffizienz. Im Mittel erzielen diese Instrumente Einsparungen zu Kosten von 2,3 bis 3,4 Euro-Cent pro Kilowattstunde. Diese Kosten sind deutlich niedriger als die typischen Energiekosten, die in den meisten Sektoren und an den meisten Standorten anfallen. Mit den ambitioniertesten Instrumenten werden jährlich Einsparungen von mehr als drei Prozent des gesamten Stromverbrauchs erzielt, wodurch die Verbraucherrechnungen sinken und weniger Infrastrukturinvestitionen nötig sind.


Die Wahl der neuen Regierung bietet eine Chance, die Rolle der Energieeffizienz für die Energiewende neu zu denken. Marktbasierte Instrumente haben das Potential, Investitionen in Energieeffizienz in allen Sektoren deutlich zu erhöhen und die Lücke zu den politischen Zielen zu schließen.

Jan Rosenow ist Senior Associate des Regulatory Assistance Projects (RAP).

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