Auch wenn nach wie vor keine Sanierungswelle durch Deutschland rollt, hat die Bundesregierung mit dem Nationalen Effizienzplan Nape und der Formulierung einer konsistenteren Effizienzpolitik möglicherweise einen Grundstein für eine Erhöhung der Sanierungsrate gelegt. Auch wenn es nach wie vor keine gemeinsame Definition dieses Begriffes gibt. Derzeit arbeitet das Darmstädter Institut für Wohnen und Umwelt (IWU) an einer Neuauflage einer „Datenerhebung Gebäudebestand“. 2010 hatte das Institut eine Sanierungsrate von 0,8 Prozent im Jahr ermittelt. Nikolaus Diefenbach vom IWU berichtet, dass derzeit „eine Stichprobenbefragung zu den energetischen Merkmalen und Modernisierungsraten im Wohngebäudebestand“ stattfinde. Das Projekt läuft noch bis Ende 2017. „Ergebnisse liegen bisher noch nicht vor“, sagt Diefenbach.
Für die Energieexpertin der grünen Bundestagsfraktion, Julia Verlinden, reicht die Aufstockung des CO2-Gebäudesanierungsprogramms der Förderbank KfW auf jährlich zwei Milliarden Euro, jedenfalls nicht aus. Sie findet: „Die Regierung Merkel hinterlässt im Wärmesektor eine Großbaustelle.“ Die Gebäudesanierung sei „viel zu langsam vorangekommen und erneuerbare Wärme stagniert weiter auf niedrigem Niveau“, kritisiert sie. „Zuletzt wurden sogar wieder mehr neue Ölheizungen eingebaut – und das sogar mit staatlichen Subventionen“. Damit spricht Verlinden das neuaufgelegte Förderprogramm zur Heizungsmodernisierung an, das von der finanziellen Ausstattung her das zweitgrößte Förderprogramm ist, aber nach den Vorschlägen des Wirtschaftsministeriums von 2019 an keine fossilen Heizsysteme mehr fördern soll. Verlinden fordert für die Zeit nach der Bundestagswahl „ein Milliardenprogramm für Quartierssanierungen ebenso wie ein Klimawohngeld für Haushalte mit kleinem Einkommen“.
Die Bundesregierung selbst findet, dass sie gar nicht so schlecht da steht. Das Wirtschaftsministerium beispielsweise verweist auf das erfolgreiche CO2-Gebäudesanierungsprogramm der KfW. Im ersten Halbjahr 2017 sei die „energieeffiziente Sanierung beziehungsweise Errichtung von rund 228.000 Wohnungen unterstützt“ worden. Weitere rund 121.000 Förderzusagen seien erteilt worden. „Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind die geförderten Wohneinheiten um rund sechs Prozent und die erteilten Förderzusagen um rund 13 Prozent angestiegen, teilt das Ministerium von Brigitte Zypries (SPD) mit.
Seitdem der Nape in Kraft ist, werden auch gewerbliche Gebäude gefördert. Nach Ministeriumsangaben wurden von Juli 2015 bis Ende Juni 2017 rund 2800 Zusagen für die Sanierung oder den Neubau gewerblich genutzter Gebäude erteilt. Allein 2017 waren es im ersten Halbjahr 730 Zusagen. Für 2017 stehen Programmmittel in Höhe von zwei Milliarden Euro zur Verfügung, 1,7 Milliarden Euro als Kreditförderung und 300 Millionen Euro als Zuschussförderung. Tatsächlich läuft die Förderung für Neubauten besser als für Sanierungen.
Das als Alternative für die 2015 gescheiterte steuerliche Förderung aufgelegte Anreizprogramm Energieeffizienz (APEE) kommt nach Angaben des Wirtschaftsministeriums seit dem Förderbeginn 2016 ebenfalls gut an. 24.500 Förderzusagen für den Austausch ineffizienter Heizungen sind erteilt worden. 2016 waren es insgesamt 36.600 Förderzusagen. steigend. 2017 stehen für das Programm 165 Millionen Euro zur Verfügung, und das Ministerium rechnet damit, dass das Geld bis zum Jahresende vollständig gebunden sein werde.
Was noch nicht lange läuft, wovon sich aber Experten wie Norbert Diefenbach einiges versprechen, ist der individuelle Sanierungsfahrplan, der für jedes Bestandsgebäude mit Hilfe der Energieberatungsstellen erstellt werden soll. Denn dass das Geld der Einfamilienhausbesitzer oft nicht reicht, um eine grundlegende energetische Sanierung in einem Schritt zu finanzieren, ist keine Neuigkeit mehr. Da kommt es dann aber umso mehr darauf an, dass die einzelnen Sanierungsschritte zueinander passen – und tatsächlich den Treibhausgasausstoß der Gebäude mindern.
Mit der neuen Förderstrategie des Wirtschaftsministeriums sollen dann auch zwei Kritikpunkte abgebaut werden, die bisher wohl viele daran gehindert haben, die Fördermittel auch in Anspruch zu nehmen. Es soll besser über die verschiedenen Fördermöglichkeiten informiert werden, und der bürokratische Aufwand soll sinken. Gelingt das, könnte sich das Tempo der Sanierung zumindest etwas erhöhen. Auch wenn auch in den kommenden vier Jahren nicht mit einer riesigen Sanierungswelle zu rechnen ist.
Auch Christian Stolte von der Dena hält die Beratung für besonders wichtig. „Experten analysieren das jeweilige Gebäude und machen auf die finanzielle Situation der Eigentümer abgestimmte Sanierungsvorschläge“, sagte der Bereichsleiter Energieeffiziente Gebäude der Dena Background Energie und Klima. Mit dem von der Dena entwickelten „Individuellen Sanierungsfahrplan“ gebe es seit Juli „erstmalig eine einfache, übersichtliche und praktikable Unterstützung für Gebäudeeigentümer“. Mehr Informationen zum Sanierungsfahrplan und zu Energieberatern findet man unter www.dena-expertenservice.de.