Ein großer Wurf für einen neuen Emissionshandel

Bisherige Reformvorschläge für den darnieder liegenden Emissionshandel der EU beschränkten sich vor allem auf ein Backloading von überzähligen Zertifikaten. Einen neuen Ansatz verfolgt das Institut für Weltwirtschaft.

veröffentlicht am 04.04.2017

aktualisiert am 22.11.2018

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Aktuell beachtet das europäische Emissionshandelssystem (ETS) nur die Emissionen großer Verbrennungsanlagen ab 20 Megawatt und den innereuropäischen Luftverkehr. Alle anderen Bereiche wie kleine fossile Wärmeerzeuger, die den Wärmemarkt dominieren und auch der gesamte Straßenverkehr, werden nicht erfasst.


Das künftige, als EU-ETS+ bezeichnete System, würde alle Anlagengrößen und alle Energieträger berücksichtigen. Wie beim aktuellen EU-ETS auch würden wirtschaftliche Aktivitäten, die mit Treibhausgas-Emissionen verbunden sind, mit den externen Kosten dieser Emissionen belastet, indem die Verursacher Emissionsrechte vorweisen müssen, die sie auf dem Markt kaufen.


Aufgrund ihrer geringeren Emissionen hätten die erneuerbaren gegenüber den fossilen Energieträgern dann automatisch einen Vorteil. Es würde aber auch der Wettbewerb der erneuerbaren Energien untereinander gefördert, glauben die Forscher, weil Erneuerbare mit hohen Emissionen bei der Herstellung der Anlagen oder bei der Produktion der Rohstoffe mit jenen konkurrieren müssten, die wenig Treibhausgase erzeugen.


Die bisherige Förderung erneuerbarer Energien hat hingegen nach Ansicht der Forscher zu Verzerrungen und volkswirtschaftlich zu hohen Kosten geführt. Betreiber von PV-Anlagen hätten 2013 mehr als doppelt so hohe EEG-Vergütungen erhalten wie die Betreiber von Biomasseanlagen, obwohl diese in Summe mehr CO2-Äquivalente vermieden hätten.


Das EU-ETS+-System sollte alle Wertschöpfungsstufen einbeziehen, was natürlich auch für die fossilen Energieträger gelten würde. Derzeit werden die mit der Förderung und dem Transport von Erdöl, Kohle & Co. verbundenen Emissionen nämlich nur teilweise erfasst. Die Forscher gehen davon aus, dass sich eine solche Anpassung des Emissionshandels deutlich positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit der erneuerbaren Energien auswirken würde.


Die Grundvoraussetzung für ein funktionierendes EU-ETS und ein EU-ETS+ gleichermaßen sei allerdings, dass die bisherigen grundlegenden Mängel wie die zu geringen Preise für die Emissionsrechte und die zu großen Mengen an Emissionszertifikaten auf dem Markt korrigiert werden. „Aktuell sind die Preise so niedrig, dass von ihnen keinerlei Einsparungs-Anreize ausgehen“, meint das Forscherteam.


Es untersucht in dem Vorhaben, wie das neue EU-ETS+ im Detail ausgestaltet sein müsste und wie der Übergang vom heutigen zum künftigen System aussehen könnte. Auch die rechtlichen Aspekte werden betrachtet.


Das Projektteam betrachtet außerdem die möglichen Auswirkungen des neuen EU-ETS+ auf den Welthandel: Da es ein System wie den EU-ETS in vielen anderen Ländern außerhalb Europas nicht gibt, müssten Wettbewerbsverzerrungen bei Produkten vom oder für den Weltmarkt korrigiert werden.

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