Schwarz-Rot will auch künftig die einheitliche Gebotszone erhalten. Dabei wären lokale Strommarktplätze in der Lage, die Systemstabilität zu erhöhen, Kosten zu senken und Netzengpässe zu verringern, argumentieren Karsten Neuhoff vom DIW und Klaus Mindrup von Energiedialog 2050. Bei einem einmaligen Wechsel zu Marktplätzen ließen sich Investitionsrisiken durch Absicherung einfacher reduzieren als bei immer wieder nötigen Reformen der Preiszone.
Die Ankündigung im Koalitionsvertrag, das Heizungsgesetz zurückzunehmen, sorgt für Verunsicherung. Doch zugleich bestätigt der Vertrag: Bezahlbares Wohnen, effiziente Wärmeversorgung und beschleunigte Modernisierung sollen zentral bleiben – müssen aber in Einklang gebracht werden. Dazu fordern Rüdiger Lohse, Valentina Fröhlich und René Scharr-Hochegger von der DENEFF innovative Ansätze und empfehlen „Social Contracting“.
Die Klimaschutzziele im Landnutzungssektor (LULUCF) scheinen außer Reichweite. Die Abkehr von den Zielen für naturbasierte CO2-Entnahme käme jedoch einer Aufgabe der Klimaneutralität gleich, warnt Milan Loose. Die neue Bundesregierung müsse daher gleichzeitig ihre Bemühungen für Emissionsreduktionen in allen Sektoren und den Ausbau der natürlichen Senken verstärken, betont der Referent für Negativemissionen bei Bellona Deutschland.
Die neue Koalition preist strategische Partnerschaften – doch ihre Pläne sprechen eine andere Sprache. Statt attraktiver Partnerschaften auf Augenhöhe stehen einseitige deutsche Interessen im Fokus, von Fluchtursachenbekämpfung bis Rohstoffzugriff. So verspielt Deutschland strategische Chancen, warnen Lukas Kahlen und Ines Paiva von NewClimate Institute.
Das noch vom alten Bundestag verabschiedete Sondervermögen von 500 Milliarden Euro für Infrastruktur und Klimaneutralität bietet das strategische Momentum zum Aufbau grüner Leitmärkte, argumentiert der Grünen-Bundestagsabgeordnete Julian Joswig. Die neue Bundesregierung dürfe keine Zeit verlieren und müsse die verfügbaren Mittel ökonomisch und ökologisch sinnvoll einsetzen, indem Ausschreibungen für Bau- und Sanierungsprojekte gezielt klimafreundliche Innovationen wie grünen Stahl fordern.
Die Energiewende braucht keinen Neustart, sondern mehr Bürgerenergie und Verlässlichkeit. Im Koalitionsvertrag finden sich dafür laut Martin Bialluch, Geschäftsführender Vorstand und Vorstandssprecher im Bündnis Bürgerenergie, einige gute Ansätze.
Die gleichwertige regionale Entwicklung muss auch künftig als politischer Handlungsauftrag verstanden werden. Ohne gezielte finanzielle Unterstützung vom Bund wird die sozialverträgliche Transformation in den Kohlerevieren scheitern, betont Michael Kellner. Dass das Geld aus dem Sondervermögen Infrastruktur weniger Wirkung in strukturschwachen Regionen entfalten dürfte, wie es der Ökonom Oliver Holtemöller kürzlich nahelegte, dem widerspricht der scheidende Staatssekretär im BMWK entschieden.
Die Union will das Entwicklungsministerium ins Auswärtige Amt eingliedern – ein Schritt mit Folgen. Beispiele aus Großbritannien und Australien zeigen, wie sehr darunter Glaubwürdigkeit und Wirksamkeit der Entwicklungspolitik leiden können. Deutschland sollte diese Fehler vermeiden und seine Entwicklungs- und Klimapolitik strategisch neu ausrichten, fordert Michael Roll vom IDOS.
Rohstoffsicherheit und Geopolitik gehören untrennbar zusammen – und die neue deutsche Regierung muss darauf reagieren, schreiben Jakob Kullik (TU Chemnitz) und Jens Gutzmer (Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie). Sie fordern ein eigenes Ressort, das alle Aspekte bündelt, vom Bergbau bis zum Recycling. Denn nicht zuletzt die Transformation des Energiesystems läutet ein neues Metallzeitalter ein.
500 Milliarden Euro sollen in den nächsten zehn bis zwölf Jahren in die Erneuerung der deutschen Infrastruktur fließen. Und auch auf europäischer Ebene stehen vergleichbare Pläne – getrieben durch Initiativen wie den Draghi-Plan – weit oben auf der Agenda. Das sei die Chance, unsere energieintensiven Industrien zu modernisieren und zu dekarbonisieren, erläutert Jürgen Peterseim, Director, Sustainability Services bei PwC Deutschland. Grüne Leitmärkte hält der Experte für das geeignete Instrument.
Schafft der künftige Koalitionsvertrag ein Ende der Unsicherheit im Gebäudesektor – und ebnet er den Weg für Klimaschutz und bezahlbares Wohnen? Statt unklarer Bekundungen zur Emissionseffizienz braucht es eine zügige Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie und eine zielgerichtete Förderung. Nur so entsteht Verlässlichkeit und Raum für innovative Lösungen. Das bietet die Chance, die Risse zu kitten, die durch die aufgepeitschte Debatte der Heizungsparagraphen entstanden sind.
Die Rückkehr zu Freileitungen beim Ausbau der Stromtrassen könnte Milliarden einsparen, so das Versprechen. Tobias Goldschmidt, Energieminister des Landes Schleswig-Holstein warnt die Koalitionsverhandler aber vor einem teuren Fehler, der die erreichte Beschleunigung beim Netzausbau zunichtemachen und genau deshalb wieder viel Geld und Akzeptanz kosten würde.
Das EEG ist und bleibt für die weitere Entwicklung der Erneuerbaren im Stromsektor das zentrale Instrument, meint BEE-Präsidentin Simone Peter. Auch 25 Jahre nach seiner Einführung habe das Gesetz noch viele gute Jahre vor sich. Peter erklärt aber auch, wie die Erneuerbaren-Förderung weiterentwickelt werden sollte.
Emissionshandel, grenzüberschreitender Stromaustausch oder Wasserstoffhochlauf: Damit Deutschland und die EU bei Klimaneutralität und Versorgungssicherheit auf Kurs kommen, muss die nächste Bundesregierung Weichen stellen, schreiben Marion Ott und Sebastian Rausch vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung.
Verlässliche Energiepolitik und dauerhaft wettbewerbsfähige Strompreise gehören zu den obersten Zielen der neuen Bundesregierung. Die Windenergie kann dazu beitragen, schreibt Udo Bauer, CEO des Windturbinenherstellers Enercon. Dafür braucht die Branche klare Prioritäten: weniger Bürokratie, bessere Marktzugänge, schnellere Genehmigungen und attraktivere Investitionsbedingungen.
Lobbyvertreter europäischer Öl- und Gaskonzerne haben den geplanten Rechtsakt zur Definition von „kohlenstoffreduziertem“ Wasserstoff intensiv bearbeitet, hat eine europäische Rechercheorganisation aufgedeckt. Dadurch könnten Milliardensubventionen in den fossilen Sektor umgelenkt und die Klimakrise weiter verschärft werden, warnen Neelke Wagner und Kerstin Meyer.
Forderungen an den Petersberger Klimadialog und die bevorstehende COP 30 im Amazonas stellt Jannes Stoppel von Greenpeace. Der Multilateralismus muss zur Bekämpfung der großen planetaren Krisen neu ausgerichtet werden, meint er. Das sei entscheidend für den Schutz des Amazonas und des Weltklimas.
Auch wenn es im Wahlkampf nur wenig thematisiert wurde – die kommende Regierung wird klimapolitische Weichen stellen. Das Wahlprogramm der CDU/CSU propagiert „Technologieoffenheit.“ Das bedeutet aber in erster Linie, notwendige politische Entscheidungen zu vertagen und Emissionsreduktionen zu verzögern, warnen Stefan Schäfer und Tobias Haas. Als einen Knackpunkt identifizieren die Forscher vom RIFS Carbon Capture and Storage.
In den Koalitionsverhandlungen wird es auch um bezahlbares und gleichzeitig klimagerechtes Heizen gehen müssen, finden Brigitte Knopf (Zukunft KlimaSozial) und Katja Kipping (Paritätischer Gesamtverband). Verbraucher:innen, Handwerk und Unternehmen brauchen Planungssicherheit. Beide sehen vor allem Nachbesserungsbedarf bei der gezielten Unterstützung kleiner und mittlerer Einkommen, beim Mieterschutz und der Unterstützung sozialer Einrichtungen.
Mit dem US-Ausstieg aus dem Pariser Klimaschutzabkommen verschärft sich die globale Klimakrise. Angesichts der neuen geopolitischen Weltlage braucht es einen Paradigmenwechsel bei Naturschutz und Klimaanpassung, findet Kai Niebert. Schwarz-Rot muss mit mutigen Investitionen in eine starke grüne Infrastruktur Lebens- und Wohlstandsgrundlagen sichern, fordert der Präsident des DNR.
Die deutsche und europäische Stahlbranche schlägt seit Monaten Alarm. Und das erfolgreich, wie der Steel and Metal Action Plan der EU-Kommission zeigt, der heute veröffentlicht werden soll. Handlungsbedarf im Stahlsektor sieht auch ein europäisches Netzwerk aus über dreißig klima- und umweltpolitischen Organisationen, das nun eine umfassende Bestandsaufnahme zur Transformation der Stahlindustrie in Europa und eigene Vorschläge vorgelegt hat, wie Tilman von Berlepsch (Germanwatch) erläutert.
Der Markt für Großbatterien in Deutschland boomt, doch regulatorische Hürden bremsen den Ausbau. Trotz hoher Nachfrage und Einigkeit über den Nutzen fehlt ein klarer Rechtsrahmen, wie Thorsten Klöpper, Managing Director Deutschland beim Batterieprojektentwickler Voltwise Power schreibt.
Union und SPD einigen sich auf wichtige Eckpunkte beim Klimaschutz und eine Finanzspritze für den KTF, doch Sabine Nallinger vermisst einen glaubwürdigen Gesamtplan für die Umsetzung. Für Unternehmen in der Transformation ist das zu wenig, da sie für Investitionen in Zukunftstechnologien klare Zusagen brauchen, schreibt die Vorständin der Stiftung KlimaWirtschaft. Ihre Hoffnungen ruhen nun auf den Koalitionsverhandlungen.
Die Städte und Gemeinden sind Schlüsselakteure beim Umbau des Landes zur Klimaneutralität. Doch oft fehlen ihnen langfristig sichere Finanzen, um die Großaufgabe Klimawende zu stemmen. Uwe Schneidewind und Erik Lierenfeld, die Oberbürgermeister von Wuppertal und Dormagen, erläutern, warum es eine Grundgesetzänderung braucht, die stabile Investitionen in die Zukunft sichert.
Sicherheit und wirtschaftliche Stärke stehen im Zentrum der Gespräche zur Regierungsbildung. Angesichts geopolitischer Spannungen müssen beide Bereiche eng verzahnt gedacht werden. Die Sondierungsergebnisse reflektieren das aber noch kaum. Ein zentrales Ziel des Koalitionsvertrags muss darum sein, Abhängigkeiten zu reduzieren und Effizienz zu stärken – denn genau hier liegt Deutschlands Stärke, schreibt Christian Noll von der DENEFF.
Die Elektrifizierung läuft derzeit eher schleppend, der Strombedarf könnte bis 2045 doch nicht so stark ansteigen wie angenommen: Diese Argumente lassen die Diskussion über die Dimension des Netzausbaus wieder aufkommen. Eine Drosselung ist im Gespräch, auch um die Kosten im Zaum zu halten. Doch das ist zu kurz gedacht, argumentiert Anke Hüneburg, ZVEI-Bereichsleiterin Energie.
Die Stimmung im internationalen Klimaschutz ist aus Sicht von Till Mansmann am Boden, die deutsche Energiewende von der Realität eingeholt. In einem globalen Markt für klimaneutralen Wasserstoff kann die letzte Hoffnung auf eine rechtzeitige Defossilisierung der Weltwirtschaft liegen, schreibt der entwicklungspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion – sofern die deutsche Politik nicht den Glauben daran verliert.
Eine neue Bundesregierung muss einen Rahmen für den Bau neuer Kraftwerke auf den Weg bringen. Bis diese in Betrieb sind, wird es dauern. Andreas Reichel, CEO und Arbeitsdirektor der Steag Iqony Group, schlägt vor, systemrelevanten Reservekraftwerken in bestimmten Situationen eine Marktteilnahme zu ermöglichen, um Preisspitzen vermeiden.
Aktuell wird um die dringend notwendige Reformierung der Schuldenbremse und die Ausgestaltung eines 500-Milliarden-Euro-Sondervermögens für Infrastruktur gerungen. Bei diesen Instrumenten darf es nicht bleiben, schreibt Kathrin Henneberger. Notwendig sind in ihren Augen weitere Maßnahmen, um die Haushaltseinnahmen gerechter zu gestalten. Die Grünen-Abgeordnete fordert, reiche Verursacher der Klimakrise zur Kasse zu bitten.
Deutschland braucht mehr gesicherte, steuerbare Kraftwerkskapazitäten, um die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und den Digitalstandort zu sichern, schreiben Anna Klaft (German Datacenter Association) und Constantin H. Alsheimer (Thüga Aktiengesellschaft). Sie warnen vor einer strukturellen Strommangellage.
Die Pläne der Bundesnetzagentur zur Reform des Regulierungsrahmens für die Netzentgelte könnten bei den Betreibern aus Sicht des Verbandes kommunaler Unternehmen zu erheblichen Mindereinnahmen führen, wie Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing schreibt. Er warnt vor negativen Folgen für die Energiewende, wenn Investitionsmittel für den Ausbau der Stromnetze fehlen.
Die Bundesnetzagentur hat einen Zwischenstand zur geplanten Reform der Netzregulierung veröffentlicht. Es wird entscheidend sein, dass die Netzbetreiber bei der Transformation der Netze möglichst kosteneffizient vorgehen, um die Höhe der Netzentgelte für Verbraucher:innen zu dämpfen, schreibt Henning Herbst vom Verbraucherzentrale Bundesverband.
Das Ziel einer klimaneutralen Wirtschaft und wettbewerbsfähigen Industrie ist ohne die Abscheidung und Speicherung von CO2 (CCS) bis 2045 nicht erreichbar, schreibt Katharina Schubert von NRW.Energy4Climate. Nach Ansicht der Industrieexpertin werden in der Debatte derzeit unbegründete Ängste vor der Sicherheit von CO2-Speichern geschürt.
Eine russisch-französische Koproduktion von Kernbrennstoff in Niedersachsen zuzulassen, wäre ein gefährlicher strategischer Fehler, warnt OIena Lapenko. Die Sicherheits- und Resilienzexpertin der ukrainischen Denkfabrik DiXi Group kritisiert die bisherigen Versuche der EU und Deutschlands, Russland aus der europäischen Kernkraft hinauszudrängen, als zu schwach.
Für Luisa Denter (Germanwatch) und Leon von Zepelin (SHIFT) zeigen die Wahlprogramme und der angekündigte Circular Economy Act: Deutschland und die EU setzen bei Kreislaufwirtschaft vor allem auf Recycling. So drohten jedoch Chancen für Klima- und Umweltschutz bei kleinst- bis mittelständischen Unternehmen ungenutzt zu bleiben. Stattdessen müsse die Politik Barrieren beseitigen.
Der laufende Bundestagswahlkampf wird von der Migrationspolitik und wirtschafspolitischen Fragen dominiert. War Klimapolitik vor der Bundestagswahl 2021 noch ein zentrales Wahlkampfthema, so wird dieses aktuell in den Hintergrund gedrängt. Dies zeugt von extremer Kurzsichtigkeit, schreiben Svea Koch und Steffen Bauer vom German Institute of Development and Sustainability.
In Zeiten wachsender globaler Spannungen eröffnet die Klimaaußenpolitik strategische Chancen. Ein Rückzug würde nicht nur Deutschlands internationale Glaubwürdigkeit gefährden, sondern auch seine geopolitische Position schwächen, schreibt die Grünen-Bundestagsabgeordnete Lisa Badum. Deutschland muss seine Führungsrolle in der Klimadiplomatie unbedingt weiter ausbauen, fordert sie.
Die Klimapolitik droht zerrieben zu werden zwischen globaler Machtpolitik und Populismus auf der einen und Top-Down-Überbürokratisierung auf der anderen Seite. Damit würde sie wie in der Finanzkrise 2008/2009 in der politischen Agenda erneut nach unten rutschen. Das wäre fatal, warnt der Geschäftsführer der Denkfabrik Clean Energy Forum, Ruprecht Brandis.
Im Bundestagswahlkampf wird die Klimakrise weitgehend ignoriert, obwohl die Auswirkungen immer spürbarer werden. Für wirksame und breit akzeptiere Maßnahmen dagegen braucht es zivilgesellschaftliche Organisationen, Sozial- und Wohlfahrtsorganisationen sowie Forschungsinstitute. Für das Nationale Bündnis für zukunftsweisende Förderbedingungen fordern Sebastian Metzger (co2online) und Christian Thorun (ConPolicy) für deren Arbeit weniger Bürokratie, mehr Digitalisierung und effizientere Programme.
Der Wasserstoffhochlauf in Europa lahmt, die Kosten sind weiterhin zu hoch. Statt auf Vereinfachungen, setze die EU aber auf detaillierte und strenge Vorgaben für erneuerbaren und kohlenstoffarmen H2, bemängelt EnBW-Vorstandsmitglied Dirk Güsewell. Er fordert von der EU mehr Pragmatismus – auch zur Stärkung der globalen Wettbewerbsposition auf der Nachfrageseite.
Die Europäische Union hat sich wegweisende Klimaziele gesetzt, droht aber bei erneuerbaren Energietechnologien vom Ausland abgehängt zu werden. Eine aktive und wertegeleitete Industrie- und Handelspolitik auf Grundlage bereits bestehender EU-Gesetzgebungen ist die europäische Antwort, die es jetzt in Zeiten von drohenden Handelskriegen, Protektionismus und fossiler Rollbacks braucht, argumentiert Sascha Müller-Kraenner von der Deutschen Umwelthilfe.
In den ersten Wochen seiner Amtszeit hat US-Präsident Donald Trump eine Wende in der Energie- und Klimapolitik eingeleitet. Doch Ian Bremmer, Präsident der Euraisa Group, ist überzeugt, dass den grünen Wandel im Land niemand mehr aufhalten kann. Die Märkte, schreibt Bremmer, seien längst auf erneuerbare Energien umgeschwenkt, nicht nur in den USA.
Die baltischen Staaten haben ihr Stromnetz mit dem kontinentaleuropäischen synchronisiert. In Anbetracht der jüngsten mutmaßlichen Sabotage-Akte in der Ostsee bestehen Risiken. Russland könnte eskalieren und bleibt unberechenbar. Die EU und besonders Deutschland und Polen sollten vorsorgen, empfehlen Susanne Nies vom Helmholtz-Zentrum Berlin und Maciej Jakubik von Forum Energii.
Mit mehr Biogas kann das Energiesystem schneller Richtung erneuerbare Energien umgebaut werden. In seinem Standpunkt zeigt Uwe Welteke-Fabricius die erfreulichen Folgen der neuen Regeln für die Biogasförderung auf.
Großwärmepumpen sind nicht nur eine Zukunftsoption unter vielen: Sie sollen eine zentrale Transformationsrolle spielen. Derzeit geht alles in die richtige Richtung. Bau und Planung schreiten rasant voran, zahlreiche Mega-Projekte werden auf den Weg gebracht. Dabei ist sogar noch Luft nach oben für Verbesserungen an Technik und Wirtschaftlichkeit. Doch die regulatorischen Hindernisse müssen reduziert werden und die Förderung muss stimmen, betont Henrik Pieper vom Hamburg Institut.
Hannover, Stuttgart, Mannheim – immer mehr Städte kündigen die Stilllegung ihrer Gasverteilnetze an. Doch in vielen Kommunen herrscht Verunsicherung, weil die Rechtsgrundlage und klare Vorgaben für die Umsetzung solcher Pläne fehlen. Die nächste Bundesregierung muss sie schaffen – und sollte dabei keine Zeit verlieren, fordert Till Irmisch vom Umweltinstitut München.
Die Wärmepumpe ist in der Diskussion um das Heizungsgesetz in Verruf geraten – zu Unrecht, argumentiert Hendrik Ehrhardt vom Heiztechnikhersteller Stiebel Eltron. Aus seiner Sicht bietet die Technologie viele Vorteile für Verbraucher und Umwelt. Er fordert für die Zukunft Klarheit statt Symbolpolitik im Heizungskeller, dann könnte auch die deutsche Heizungsindustrie von einem globalen Trend profitieren.
Das Überschreiten der 1,5-Grad-Marke Anfang 2025 markiert einen Wendepunkt für die Klimatechnologiebranche. Statt eines befürchteten Endes der Klimatechnologie könnte dieser Moment zum Katalysator für beschleunigte Innovation und Investitionen werden, argumentiert Jan Lozek von Future Energy Ventures.
Eine neue Bundesregierung wird sich voraussichtlich um die Senkung der Stromkosten kümmern. Doch die bisherigen Vorschläge der Parteien lassen die Systemkosten außer Acht. Dabei ließen sich mit einer Reihe von Reformen Privathaushalte und Unternehmen um Milliarden entlasten, argumentiert Ralph Kampwirth von Lichtblick.
Bisher beschränken sich Smart Grids hierzulande meist auf Pilotprojekte. Der flächendeckende Einsatz stockt, auch, weil strenge Sicherheitsanforderungen und ein Gerichtsurteil um intelligente Messsysteme die Umsetzung verzögert hatten. Das gefährdet die Klimaziele und – ein brisanter Aspekt – die Netzstabilität, so Carlo Lazar. Der Smart-Grid-Experte bei Aidon erklärt, welche regulatorischen, finanziellen und strukturellen Hindernisse einer Umsetzung im Weg stehen.
Kaum eine Technologie wird mit so viel Vorschusslorbeeren, überzogenen Erwartungen und falschen Versprechungen bedacht wie die Abscheidung und Speicherung von CO2 (CCS), kritisieren Sophia van Vügt und Karsten Smid. Dabei werden die Chancen von CCS stark über- und die Kosten und Risiken unterschätzt, argumentieren die Experten von Greenpeace Deutschland.
Das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, wird die Menschheit in wenigen Jahren reißen. Aktuell wird diskutiert, ob die Erderwärmung später reduziert werden kann („Overshoot“). Warum das keine gute Lösung, aber wohl die einzige Option ist – und man dieser Diskussion auch etwas Gutes abgewinnen kann, begründen Lukas Daubner und Julia Hönnecke vom Berliner Thinktank Zentrum Liberale Moderne.
Kaum eine öffentliche Debatte hat die Ampelregierung so sehr geprägt wie die um das Gebäudeenergiegesetz. Dabei ging es vor allem um Politikstil und die Grenzen der Akzeptanz von staatlicher Regulierung. Die Wärmepumpe stand als Symbol einer als übergriffig empfundenen Politik im Mittelpunkt – weniger als Technologie mit Beitrag für die Wärmewende und Klimaziele oder der gewachsenen Relevanz der Branche in Deutschland. Das sollte sich ändern, findet Markus Meyer, Politikchef von Enpal.
Die Debatte über CCS wird in Deutschland zu eng geführt, findet Ralf Dickel vom Oxford Institute for Energy Studies. Das Klima verändert sich zu schnell, als dass die Welt auf die Einspeicherung von CO2 aus der Nutzung fossiler Energieträger verzichten könnte, argumentiert er.
Wichtige Aspekte der Klimadebatte kommen nach Beobachtung von Olaf Bandt im Bundestagswahlkampf nicht vor – dabei sind sie entscheidend für Deutschlands Wirtschaft und Wettbewerbsfähigkeit, schreibt der Vorsitzende des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland.
Ein effizientes, dekarbonisiertes Stromsystem mit vielen flexiblen Nutzern benötigt zeitvariable Netzentgelte, die die Knappheiten der Infrastruktur reflektieren. Wolfgang Fritz, Geschäftsführer von Consentec, und Andreas Jahn vom Regulatory Assistance Project argumentieren, die heutige Methodik der Netzkostenwälzung könne dem nicht gerecht werden: Ihr Vorschlag: Die Wälzung zu einer expliziten Durchreichung von zeitvariablen Entgelten umbauen.
Im Bundestag findet heute eine Anhörung zum „Windenergieakzeptanzgesetz“ statt. Leider droht das von CDU/CSU und Teilen der Grünen vorangetriebene Vorhaben das Gegenteil zu erreichen, warnt EEF-Geschäftsführer Nyirenda. Statt den dringend notwendigen Windenergieausbau zu beschleunigen, bremsen komplizierte und unklare Regelungen Projekte weiter aus.
Das Cracking von importiertem Ammoniak ist für Graham Weale das verheißungsvollste Mittel, um Deutschland mit sauberem Wasserstoff zu versorgen. Der Professor für Energiewirtschaft an der Ruhr-Uni Bochum fordert große Anstrengungen: Die Technologie müsse marktreif werden. Häfen in Reichweite der deutschen Industriezentren müssen mit Cracking-Anlagen ausgestattet werden, so Weale – und das H2-Kernnetz kleiner geplant werden.
Mehrere Initiativen der scheidenden Bundesregierung hatten das Potential, sowohl die Erreichung der Klimaziele als auch die Innovationsstärke zu verbessern, schreibt Magnus Drewelies, Geschäftsführer des Start-up Ceezer. Doch sie sind durch die vorgezogene Bundestagswahl gefährdet.
Obwohl der Stromsektor dank des Ausbaus erneuerbarer Energien Fortschritte macht, bleibt der Wärmebereich das „Stiefkind“ der Energiewende. Die Geothermie hat das Potenzial, die Wärmewende stark zu beschleunigen. Doch trotz ihrer Stärken spielt sie in Deutschland bisher eine Nebenrolle. Ein bundesweiter Geothermie-Gipfel könnte Weichen stellen, um die goldenen Jahre der Geothermie-Skalierung einzuläuten, schreibt Herbert Pohl, Gründer und CEO von Deutsche Erdwärme.
Die Energiewende erfordert leistungsfähige Langzeit-Speicherlösungen, um erneuerbare Energien flexibel nutzbar zu machen. Die Nutzung von Wasserstoff als hauptsächliche Lösungsoption wird aufgrund von Schwierigkeiten beim Import und Verzögerungen der Infrastruktur zunehmend infrage gestellt. Eisen bietet als sicherer, effizienter und nachhaltiger Energieträger eine vielversprechende Alternative, die Strom, Wärme und Wasserstoff CO2-frei speichert und transportiert.
Ab 2025 haben alle Verbraucherinnen und Verbraucher das Recht auf den Einbau eines intelligenten Messsystems – damit können viele Flexibilitäts- und Effizienzpotenziale erstmals richtig gehoben werden. Damit das aber gelingt, ist nicht nur technisch noch einiges zu tun, schreiben Mark Becker-von Bredow und Jonas Rex-Quincke vom ZVEI.
Die Fernwärmeverordnung regelt das Vertragsverhältnis zwischen den Anbietern und den Nutzer:innen von leitungsgebundener Wärme. Sie ist nicht der richtige Ort, um grundsätzliche Fragen zur Finanzierung der Wärmewende zu beantworten, schreibt Florian Munder vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv).
Das Jahr 2024 stand mit der Umsetzung der Renewable-Energy-Directive stark unter dem Zeichen eines beschleunigten Ausbaus der Windenergie auf See. Zugleich rächen sich Standortfehler der Vergangenheit wie beim Windpark Butendiek, meint Anne Böhnke-Henrichs vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Die Zukunft muss anders aussehen, fordert sie: Eine neue Meeresraumordnung könne Planungssicherheit für den Ausbau schaffen und Klima- und Naturschutz versöhnen.
Während im Wahlkampf über das Ende des Heizungsgesetzes, pauschalisierte und damit bremsende Technologieoffenheit sowie eine Renaissance der Atomenergie diskutiert wird, ist der globale Siegeszug der Erneuerbaren nicht zu stoppen. Statt Verunsicherung braucht es für die nächste Legislatur einen Fahrplan für eine wettbewerbliche, sozial gerechte und bürgernahe Energiewende – fordern Oliver Hummel (Naturstrom) und Sönke Tangermann (Green Planet Energy) gemeinsam mit Bürgerwerke und EWS Schönau.
Aktuelle Metastudien leiten Politikvorschläge aus der Analyse weltweiter politischer Maßnahmen ab. So werden best practices identifiziert. Aber der vorläufige Befund kann nicht das Ende der Fahnenstange sein – es muss weitergedacht werden, argumentiert Craig Morris von Klimaschutz im Bundestag e. V.