Da ich bald wieder Geburtstag habe, beschäftige
ich mit aktuell neben der Energieeffizienz mit Kuchenfragen. Ein
bekanntes Kinderlied macht hierzu klar, wie wichtig eine Handvoll
essentieller Zutaten sind, damit daraus was wird. Fehlt eine, wird kein
Kuchen draus. Mit Blick auf die Positionierung der Parteien in der
Energieeffizienzdiskussion im Wahljahr habe ich allerdings den Eindruck,
dass dabei allein der Safran oder zeitgemäßer die Deko im Vordergrund
steht. Oder man verliert sich im Klein-Klein von Geschmacksfragen, was
man sonst noch so rein tun könnte und in Verteilungsfragen. Das
wichtigste, also die Vollständigkeit der Grundzutaten ist noch nicht so
präsent. Dabei braucht es für eine gelungene Energieeffizienzpolitik
sogar nur vier Zutaten.
Man nehme also erstens: Eine energiepolitische Strategie, die Energieeffizienz als Priorität verankert (anders als beim Backen muss man in der Politik das Rezept selbst als Zutat nennen, sonst wird es vergessen). Bei „Efficiency First“ geht es nicht um Energieeffizienz als Selbstzweck. Ziel ist ein kostenoptimales nachhaltiges Energiesystem der Zukunft, bei dem der Ausbau- und Umbau von Energieerzeugung, -verteilung und Speicherung auf Basis eines effizienten Bedarfsniveaus geschieht. Alles andere wäre es so, als ob ich zwei Kuchen backen müsste, um meine Gäste satt und glücklich zu bekommen und dann nachher festzustellen, dass einer davon in Form von Krümeln unter dem Tisch gelandet ist.
Zweitens, eine Qualifizierungsoffensive, mit der der Bedarf an Fachkräften hinreichend gedeckt wird. Wenn die Strategie aufgeht, also sich die Nachfrage nach Sanierungen sich verdoppelt, braucht man dazu ausreichend Ingenieure, Handwerker, Techniker und dergleichen, welche die notwendigen Maßnahmen effektiv umsetzen. Sonst passiert nämlich das gleiche wie beim Backen mit zu kleiner Form: Es geht daneben.
Drittens: Erfolgsorientierung. Am Ende soll genau der Kuchen dabei rauskommen, der hält was er verspricht. So soll die energetische Modernisierung einer Industrieanlage deren Energieeffizienz messbar wie beabsichtigt steigern und dauerhaft sichern, damit die Investition sich rechnet.
Viertens: Digitalisierung. Sie ist sozusagen das Backpulver, denn sie macht Energieeffizienz einfacher, attraktiver und günstiger. Anders als beim Kuchen muss beim Energiesparen der „Will-Haben-Effekt“ ja erst geweckt werden. Die Digitalisierung kann das mit neuen, disruptiven Geschäftsmodellen, schlauen Feedback-, Steuerungs- und Belohnungssystemen schaffen. Viele Start-Ups nehmen sich der Thematik bereits an. Doch erst mit den richtigen Rahmenbedingungen können sie voll durchstarten!
Eigentlich ganz einfach, oder? Zur Zeit veröffentlichen die Parteien nach und nach ihre Wahlprogramme. Die Deneff wird die Programme in den kommenden Wochen genauestens analysieren, vergleichen und bewerten. Vollständige Zutatenlisten im oben genannten Sinne – so viel sei vorab verraten – finden sich noch bei keiner Partei. Und natürlich unterscheiden sich die Zutatenlisten nach Gusto und Couleur.
Besonders minimalistisch tritt die FDP auf. Hier soll sich der Kuchen selbst backen, wenn der Markt danach ruft. Die Linke nennt vor allem eine Menge Zutaten, die Grundsubstanzen gehen im klimapolitischen Gemischtwarenladen aber verloren. Der SPD-Programmentwurf hatte eine Grundzutat im Programmentwurf enthalten: den Vorrang wirtschaftlicher Energieeffizienzmaßnahmen vor dem Ausbau neuer Erzeugung (Efficiency First). Im Laufe des Parteitags wurde sie leider wieder von der Liste gestrichen. Die Grünen backen am liebsten erst den erneuerbaren Kuchen, wollen sich aber auch der Effizienz widmen – inklusive Digitalisierung und Energiespargesetz. Im CDU-Programm taucht das Wort Energieeffizienz – wie auch bei der FDP – überhaupt nicht auf. Allerdings will die CDU mit einer Wiederbelebung der gescheiterten Steuerförderung für Gebäudesanierung die Stimmung für energetische Modernisierungen versüßen. Für einen vollendetes Backwerk sicher eine wichtige Ingredienz – macht alleine aber noch keinen Kuchen, wenn eine Strategie für den Gebäudesektor insgesamt und für die anderen Verbrauchssektoren ganz fehlt.
Der Tag der Wahrheit ist letztlich der 24. September – eigentlich erst die Unterzeichnung des Koalitionsvertrags. Bis dahin können die Parteien jenseits ihrer Programme die vier Grundzutaten „Efficiency First“, Qualifizierung, Ergebnisorientierung und Digitalisierung noch mit auf ihre Liste setzen. Für die Energiewendepolitik der nächsten vier Jahre wäre das wie Weihnachten und Geburtstag an einem Tag.