„Das Forschungsministerium geht hier programmatischer voran“, sagt der Speicherexperte Michael Sterner zu Bekanntgabe der Firmengründung von TerraE. „Einen industriepolitischen Anschub, wie sie das Forschungsministerium nun leistet, würde ich eigentlich vom Wirtschaftsministerium erwarten“, sagte Sterner Tagesspiegel Background.
Das Forschungsministerium wertet die Gründung von TerraE auch als Erfolg der eigenen Politik. Rund 400 Millionen Euro flossen seit 2008 in die deutsche Batterieforschung. Um den Bau der Fabrik zu unterstützen, strebt die Bundesregierung den Status eines Important Project of Common European Interest bei der EU an. Wenn der vorliegt, darf der Aufbau einer Produktion in einer Schlüsselindustrie direkt gefördert werden.
„Das Wirtschaftsministerium steht auf dem Standpunkt, dass die Stromnetze zuerst kommen, dann viel später erst die Speicher“, sagt Sterner. Es würden jedoch noch mindestens zehn Jahre vergehen, bis die Netze für die Energiewende fertig seien. Bereits jetzt würde jährlich so viel Strom weggeworfen, wie 1,3 Millionen Haushalte verbrauchen. Für Redispatch und als Entschädigung fürs Abregeln von erneuerbarer Energie entstünden Kosten von knapp einer Milliarde Euro pro Jahr.
Deshalb sollte das recyclingbewusste Deutschland nicht alles auf die Karte Netzausbau setzen, sondern auch den Weg für Speicher öffnen. Das Argument, dass Netze billiger seien als Speicher, habe nur bis zu dem Zeitpunkt gegolten, als sich die Regierung auf weiten Strecken für die Erdverkabelung entschied und die Speicherkosten noch sehr hoch waren. „Die Erdverkabelung kostet 15 Milliarden zusätzlich“, schätzt Sterner.
„Das Forschungsministerium sieht, dass die Batterietechnologie ein Weltmarkt ist“, lobt er die Politik. Bisher sei in Deutschland viel entwickelt, aber wenig in Arbeitsplätze umgesetzt worden. „Wenn wir die Arbeitsplätze halten wollen, die künftig bei den Zulieferern der Automobilindustrie wegfallen, muss es solche industriepolitische Maßnahmen geben“, sagte Sterner. „Wenn wir jetzt nicht die Speicherforschung in Speichermärkte überführen, findet die Wertschöpfung und Entwicklung anderorts statt. Soweit sollten wir es nicht kommen lassen, sondern jetzt die Zukunftstechnologien anschieben, die wir ohnehin für die Energiewende brauchen.“