Im Klimaabkommen von Paris wurde beschlossen, den Kohlendioxid-Ausstoß der Vertragsstaaten genauer zu messen, unter anderem mit Satelliten. Politisch relevant ist das Thema, weil man die Überwachung des CO2-Ausstoßes – und damit der Umsetzung des Klimaabkommens – nicht den Amerikanern, Russen oder Chinesen überlassen will, sagt Johannes von Thadden, Vizepräsident von Airbus.
Gerade jetzt, wo der amerikanische Präsident Trump die Mittel für die Nasa und die Wetterbehörde NOAA zusammenstreichen will, wären die Daten eines europäischen Satelliten entscheidend für die Klimaforschung. Doch die Kosten für seine Entwicklung sowie der nötigen Messtechnik sind noch nicht gesichert. Von Thadden schätzt sie auf einen dreistelligen Millionenbetrag.
Bisher wird der CO2-Ausstoß vor allem von Bodenstation gemessen. Die bekannteste befindet sich auf dem Mauna Loa auf Hawaii. Im All befindet sich seit 2013 das Orbiting Carbon Observatory (OCO) der Nasa. „Es kann sehr gut die regionale Verteilung von Kohlendioxid messen, funktioniert aber nicht bei Wolken und hat eine begrenzte zeitliche Auflösung“, sagt Georg Feulner vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung. Weitere CO2-Satelliten haben die Chinesen mit Tansat und die Japaner mit Gosat im All. Sie können gut eine Gesamtbilanz des CO2-Zyklus auf der Erde liefern, aber keine einzelnen Emittenten feststellen.
„Um den CO2-Ausstoß von Nationen trennscharf zu messen, bedarf es noch einiger Entwicklungsarbeit. Das ist nicht trivial“, sagt Johannes von Thadden. Was der Satellit können und wie genau er die Emissionen erfassen soll, dazu gibt es bereits Forschungsprojekte, die aus dem Programm Horizon 2020 der EU finanziert werden. Das berichtet Vincent-Henri Peuch, Leiter des Copernicus Atmosphere Monitoring Service. Er schätzt, dass die Entwicklung des CO2-Satelliten bis mindestens 2025, wenn nicht bis 2030 dauern wird.
Die Finanzierung ist aber noch nicht gesichert. Der laufende EU-Haushalt biete nicht genug Flexibilität, um Projekte in dieser Größenordnung neu einzufügen, sagt ein Insider. Es begännen aber schon jetzt die Gespräche für den nächsten Haushalt, der ab 2021 gelten soll. Mit dem Austritt der Briten aus der EU werde das Problem nicht kleiner, tragen sie doch mit 100 Millionen Euro jährlich einen guten Teil zum Budget der ESA bei, sagt Johannes von Thadden.
Ähnlich sieht das Michel Reimon, Raumfahrt-Experte der Grünen im EU-Parlament. Jedoch: „Gerade in Zeiten, in denen Donald Trump droht, die Klimaforschung zu ruinieren, muss Europa die Speerspitze gegen den Klimawandel bilden“, sagt Reimon.