Standpunkte Soziale und wirtschaftliche Zusatznutzen von erneuerbaren Energien

Um dem Klimawandel effektiv entgegentreten zu können, müssen sich auch Entwicklungs- und Schwellenländer rasch von ihren fossilen, treibhausgasintensiven Energieträgern verabschieden. Die positiven Zusatznutzen von Energiepolitiken mit Erneuerbaren können hierbei zum entscheidenden Argument für den Strukturwandel werden, schreibt Sebastian Helgenberger vom IASS Potsdam in seinem Standpunkt.

von Sebastian Helgenberger

veröffentlicht am 13.03.2018

aktualisiert am 15.11.2018

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Background berichtete vergangene Woche über eine Studie, die Investitionen und Beschäftigung in der deutschen Energiewirtschaft beleuchtet. In diesem Zusammenhang kritisierte die grüne Bundestagsabgeordnete Julia Verlinden, die Bundesregierung ignoriere nach wie vor die wirtschaftliche und arbeitsmarktpolitische Bedeutung der erneuerbaren Energien. Diese Haltung unserer Regierung ist in der Tat bemerkenswert, denn in vielen Ländern sind es gerade die sozialen und wirtschaftlichen Zusatznutzen (sogenannte Co-Benefits) der neuen Energiewelt, die den notwendigen Strukturwandel vorantreiben.


Besonders Entwicklungs- und Schwellenländer setzen auf erneuerbare Energien, um akute gesellschaftliche wie ökonomische Probleme zu lösen. Am IASS in Potsdam arbeiten wir im Rahmen des internationalen COBENEFITS-Projekts gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium und internationalen Partnern in Ländern wie Südafrika und Indien daran, diese Chancen der globalen Energiewende für unsere Partnerländer nutzbar zu machen. Deren Regierungen versprechen sich davon insbesondere positive Beschäftigungseffekte, saubere Luft und eine faire Regionalentwicklung.


Soziale und wirtschaftliche Chancen kaum diskutiert


Die Energiewende in Deutschland ist seit ihrem Beginn in den 1970er Jahren ein durch die Gesellschaft getragener Strukturwandel, vorangetrieben durch lokale Umweltschutzinitiativen, aber auch zunehmend durch wirtschaftliche Gewinne in den Händen von vielen – Stichwort Bürgerenergie.


Mit seiner Energiewende und der Einbindung einer Vielzahl von Akteuren in die Energieversorgung bei gleichbleibend hoher Versorgungssicherheit geht Deutschland dabei einen international viel beachteten neuen Weg. In Ländern wie Südafrika, aber auch der Türkei und den USA – jenseits von Trump – ist das Interesse an den deutschen Erfahrungen mit einer kommunalen, bürgernahen und sauberen Versorgung und Wertschöpfung mit erneuerbaren Energien unverändert hoch. Umso verwunderlicher ist, dass hierzulande die zahlreichen sozialen und wirtschaftlichen Zusatznutzen der neuen Energiewelt vergleichsweise wenig diskutiert werden.


Als Konsequenz wird der Fortschritt der deutschen Energiewende leicht zum Spielball unterschiedlicher umwelt- und klimapolitischer Prioritäten der deutschen Parteienlandschaft. Gemeinsame Interessen an einer nachhaltigen sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung bleiben außen vor.


Wichtige sozio-ökonomische Analysen, wie die jüngst veröffentlichte Studie zu den wichtigen Beschäftigungseffekten erneuerbarer Energien in Deutschland (siehe Background vom 05.03.2018 „Halbe Energiewirtschaft arbeitet für Erneuerbare“), leisten wesentliche Impulse zu dieser notwendigen Debatte. Der von uns vorgeschlagene „Energiewende: Co-Benefits“ Synthesebericht zu sozialen und wirtschaftlichen Chancen der Energiewende könnte sich als wichtiger Meilenstein für eine chancen-orientierte Debatte der Energiewende in Deutschland erweisen.


Selbstverständlich kann nicht oft genug betont werden, wie essenziell ein ambitionierter und effektiver Klimaschutz heute für unser zukünftiges friedliches und freies Zusammenleben sein wird. Auch dafür braucht es die Energiewende – in Deutschland und auf globaler Ebene. Diese wird gelingen, wenn Entscheider überall auf der Welt rasch handeln und Chancen zu nutzen wissen. Hier hat Deutschland noch viel zu tun. Die positiven Zusatznutzen von erneuerbaren Energien könnten auch hierzulande zum entscheidenden Argument für eine klimafreundliche Energiepolitik werden.

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