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Soziale Auswirkungen von Investitionen haben eine hohe Bedeutung. Sowohl Investoren als auch Regulatoren müssen die Herausforderungen bedenken und den Wandel vorangetrieben werden, meint von Nicolas Pelletier, zuständiger Manager für verantwortliches und wirkungsorientiertes Investieren bei der Schweizer Bankengruppe Reyl & Cie.
Vor mehr als dreihundert Jahren entwickelte sich eine Wirtschaftsweise und ein Begriff, der unsere heutige Zeit prägen sollte: Nachhaltigkeit. Jetzt kommt es darauf an, ihn endlich ernst zu nehmen und – auch mit Investments – natürliche Ressourcen wieder aufzubauen und sozial zu wirtschaften, meint Marcus Brenken, Vorstandschef von Ökofinanz-21, einem bundesweiten Netzwerk freier Finanzdienstleisterinnen und Finanzdienstleister.
Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine nötigt die Finanzverantwortlichen großer Unternehmen, fortlaufendes Krisenmanagement zu betreiben. Für den strategischen Umbau in Richtung Nachhaltigkeit fehlt hingegen vielen CFOs die nötige Kraft. Das könnte für die Unternehmen üble Folgen haben, warnt Achim Wenning von der Managementberatung Horváth: Wer Sustainable-Finance-Themen vernachlässige, werde sich bald mit massiven Wettbewerbsnachteilen seiner Unternehmen herumschlagen müssen, warnt er.
Deutschland soll zum führenden Standort nachhaltiger Finanzierung werden, das hat die Ampel sich vorgenommen, schreibt Katharina Beck, finanzpolitische Sprecherin von Bündnis90/Die Grünen. Dafür werde unter anderem eine kluge Politik benötigt, die bessere Rahmenbedingungen und Anreizstrukturen für privates Kapital setzt. Der im Juni startende Sustainable-Finance-Beirat spiele dabei eine entscheidende Rolle und solle Gehör finden.
Nachhaltige Finanzen taugen nur eingeschränkt, um die Welt auf einen nachhaltigen Klima- und Umweltkurs zu bringen, schreibt die Finanzmarktexpertin Magdalena Senn von der Analyse-Tochter der NGO Finanzwende, Finanzwende-Recherche. Sustainable-Finance-Regulierungen müssten einerseits schärfer werden. Anderseits sollte der Staat grundlegende Defizite des Finanzsystems angehen, statt nur auf die Umlenkung von Finanzmitteln in grüne oder soziale Vorhaben zu setzen, fordert Senn.
80 Prozent der Verschmutzung gelangt über Flüsse und Wasserstraßen in die Ozeane. Unternehmen aus verschiedenen Branchen haben dies als Chance begriffen und Technologien zur Verringerung der Verschmutzung entwickelt, erklärt Isabelle Juillard Thompsen, Co-Portfolio Managerin des DNB Fonds Future Waves, in ihrem Standpunkt-Gastbeitrag für Tagesspiegel Background Sustainable Finance.
Die Impact Reports zu vielen Erneuerbaren-Energien-Projekten müssen von Investoren hinterfragt werden, schreibt Marcus Weyerer von Franklin Templeton Investments. In vielen Berichten fehlten wichtige Angaben, etwa zur Langlebigkeit der vorgeschlagenen Investitionen oder zur Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimawandelrisiken. Zudem, so Weyerer, sollten Investoren möglichst nur den tatsächlichen Ausbau von erneuerbare Energien finanzieren – und nicht bestehende Projekte refinanzieren.
Die Verhandlungen über die EU-Richtlinie für nachhaltige Unternehmensberichterstattung CSRD gehen in ihre letzte Phase. Vor allem EU-Rat und Europaparlament ringen um einzelne Regelungen. Zeit für eine Warnung vor inkonsistenten und überbürokratisierten Vorschriften. Die Nachhaltigkeitsberichterstattung sollte integriert in einem Bericht, konsolidiert auf Konzernebene und von nur einer Prüfungsgesellschaft begutachtet werden, fordert Lothar Rieth, Nachhaltigkeitsleiter des Energiekonzerns EnBW.
Die Bundesregierung sollte den Sustainable-Finance-Beirat 2.0 schnellstmöglich ernennen, damit nicht noch mehr Zeit verloren geht, bis sie kluge Unterstützung erhält und Deutschlands Stimme zu einem nachhaltigen Finanzwesen in Europa wieder zu hören ist, meint Silke Stremlau, Vorständin der Hannoverschen Kassen und Co-Vorsitzende des ehemaligen Beirats.
Die Preise für Energie spiegeln nicht die tatsächlichen Folgekosten für Umwelt und Gesundheit wider, meint Jochen Wermuth, Gründer der Wermuth Asset Management. Der wirkungsorientierte Klimainvestor plädiert für höhere Abgaben auf CO2-Emissionen, Geld, das als Klima- und Friedensdividende an die Bürger ausgeschüttet werden sollte.
Statt auf Nachhaltigkeit im Güterverkehr zu setzen, entlastet die Ampelkoalition ausgerechnet die umweltschädlichsten Transporteure mit Dieselrabatten statt die klimafreundliche Schiene, schreibt Peter Westenberger, Geschäftsführer des Bahnen-Verbands NEE. Damit drohe eine weitere Wettbewerbsverzerrung zugunsten des Lkw-Verkehrs, die allen postulierten Klimaschutzzielen der Bundesregierung widerspreche, so Westenbergers Resümee.
Der US-Fondsgigant Blackrock könnte und müsste wesentlich mehr tun, um als einer der weltweit einflussreichsten Vermögensverwalter die Wirtschaft zur Klimaneutralität zu bewegen, meinen die Wissenschaftler Anderson Lee und Hayden Higgins vom Sustainable Finance Center der Denkfabrik und Beratungsorganisation World Resources Institute (WRI).
Es reicht nicht, wenn Versicherungsgesellschaften ihre Kapitalanlagen nachhaltiger ausrichten. Sie sind gefordert, ihr Kerngeschäft umzustellen, die Risikoeinschätzung, das Produktangebot und die Schadensregulierung, sagt der Versicherungsfachwirt Marcus Reichenberg, Gründer der gemeinnützigen Greensurance Stiftung. Sie veröffentlichte kürzlich mit der Hochschule für Technik Stuttgart das erste Nachhaltigkeitsrating für Sachversicherer.
In der EU wird heftig über eine europaweite CO2-Bepreisung für Verkehr und Gebäude diskutiert. Kai Schiefelbein, Co-Geschäftsführer des Holzmindener Heiz- und Wärmetechnik-Unternehmens Stiebel Eltron, plädiert für eine schnelle Einführung des Emissionshandels. So könnten sich die EU-Staaten weitgehend unabhängig von fossilen Energieträgern und ihren Lieferanten zu machen.
Die neue Berichtspflicht von Unternehmen zu ihren Nachhaltigkeitsrisiken und Leistungen etwas zu verschieben, sei realitätsnäher, sollte aber nicht zu stark verzögert werden, denn die EU-Offenlegungspflichten für Investoren brauchen Substanz, meint Sabine Braun, Geschäftsführerin der Unternehmensberatung Akzente.
Der Angriff auf die Ukraine wird langfristige Auswirkungen auf die Investmentbranche haben. Das schließt auch den Bereich Umwelt, Soziales und Governance (ESG) ein. Investitionsbeschränkungen und eine Beschleunigung der Energiewende könnten insbesondere in Europa weitreichende Effekte haben, meint Maria Elena Drew, Direktorin für Research und Verantwortliches Investieren beim Vermögensverwalter T. Rowe Price.
Nach dem Ob geht es nun um das Wie: 130.000 Milliarden US-Dollar wollen 450 Finanzinstitutionen so anlegen, dass 2050 Treibhausgasneutralität erreicht wird. Dafür benötigen sie klare wissenschaftlich fundierte Kennziffern und Methoden für die Kompatibilität ihrer Portfolios mit den Klimaschutzzielen. Einen ersten Aufschlag hat die Finanzwirtschaft selbst vorgelegt – doch es drohen drei große Fallstricke, warnt Leonie Ederli Fickinger, Projektmanagerin Sustainable Finance beim WWF Deutschland.
Sie sind in vollem Gang, die Modeschauen für die Herbstsaison. Was bei all dem Glitzer und Glamour in Mailand, Paris, Berlin oder New York wenig diskutiert wird, sind jedoch die Nebeneffekte der Fast Fashion: Sie befördert die Wegwerfmentalität bei Kundinnen und Kunden, sorgt für hohe Klimagas-Ausstöße sowie für fünf Prozent des global anfallenden Mülls und Menschenrechtsverstöße. Was getan werden muss, um die Modeindustrie nachhaltiger aufzustellen, erklärt Henrik Pontzen von Union Investment.
Seit Herbst 2021 gibt es erbitterten Streit um Kernkraft und Erdgas als „nachhaltige Technologien“, mit beißender Kritik als Folge. Dabei habe die EU-Kommission schon 2019 den entscheidenden Fehler gemacht: Schon damals habe sie den Pfad der Wissenschaft verlassen, meint Ralph Thurm, Experte für nachhaltige Transformation und Managing Director der NGO R3.0, in seiner Fehleranalyse.
Zwischen Anspruch und den bürokratischen Niederungen politischer Entscheidungen besteht oft eine riesengroße Lücke. Das gilt auch für den Kampf gegen den Klimawandel und insbesondere dann, wenn er über Crowdfunding funktioniert. Der Chef des Solarenergie-Finanzierers Ecoligo aus Berlin, Martin Baart, sowie Fabian Sacharowitz, Investmentchef für Deutschland, Österreich und die Schweiz von EIT Innoenergy, beschreiben, wie gutgemeinte Regeln und starre Rahmen oft nachhaltige Investments ausbremsen.
Großanleger müssen sich aktiv bei Unternehmen einbringen und mit der Politik kooperieren, um effektiv dazu beizutragen, die Klima- und die Biodiversitätskrise zu bewältigen, meint Hans-Christoph Hirt, Leiter Stewardship Services (EOS) des britischen Vermögensverwalters Federated Hermes.
Atomstrom und Gas in der EU-Taxonomie wären eine gefährliche Grenzüberschreitung, meint Michael Schmidt. Der „HLEG-Veteran“ – das einzige deutsche Mitglied der früheren High Level Expert Group on Sustainable Finance der EU-Kommission – stand an der Wiege des EU-Aktionsplans Sustainable Finance und der Taxonomie. Von 2019 bis 2021 wirkte das einstige Geschäftsführungsmitglied von Deka Investment und der heutige Investmentchef von Lloyd Fonds im Sustainable-Finance-Beirat der Bundesregierung mit.
Niedrigere Rohstoffpreise und weniger Umweltzerstörung – das bietet die Einführung einer Kreislaufwirtschaft für Unternehmen. Wie Firmen diese Chancen nutzen können, beschreiben Rüdiger Senft und James Martin vom britischen Nachhaltigkeits-Beratungsunternehmen SLR. Senft arbeitete zuvor unter anderem für die Finanzinitiative des UN-Umweltprogramms, UNEP FI, und war Nachhaltigkeitschef der Commerzbank. Martin berät seit zwölf Jahren Behörden und Unternehmen zu Kreislaufwirtschafts-Projekten.
Christian Conreder, Partner und Leiter des Bereichs Kapitalanlagerecht bei Rödl & Partner in Hamburg, und Magdalena Okonska, Rechtsanwältin in dem Bereich, erläutern Bestrebungen, Kryptowährungen klimafreundlicher zu machen.
Die Regeln der EU-Taxonomie gelten als umfangreich und zugleich kompliziert. Was daran noch verbessert werden muss, erklärt Georg Lanfermann, Präsident des deutschen Rechnungslegungsstandardsetzers DRSC – und bietet zugleich einen Einblick in den Maschinenraum der Konzernbilanzen-Ersteller. Viele große Unternehmen müssen jetzt erstmalig umfangreiche Angaben zu Taxonomie-Quoten als Teil ihrer „nicht-finanziellen Erklärungen“ abliefern und werden dabei mit offenen Fragen konfrontiert.
Roland Kölsch, Geschäftsführer der Qualitätssicherungsgesellschaft Nachhaltiger Geldanlagen (QNG), warnt davor, durch übertriebene Anforderungen ökosozialen Finanzanlagen keine Chance auf den Kapitalmärkten zu geben – und damit dem Fortschritt bei Klima- und Umweltschutz sowie anderen Nachhaltigkeitszielen einen Rückschlag zu versetzen.
Henry Schäfer, der sich seit Jahrzehnten mit Nachhaltigkeit auf dem Kapitalmarkt befasst, bezweifelt, dass nachhaltige Geldanlagen die erhofften sozialen und ökologischen Wirkungen erzielen und der Finanzmarkt die Welt retten kann. Er plädiert für eine strengere und effektiver Umweltschutzregulierung der Realwirtschaft.
Emine Isciel und Jan Erik Saugestad vom Vermögensverwalter Storebrand Asset Management erläutern, was die Finanzbranche tun muss, um Entwaldung zu bekämpfen. Die Vertreter des größten norwegischen Vermögensverwalters plädieren eindringlich für rasches Handeln und breite Kooperation.
Nach der Veröffentlichung des Koalitionsvertrags der Ampel-Parteien muss die neue Bundesregierung nun schnell mehr tun, um Deutschlands mittelständische Wirtschaft fit zu machen für die Herausforderungen der Transformation zu emissionsarmen Geschäftsmodellen, schreibt Franziska Marten von Germanwatch. Dazu gehöre auch, möglichst viele Unternehmen in die CSRD-Offenlegungsvorschriften der EU einzubeziehen, fordert sie.
Ohne Gas als Brückentechnologie kann die Energiewende nicht gelingen. Daher ist es wichtig, dass sich die Bundesregierung für die richtigen Weichenstellungen in der EU-Taxonomie in Brüssel einsetzt. Der Kompromissvorschlag aus Frankreich reicht noch nicht aus, meint Michael Müller, Finanzvorstand der RWE AG.
Finanzwirtschaft und Politik können und müssen gemeinsam die Transformation zu nachhaltigem Wirtschaften entscheidend voranbringen, meint Carsten Mumm, Chefvolkswirt beim Vermögensverwalter Donner & Reuschel.
In ihrem Standpunkt analysieren Johannes Schroeten und Tsvetelina Kuzmanova von der Klimadenkfabrik E3G die Debatte um die EU-Taxonomie und gelangen zum Schluss: Der Diskurs sei geprägt von Missverständnissen und Fehleinschätzungen, mit signifikanten Risiken für den Sustainable-Finance-Standort Deutschland und die EU.
Die Provisionsberatung bei Finanzprodukten steht in der Kritik, aber die Honorarberatung setzt sich nicht durch. Beide bergen Dilemmata auch beim Vertrieb nachhaltiger Kapitalanlagen, meint Pia Sauerborn, Partnerin bei der CSR Beratungsgesellschaft. Sie plädiert für mehr Transparenz bei Vermittlern und Beratern.
Eine grüne EU-Taxonomie reicht nicht, um die sozialen Ziele der Weltgemeinschaft zu erreichen, meint Edda Schröder, Gründerin und Geschäftsführerin von Invest in Visions, einem auf sozial wirkende Anlagen fokussierten Impact-Investor.
Die Europäische Zentralbank muss den Null-Emissionskurs der EU mit der Geldpolitik unterstützen – alleine schon deshalb, weil der Klimawandel die Preisstabilität untergräbt, fordern die Ökonomen Alexander Kriwoluzky vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und Ulrich Volz, Direktor des Centre for Sustainable Finance an der SOAS der Universität London. Und auch beim Ankauf von Anleihen sollten Klimakriterien Gewicht erhalten.
Der Hochwasserschutz in Deutschland reicht noch nicht – ob bei Städten, Gemeinden, Gebäuden oder Fabriken. Gleichzeitig steigt mit dem Klimawandel das Hochwasserrisiko. Jetzt müssen wir endlich schneller vorankommen, fordert Timo Heinisch von der IU Internationale Hochschule in seinem Standpunkt. Die Herausforderung betrifft nicht nur Versicherer, sondern alle Investoren.
Finanzinstitute sollten in punkto Biodiversität nicht die Hände in den Schoß legen, sondern jetzt aktiv werden, meinen Sven Remer (Foto) und Patrick Weltin vom Verein für Umweltmanagement und Nachhaltigkeit in Finanzinstituten (VfU). Aber auch die Politik sollte sich viel engagierter und konsequent für den Erhalt der Lebensgrundlagen einsetzen.
Wenn die Politik will, dass Investoren Nachhaltigkeitsziele über eine bloße Risikovorsorge hinaus verfolgen, muss sie handeln, meint Juliane Hilf. Auch in der Praxis besteht Nachholbedarf.
Better Ventures hat es sich zur Aufgabe gemacht, in Impact-Start-ups zu investieren und dafür einen eigenen Kriterienkatalog entwickelt. Co-Gründerin Tina Dreimann erklärt, unter welchen Bedingungen für sie ein junges Unternehmen werteorientiert ist. Und warum diese Investitionsstrategie keinesfalls die Rendite schmälern muss.
Dr. Janine von Wolfersdorff, Steuerberaterin und Mitglied der neu gegründeten Initiative Zukunftsweisen, kritisiert, dass viele Geschäfts-, Lage- und Risikoberichte keine Auskunft über Klima- und andere Nachhaltigkeitsrisiken geben. Sie fordert, Nachhaltigkeit in die Rechnungslegung und das Controlling zu integrieren.
EU-Taxonomie ja, aber nicht als das zentrale Lenkungsinstrument der Umwelt- und Wirtschaftspolitik – so will der langjährige Europapolitiker der CSU, Markus Ferber, das Kernstück der europäischen Sustainable-Finance-Strategie verortet sehen. Und begründet im Standpunkt, warum Brüssel der Wirtschaft nicht zu viel in Sachen Klimaschutz vorschreiben darf.
Schönfärberei schadet der gesamten Branche, warnt Mike Judith, internationaler Vertriebschef beim norwegischen Vermögensverwalter DNB Asset Management. Integrierte und engagierte Nachhaltigkeitsansätze müssten – auch in Deutschland – stärker genutzt werden, meint er mit Blick auf die kommenden Nachhaltige-Finanzen-Tagungen und die am 15. September in Frankfurt anstehende Konferenz Nachhaltige Geldanlagen.
Nachhaltigen Geldanlagen machen die Wirtschaft nachhaltiger. Davon ist Professor Michael Heuser überzeugt. Der Wissenschaftliche Direktor des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (Diva) erklärt Gründe für widersprüchliches Verhalten von Anlegern und meint, die Finanzbranche solle sie ernster nehmen.
Anleger sollten in emissionsträchtige Unternehmen mit glaubwürdigen Strategien zur CO2-Minderung investieren, meinen Christopher Kaminker, Leiter Nachhaltigkeitsresearch & Strategie, und Michael Urban, Senior Nachhaltigkeitsanalyst beim Schweizer Vermögensverwalter Lombard Odier. Solche zukunftsorientierten Firmen trügen effektiv zum Übergang in eine klimaneutrale Wirtschaft bei.
Die Mannheimer Finanzökonomin Alison Schultz ist pflichtversichert in der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) und wehrt sich dagegen, dass ihre Betriebsrentenbeiträge klimafeindlich angelegt werden. Mit der Initiative SustainVBL fordert sie von der staatlichen Einrichtung mit 29 Milliarden Euro Anlagekapital ein Umsteuern in Richtung Nachhaltigkeit.
Wegen ihrer scheinbar sauberen Geschäftsmodelle werden Technologieunternehmen oft von ESG-Fonds bevorzugt. Doch Louise Piffaut und Charles Devereux, Nachhaltigkeitsanalysten der Vermögensverwaltung des britischen Versicherers Aviva, meinen: Anleger sollten die Praktiken der Branche stärker in Frage stellen.
Die Finanzbranche hat die mit Erderhitzung und Biodiversitätsverlust verbundenen Risiken größtenteils noch nicht erkannt, schreibt die Expertin für wirkungsorientiertes Investieren der Genfer Privatbank Union Bancaire Privée (UBP), Victoria Leggett. Es sei nötig, den Leistungen der Natur einen Wert beizumessen. Die Fondsmanager seien jetzt gefordert, so Leggett.
Was ist wirklich nachhaltig, wenn es um nachhaltige Geldanlage geht? Sind es Investments, bei denen ESG-Kriterien berücksichtigt werden, oder nur sogenannte Impact-Investitionen, die gezielt Wirkungen erzeugen? Beides, schreibt Christian Klein, Professor für Sustainable Finance an der Universität Kassel. Und zeigt auf, wie vor allem drei große Missverständnisse bei der Diskussion um das Für und Wider der beiden nachhaltigen Anlagestrategien zu aufgeheizten Debatten führen.
Das neue Klimapaket der Europäischen Kommission ist für Peter Gassmann ein wichtiger Grund, ESG noch ernster zu nehmen. Mit einer Umstellung von Berichtswesen sei es nicht getan. Strategie und schließlich Implementierung, auch in den Lieferketten, seien zwingend, um erfolgreich zu bleiben, argumentiert der Global Leader der Strategieberatung von PwC in seinem Standpunkt.
Wie können Unternehmen ihren nachhaltigen Wertbeitrag effektiv erfassen – und damit auch dem Finanzmarkt die entscheidenden Parameter für die Zukunft liefern? Christian Heller, Vorsitzender der Value Balancing Alliance, erklärt in seinem Standpunkt, wie die neue Rechnungslegung funktioniert und warum sie auf der „Doppelten Materialität“ basiert
Die Blockchain-Expertin und Fonds-Gründerin Katharina Gehra von Immutable Insight ist überzeugt: Die Blockchain-Technologie steht in puncto Energieverbrauch nicht nur erheblich besser da als herkömmliche Finanztransaktionsverfahren, sie kann auch den Umbau der Wirtschaft zur Klimaneutralität deutlich beschleunigen – und werde deshalb noch eine wichtige Rolle spielen.
Ist auch das Handwerk von der Berichterstattungspflicht zur Nachhaltigkeit betroffen? Ja, substanziell, argumentiert Alexander Barthel vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) in seinem Standpunkt. Und zwar in der Regel, weil größere Unternehmen ihre Zulieferer genau durchleuchten müssen. Die Betriebe bereiteten sich vor, wichtig seien aber praktikable Regeln.
Wie die Diskussion um Wirkungsmessung ökologisch und sozial verträglicher Geldanlagen an eigentlichen Problemen vorbeizugehen droht, erläutert Wolfgang Kuhn, Director of Financial Sector Strategies der Londoner Nichtregierungsorganisation Shareaction. Er lenkt den Blick auf die Verantwortung von Investoren für die negativen Wirkungen von Kapitalanlagen und die nötigen Veränderungen der Realwirtschaft.
Kunden springen ab, die Banken verlangen im besten Fall höhere Kreditzinsen, schlimmstenfalls verweigern sie sogar Finanzierungen – all das drohe schon bald vielen mittelständischen Unternehmen, die noch keine ESG-Kriterien erfüllen, schreibt Andre Wassmann von der Unternehmensberatung Helbling Business Advisors. Der Mittelstand komme deshalb oftmals nicht mehr darum herum, schnell ESG-Kompetenzen einzukaufen – durch Fusionen und Übernahmen.
Vor Klimaschutz-Augenwischerei und größerer Intransparenz durch das Abstoßen fossiler Investments haben vergangene Woche Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing und BlackRock-CEO Larry Fink gemeinsam gewarnt. Jacey Bingler vom NGO Urgewald hält in ihrem Standpunkt dagegen: Augenwischerei würden vor allem die beiden Finanzinstitute betreiben – Worten folgten keine Taten.
Wenn Emissionen einen angemessenen Preis haben, werden die Finanzmärkte die entsprechenden Risiken und Chancen berücksichtigen. Der klimapolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Lukas Köhler, hält transparente Nachhaltigkeits-Kriterien deshalb für die Hauptaufgabe der EU bei der Sustainable-Finance-Strategie. Überbordender Ehrgeiz könne dagegen sogar zur Gefahr für die Finanzmarktstabilität werden.
Unternehmen sollten die geplante jährliche Sustainability-Berichtspflicht als Chance begreifen und das Thema positiv angehen, empfiehlt Nicolette Behncke, Partnerin der Wirtschaftsprüfer PwC Deutschland, in ihrem Standpunkt. Mehr Transparenz steigere das Vertrauen und 80 Prozent des Marktwerts eines Unternehmens würden schon heute von Nachhaltigkeitsfaktoren beeinflusst.
Die durch Covid-19 ausgelöste Wirtschaftskrise hat vor allem ärmere Länder hart getroffen. Sie haben keinen Spielraum für Investitionen in ihre Wirtschaft, geschweige denn in den Klimaschutz. Dabei ist ein nachhaltiger Aufschwung ein Muss. Eine Lösung können Debt-for-Nature Swaps sein, wie Aleksandra Novikova vom Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM) in ihrem Standpunkt erläutert.