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Verantwortliche Großanleger können helfen, die globale Wasserknappheit anzugehen, indem sie zum Gewässerschutz, zum Qualitätsmanagement und zu bezahlbarem Trinkwasser beitragen, meint Liudmila Strakodonskaya, Responsible Investment Analyst bei Axa Investment Managers. Das sei essenzieller Bestandteil des Megatrends Nachhaltigkeit, mit dem sich nachhaltige Renditen erzielen ließen.
Politik, Kapitalgeber und Verbraucher fordern mehr Nachhaltigkeit in allen Aspekten der Wirtschaft. Viele Unternehmen, vom Start-up bis zum Konzern, haben zwar großartige Ideen und entsprechende Initiativen – scheitern dann aber am Roll-out ihrer Strategien. Alternative Management-Methoden können dabei helfen, komplexen Veränderungen wie ESG-Transformationen Leben einzuhauchen, schreibt Seth Elliott, fürs Tagesgeschäft zuständiger Manager beim US-Management-Software-Plattformanbieter Quantive.
Die EU-Staaten haben diese Woche grünes Licht für die EU-Verordnung zum Schutz der Wälder und indigener Waldgemeinschaften gegeben. Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze und die EU-Abgeordnete Delara Burkhardt fordern, dass Europa die Länder des Globalen Südens unmittelbar dabei unterstützt, die Regenwaldabholzung zu bremsen.
Anlegerinnen und Anleger haben die Hoffnung, dass ein Unternehmen, das grüne Anleihen begibt, sich zur Nachhaltigkeit bekennt. Vieles spricht allerdings dafür, dass sie naiv ist.
Freiwillige Instrumente zur CO2-Reduktion und Kompensierung unvermeidlicher Emissionen bleiben sinnvoll, trotz der jüngsten Greenwashing-Kritik, meint Sebastian Brandis, Vorstand der Stiftung Menschen für Menschen. Er begrüßt die verschärften Anforderungen an den Emissionshandel und fordert Qualitätsstandards für den freiwilligen Markt.
Am Dienstag hat der Rechtausschuss des EU-Parlaments über einen Entwurf zum Europäischen Lieferkettengesetz, der Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD), abgestimmt. Dieser soll europäische Unternehmen auf die Einhaltung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten verpflichten. Nach dem Willen der Ausschussmitglieder soll das Gesetz auch den Finanzsektor umfassen. Das sei auch gut so, meint Ulrike Lohr vom Südwind Institut in ihrem Standpunkt-Gastbeitrag.
Europäische Unternehmen können stark von der US-Inflationsregulierung profitieren. Die bisher von der EU vorgeschlagenen Maßnahmen des Net Zero Act reichen nicht, um Technologiefirmen zur Expansion in Europa zu animieren, meint Stian Ueland, Portfoliomanager des DNB Fund Renewable Energy in seinem Standpunkt-Gastbeitrag.
Oft und angesichts mancher Schönfärberei wird hinterfragt, ob nachhaltige Kapitalanlagen und Sustainable Finance überhaupt zugunsten von mehr Nachhaltigkeit wirken. Sie tun es, meinen Marco Wilkens, Professor an der Universität Augsburg, und Christian Klein, Professor an der Universität Kassel, beide Mitbegründer der Wissenschaftsplattform Sustainable Finance.
Die Energiewende ist mehr als nur eine simple Stromwende, sondern sie bietet in vielen Lebens- und Wirtschaftsbereichen ein großes Potenzial, um Klimaneutralität zu erreichen. Deutschland kommt dabei eine Vorreiterrolle zu – und für Investoren bieten sich gute Chancen. Das meint Karin Kaiser, Leiterin der auf Energiewende-Infrastruktur-Investments spezialisierten Sparte des Vermögensverwalters Schroders Capital, Schroders Greencoat Deutschland.
Damit Finanzmärkte transformative Wirkung entfalten können, sind gerade heute – trotz multipler Krisen – dringend staatliche Impulse für die Realwirtschaft erforderlich, meint Sabrina Schulz, Ko-Vorstandschefin von Econnext, einer Holding, die in Wachstumsunternehmen investiert, die an Lösungen für Energiewende und Kreislaufwirtschaft arbeiten.
Moore wieder vernässen, Wälder aufforsten und die regenerative Landwirtschaft stärken, all das hilft im Kampf gegen den Klimawandel und die Biodiversitätskrise. Um solche Projekte zu finanzieren, braucht es Investoren. Doch die tun sich besonders zu Anfang schwer, meint Ricarda Röller, unter anderem Vertriebschefin von Goodcarbon, einer Handelsplattform für CO2-Zertifikate. In Ihrem Standpunkt-Gastbeitrag schlägt sie drei Lösungsmöglichkeiten vor, um mehr Geldgeber zu gewinnen.
Der Finanzierungsbedarf für die Transformation ist gewaltig. Um die Refinanzierungsbasis auf breiter Front sicherzustellen, könnte die Verbriefung von Forderungen ein wichtiges Instrument sein, meint Andreas Dartsch, Mitglied des Vorstands der Sparkasse Köln Bonn. Er fordert, dass sich der Finanzsektor und die Aufsichtsbehörden gemeinsam Gedanken über ein angepasstes Regelwerk machen.
Gut, dass Deutschland den neuen brasilianischen Präsidenten beim Amazonas-Schutz unterstützt. Die Vergabe neuer Mittel für Brasilien müsse aber dringend mit einer Regulierung deutscher Unternehmen ergänzt werden, damit diese die Abholzung im Ausland stoppen, fordern Marcio Astrini, geschäftsführender Sekretär des brasilianischen NGO-Netzwerks Observatório do Clima, und Tørris Jæger, Direktor der Rainforest Foundation Norway, der größten Regelwaldorganisation des Planeten.
Der Ukrainekrieg hat uns schmerzlich die Fragilität von Frieden vor Augen geführt. Der Verzicht auf Militär und Rüstung scheint eine ferne Utopie. Dennoch ist es für ethisch-nachhaltige Investoren ein Muss, Investitionen in Rüstung weiterhin auszuschließen und Wege zu nutzen, wie ihre Investments zu einer friedlichen Entwicklung beitragen können, meinen Gesa Vögele, Ex-Geschäftsführerin der Investorenvereinigung Cric, und Samuel Drempetic, Leiter Ethik und Nachhaltigkeit der Steyler Ethik Bank.
Finanzakteure müssen ihr Risikomanagement um die Herausforderung der Naturkrise erweitern, meinen Armina Schädle, Managerin Financial Services, und Tania Jötten, Senior Associate für Risikomanagementprozesse, von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG in ihrem Standpunkt-Gastbeitrag. Sie beraten Banken zu Veränderungsprozessen im Risikobereich, insbesondere zu Nachhaltigkeitsrisiken (ESG).
Der Widerstand gegen den Wandel in der Verpackungswirtschaft, bei Konsumgüterherstellern und Handel wird nur zur sicheren Zerstörung unserer Umwelt führen, meint John Williams in seinem Standpunkt-Gastbeitrag. Williams ist Cheftechnologe des Spezialpolymer-Herstellers Aquapak, der innovative Materialien für die Kreislaufwirtschaft entwickelt.
Frauen sind auf allen Ebenen der Finanzbranche unterrepräsentiert, schreibt Martina Hoffard, Marketingchefin von Spectrum Markets. Wenn die Gleichstellung von Frauen verbessert werden soll, müsse über die Vorstandsetagen hinausgeblickt werden: Frauen seien überall dort, wo es um Geld geht, benachteiligt. Dies gelte es zu überwinden – weil nur so unsere Wirtschaft auf Dauer international wettbewerbsfähig bleibe.
Es sei an der Zeit, wirtschaftliche Aktivitäten neu zu definieren und ökonomischen Erfolg an gesellschaftlichen Zielen zu messen, meint Christian Felber, Initiator der „Gemeinwohl-Ökonomie“, Sachbuchautor und Fundamentalkritiker des Wirtschaftssystems. Er diskutiert in seinem Standpunkt Alternativen zum Bruttoinlandsprodukts (BIP).
Anhand der Green Asset Ratio sollen Anleger und Investoren direkt erkennen können, wie hoch der Anteil ökologisch nachhaltiger Aktivitäten einer Bank ist. Doch zeigen sich in der Umsetzung laut Karolin Schriever, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), entscheidende Schwächen. In ihrem Standpunkt-Gastbeitrag erklärt sie, warum diese Kennzahl kleinere und spezialisierte Institute benachteiligen könnte und spricht sich für einige Änderungen aus.
Solange wir als Menschheit die Naturzerstörung als „notwendiges Übel“ dulden, wird uns die größte Herausforderung der Menschheitsgeschichte – die umfassende sozial-ökologische Transformation – nicht gelingen, meint der Sozialwissenschaftler Wolf-Christian Hingst von der internationalen Organisation Stop Ecocide. Er fordert, den Straftatbestand „Ökozid“ international einzuführen – als grundlegende Rahmenbedingung für nachhaltiges Wirtschaften und gesellschaftliche Entwicklung.
Angesichts des bis 2050 voraussichtlich um jährlich 20 bis 30 Prozent steigenden weltweiten Wasserbedarfs kommt es jetzt auf umfangreiche Investitionen, Effizienz, Qualität und den Schutz von Ökosystemen an, meint Alina Donets, Portfoliomanagerin bei Lombard Odier Investment Managers.
Bald wird auch der Mittelstand über seine Nachhaltigkeit berichten müssen. Die neuen Regeln dafür sollten dessen Bedürfnisse berücksichtigen, mahnen Dr. Kati Beiersdorf vom Deutschen Rechnungslegungs Standards Committee und Stephanie Kopp vom Rat für Nachhaltige Entwicklung. Sie fordern für KMU einen Nachhaltigkeitsstandard mit prägnanter Struktur, reduziertem Umfang und präzisen Anleitungen.
Die Weltklimakonferenz COP27 in Ägypten hat den Umbruch bei der globalen Klimafinanzierung eingeläutet. Wie er gelingen könnte, beschreibt David Ryfisch, Leiter des Teams Internationale Klimapolitik bei der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch.
ESG-Ratings sind in die Kritik geraten, weil sie sich stark unterscheiden. Doch eine Vielfalt von Ansätzen ist durchaus sinnvoll, meint Dhananjay Phadnis, Portfoliomanager bei Fidelity International.
Gute und auch wirtschaftliche Lösungen für ein lebenswertes Morgen sind längst da – wir müssen sie nur nutzen, etwa mit Carbon und Biodiversity Credits, meint Tina Teucher, Mitglied im Gesamtvorstand der Unternehmensvereinigung Baum e.V. – Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften. Vorbildhaft findet sie, was die ägyptische Firmengruppe Sekem und ihre Partner tun, wie etwa „Insetting“ statt nur Offsetting.
Der Klimawandel ist eng mit der Biodiversität unseres Planeten verknüpft. Sollte das Artensterben voranschreiten und sich ausweiten, wird er möglicherweise unbewohnbar werden. Investoren und Treuhänder stehen in der Verantwortung, mit zielgerichteten Investitionen einen positiven Einfluss auf den ökologischen Wandel zu nehmen, meint Tom Atkinson, Portfoliomanager bei Axa Investment Managers in seinem Standpunkt-Gastbeitrag.
Mehr und mehr börsennotierte Unternehmen werden möglicherweise ihre Rechtsform ändern, um dem Gemeinwohl besser gerecht zu werden, meint Ryan Smith, bei der in Edinburgh ansässigen Kapitalanlagegesellschaft Artemis Fund Managers für wirkungsorientierte Aktien (Impact Equities) zuständig.
Das zunehmende Wasserdefizit braucht schnelles Handeln, umfangreiche und neue Maßnahmen sowie die Beteiligung aller relevanten Akteure aus Politik, Gesellschaft, Real- und Finanzwirtschaft, meint Christian Damm, Landschaftsökologe beim Aueninstitut des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) in Rastatt.
Wer mit seiner Geldanlage eine positive Wirkung erzielen möchte, der könne sich nicht auf ESG-Investments stützen. Impact-Investing gehe einen entscheidenden Schritt weiter, meint Andreas Rickert in seinem Standpunkt-Gastbeitrag. Doch käme es dazu außer auf verlässliche Standards auch auf ehrliche und verantwortungsvolle Produktanbieter an.
Wenige Tage vor der COP27 in Scharm el Scheich steht der Klimawandel ganz oben auf der politischen Agenda und insbesondere mit welchen finanziellen Mitteln er erfolgreich bekämpft werden kann. Deutschland muss auch in Finanzdingen der Staatengemeinschaft und der deutschen Öffentlichkeit beweisen, dass es ein verlässlicher Partner sei, der seine Versprechen einhalte, fordern Jule Könneke und Juan-Pablo Osornio von der Klima-Denkfabrik E3G in ihrem Standpunkt-Gastbeitrag.
EU-Offenlegungsverordnung und Nachhaltigkeitspräferenzabfrage reichen nicht zur Transformation, meint Luisa Lange, Gründungspartnerin und Nachhaltigkeitsverantwortliche der Schweizer Ethius Invest. Die EU-Staaten sollten darum Hürden für Aktionärsdemokratie abbauen, und Fondsgesellschaften sollten aktiver sein.
Nachhaltiges Investieren ist leider keine perfekte Wissenschaft. Das spüren auch Investoren in der Praxis: Sollte man eher der Umwelt oder der Gesellschaft größeres Gewicht beimessen? Das scheint ein Dilemma. Doch Rachel Whittaker, Leiterin Nachhaltigkeitsresearch bei Robeco, sieht in ihrem Standpunkt-Gastbeitrag zwei Seiten einer Medaille und einen wichtigen Hebel in der Hand der Asset Manager.
Aufgrund ihrer systemischen Relevanz und doppelten Rolle als Investor und Versicherer hat die Branche eine besondere Verantwortung für den Schutz von Ökosystemen, meint Tobias M. Wildner, Sustainable-Finance-Experte am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) sowie bei der Value Balancing Alliance. Er kritisiert, dass insbesondere die deutschen Versicherer die mit dem Biodiversitätsverlust verbundenen Anlage-, Finanz- und Transformations-Risiken weithin vernachlässigen.
Bergbauunternehmen sind unverzichtbar, um das Netto-Null-Ziel beim CO2-Ausstoß zu erreichen. Hierfür ist sogar weit mehr Bergbau nötig als bisher. Leider wird das in Politik und Gesellschaft zu wenig beachtet, meint John Ploeg, Co-Chef des ESG-Research beim Vermögensverwalter PGIM Fixed Income. Regierungen müssten ihr Regelwerk optimieren.
Anlegerinnen und Anleger sollten jetzt beachten, dass Unternehmen aufgrund der Inflation emissionsärmer dazustehen scheinen, als sie es in Wirklichkeit sind, warnt Sudhir Roc-Sennett, Leiter Nachhaltigkeit beim Schweizer Vermögensverwalter Vontobel.
Der Fokus auf Real- und Finanzwirtschaft auf der Sustainable-Finance-Landkarte greift zu kurz, meint Helge Wulsdorf, Leiter Nachhaltige Geldanlagen bei der Bank für Kirche und Caritas eG. Die Sozialwirtschaft sei ein weiterer ökonomischer Pfeiler. Doch sie habe Nachhaltigkeitsanforderungen bislang nicht genug im Blick.
Solange Unternehmen nicht nachhaltig sind, könnten es Finanzprodukte in der Masse auch nicht sein. Denn Fonds beispielsweise müssen die Wirtschaft abbilden oder Kosten- und Risikosteigerungen akzeptieren. Viele als nachhaltig bezeichnete Anlageprodukte seien daher Greenwashing, argumentiert Bryan Coughlan, Financial Services Officer beim europäischen Verbraucherverband (Beuc) in seinem Standpunkt-Gastbeitrag.
Einen gefährlichen Klimawandel zu verhindern, hat Priorität, doch die Gegenmaßnahmen dürfen nicht die Lebensumstände der Bevölkerungen vernachlässigen, meint Miranda Beacham, Leiterin für Umwelt, Soziales und Governance bei Aegon Asset Management, der Vermögensverwaltung des großen niederländischen Versicherers Aegon.
Der ESG-Ratingmarkt steht unter Druck. Kritikerinnen und Kritiker werfen den Ratingagenturen intransparente Methoden und Interessenskonflikte vor – und immer mehr Unternehmen scheuen die hohen Aufwände, die mit einer Ratingteilnahme verbunden sind. Isabelle Fritsche und Finn Steinmann von der Unternehmensberatung Stakeholder Reporting erklären in ihrem Standpunkt-Gastbeitrag, was sich ändern muss, damit ESG-Ratings angesichts von EU-Taxonomie, CSRD und Co. eine Zukunft haben.
Vermögensverwalter haben nach Ansicht von Steve Waygood, Chief Responsible Investment Officer bei Aviva Investors, den Auftrag, aus nicht nachhaltigem Handeln entstandenes Marktversagen zu korrigieren und das Finanz- und Wirtschaftssystem auf eine nachhaltigere Grundlage zu stellen. Dafür sei Makro-Stewardship der beste Ansatz, schreibt Waygood in seinem Standpunkt-Gastbeitrag für Tagesspiegel Background Sustainable Finance.
Nachhaltige Investoren sollten sich deutlich von selbsternannten Friedensstiftern abgrenzen und sich dafür auch mit schwierigen Fragestellungen eingehend befassen, meint Dieter Aigner, Geschäftsführer des Vermögensverwalters Raiffeisen Kapitalanlage-Gesellschaft, die zu der größten Bankengruppe Österreichs gehört.
Um Europas Wirtschaft erfolgreich in Richtung Klimaneutralität und Nachhaltigkeit umzubauen, bedürfe es einer Vertiefung der Kapitalmarktunion, einer Transformations-Taxonomie sowie praktikabler Lösungen bei Berichterstattungsvorgaben und Finanzregulierungen, fordert Stephan Leithner, Vorstand bei der Deutsche Börse AG, in seinem Standpunkt-Gastbeitrag.
Putins Krieg gegen die Ukraine sorge dafür, dass Nachhaltigkeitskriterien bei Anlageentscheidungen von Finanzakteuren noch wichtiger werden. Zudem verliere der einst von Milton Friedman postulierte Maßstab des „Vorrangs der Aktionäre“ bei jeder Unternehmensentscheidung weiter an Gewicht, schreibt der Chef des ESG-Research des zur Deutschen Bank gehörenden größten deutschen Vermögensverwalters DWS, Michael Lewis, in seinem Background-Gastbeitrag.
Die EU-Kommission hat ihre Zuständigkeit überschritten, als sie Kernenergie und Erdgas in die Taxonomie nachhaltiger Wirtschaftsaktivitäten aufnahm, argumentiert der SPD-Europa-Abgeordnete René Repasi. Er spricht sich dafür aus, vor dem Europäischen Gerichtshof dagegen vorzugehen.
Die Luft-, Raumfahrt- und Rüstungsindustrie sowie bestimmte Finanzakteure haben anlässlich des Angriffskrieges Putins auf die Ukraine die Debatte über angeblich nachhaltige Investitionen im Verteidigungssektor erneut entfacht. Wim Van Hyfte, Global Head of Responsible Investments and Research bei Candriam, erklärt, warum Investments in die Rüstungsindustrie für nachhaltige Anleger nicht in Frage kommen – das gelte ohne Wenn und Aber.
Die neue Nachhaltigkeitsberichterstattungsrichtlinie der EU kann eine Transformation der Wirtschaft vorantreiben, meint Matthias J. Rapp, Finanzvorstand des TÜV SÜD. Die deutschen Gesetze müssen nun rasch angepasst werden, damit Unternehmen wissen, was sie künftig berichten müssen, mahnt er.
Die Finanzbranche kann eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Zwangsarbeit spielen, meint Saskia Kort-Chick, Leiterin ESG Research, Engagement und Responsible Investing beim Asset-Manager Alliance Bernstein (AB).
Der Russland-Ukraine-Krieg dürfe nicht dazu führen, den nachhaltigen, klimaneutralen Umbau Deutschlands und Europas zu verzögern. Im Gegenteil: Die grüne Transformation müsse gerade aus sicherheits- und geopolitischen Gründen beschleunigt werden, fordert Lutz Diederichs, Deutschland-Chef der französischen Großbank BNP Paribas. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sollten dafür gemeinsam das benötigte Kapital aufbringen – und den Bürgern erklären, warum sich die Anstrengung lohnen werde.
Soziale Auswirkungen von Investitionen haben eine hohe Bedeutung. Sowohl Investoren als auch Regulatoren müssen die Herausforderungen bedenken und den Wandel vorangetrieben werden, meint von Nicolas Pelletier, zuständiger Manager für verantwortliches und wirkungsorientiertes Investieren bei der Schweizer Bankengruppe Reyl & Cie.
Vor mehr als dreihundert Jahren entwickelte sich eine Wirtschaftsweise und ein Begriff, der unsere heutige Zeit prägen sollte: Nachhaltigkeit. Jetzt kommt es darauf an, ihn endlich ernst zu nehmen und – auch mit Investments – natürliche Ressourcen wieder aufzubauen und sozial zu wirtschaften, meint Marcus Brenken, Vorstandschef von Ökofinanz-21, einem bundesweiten Netzwerk freier Finanzdienstleisterinnen und Finanzdienstleister.
Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine nötigt die Finanzverantwortlichen großer Unternehmen, fortlaufendes Krisenmanagement zu betreiben. Für den strategischen Umbau in Richtung Nachhaltigkeit fehlt hingegen vielen CFOs die nötige Kraft. Das könnte für die Unternehmen üble Folgen haben, warnt Achim Wenning von der Managementberatung Horváth: Wer Sustainable-Finance-Themen vernachlässige, werde sich bald mit massiven Wettbewerbsnachteilen seiner Unternehmen herumschlagen müssen, warnt er.
Deutschland soll zum führenden Standort nachhaltiger Finanzierung werden, das hat die Ampel sich vorgenommen, schreibt Katharina Beck, finanzpolitische Sprecherin von Bündnis90/Die Grünen. Dafür werde unter anderem eine kluge Politik benötigt, die bessere Rahmenbedingungen und Anreizstrukturen für privates Kapital setzt. Der im Juni startende Sustainable-Finance-Beirat spiele dabei eine entscheidende Rolle und solle Gehör finden.
Nachhaltige Finanzen taugen nur eingeschränkt, um die Welt auf einen nachhaltigen Klima- und Umweltkurs zu bringen, schreibt die Finanzmarktexpertin Magdalena Senn von der Analyse-Tochter der NGO Finanzwende, Finanzwende-Recherche. Sustainable-Finance-Regulierungen müssten einerseits schärfer werden. Anderseits sollte der Staat grundlegende Defizite des Finanzsystems angehen, statt nur auf die Umlenkung von Finanzmitteln in grüne oder soziale Vorhaben zu setzen, fordert Senn.
80 Prozent der Verschmutzung gelangt über Flüsse und Wasserstraßen in die Ozeane. Unternehmen aus verschiedenen Branchen haben dies als Chance begriffen und Technologien zur Verringerung der Verschmutzung entwickelt, erklärt Isabelle Juillard Thompsen, Co-Portfolio Managerin des DNB Fonds Future Waves, in ihrem Standpunkt-Gastbeitrag für Tagesspiegel Background Sustainable Finance.
Die Impact Reports zu vielen Erneuerbaren-Energien-Projekten müssen von Investoren hinterfragt werden, schreibt Marcus Weyerer von Franklin Templeton Investments. In vielen Berichten fehlten wichtige Angaben, etwa zur Langlebigkeit der vorgeschlagenen Investitionen oder zur Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimawandelrisiken. Zudem, so Weyerer, sollten Investoren möglichst nur den tatsächlichen Ausbau von erneuerbare Energien finanzieren – und nicht bestehende Projekte refinanzieren.
Die Verhandlungen über die EU-Richtlinie für nachhaltige Unternehmensberichterstattung CSRD gehen in ihre letzte Phase. Vor allem EU-Rat und Europaparlament ringen um einzelne Regelungen. Zeit für eine Warnung vor inkonsistenten und überbürokratisierten Vorschriften. Die Nachhaltigkeitsberichterstattung sollte integriert in einem Bericht, konsolidiert auf Konzernebene und von nur einer Prüfungsgesellschaft begutachtet werden, fordert Lothar Rieth, Nachhaltigkeitsleiter des Energiekonzerns EnBW.
Die Bundesregierung sollte den Sustainable-Finance-Beirat 2.0 schnellstmöglich ernennen, damit nicht noch mehr Zeit verloren geht, bis sie kluge Unterstützung erhält und Deutschlands Stimme zu einem nachhaltigen Finanzwesen in Europa wieder zu hören ist, meint Silke Stremlau, Vorständin der Hannoverschen Kassen und Co-Vorsitzende des ehemaligen Beirats.
Die Preise für Energie spiegeln nicht die tatsächlichen Folgekosten für Umwelt und Gesundheit wider, meint Jochen Wermuth, Gründer der Wermuth Asset Management. Der wirkungsorientierte Klimainvestor plädiert für höhere Abgaben auf CO2-Emissionen, Geld, das als Klima- und Friedensdividende an die Bürger ausgeschüttet werden sollte.
Statt auf Nachhaltigkeit im Güterverkehr zu setzen, entlastet die Ampelkoalition ausgerechnet die umweltschädlichsten Transporteure mit Dieselrabatten statt die klimafreundliche Schiene, schreibt Peter Westenberger, Geschäftsführer des Bahnen-Verbands NEE. Damit drohe eine weitere Wettbewerbsverzerrung zugunsten des Lkw-Verkehrs, die allen postulierten Klimaschutzzielen der Bundesregierung widerspreche, so Westenbergers Resümee.
Der US-Fondsgigant Blackrock könnte und müsste wesentlich mehr tun, um als einer der weltweit einflussreichsten Vermögensverwalter die Wirtschaft zur Klimaneutralität zu bewegen, meinen die Wissenschaftler Anderson Lee und Hayden Higgins vom Sustainable Finance Center der Denkfabrik und Beratungsorganisation World Resources Institute (WRI).
Es reicht nicht, wenn Versicherungsgesellschaften ihre Kapitalanlagen nachhaltiger ausrichten. Sie sind gefordert, ihr Kerngeschäft umzustellen, die Risikoeinschätzung, das Produktangebot und die Schadensregulierung, sagt der Versicherungsfachwirt Marcus Reichenberg, Gründer der gemeinnützigen Greensurance Stiftung. Sie veröffentlichte kürzlich mit der Hochschule für Technik Stuttgart das erste Nachhaltigkeitsrating für Sachversicherer.
In der EU wird heftig über eine europaweite CO2-Bepreisung für Verkehr und Gebäude diskutiert. Kai Schiefelbein, Co-Geschäftsführer des Holzmindener Heiz- und Wärmetechnik-Unternehmens Stiebel Eltron, plädiert für eine schnelle Einführung des Emissionshandels. So könnten sich die EU-Staaten weitgehend unabhängig von fossilen Energieträgern und ihren Lieferanten zu machen.
Die neue Berichtspflicht von Unternehmen zu ihren Nachhaltigkeitsrisiken und Leistungen etwas zu verschieben, sei realitätsnäher, sollte aber nicht zu stark verzögert werden, denn die EU-Offenlegungspflichten für Investoren brauchen Substanz, meint Sabine Braun, Geschäftsführerin der Unternehmensberatung Akzente.
Der Angriff auf die Ukraine wird langfristige Auswirkungen auf die Investmentbranche haben. Das schließt auch den Bereich Umwelt, Soziales und Governance (ESG) ein. Investitionsbeschränkungen und eine Beschleunigung der Energiewende könnten insbesondere in Europa weitreichende Effekte haben, meint Maria Elena Drew, Direktorin für Research und Verantwortliches Investieren beim Vermögensverwalter T. Rowe Price.
Nach dem Ob geht es nun um das Wie: 130.000 Milliarden US-Dollar wollen 450 Finanzinstitutionen so anlegen, dass 2050 Treibhausgasneutralität erreicht wird. Dafür benötigen sie klare wissenschaftlich fundierte Kennziffern und Methoden für die Kompatibilität ihrer Portfolios mit den Klimaschutzzielen. Einen ersten Aufschlag hat die Finanzwirtschaft selbst vorgelegt – doch es drohen drei große Fallstricke, warnt Leonie Ederli Fickinger, Projektmanagerin Sustainable Finance beim WWF Deutschland.
Sie sind in vollem Gang, die Modeschauen für die Herbstsaison. Was bei all dem Glitzer und Glamour in Mailand, Paris, Berlin oder New York wenig diskutiert wird, sind jedoch die Nebeneffekte der Fast Fashion: Sie befördert die Wegwerfmentalität bei Kundinnen und Kunden, sorgt für hohe Klimagas-Ausstöße sowie für fünf Prozent des global anfallenden Mülls und Menschenrechtsverstöße. Was getan werden muss, um die Modeindustrie nachhaltiger aufzustellen, erklärt Henrik Pontzen von Union Investment.