Weniger Engpässe im Stromnetz

Der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz hat gute Nachrichten: Die Kosten für das Management von Netzengpässen sind 2016 stark gesunken. Das hat verschiedene Gründe. Auch die Netzstabilität ist hoch - trotz oder gerade wegen der hohen Quote an Ökostrom im Netz.

veröffentlicht am 13.03.2017

aktualisiert am 22.11.2018

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Der ostdeutsche Stromnetzbetreiber 50Hertz mit Sitz in Berlin kommt immer besser mit der Energiewende zurecht. So konnte das Unternehmen 2016 seine Kosten für die Regelung von Engpässen in seinem Netz gegenüber dem Vorjahr fast halbieren: von 354 Millionen Euro auf 180 Millionen Euro.


Auch das ohnehin schon niedrige Niveau an Störungen konnte 50Hertz weiter drücken. Es liegt niedriger als bei den anderen drei Übertragungsnetzbetreibern in Deutschland. Und das, obwohl 50Hertz in seinem Netz 48 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarkraft bezieht. Boris Schucht, der Vorsitzende der Geschäftsführung, sagte dazu am Montag bei der Vorlage der Geschäftszahlen für 2016: „Ein hoher Anteil an erneuerbaren Energien steht nicht im Widerspruch zu einer hohen Versorgungssicherheit.“


Der Manager betonte, 80 Prozent des gesamtdeutschen Stromexports kämen aus dem Netzgebiet von 50Hertz mit seinen vielen Windrädern. „Wir sind die Steckdose Deutschlands und Europas.“ 50 Hertz biete aber nicht nur viel Strom, wenn der Wind gerade wehe, sondern auch sogenannte gesicherte Leistung, die in jedem Fall zur Verfügung stehe.


Dass 50Hertz 2016 weniger Geld für das Management von Netzengpässen ausgeben musste, hatte mehrere Gründe: Die sogenannte Thüringer Strombrücke, eine wichtige Verbindungsleitung, wurde in Betrieb genommen. Sie hat 300 Millionen Euro gekostet, aber allein im ersten Halbjahr ihres Betriebs bis zu 70 Millionen Euro an Engpasskosten eingespart. „Das zeigt, wie sehr sich Netzausbau lohnt“, sagte Schucht. Außerdem wurde an der Grenze zu Polen ein sogenannter Phasenschieber eingebaut, eine Art Stromventil, das verhindert, dass zum Beispiel überschüssiger Windstrom ins polnische Netz drängt. Statt nach Polen und Tschechien ist mehr deutscher Strom nach Frankreich geflossen. Vorteilhaft war auch, dass 2016 weniger Wind wehte als 2015. So musste weniger überschüssiger Strom aus Windrädern umgeleitet oder abgeregelt werden, was die Kosten senkte. Und schließlich hat 50Hertz sein Engpassmanagement weiter verbessert.


In Richtung Politik sagte Schucht, das Auseinanderdriften der Entgelte für die Nutzung der Stromnetze müsse verhindert werden: „Wenn es einen Engpass in Polen gibt, muss heute der Norddeutsche dafür zahlen, der Süddeutsche aber nicht. So wird es auf Dauer nicht gehen.“ Die Entgelte müssten deutschlandweit angeglichen werden, so Schucht. Deshalb freue er sich über den entsprechenden Beschluss des Bundesrates. Bundesregierung und Koalitionsfraktionen haben die eigentlich geplante Angleichung bisher nicht hinbekommen. Schucht sprach sich auch klar dagegen aus, innerhalb einzelner Staaten unterschiedliche Strompreiszonen zu schaffen, wie es die EU-Kommission vorgeschlagen hat.


Mit Blick auf die Geschäftszahlen 2016 für 50Hertz sprachen Schucht und sein Finanz-Geschäftsführer Marco Nix von einem „soliden Ergebnis“. Das Ergebnis nach dem internationalen Bilanzierungsstandard IFRS betrug 128 Millionen Euro, nach 199 Millionen Euro 2015. Die Differenz erklärt sich auch durch Einmaleffekte und Sturmschäden.


Nix warnte aber, dass ausländische Investoren von 50Hertz Sorge hätten, dass durch die vom staatlichen Regulierer verordnete niedrigere Eigenkapitalverzinsung der Netzbetreiber deren Bonität leiden könnte. Durch die Investitionen von rund 3,8 Milliarden Euro von 2017 bis 2021 könnte das Rating von 50Hertz am Finanzmarkt  um eine Stufe sinken. Dadurch würden die Finanzierungskosten über zehn Jahre gerechnet um bis zu 40 Millionen Euro steigen.

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