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Forschung Britta Siegmund

Britta Siegmund, Zentrumsdirektorin der Gastroenterologie an der Charité
Zentrumsdirektorin der Gastroenterologie an der Charité Foto: Markus Scholz für Leopoldina

von Markus Brachat

veröffentlicht am 15.05.2020

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Technisch gäbe es wunderbare Möglichkeiten, um den Arbeitsalltag im Krankenhaus zu vereinfachen. „Nur wann kommen wir da an?“, fragt sich Britta Siegmund. Als Zentrumsdirektorin der Gastroenterologie der Berliner Charité muss die 48-Jährige neben Visite und Patientengesprächen auch die Forschung leiten und ihren Lehrauftrag an der Universität erfüllen. „In vielen Krankenhäusern sind die IT-Strukturen einfach noch nicht da. Da klafft ein großer Spalt zwischen Wunsch und Wirklichkeit“, so die 48-Jährige. 

Ein wenig fürchtet sie, der qualitativ hochwertige Medizin-Standort Deutschland könne bald abgehängt werden. „Wir müssen in der Forschung und Lehre international konkurrenzfähig bleiben“, sagt sie. Von der Politik erwartet Britta Siegmund deshalb auch den Blick auf die europäischen Nachbarn. „Wenn wir uns die Benelux-Länder anschauen, ist dort die Weiterbildung viel besser geregelt als hierzulande.“

Wie bleibt der Darm im Gleichgewicht?

Gebildet hat sich Britta Siegmund im Fach Humanmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Ihr Weg führte sie an die renommierte Harvard Medical School, bevor sie wieder zurück nach Deutschland kam und promovierte. Die Motivation für ihren Beruf schöpft sie aus ihrem brennenden Interesse. „Der Darm ist die größte Oberfläche im Körper und wird täglich mit verschiedenen Dingen wie Nährstoffen, Pilzen und Viren konfrontiert“, so Siegmund. „Wie der Darm im Gleichgewicht bleibt ist die Frage, die mich interessiert.“ Die Arbeit an der Pipette hat sie mittlerweile aber abgegeben, um den Platz hinterm Schreibtisch einzunehmen. Dort findet die Koordination statt. „Ich entwickle viele Projekte und Ideen mit dem Team im Labor“, erklärt sie. 

Neben ihrer Arbeit an der Charité ist Britta Siegmund Vizepräsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und somit für die Universitätsklinik Charité und deren Forschung besonders wichtig. Denn der Verein wird von der Bundesregierung finanziert. Wissenschaftler können dort Forschungsgelder beantragen. 

Lebensaufgabe: Morbus Crohn

Das Hauptaugenmerk, auf das Britta Siegmund alle Konzentration und Anstrengung legt, ist die chronisch-entzündliche Darmkrankheit Morbus Crohn. Hierbei handelt es sich um eine sogenannte Autoimmunerkrankung – also eine Erkrankung, bei welcher der Körper gegen sich selbst arbeitet. 

Bis heute stellt die Krankheit Wissenschaftler vor Rätsel. In den vergangenen Jahren habe die Erkrankungsrate zugenommen, berichtet die Forscherin. „Wir können aber nicht erklären warum.“ Allein der Ernährung die Schuld in die Schuhe zu schieben, sei zu einfach gedacht. „Wir wollen das alle gerne hören, aber tatsächlich machen die Erbfaktoren ein Viertel aus“, erklärt sie. Im Jahr 2000 entwickelten Ärzte zum ersten Mal eine Therapie mit Antikörpern. Dadurch konnte die Lebensqualität der Erkrankten substanziell verbessert werden. 

Weil die Erkrankungsrate in den westlichen Ländern stagniert, jedoch in den Schwellenländern zunimmt, liegen die sich ändernden Lebensumstände als Ursache der Krankheit nahe. „Umweltfaktoren spielen eine Rolle, wir können nur noch nicht genauer definieren welche“, bedauert Siegmund. Tatsächlich komme es auf die ersten drei Jahre in der frühen Kindheit an. Noch muss also mit aller Anstrengung weitergeforscht werden, um die Krankheit zu besiegen. Diesem Kampf hat Britta Siegmund ihr Leben verschrieben. Hin und wieder braucht es aber ein wenig Auszeit. „Wenn ich das Laufen nicht hätte…“, sagt sie. Markus Brachat

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