Die Digitalisierung muss entbürokratisiert werden, damit sie das Gesundheitssystem entlasten kann, schreibt Cherry-Geschäftsführer Philip Groth. Bisher seien digitale Systeme zu wenig interoperabel, zu langsam und zu wenig nutzerfreundlich. Durch passende Regulatorik könnte sich das ändern.
Die Idee der Selbstverwaltung sollte wieder stärker gelebt werden, schreibt der Geschäftsführer der Informationstechnischen Servicestelle der Gesetzlichen Krankenversicherung, Stefan Haibach, in seinem Standpunkt. Dazu müsse auch die digitale Souveränität im Gesundheitswesen gestärkt werden. Was braucht es für einen grundlegenden Wandel?
Die Ergebnisse der Verhandlungsgruppen von Union und SPD sind da und ein Thema muss man dabei mit der Lupe suchen: Drogen- und Suchtpolitik. Gerade mal ein schwammiger Hinweis dazu, dass man Prävention irgendwie stärken und ein bundesweites Nichtraucherschutzgesetz etablieren will. Diese Vernachlässigung ist ein fataler Fehler, denn Drogen- und Suchtpolitik ist ein wichtiger Pfeiler guter Gesundheitspolitik. Was bräuchte es und warum?
In Deutschland knirscht es – und das nicht erst seit den Wahlen. Dabei mangelt es an Erkenntnis nicht: Challenges wie Klimawandel, Verwaltungsbürokratie, staatlicher Reformstau und fehlende Antworten auf Migration oder Rentensicherheit wirken sich aus auf die Handlungsfähigkeit des Gesundheitssystems. Das Verdecken behandlungsbedürftiger Wunden hat Konsequenzen, die sich auf Stimmungsbild und Wahlergebnisse niederschlagen, schreiben Mesut Yavuz und Nicolai Savaskan.
Biotechnologie-Unternehmen brauchen andere Rahmenbedingungen als alteingesessene Firmen der industriellen Gesundheitswirtschaft. Davon ist Oliver Schacht, der Vorstandsvorsitzende des Branchenverbands BIO Deutschland, überzeugt und nennt im Standpunkt Argumente. So müssten zum Beispiel Ausbildung und Willkommenskultur gestärkt, Gründungsprogramme ausgebaut und die Bekanntheit der Biotechnologie-Unternehmen gefördert werden.
Durch die Kürzungen und Entlassungen im US-amerikanischen Gesundheitsbereich, spielt die europäische EMA und das deutsche BfArM eine zunehmend wichtige Rolle für globale Akteure im Gesundheitswesen, ist sich der Geschäftsführer des Digital-Health-Start-ups Honic sicher. Henrik Matthies macht einen Vorschlag, wie sich das BfArM aufstellen müsste, um durch die Gesundheitsversorgung der Zukunft navigieren zu können.
Gesundheitspolitik braucht mehr als Medizin und Politik. Sie braucht ein dauerhaftes, unabhängiges und interdisziplinäres Expertengremium beim Kanzleramt, um Gesundheit zu fördern und auf Krisen vorbereitet zu sein. Welchen Anforderungen eine wissenschaftsbasierte Politikberatung genügen muss, schreibt der Politikwissenschaftler Nils Bandelow, Mitglied des ExpertInnenrats Gesundheit und Resilienz, im Standpunkt.
Das deutsche Gesundheitssystem steht vor großen Veränderungen. Digitalisierung, Datennutzung und Prävention könnten einen wichtigen Beitrag leisten, um seine Leistungsfähigkeit zu sichern, betonen Florian Niedermann und Ulrike Deetjen von McKinsey. Dabei würde nicht nur das Gesundheitswesen profitieren, sondern auch Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft.
In Deutschland erkranken jedes Jahr rund 60.000 Menschen an Darmkrebs. Bei frühzeitiger Diagnose sind die Heilungschancen gut. Dabei stellt das Entfernen des Darmkrebses, bevor er die Darmwand durchbrochen hat, die wichtigste therapeutische Maßnahme für eine Heilung dar.
Im Grunde können sich alle relevanten Akteure der Gesundheitspolitik darauf einigen, dass es in der ambulanten Versorgung mehr Steuerung braucht. Darüber haben sich Union und SPD auch in den Koalitionsverhandlungen ausgetauscht. Doch über das Wie wird immer noch viel diskutiert.
Mit dem Rückzug der USA aus der WHO und damit auch aus zentralen Gesundheitsprogrammen entsteht ein Vakuum. Deutschland könne diese Lücke füllen und sich als Vorreiter positionieren, meint der Präsident des World Health Summit, Axel Pries. Schließlich sei unsere Gesundheitsindustrie forschungsbasiert, innovativ und international anerkannt.
Der Rückzug der USA aus der globalen Entwicklungszusammenarbeit hat wahrscheinlich katastrophale Konsequenzen für die Forschung an und Bekämpfung von Infektionskrankheiten. Immerhin 30 Prozent der öffentlichen Entwicklungshilfegelder kamen bisher aus den USA. Jan Kreutzberg, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Weltbevölkerung, sieht in dem Rückzug aber auch eine Chance für Deutschland.
Im geplante Infrastruktur-Sondervermögen sind auch Gelder fürs Gesundheitswesen vorgesehen. Das könnte Fluch und Segen zugleich sein, warnt Jonas Schreyögg. Er ist wissenschaftlicher Direktor des Hamburg Center for Health Economics an der Universität Hamburg und stellvertretender Vorsitzender des Sachverständigenrats Gesundheit und Pflege. Es sei wichtig, das Sondervermögen nicht mit der Gießkanne zu verteilen, sondern die Mittel an Strukturreformen zu koppeln, schreibt er im Standpunkt.
Anfang März ist eine Verordnung zur Qualitätssicherung telemedizinischer Leistungen in Kraft getreten. Benedikt Luber, Managing Director bei TeleClinic, sieht die darin festgelegten Vorgaben als willkürliche regulatorische Hürden. Stattdessen müsse Deutschland dafür sorgen, dass Telemedizin die ambulante Vor-Ort-Versorgung entlastet.
Hat Deutschland für einen Innovationsschub „Made in Germany“ gute Voraussetzungen? Die besten, meint der Vorstand der Roche Pharma AG, Daniel Steiners. Hierzulande gebe es hochqualifizierte Köpfe, eine starke industrielle Basis und Institute von Weltrang in der universitären und außeruniversitären Forschung. Seinen Standpunkt versteht er als Plädoyer für einen breiten interministeriellen Dialog, um ans Ziel zu gelangen.
Von dem 500-Milliarden-Paket für die Infrastruktur sollen auch die Krankenhäuser profitieren. Mit Blick auf die Mittelverteilung rät der Vorsitzende des Verbandes der Universitätsklinika, Jens Scholz, aus der Corona-Pandemie zu lernen. Damals habe die Politik alle Krankenhäuser als gleich wichtig betrachtet. Einen derartigen Verteilungsfehler könne sich Deutschland kein zweites Mal leisten.
Der Klimawandel hat gravierende Folgen für die öffentliche Gesundheit. Ein internationales Forschungsprojekt, dessen Ergebnisse heute veröffentlicht werden, soll zeigen, wie beide Bereiche systematisch zusammengedacht werden können. Im Standpunkt schreiben Dorothea Baltruks und Sophie Gepp vom Centre for Planetary Health Policy, welche Forderungen sich aus der Studie an die nächste Bundesregierung ableiten.
Mit rund 74.500 Neuerkrankungen jährlich ist Brustkrebs die mit Abstand häufigste Krebserkrankung der Frau, etwa 18.500 der Betroffenen sterben pro Jahr. Seit Einführung des Mammographiescreenings konnte gezeigt werden, dass in der Screening-Altersgruppe weniger Frauen an fortgeschrittenen Tumoren erkrankten als vor Einführung des Screenings. Trotz dieses Erfolgs drohen jetzt beim G-BA Rückschritte für die Versorgung, warnt die Gynäkologie-Professorin Marion Kiechle im Standpunkt.
Es ist unausweichlich, dass neue Regierung und Parlament zur kurzfristigen Stabilisierung der Kassenfinanzen ein Kostendämpfungsgesetz beschließen, schreibt Gesundheitsökonom Jürgen Wasem im Standpunkt. Effizienzsteigerungen sollten Vorrang vor Begrenzungen im Leistungskatalog haben, werden aber vermutlich nicht ausreichen, meint der Professor für Medizinmanagement. Und macht deshalb Vorschläge für die anstehenden Diskussionen.
Immer mehr Menschen sind infolge globaler Krisen und Konflikte, Gewalt und Naturkatastrophen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Gleichzeitig stehen immer weniger finanzielle Mittel und wirksame politische Instrumente zur Verfügung, um diesen Krisen angemessen zu begegnen. Der Rückzug der USA aus der Weltgesundheitsorganisation verschärft diese bittere Realität nur weiter, schreibt Melissa Scharwey von MSF im Standpunkt.
Antimikrobielle Resistenzen (AMR) gehören zu den drängendsten Herausforderungen für die globale Gesundheit. Obwohl die Risiken längst bekannt sind, fehlt es auch in Deutschland an ausreichender Aufmerksamkeit und konsequentem Handeln. Eine koordinierte Strategie, die Prävention, Diagnostik und Innovation vorantreibt, erfordert den Schulterschluss von Gesundheits- und Wirtschaftspolitik, schreiben Ilona Kickbusch und Isabel Henkel im Standpunkt.
Ob selber pflegebedürftig oder pflegend: Weit über sieben Millionen Menschen kämpfen sich hierzulande durch die Herausforderungen der Pflege in den eigenen vier Wänden. Gelingen kann das nur mit einer deutlich stärkeren Vernetzung aller Beteiligten, meinen Alexia Zurkuhlen und Tassilo Mesenhöller im gemeinsamen Standpunkt. Grundlage für Verbesserungen dafür wäre aus ihrer Sicht allerdings auch, dass häusliche Pflege nicht länger eine Black Box bleibt.
Für ein zukunftsorientiertes Gesundheitssystem sollte die nächste Bundesregierung Prävention, Technologie und Lebensqualität in den Mittelpunkt rücken, schreibt Emil Kendziorra. Der Gründer und CEO des Start-ups Tommorrow.Bio sieht eine große Chance darin, die Langlebigkeit zu fördern und verbessern. Dafür bedürfe es allerdings einer strategischen Vision und der Aufstockung finanzieller Mittel, um die gesamte Innovationskette fördern zu können.
Globale Gesundheitsrisiken wie Pandemien oder vernachlässigte Krankheiten sind nicht nur humanitäre Herausforderungen – sie betreffen uns alle. Forschung und Innovation in diesem Bereich sind unabdingbar und noch dazu eine Investition in wirtschaftliche Stabilität und globale Sicherheit, die sich mehrfach auszahlt. Angesichts der jüngsten Entwicklungen in den USA spielen die EU und Deutschland hier mehr denn je eine zentrale Rolle – und die Weichen für die Zukunft werden jetzt gestellt.
Während die Behandlungsmöglichkeiten bei Krebs immer besser werden, gibt es bei der psychosozialen Versorgung vor, während und nach der Behandlung weiterhin Versorgungslücken. Ein klares Bekenntnis zu digitalen Therapien und DiGA würde dem Fortschritt in diesem Land und der Versorgung der vielen Krebspatienten guttun.
Es gibt neue Ansätze, die Qualität in der Pflege ermöglichen und weniger kosten, schreibt Kaspar Pfister, Gründer des Pflegeunternehmens BeneVit. Dafür müsse die neue Bundesregierung im Pflegebereich endlich die Innovationsbremse lösen, sich für neue Wohn- und Pflegeformen öffnen und für schnellere Umsetzung sorgen. Und vor allem auf die Kompetenz derjenigen vertrauen, die tagtäglich an praktikablen Lösungen für eine zukunftsfeste Pflege arbeiten.
Sowohl auf Seiten der Industrie als auch der Kostenträger und Leistungserbringer kam im vergangenen Jahr niemand um die Digitalisierung des Gesundheitswesens herum. Durch das abrupte Regierungsaus und bis zur neuen Regierungsbildung klafft eine digitalpolitische Lücke im Gesundheitsbereich. Diese kann laut Laura Wamprecht, Geschäftsführerin der Beratungsfirma Forward Strategy, als Treiber oder Hemmschuh für das Jahr 2025 gesehen werden.
Zunehmende Arzneimittel-Engpässe bedrohen das ohnehin erodierende Vertrauen in die Politik, schreibt Pro-Generika-Geschäftsführer Bork Bretthauer in seinem Standpunkt. Um zu verhindern, dass die Engpässe in Zukunft zum immer größeren Problem werde, müsse die kommende Bundesregierung sich bei Generika endlich vom Hauptsache-billig-Prinzip verabschieden.
Der Bundesverband Managed Care hat angesichts der Bundestagswahl seinen Kompass für eine Neuausrichtung der Gesundheitsversorgung in Deutschland vorgelegt. Der BMC-Vorstandsvorsitzende Lutz Hager stellt die Empfehlungen im Standpunkt vor und erklärt, warum kleinteilige Anpassungen nicht genügen und eine Neuausrichtung im laufenden Betrieb umsetzbar sein muss.
Prävention ist am effektivsten, wenn sie über reine Aufklärung hinausgeht und durch gesundheitspolitische Maßnahmen Lebensumwelten und Rahmenbedingungen schafft, die es der Bevölkerung leichter machen, sich gesünder zu verhalten, schreibt Ute Mons im Standpunkt. Die Leiterin der Abteilung Primäre Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum wirbt dafür, klug gestalteten fiskalischen Instrumenten eine Chance zu geben. Das schütze Gesundheit, spare Kosten und generiere Einnahmen.
In Japan gilt der kostengestützte Preisbildungsansatz als umstritten, trotzdem wird hierzulande darüber diskutiert. Die vfa-Geschäftsführerin für Markt und Erstattung, Ulrike Götting, hält stattdessen „pay-for-performance“-Modelle für ein probates Mittel, um die Finanzierungsrisiken bei begründet limitierter Evidenz oder bei hohen Einmalkosten partnerschaftlich zu tragen.
Im Vergleich zu anderen Europäern melden sich deutsche Arbeitnehmer deutlich öfter krank. Im vergangenen Jahr fehlten sie im Schnitt 20 Tage, weshalb nun über die Wiedereinführung von Karenztagen diskutiert wird. Mit solchen Mitteln würden jedoch nur Symptome bekämpft, meint Kai Richter, Medizinischer Direktor und Mitglied der Geschäftsleitung beim Pharmaunternehmen GSK. Die Probleme müssten an der Wurzel gepackt werden.
Durch E-Learning für Mediziner:innen könnten Fort- und Weiterbildungen praxisnah und flexibel gestaltet werden, ist sich Felix Stockmar sicher. Er ist Mitgründer und Geschäftsführer des Start-ups Medudy, das eine medizinische Fortbildungsplattform aufbaut. Um die Angebote des digitalen Lernens zu verbessern, bräuchte es jedoch einige Änderungen.
Deutschlands Industrie steckt in einer Transformationskrise. Für ihre Modernisierung sind verschiedene Branchen unterschiedlich wichtig, schreibt der vfa-Chefvolkswirt Claus Michelsen. Die Pharmabranche ist besonders innovativ und produktiv, besonders ihr Forschungs- und Entwicklungsbereich sei stark ausgeprägt. Um den Standort Deutschland zu stärken, sollte deshalb auf ihre Innovationskraft gesetzt werden.
Nach zwei Jahren ChatGPT hat sich Ernüchterung breit gemacht. Denn Halluzinationen und Intransparenz sind in vielen Anwendungen ein größeres Problem als ursprünglich angenommen, allen voran in der Medizin. Doch während immer größere KI-Modelle in Benchmarks neue Rekorde feiern, sind die praktischen Anwendungen ins Stocken geraten. Wo die tatsächlichen Hürden liegen und wie KI im Arztalltag ankommt, erklären Louise von Stechow und Paul von Bünau.
Mit dem steigenden Anteil häuslicher Pflege an der Altenpflege und der wachsenden Anzahl Pflegebedürftiger steigt auch der Bedarf nach Pflegekräften in der privaten Pflege. Lena-Marei Ardelt arbeitet bei quitt, einem Personalvermittler für häusliche Aufgaben. Sie plädiert dafür, die Direktanstellung im Haushalt des oder der Pflegebedürftigen zu vereinfachen. Dafür bräuchte es aber eine deutliche Senkung der bürokratischen Hürden.
Die Corona-Pandemie habe deutliche Lücken in Gesundheitsämtern aufgezeigt, schreiben vier Public-Health-Experten. Politische Interessen würden zunehmend wissenschaftliche Entscheidungen lenken. Sie beleuchten die Konsequenzen dieser Entwicklung für die öffentliche Gesundheit in den derzeit politisch polarisierten Zeiten und schlagen Wege ethischer Krisenfestigkeit für Gesundheitsämter vor.
Jüngst noch in Regierungsverantwortung bangt die FDP nun um den Wiedereinzug in den Bundestag. Derzeit arbeitet die Partei an ihrem gesundheitspolitischen Programm für die kommende Legislaturperiode, maßgeblich verantwortlich ist dafür die parlamentarische Geschäftsführerin Christine Aschenberg-Dugnus. Im Standpunkt skizziert sie, mit welchen Forderungen die FDP jetzt in den Wahlkampf zieht.
Bei allem Potenzial der elektronischen Patientenakte sind eine sachliche Betrachtung und realistische Erwartungen wichtig, schreibt Andreas Strausfeld, Vorsitzender der Bitmarck-Geschäftsführung, im Standpunkt. Die Chancen einer funktionierenden ePA seien gesamtgesellschaftlich zu groß, als dass sie leichtsinnig für Partikularinteressen geopfert werden sollten. Gewünscht hätte er sich eine frühzeitigere Informationskampagne des Bundesgesundheitsministeriums.
Ambulant oder stationär – diese Unterscheidung scheint klar und sinnvoll. Doch diese Versorgungs- und Vergütungsgrenzen sind nicht mehr zeitgemäß, schreibt Eckhard Nagel, Professor für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften sowie Vorstandsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Integrierte Versorgung, in seinem Standpunkt. Denn die Trennung kommt aus einer Zeit, als Versorgung noch ganz anders aussah. Nagel fordert daher ein radikales Einreißen der Versorgungsmauern.
Die Koalition hatte geplant, die Anfang Dezember auslaufende Übergangsfrist für die weitere GKV-Erstattung bestimmter Verbandmittel zu verlängern – nach dem Bruch der Koalition wird es dazu vermutlich nicht mehr kommen, befürchtet Judith Stahlhut, Geschäftsführerin der URGO GmbH. Wie eine Versorgungslücke jetzt vermieden werden kann und welche Rahmenbedingungen für eine Nutzenbewertung nötig sind, schreibt sie im Standpunkt.
Es war Bestandteil der Verhandlungen zum geplatzten Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz und dürfte auch in der kommenden Legislaturperiode wieder gefordert werden: eine Steigerung der Medizinstudienplätze. Einige Landesregierungen kündigten zudem eigene Initiativen an – wenig zielführend sei das, schreiben der FDP-Politiker und Medizinprofessor Andrew Ullmann sowie der Studienvertreter Pascal Lemmer in ihrem Standpunkt.
Die Krankenhausreform, so sie denn kommt, muss von einer konsequenten Digitalisierung flankiert werden – andernfalls werde sie zum Nachteil der Patienten. Das schreibt Volker Hofmann, Manager Healthcare bei InterSystems. Außerdem nennt er Beispiele, wie Kliniken ihre Versorgungsleistungen auf verschiedene Weise mithilfe digitaler Prozesse ausweiten können.
Ein Vergleich der Medizintechnik- mit dem Bereich der Humanarzneimittel der Pharma-Branche auf der Grundlage der Zahlen der Bundesregierung aus der Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung zeigt: Die MedTech-Branche steht für mehr als doppelt so viel Arbeitsplätze sowie mehr Produktionswert, Bruttowertschöpfung und Ausstrahleffekte auf andere Branchen. Der neuen Bundesregierung biete sich mit der Medizintechnik im Land eine große Chance, schreibt BVMed-Vorstandschef Mark Jalaß im Standpunkt.
Die Hilfsmittelversorgung sei nicht optimal, schreibt Detlef Möller, Aufsichtsratsvorsitzender von rehaVital, in seinem Standpunkt. Die Bürokratie bremse Sanitätshäuser aus. Einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach zufolge könnten jedoch 47 Prozent der Befragten dank Hilfsmitteln wie Bandagen oder Orthesen früher an ihren Arbeitsplatz zurückkehren.
Es sei „grob fahrlässig, wie wenig wir heute als Gesellschaft über die tatsächlichen Strukturen im Vertragsarztbereich wissen“, schreibt die Geschäftsführerin des Bundesverbands Medizinische Versorgungszentren (BMVZ), Susanne Müller, im Standpunkt. Was die mit Argwohn betrachteten MVZ-Verbünde betrifft, lägen alle nötigen Daten bereits vor. Sie müssten nur endlich vereinheitlicht und überregional vergleichbar gemacht werden.
Die Debatte um die Organspende adressiert grundlegende Fragen zu Leben und Tod. Doch mit Blick auf den eklatanten Organmangel ist es an der Zeit, Neuregelungen wie die Widerspruchslösung auf den Weg zu bringen. Die Frage nach der Organspende sollte künftig keine Ausnahme mehr darstellen, sondern regelhaft in das Kontinuum der Patientenversorgung integriert werden, fordert Stefan Schwartze, der Patientenbeauftragte der Regierung, im Standpunkt.
Die Pflegebranche sieht sich weiterhin mit einem wachsenden Fachkräftemangel und der Überlastung der Pflegenden konfrontiert. Entlastung könnten digitale Pflegeanwendungen bieten, die ab Januar offiziell starten sollen. Nur: Bislang gibt es keine einzige zertifizierte Anwendung auf dem Markt. Warum das so ist und wie DiPA die Pflege nachhaltig entlasten können, beleuchtet Arun Ananth, Geschäftsführer des deutschen Pflegehilfswerks, im Standpunkt.
Die US-Präsidentschaftswahl entscheidet nicht nur über die Frauenrechte in den USA – sie könnte die Entwicklungszusammenarbeit und das System der globalen Gesundheit insgesamt kollabieren lassen. Davor warnt Angela Bähr von der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung im Standpunkt und fordert auch die Bundesregierung zum Handeln auf.
Das geplante Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) wird die ohnehin angeschlagene Gesundheitsversorgung aus Sicht der Apothekerverbände zusätzlich schwächen – zumindest in seiner aktuellen Fassung. Welche konkreten Folgen könnte die Reform haben und was sollten Apotheken jetzt tun? Mark Böhm, Vorstandschef der Unternehmensgruppe NOVENTI, sieht im Standpunkt für ihre Betreiber eine klare Chance, sich mithilfe von Software zu modernisieren und zukunftssicher aufzustellen – auch unabhängig vom ApoRG.
Der EU Data Act gewährt Gesundheitseinrichtungen einen besseren Zugang zu wichtigen Daten entlang der ganzen Lieferkette, schreibt Ammara Gafoor. Denn durch das europäische Gesetz müssen Hersteller ihre Produkte so gestalten, dass Daten einfach und transparent zugänglich sind. Gesundheitsdienstleiter haben verschiedene Möglichkeiten, diese Daten für die Lieferkettenoptimierung zu nutzen.
Niedergelasse Ärztinnen und Ärzte profitieren von einer jährlichen Honoraranhebung, über die Arbeitnehmende in Deutschland jubeln würden, schreibt Hans-Jürgen Müller, Vorstandsvorsitzender des IKK e.V. in seinem Gastbeitrag. Demgegenüber stünden aber weiterhin inakzeptable Probleme für Versicherte, Termine zu bekommen, vor allem auf dem Land. Es stelle sich damit die Frage, ob der Sicherstellungsauftrag noch hinreichend erfüllt werde.
Die Versorgungslage für Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland ist schlecht, schreibt Céline Feldmann, Vorsitzende der interkommissionellen Arbeitsgruppe Schwangerschaftsabbruch im Deutschen Juristinnenbund, im Standpunkt. Da das auch an der Kriminalisierung des Eingriffs läge, fordert ein zivilgesellschaftliches Bündnis eine Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs für mehr reproduktive Gerechtigkeit – und hat dafür einen Gesetzentwurf vorgelegt.
Eins von 30.000 Neugeborenen kommt ohne Schweißdrüsen zur Welt. Grund ist ein Gendefekt. Einem Pädiater aus Erlangen ist es gelungen, das fehlende Protein künstlich nachzubauen und Kinder schon im Mutterleib von ihrem Leid zu befreien. Doch an der klinischen Studie an der Uniklinik Erlangen dürfen schwangere Frauen aus Kenia nicht teilnehmen. Die Deutsche Botschaft verweigert ihnen das Visum – obwohl der Studiensponsor sämtliche Kosten trägt. Warum?
Der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) für sexuelle und reproduktive Gesundheit eröffnet das erste WomenX Collective-Zentrum in Berlin. Denn obwohl es in den vergangenen 50 Jahren große Entwicklungen in Sachen Frauengesundheit gegeben hat, stockt der Fortschritt mittlerweile.
Frauen spielen eine entscheidende Rolle bei der Erreichung der globalen Gesundheitsziele, etwa der Ausrottung von Polio oder HPV. Über ehrgeizige Ziele und warum Frauen im Zentrum von Impfprogrammen stehen müssen, haben Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze und Gavi-CEO Sania Nishtar im Standpunkt geschrieben.
Die Herausforderungen in der Patientensteuerung sind groß, schreibt Gerald Quitterer im Standpunkt. Dennoch könne sie die Effizienz und Qualität der Versorgung langfristig aufrechterhalten. Doch neben der gezielten Patientenlenkung sieht der Präsident der Bayerischen Landesärztekammer noch weitere Ansätze, um die zunehmende Versorgungslücke zu schließen.
Der demografische Wandel und der steigende Anteil älterer Menschen stellen sowohl Kranken- als auch Pflegekassen vor große Herausforderungen. Die Verhinderungspflege, die Unterstützung bietet, wenn die reguläre Pflegeperson vorübergehend ausfällt, wird zunehmend bedeutender, schreibt Lena Armbruster von IBM iX. Künstliche Intelligenz (KI) eröffnet hier vielversprechende Möglichkeiten, sowohl die Qualität der Pflege zu verbessern als auch finanzielle Entlastung zu schaffen.
Die Reform unseres Gesundheitssystems sei unumgänglich. Finanzierungsprobleme, Fachkräftemangel und die Zunahme von Krankheiten wie Krebs oder Demenz führten dazu, dass es immer häufiger an seine Grenzen stößt. Als Katalysator für mehr Effizienz könnten Technologie und Innovation dienen, schreibt Hans-Peter Bursig in seinem Standpunkt.
Das Bekenntnis zur Pflege als Heilberuf mit eigenen beruflichen Kompetenzen sei überfällig, schreibt Pflegedirektorin Andrea Schmidt-Rumposch. Doch über den Entwurf für das geplante Pflegekompetenzgesetz könne sie sich nur bedingt freuen. Irritierend sei der beabsichtigte zeitliche Horizont, mit der Umsetzung müsse es schneller gehen. Und es fehle an einer differenzierten Herangehensweise, denn Pflege sei nicht gleich Pflege.
Es ist beschlossen: Der Europäische Gesundheitsdatenraum (EHDS) wird kommen. Ein guter Schritt, findet Ulrike Volejnik von der Telekom MMS. Im besten Fall könne er den Grundstein für die verstärkte Nutzung von KI im Gesundheitswesen legen. Der Weg dahin ist allerdings noch lang.
Wir wissen nicht, wem unsere Arztpraxen gehören. Doch genau diese Information ist entscheidend, um die medizinische Qualität und die wirtschaftliche Stabilität der ambulanten Versorgung zu sichern. Michael Peters, Leiter des Bereichs Finanzsystem und Realwirtschaft bei der Bürgerbewegung Finanzwende, argumentiert für Transparenzverpflichtungen.
Über 7,9 Millionen Menschen mit schweren Behinderungen und 4,3 Millionen Menschen in ambulanter Pflege sind auf funktionierende, schnell zugängliche Hilfsmittel angewiesen. Doch veraltete Strukturen, bürokratische Hürden und ein Mangel an Fachkräften erschweren den Zugang zu lebensnotwendigen Hilfsmitteln und machen den Alltag für viele Betroffene zu einem Hindernislauf, kritisiert Christiana Hennemann, Geschäftsführerin von rehaKIND, im Standpunkt.
Schwangerschaftsabbruch raus aus dem Strafgesetzbuch: Mit dieser Forderung startet heute „Abtreibung legalisieren – jetzt!“, eine Kampagne von feministischen Organisationen und Aktivist:innen. Zwölf Wochen lang wollen sie die Ampelparteien unter Druck setzen, damit die Regierung die Empfehlung der Expert:innenkommission aus dem Frühjahr umsetzt und Abtreibung legalisiert. Leonie Weber und Karlotta Biechele präzisieren im Standpunkt die Forderungen.
Das Gesundheitswesen braucht eine echte Zeitenwende, in der tradierte Rollenbilder aufgelöst werden. Das fordert Pfizer-Expertin Christina Claußen. Sie plädiert für ein System, das sich in erster Linie an den Bedürfnissen der Patient:innen orientiert, und für mehr Patientenpartizipation. Denn erst die ermögliche gleichberechtigte Verantwortung und stärke die Legitimation gesundheitspolitischer Entscheidungen.
Antibiotika-Resistenzen sind weltweit eine Riesengefahr für die Menschen. Jasmin Behrends, Expertin bei der Organisation Ärzte ohne Grenzen, macht sich deshalb für eine UN-Deklaration mit klaren Ansagen stark. Insbesondere Länder mit mittlerem und geringem Einkommen müssten im Kampf gegen resistente Erreger stärker unterstützt werden, fordert sie.