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World Health Summit Detlev Ganten

Detlev Ganten, Präsident des World Health Summit
Präsident des World Health Summit Foto: World Health Summit

von Markus Brachat

veröffentlicht am 04.03.2020

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Als Gründungspräsident des World Health Summit bereitet Detlev Ganten heute vor allem eines Sorge: der Klimawandel. „Temperaturen über 40 Grad Celsius bedeuten hohes Fieber für die Erde und für den Menschen“, so der 78-Jährige im Gespräch. „Wenn die Sommer noch heißer werden wie die letzten, dann sterben die Menschen an der Hitze.“ 

Ganten wurde 2004 zum Vorstandschef der Berliner Charité ernannt – mit dem Ziel die Universitätsmedizin zu vergrößern und die internationale Bedeutung der Klinik zu stärken. Auch deshalb berief er zum 300. Jahrestag der Gründung des Krankenhauses die Forschungsgemeinschaft „M8 Alliance“ ins Leben. Die Gruppe ist ein Zusammenschluss aus 25 Bildungszentren weltweit und dient nun seiner Denkfabrik World Health Summit als wissenschaftliches Rückgrat. Auf den jährlichen Treffen werden die drängendsten Probleme der Medizin und der öffentlichen Gesundheit erörtert. 

„Wir entwickeln eine Medizin, die für reiche Länder noch zugänglich, aber selbst dort in Zukunft kaum noch finanzierbar ist", sagt Ganten. „Schauen Sie in die USA: Das ist ein reiches Land, aber nur ein kleiner Teil der Bevölkerung profitiert vom Fortschritt der Medizin.“  

Bildung ist die beste Impfung 

Doch Fortschritt wird es immer geben, und er nimmt keine Rücksicht. Darum hört man von Ganten Sätze wie: „Education is the best vaccination“ (Bildung ist die beste Impfung). Das gilt sowohl für die Lebensgewohnheiten der Herz-Kreislauf-Patienten, denen er seine lebenslange Forschung widmet, als auch für die allgemeine Gesundheit der Weltbevölkerung. Krankheiten vorzubeugen sei besser, als sie zu behandeln. 

Das lässt sich natürlich auch über die Krankheit der Erde, den Klimawandel, sagen. Auf die Politik möchte Ganten bei diesem Thema allerdings nicht warten. „Wir wählen uns in der Demokratie die Politik, die wir wollen. Das heißt wir müssen uns engagieren und dann wird die Politik helfen“, sagt der Mediziner und Wissenschaftsorganisator – und meint damit die „Fridays For Future“-Bewegung, die er hochachtet. 

Ganten ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sein Medizinstudium führte ihn von Würzburg über Montpellier nach Marokko und wieder zurück nach Deutschland, wo er in Tübingen sein medizinisches Staatsexamen machte. Doch lange hielt es ihn nicht auf einem Fleck. Später ging es nach Montreal und Heidelberg. 1991 gründete er als Direktor das Max Delbrück Centrum für Molekulare Medizin Berlin-Buch, das er bis 2004 leitete, bevor er zum Vorstandsvorsitzenden der gesamten Charité ernannt wurde. Vier Jahre lang Europas größte Uniklinik. Danach wurde er als Chef in dessen Stiftungsrat berufen. 

Neue Technik muss genutzt werden 

Als ehemaliger Leiter eines Krankenhauses weiß Ganten um die Vorteile der Digitalisierung für die Medizin-Branche. „Die Digitalisierung ist eine fantastische neue Technik und die muss natürlich genutzt werden – in der Wissenschaft, im Krankenhaus-Bereich, in der allgemeinen Praxis, in der Telemedizin und von den Menschen selber durch ganz neue Messmethoden von Körperfunktionen, wie zum Beispiel an Armbanduhren. Da können wir in Deutschland noch mehr tun als bisher“, meint Ganten. Digitalisierung könne einen wichtigen Beitrag zur Vorsorge und Früherkennung von Krankheiten leisten. Und die neue europäische Datenschutzverordnung habe den Weg dafür freigemacht. 

Dennoch gibt es Dinge, die auch die Medizin selbst mit modernster Technik nicht verhindern kann: „Krankheit und Tod bleiben Teil unseres Lebens.“ Krebs werde man nie vollständig eliminieren können, ebenso wenig die Herz-Kreislauf-Erkrankungen, mit denen sich Ganten als Forscher besonders beschäftigt hat. Die Medizin kann nicht zaubern. Deshalb bleibt Gantens selbstauferlegte Aufgabe in dieser Welt die gleiche: „Die Herausforderung ist es, nicht darauf zu warten, dass die Menschen krank werden, um dann behandelt zu werden, sondern eine neue Medizin zu entwickeln, die Gesunderhaltung in den Vordergrund stellt.“ Bildung bleibt die beste Impfung. Markus Brachat

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