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Standpunkte Technik kann gesellschaftliche Probleme lösen – wenn sie dürfte

Uwe Peter, Geschäftsführer von Cisco Deutschland
Uwe Peter, Geschäftsführer von Cisco Deutschland Foto: Pavelbecker/Cisco

Die Corona-Pandemie habe bewiesen, dass Deutschland durchaus rasch digitalisieren kann, schreibt Uwe Peter. Der Geschäftsführer von Cisco Deutschland sieht diese neue Tugend auch notwendig, um gerade Probleme in ländlichen Gebieten mittels Technikeinsatz zu lösen – Beispiele dafür lesen Sie im Standpunkt.

von Uwe Peter

veröffentlicht am 04.09.2024

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Für viele Herausforderungen unserer Zeit gibt es einfache, praktische und digitale Lösungen. Oft mangelt es nicht an Ideen oder Machbarkeit, sondern an der strukturellen Bereitschaft zu Veränderung und Transformation.

Beispiele gefällig? Viele Arbeitsgesetze sind weiterhin auf physische Anwesenheit im Unternehmen ausgelegt. Wer auf Remote-Arbeit umstellen will, muss viele starre Regelungen zu Arbeitszeiten und Nachweispflichten berücksichtigen. In der Verwaltung sind viele Behörden, aber auch Bürger:innen den Gang zum Amt nach wie vor gewohnt – oder er wird sogar vorgeschrieben, wie bei der Erneuerung von Personalausweis und Reisepass. Auch in Schulen und Universitäten gibt es noch viele Hemmnisse im Hinblick auf den Fernunterricht.

Das Festhalten an alten Strukturen hat jedoch viele negative Folgen, wie sich etwa an den verfestigten Unterschieden zwischen Stadt und Land erkennen lässt. Kaum noch ein Stadtbewohner will weite Autofahrten zum Arbeitsplatz im weit entfernten Umland auf sich nehmen oder ein Landbewohner sein Kind täglich in die weit entfernte Großstadt aufs Gymnasium schicken. Vom Ärztemangel ganz zu schweigen. Entsprechend ziehen viele Menschen gleich in die Stadt. Dies führt jedoch zu starken Abwanderungen aus ländlichen Gegenden mit all den bekannten negativen Auswirkungen.

Automatisierte Läden für ländliche Gebiete

In vielen kleineren Orten gibt es beispielsweise keine Einkaufsläden mehr. Eine Studie der DHBW Heilbronn geht bereits von etwa 8.000 unterversorgten ländlichen Gebieten in Deutschland aus. Diese Benachteiligung der Landbevölkerung ließe sich durch entsprechende Technik heute in vielen Bereichen schon erheblich reduzieren. So hat etwa Cisco gemeinsam mit dem Start-up My Enso und der Telekom eine einfache Lösung für die fehlenden Einkaufsmöglichkeiten und den Personalmangel im ländlichen Raum entwickelt. Die vollständig digitalisierten und mit modernster Wi-Fi-Technologie ausgestatteten Tante-Enso-Läden gewährleisten auch ohne Personal eine Grundversorgung mit Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs.

Die Menschen vor Ort sind begeistert: Endlich ist ein lokales Problem konkret gelöst, dazu noch nachhaltig, da die Waren bedarfsspezifisch bestellt und frisch ausgeliefert werden. Das spart Ressourcen bei Lagerung und Transport. Das inzwischen erprobte Modell wird allerdings durch eine veraltete Rechtsprechung erschwert – Stichwort „Sonntagsruhe“. So haben einige Gerichte noch zu Beginn des Jahres geurteilt, dass selbst ein vollständig automatisierter Laden ohne anwesendes Personal am Sonntag schließen muss. In Deutschland hat auch die Maschine Sonntagsruhe.

Die Beispiele zeigen, dass wir eine neue Balance für unsere Gesellschaft brauchen, die den Entwicklungen der letzten Jahrzehnte Rechnung trägt und die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzt. Ansätze gäbe es zur Genüge – egal ob Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 oder die Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse überall in Deutschland.

Die gute Nachricht: Wir können das. Gerade hat der hessische Landtag einstimmig beschlossen, dass an Sonn- und Feiertagen voll automatisierte „Kleinstsupermärkte“ öffnen dürfen – vorbehaltlich einer Geschäftsfläche von weniger als 120 m², ohne Personal und beschränkt auf Waren des täglichen Bedarfs. Die Ladenöffnungszeiten sollten sich an „fortentwickelnde gesellschaftliche Rahmenbedingungen“ anpassen und die Versorgung im ländlichen Raum verbessern.

Bleiben wir auf dem Land: Um dort dem Ärztemangel entgegenzutreten, hat Cisco zusammen mit der Deutschen Bahn den Medibus entwickelt, ein vielfach ausgezeichnetes Projekt. Die mobile Artzpraxis auf Rädern mit eigenem 5G-Anschluss fährt dorthin, wo sie gebraucht wird – und bietet außerdem eine mehrsprachige Simultanübersetzung an. Diese mobile Praxis ist also der klassischen Arztpraxis nicht nur ebenbürtig, sondern integriert die Möglichkeiten der modernen, digitalen Infrastruktur, wie beispielsweise den Übersetzungsservice.

Blicken wir auf die Corona-Pandemie zurück: 2020 hat Deutschland bewiesen, dass es Digitalisierung in Lichtgeschwindigkeit kann. Videokonferenzen und IT-Security haben über Nacht Einzug in Deutschlands Wohnzimmer und Küchen gehalten und so Wirtschaft und Verwaltung am Leben gehalten. Damals haben wir eine neue Balance entwickelt, die dringende Bedarfe mit technischen Möglichkeiten verbunden hat. Von diesem Geist brauchen wir wieder mehr – jetzt im Jahr 2024.

Dazu gehören Veränderungswillen, Offenheit im Denken und ein positiver Gestaltungswillen als neue Tugenden, um digitale Antworten auf die kleinen und großen Fragen unserer Gesellschaft zu finden. Wenn wir eine Bereitschaft, ja vielleicht sogar Begeisterung für Transformation und ein neues Ausbalancieren entfachen, bin ich überzeugt, dass Technologie einen wesentlichen Beitrag leisten kann, um das Leben aller Menschen in Deutschland besser zu machen.

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