Wer Ariane Reinhart zur Podiumsdiskussion einlädt, wie es zum Beispiel die Nationale Plattform Zukunft der Mobilität Ende Januar getan hat, braucht eine gute Moderatorin. Wird die Vorständin des Autozulieferers Continental nämlich nicht unterbrochen, ist sie durchaus in der Lage, eine halbe Stunde am Stück zu reden – durchaus gefällig, aber doch immer im üblichen Managersprech. Geht es um die Antriebs- und Verkehrswende, will sie nicht als Bremserin dastehen, andererseits aber auch niemandem wehtun. Schließlich hat Conti viele Kunden, die sich mit dem Wandel mindestens genauso schwertun wie die Hannoveraner selbst.
Dass Reinhart ehrgeizig ist, war schon früh klar. Die heute 50-jährige gebürtige Hamburgerin promovierte in Jura und ging dann für ein Jahr nach Genf zur Internationalen Arbeitsorganisation. Ab 1999 machte sie Karriere bei VW mit Stationen in São Paulo und bei der britischen Nobeltochter Bentley, wo sie zum ersten Mal einen Vorstandsposten hatte. Der Weg in den VW-Konzernvorstand blieb ihr versperrt, so wechselte sie im Oktober 2014 zum niedersächsischen Nachbarn Conti. Bei dem Reifen- und Technikgiganten setzt sich Reinhart für die Gleichstellung von Frauen ein, sie bricht klassische Laufbahnen auf und integriert Flüchtlinge und Langzeitarbeitslose in das Unternehmen. Doch in diesen Tagen hat sie andere Sorgen: Der Konzern ist in die Verlustzone gerutscht, der Autobranche geht es schlecht. Bis 2023 soll es bei Continental weltweit für 15.000 Arbeitsplätze „Veränderungen“ geben. Schon bis Ende 2019 ist die Zahl der Mitarbeiter um 1768 zurückgegangen. Mit all diesen unerfreulichen Fällen muss sich Ariane Reinhart befassen – eine Herausforderung, die sie sich selbst wohl nicht ausgesucht hätte. Jens Tartler