Birgit Scheppat ist es gewohnt, als Frau aufzufallen: Das war in den 70er- und 80er-Jahren im Physikstudium so, und das hat sich bis heute an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden nicht geändert, wo die 63-jährige Professorin Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie lehrt.
„Ich gehöre noch zu der Generation, wo man sich für das eine oder das andere entscheiden musste“, sagte Scheppat 2019 im Gespräch mit Background darüber, dass sie aufs Karrieremachen setzte, anstatt zu heiraten und Kinder zu kriegen. Ursprünglich sah es nach einer Karriere in der Industrie aus: Sie promovierte bei Phototronics Solartechnik, heute Schott Solar, nahm an einem Nachwuchskräfteprogramm des Luft- und Raumfahrtkonzerns DASA teil, heute EADS.
Später leitete sie das solare Wasserstoff-Projekt in Bayern, an dem Linde und BMW beteiligt waren. Als die DASA beschloss, Start-ups auszugründen, wurde die Physikerin Chefin von MBB Senstec, einem Spin-Off für Laserdetektoren im Verkehr. Doch letztlich führte ihr Weg zurück in die Wissenschaft, an die Fachhochschule Wiesbaden, heute Hochschule RheinMain, wo Scheppat bis heute mit ihren Studenten die neuesten Speichertechnologien für Wasserstoff erprobt. Außerdem leitet sie das Innovation Lab innerhalb des Projekts „Impact RheinMain“, um den Wissenstransfer zwischen Hochschule und Industrie zu fördern. „Mir ist es total wichtig, anwendungsgetrieben zu arbeiten. Ich will sehen, was mit meiner Forschung passiert“, sagt Scheppat.
Die Physikerin lobbyiert zudem als Vize-Vorsitzende der Wasserstoff-Initiative H2BZ für bessere Bedingungen für die H2-Produktion. „Wenn ich mich klonen könnte, würde ich noch viele andere spannende Projekte machen“, sagt die Physikern. In ihrer Freizeit macht Scheppat übrigens seit vielen Jahren Telefonseelsorge. Das sei ihr wichtig, um ihre emotionale Seite auszuleben: „Mir ist es wichtig, Menschen so zu begegnen, wie sie sind. Sie sollen mich nicht nur auf diesem Podest erleben“. Jutta Maier