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Verkehr & Smart Mobility

Elke Temme

Elke Temme, Geschäftsführerin Laden und Energie, VW Group Components
Geschäftsführerin Laden und Energie, VW Group Components Foto: Foto: promo
Adrian Meyer

von Adrian Meyer

veröffentlicht am 04.06.2021

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Die ersten hundert Tage in einem neuen Job, heißt es, sind zum Eingewöhnen. „Bei mir ging es gleich voll los“, sagt Elke Temme. Sie leitet seit Anfang des Jahres das neue Geschäftsfeld Laden und Energie bei Volkswagen Group Components. Die 53-jährige gebürtige Wolfsburgerin ist nach Stationen in der Finanz- und Energiewirtschaft, die sie bis in die USA führten, zurück in ihrer alten Heimat: Bei VW ist sie dafür verantwortlich, die Bereiche Ladeservices und -equipment sowie Energieerzeugung und -verteilung über alle Marken hinweg zu bündeln und zu steuern. „Hier bewegt sich der Markt in einer ordentlichen Geschwindigkeit.“

Dass Temme das Tempo begrüßt, merkt man ihr gleich an: Sie wirkt enthusiastisch, gut aufgestellt, voller Energie. „In kurzer Zeit viel gestalten zu können, das treibt auch mich an.“ Sie könne sich gerade keine spannendere Aufgabe vorstellen. Mit dem Ausbau der Elektromobilität sei Volkswagen mitten drin in der Verkehrs- und Energiewende. Nicht nur bei der Herstellung von Elektroautos, auch bei der Ladeinfrastruktur will der Konzern das Tempo in den nächsten Jahren deutlich hochfahren. 

So verkündete VW Mitte März, bis 2025 europaweit insgesamt 18.000 Schnellladesäulen zu installieren. Das wären fünfmal so viele wie 2020 und ein Drittel der notwendigen Ladeinfrastruktur in Europa. Für diesen Ausbau kooperiert VW unter anderem mit den Energieversorgern BP, Enel und Iberdrola. Verhandelt hatten diese Partnerschaften Elke Temme und das VW-Team.

Nachholbedarf beim Thema Frauen in Führungspositionen

In der Geschäftsleitung von VW Group Components fällt Temme auf: Sie ist die einzige Frau. In einer Männerdomäne zu arbeiten, findet sie okay. „Ich habe fast 20 Jahre auf männerdominiertem Terrain gearbeitet“, sagt sie. „Für mich ist das nichts Neues. Es hat dort auch nie eine Rolle gespielt.“ Sie habe stets das Glück gehabt, dass ihre Chefs sie förderten, nicht behinderten. Dass es dabei um Inhalte ging und Kompetenz – und nicht um Äußerlichkeiten. „Dass jede und jeder die gleichen Chancen erhält, ist für mich selbstverständlich.“ Klar bestehe bei VW noch Nachholbedarf beim Thema Frauen in Führungspositionen. Das zu ändern, daran arbeite der Konzern aber konsequent. 

Nach einem Studium der internationalen Betriebswirtschaftslehre begann Temme ihre Karriere bei der Commerzbank. Danach war sie 18 Jahre lang in verschiedenen leitenden Funktionen beim Essener Energiekonzern RWE tätig. Vor ihrem Wechsel zu VW leitete sie den Geschäftsbereich eMobility beim Energieversorger Innogy in Dortmund. Diese Firmen hätten stets ein klares Ziel verfolgt. Das sei auch bei VW der Fall. „Sie übernehmen Verantwortung und verkünden keine Sonntagsbotschaften.“ Beruflich hätten sie stets jene Aufgaben gereizt, in denen sie den Wandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft durch eigenes Zutun gestalten könne. Sie wolle einen Unterschied machen. „Meinen zwei Kindern will ich eine bessere Welt hinterlassen“, sagt sie. „Da bin ich ganz klar eine Überzeugungstäterin.“ 

Laden von Elektroautos könnte für VW-Kunden gratis werden

Eines ihrer Kernthemen ist derzeit die Frage, wie sich Elektroautos sinnvoll in Energienetze integrieren lassen. „Erneuerbare Energien und Elektromobilität sind für mich zwei Seiten einer Medaille“, sagt sie, „um die Transformation hin zur Klimaneutralität zu schaffen.“ Sie schüttelt den Kopf, als sie erwähnt, dass im Jahr 2019 insgesamt 6500 Gigawattstunden Strom aus erneuerbaren Energien nicht ins Netz geflossen sind, weil Speichermöglichkeiten fehlten. „Damit könnten wir 2,7 Millionen Elektroautos ein Jahr lang mit Strom versorgen. Das wäre gelebte Nachhaltigkeit.“ Dank bidirektionalen Ladens könnten Elektroautos künftig je nach Bedarf überschüssigen Strom speichern oder benötigten Strom liefern. Das könne das volatile Netz stabilisieren, spare Kosten und generiere sogar Erlöse. Damit würde das Laden von Elektroautos für VW-Kunden sogar umsonst.

Bei VW, sagt Temme, begnüge man sich nicht damit, bloß Elektroautos zu bauen. Man wolle dem automatisierten Fahren zum Durchbruch verhelfen, Software beherrschen und den Energiemarkt revolutionieren. Nach vielen Jahren in diesem Geschäft sei das eine einmalige Zeit: „Wir befinden uns gerade an einem Wendepunkt.“ Die Gesellschaft müsse man bald nicht mehr von der Elektromobilität überzeugen. Die Veränderung passiere von alleine – und werde immer schneller. „Jetzt müssen wir nur zeigen, dass wir mit dieser Geschwindigkeit mithalten können.“ Adrian Meyer

Vier Fragen an Elke Temme:

1. Welches Auto kaufen Sie als nächstes?
Natürlich ein Konzernauto! Die will ich jetzt ausgiebig testen.

2. Wie halten Sie es mit dem Fliegen?
Wir haben einen Hund, mit diesem zu fliegen, ist eher umständlich. Ich versuche, wo immer es geht, die Bahn oder das E-Auto zu nehmen. Zudem hat Corona gezeigt, dass sich viel digital erledigen lässt, wofür man vorher noch geflogen ist. Manchmal lässt sich ein Flug aber dennoch nicht vermeiden. 

3. Wer gibt in der Mobilitätsbranche das Tempo vor?
In der Automobilindustrie sind das derzeit einige Namen. Tesla etwa hat das Thema Elektromobilität beschleunigt. Aber mit unserer Konsequenz können wir hier sicherlich überholen. 

4. Wo würden Sie gerne das Rad neu erfinden?
Wir sind gerade dabei, das Rad der Elektromobilität neu zu erfinden. Wir verändern derzeit so viel und treiben Innovationen voran. Ich bin überzeugt, dass wir damit Erfolg haben werden.

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