Sie nennt sich selbst loco nerd, einen Lokomotiven-Fan. Dabei war es am Anfang ihrer Karriere wahrscheinlicher, dass Sabrina Soussan Pilotin wird als CEO von Siemens Mobility, der neun Milliarden Euro schweren Bahn- und Digitalsparte des Traditionskonzerns. Die Französin studierte erst Maschinenbau und Luftfahrttechnik, bevor es sie in die Autoindustrie verschlug. Soussan begann als Motorentesterin bei Renault und arbeitete für die Automotive-Sparte von Siemens, die später von Continental übernommen wurde.
Stationen in Frankreich, Japan, Großbritannien, der Schweiz und immer wieder Deutschland stehen in Soussans Lebenslauf. Die „stolze Mutter“, so eine weitere Selbstbeschreibung, ist aktuell nicht nur die einzige Frau im nicht gerade kleinen Vorstand des Verbands der europäischen Eisenbahnindustrie (Unife). Sie leitet die Männerrunde auch. Dort und anderswo wirbt sie, frei von der German Angst, für eine freundliche Vision der Digitalisierung der Mobilität ein. Bei der Internationalen Automobilausstellung (IAA) im September stellte die Managerin ihren Vortrag unter das Motto: „Digitalisierung ist unsere Zukunft – wie wir Spaß daran haben statt darunter zu leiden.“
Von selbstfahrenden Straßenbahnen, wie Soussan sie gerade in Potsdam testen lässt, bis zu New-Work-Konzepten am Standort Erlingen landen die unterschiedlichsten Themen auf ihrem CEO-Schreibtisch. Als loco nerd kann sich Soussan trotzdem weiterhin austoben: U-Bahnen, Regional- und Hochgeschwindigkeitszüge und natürlich Lokomotiven gehören zu ihrem Portfolio.
„Soussan hat das Geschäft mit Hochgeschwindigkeits- und Nahverkehrszügen wieder in die Erfolgsspur gebracht“, heißt es im Konzern. Und als digitale Vorreiterin ist ihr Wissen auch in der Autoindustrie weiterhin gefragt. Beim Zulieferkonzern Schaeffler sitzt sie im Aufsichtsrat mit dem ambitionierten Auftrag, „beim größten Transformationsprozess in der Geschichte der Autoindustrie“ zu helfen. Felix Wadewitz