In immer mehr Bereichen unseres Alltags nimmt die Vernetzung digitaler Geräte zu, durch die sich für Unternehmen viele Erleichterungen, neue Dienstleistungsangebote und wirtschaftliche Chancen eröffnen. Gleichermaßen wirkt sich die Digitalisierung auch auf Kundenbedürfnisse und Konsumverhalten aus – verändert die Märkte und schafft neue Geschäftsmodelle. Sie ist also Chance und Herausforderung zugleich, auf die Betriebe reagieren sollten, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben.
Mit der zunehmenden Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft und der Vernetzung der Systeme untereinander wächst auch das Risiko des unbefugten Zugriffs Dritter. Daher wird die Cybersicherheit für den eigenen Betrieb immer wichtiger. Gleichzeitig gibt es viele Unsicherheiten und einen großen Informationsbedarf.
Auch kleine Handwerksbetriebe sind vor Cyberattacken nicht gefeit
Auch im Handwerk spielt Cybersicherheit eine immer größere Rolle. Das belegt die jüngste Studie des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) und des Branchenverbands Bitkom zur Digitalisierung im Handwerk. Danach ist die Bedeutung von Cybersicherheit der Mehrheit der Betriebe bewusst – für 67 Prozent der befragten Betriebe hat das Thema einen hohen Stellenwert. Sie wissen häufig aber nicht, wo sie anfangen sollen und wie sie Digitalisierungs- und damit auch Cybersicherheitsmaßnahmen umsetzen können. Denn nicht immer sind die entsprechenden Voraussetzungen gegeben.
Für 61 Prozent ist die Cybersicherheit eine große Herausforderung. 65 Prozent der Befragten gaben an, dass die Sorge um die Sicherheit im Netz eines der zentralen Hemmnisse für eine stärkere Digitalisierung des eigenen Betriebs darstellt. Solche Bedenken sind nicht unbegründet. Die mit durchschnittlich sieben Beschäftigten mehrheitlich kleinen Handwerksbetriebe wähnen sich häufig in der Sicherheit, sie seien kein attraktives Angriffsziel für Cyberangreifer und unterschätzen damit die Risiken fehlender Cybersicherheit.
Dabei erfolgen Cyberattacken längst nicht mehr nur vereinzelt und gezielt auf große Unternehmen, sondern viel systematischer und automatisierter. Cyberkriminelle nutzen Software und Algorithmen, die ausschließlich nach Schwachstellen suchen. Dadurch werden auch immer mehr Handwerksunternehmen Ziel von Cyberangriffen. Die Betriebe kommen also nicht umhin, hier aktiv zu werden. Denn sie tragen Verantwortung für die Sicherung etwa von vertraulichen und sensiblen (Kunden-) Daten – in der „analogen“ Welt genauso wie bei der digitalen Erfassung.
Wer digitalisieren will, muss Cybersicherheit von Anfang an mitdenken
Dabei ist es ist wichtig, die rechtlichen Rahmenbedingungen gerade im Umgang mit sensiblen Daten zu kennen und sich mit möglichen Maßnahmen zu beschäftigen – um den eigenen Betrieb präventiv vor unbefugten Zugriffen zu schützen aber auch, um auf den Ernstfall vorbereitet zu sein:
- Wo befinden sich möglicherweise Schwachstellen?
- An wen kann ich mich im Ernstfall wenden?
- Welche Schritte sind umzusetzen?
- Wer im Betrieb kümmert sich?
- Wie kann ich den Schaden eingrenzen?
Dies sind nur einige Fragen, über die sich ein Betrieb im Vorfeld Gedanken machen sollte.
Dabei können auch Handwerksbetriebe bereits mit ersten rein organisatorischen Schritten und ohne hohe Investitionskosten eine gewisse Grundsicherung gewährleisten, indem sie etwa regelmäßig Backups erstellen, eine Firewall zum Schutz der Daten einrichten oder die Beschäftigten schulen, zum Beispiel wie sie Phishing-Mails identifizieren können.
Die Umsetzung der Cybersicherheit im Betrieb erleichtern
Es gibt bereits verschiedene Unterstützungsprogramme, die kleinen und mittleren Unternehmen bei der Umsetzung von Cybersicherheitsmaßnahmen helfen, wie die Allianz für Cybersicherheit (ACS) des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), die durch das Bundeswirtschaftsministerium geförderte Transferstelle für IT-Sicherheit im Mittelstand (TISiM), und das Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk beim ZDH, das zusammen mit Kammern und Verbänden den Routenplaner für Cybersicherheit im Handwerk entwickelt hat.
Für viele Betriebe gestaltet sich die Umsetzung von Digitalisierungs- und Cybersicherheitsmaßnahmen auch deshalb schwierig, weil ihnen die zeitlichen, fachlichen, personellen und auch finanziellen Ressourcen fehlen. Sie brauchen also weit mehr Unterstützung als die bloße Zurverfügungstellung von Informations- und Vernetzungsaktivitäten – finanzielle Unterstützung, Beratungsleistungen und die Sicherstellung technischer Voraussetzungen sind ebenso wichtig und notwendig.
Hier ist auch die Politik gefragt. So ist etwa die Beantragung von Fördergeldern laut der Digitalisierungsumfrage von ZDH und Bitkom oft zu bürokratisch und daher gerade für Handwerksbetriebe in der Praxis kaum zu leisten. Das gab der Großteil der Betriebe an, die bereits Fördermittel beantragt haben. Gleichzeitig wünscht sich eine Mehrheit von 64 Prozent noch mehr Informations- und Beratungsprogramme für Digitalisierungsmaßnahmen im Handwerk – der Bedarf ist also groß.
Auch wenn wir mit den bestehenden Initiativen auf einem guten Weg sind: Die Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass Politik und Handwerk weiter an einem Strang ziehen müssen, um die Cybersicherheit in den Betrieben weiter auszubauen.