Seit 2022 bietet Siemens jungen Hochschulabsolventen sowie Talenten auch ohne Cybersecurity-Erfahrung ein Jahr lang die Möglichkeit, im Rahmen der „Cyberminds Academy“ im Unternehmen das Handwerk der Cybersicherheit zu erlernen. Bei der Auswahl der Teilnehmer legen wir großen Wert darauf, dass sie divers sind – also Teilnehmer aus verschiedenen Ländern kommen, Frauen wie Männer gleichermaßen vertreten sind und sie unterschiedliche Lebensläufe und Denkweisen haben.
Kognitiv diverse Teams sind erfolgreicher
Warum diese Betonung auf Diversität? Darauf gibt es zwei Antworten. Die erste betrifft die Herausforderungen, denen sich Cybersicherheit gegenübersieht. Cyberattacken kommen heute von überall her – und oft aus unerwarteter Richtung. Die Angreifer reichen von jugendlichen Hackern über kriminelle Organisationen bis hin zu staatlichen Akteuren. Ihre Methoden sind vielgestaltig: Denial-of-Service-Angriffe, Schadsoftware oder Phishing-Mails, die Benutzer verführen, auf scheinbar harmlose Links oder Dokumente zu klicken. Vielfältig sind auch ihre Ziele: Sabotage, Spionage oder Gelderpressung. Die Schäden gehen in die Abermilliarden.
Um sich dagegen zu verteidigen, braucht es Teams, die nicht aus einem Holz allein geschnitzt sind. Sie müssen unterschiedliche Erfahrungen, Talente, Perspektiven, Denkweisen und Lebensläufe mitbringen, denn erst aus einer Vielfalt von Ideen und Vorschlägen entstehen Lösungen, die den heutigen Bedrohungen gewachsen sind.
Die zweite Antwort betrifft, was Teams generell erfolgreich macht. Mehrere Studien haben bestätigt, dass kognitiv diverse Teams erfolgreicher sind. Ein McKinsey-Report von 2020 etwa stellte anhand der Daten von 1.000 Unternehmen fest, dass Firmen mit größerer ethnischer und Geschlechtervielfalt wirtschaftlich deutlich besser abschneiden.
African girls can code
Eine weitere aktuelle Initiative ist Siemens´ Engagement bei der Initiative „African Girls can Code“. Diese Initiative wird implementiert von UN Women in Partnerschaft mit der Afrikanischen Union-Kommission und der Internationalen Fernmeldeunion und wird unterstützt von der belgischen Regierung und Siemens.
Bei diesem Projekt unterstützt Siemens die digitale Schulung von mehr als 600 Frauen aus fünf afrikanischen Ländern mit rund 800.000 Euro. Den jungen Frauen im Alter von 17 bis 25 Jahren werden dabei in 14-tägigen Coding-Camps Programmier- und Führungskompetenzen vermittelt. So können sie ihre Kenntnisse in Robotik, dem Internet der Dinge, Animation oder 3D-Druck sowie Cybersicherheit erweitern. Gleichzeitig lernen sie, wie die Rolle von Frauen gerade im Beruf gestärkt werden kann. Zudem bieten wir ihnen vier- bis sechsmonatige Kurse für Low-Code-Programmierung an. Und natürlich würden wir uns freuen, wenn einige dieser Frauen demnächst bei Siemens anheuern – womöglich gar im Bereich Cybersicherheit.
Global aufgestelltes Cybersicherheitsteam
Natürlich, Diversität allein reicht nicht aus. Es braucht auch Fachkompetenz. Außerdem laufen beliebig bunt zusammengewürfelte Teams Gefahr, sich nicht einig zu werden. Deshalb ist neben Diversität und Expertise wichtig, dass Mitarbeitende auf der Grundlage gemeinsamer Werte stehen. Das mag in einem Hort die Freude sein, mit Kindern zusammenzuarbeiten, in Technologieunternehmen Innovation oder überall Leitprinzipien wie jene, neben Diversität auch für Chancengleichheit und Inklusion zu sorgen. Ein gutes Team ist daher immer auch eine Wertegemeinschaft.
Die Folge dieser Einsichten ist heute ein starkes, weltweit aufgestelltes Cybersicherheitsteam. Und das ist kein Luxus, sondern überlebenswichtig: Siemens registriert mit seinen rund 300.000 Mitarbeitenden und hunderten Fabriken monatlich rund 1.000 Cyberangriffe – Tendenz steigend –, die erfolgreich abgewehrt werden müssen. Das Team entwickelt zudem innovative Sicherheitsleistungen, um den Angreifern möglichst einen Schritt voraus zu sein, und sorgt dafür, dass alle Mitarbeitende des Konzerns verstehen, wie wichtig Cybersicherheit auch in ihrem Arbeitsalltag ist.
Teams müssen Werte teilen
Grundsätzlich hilft die Vielfalt eines Teams auch, dass sich mehr Jobkandidaten für ein Unternehmen interessieren. So ergab eine Umfrage unter Nutzern von Glassdoor, dass Diversität für 76 Prozent ein wichtiges Kriterium für die Wahl eines Arbeitsplatzes ist. Das fällt umso mehr für Cybersecurity ins Gewicht, denn hier gibt es weltweit einen harten Wettbewerb um die besten Talente.
Wer sich bei einem Unternehmen bewirbt, will aber nicht nur eine diverse Kultur, sondern eine Art Zuhause finden, schließlich verbringen Menschen einen großen Teil ihres Lebens bei und mit der Arbeit. Und hier kommen wieder Werte ins Spiel: Mitarbeitende müssen sich mit den Werten einer Organisation identifizieren können, um erfolgreich zu sein: Werte, die von außen weniger sichtbar sein mögen, die aber Mitarbeitende täglich erleben und die letztlich dazu führen, dass sie sich mit einem Unternehmen identifizieren.
Eine Heimat auch im Unternehmen finden
Chancengleichheit etwa bedeutet flexible Arbeitsbedingungen für Menschen, die Kinder zu Hause haben oder einen alten Menschen pflegen müssen. Auch, dass alle Zugang zu denselben Informationen haben und es für die gleiche Arbeit den gleichen Lohn geben muss. Inklusion wiederum zielt darauf ab, dass jede Stimme in einem Unternehmen gehört wird, selbst, wenn das für manchen unbequem sein mag.
Aus Erfahrung können wir sagen, dass gemeinsame Werte, inklusive Arbeitskultur und Diversität in der Tat zu einem höheren Engagement der Mitarbeitenden führen. All das hilft ihnen, Sinn in ihrer Arbeit zu finden – und sich entsprechend einzubringen. Eine Situation, von der Firmen wie Mitarbeitende gleichermaßen profitieren. Auch das ist eine zentrale Aufgabe für Siemens und andere Unternehmen.
Natalia Oropeza ist Chief Cybersecurity und Chief Diversity Officer bei Siemens