Die Deutsche Bahn ist nach eigenen Angaben umfassend auf eine Ausbreitung des Corona-Virus in Deutschland vorbereitet. Bisher gebe es aber keine begründeten Verdachtsfälle in DB-Zügen und „keinerlei Einschränkungen“ für Bahnkunden, betonte ein Sprecher des Staatskonzerns, der täglich hierzulande mehr als sieben Millionen Menschen in Bahnen und Bussen befördert.
Jenseits der Grenzen und im Regionalverkehr hat die Infektionskrankheit aber bereits erste Züge zeitweise lahmgelegt. Am Sonntagabend wurden zwei Züge aus Italien am Brenner gestoppt, mehrere hundert Passagiere mussten sich einige Stunden gedulden, bis die Behörden in Österreich die Weiterfahrt erlaubten. An Bord des Eurocity 86 von Venedig nach München waren zwei Frauen mit Fieber, die Untersuchungen zeigten dann, dass sie sich nicht mit dem Corona-Virus angesteckt haben
In Hagen wurde am Samstag ein Regionalzug eines DB-Wettbewerbers gestoppt, weil ein Zugbegleiter verdächtige Symptome zeigte. Die Bundespolizei wurde eingeschaltet, der Zug eine Zeit lang verriegelt, die Passagiere mussten ihre Personalien angeben. Der Verdacht bestätigte sich auch in diesem Fall nicht.
Deutsche Bahn richtet Hotline ein
Nach DB-Angaben würden bei bestätigten Corona-Fällen im Zug die betreffenden Bereiche gesperrt und nach der Fahrt gereinigt und desinfiziert. Die Fahrgäste würden informiert und sollten ihre Personalien hinterlegen, damit Behörden sie falls nötig kontaktieren können. Dafür wurde eine Hotline eingerichtet (0800-5141514) und es gibt ein Onlineformular.
Der Notfallplan sieht vor, dass erkrankte Personen beim nächsten geeigneten Halt an Rettungskräfte übergeben werden, das Bordpersonal sei für den Umgang geschult. Die Pandemie-Vorsorge der DB werde den Aktualisierungen der Bundesregierung und der Bundesländer angepasst. Die DB folge zudem den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts.
Für Kunden und die weltweit mehr als 330.000 Mitarbeiter hat der Konzern Merkblätter mit Handlungsempfehlungen veröffentlicht (bahn.de/aktuell). Die Führungskräfte wurden aufgefordert, die Mitarbeiter im Kundenkontakt mit Desinfektionsmitteln auszustatten. Im DB-Intranet beantworten DB-Ärzte die Fragen von Beschäftigten in einem Forum, zudem gibt es eine Telefon-Hotline für Mitarbeiter.
Für Reisende hat die DB AG ihre Kulanzregelung erweitert. Im Fernverkehr mit ICE, IC- oder EC-Zügen können sich Kunden den Fahrpreis kostenfrei erstatten lassen, wenn der konkrete Reiseanlass aufgrund des Coronavirus entfallen ist. Das gilt zum Beispiel für die weltgrößte Tourismusbörse ITB in Berlin. Auch wenn Konzerte und Sportveranstaltungen wegen der Corona-Gefahr storniert werden oder ein gebuchtes Hotel unter Quarantäne steht, können DB-Kunden das Zugticket zurückgeben.
Milliarden-Kosten für die Luftfahrt
Für viele Fluglinien entwickelt sich das erste Quartal des Jahres zu einem Finanzdesaster. Einzelne Airlines würde bei Italien-Flügen einen Einbruch der Buchungen um 100 Prozent melden, teilte der Weltverband IATA am Montag mit. Zudem würden bei zahlreichen Flügen 50 Prozent der auf einen Flug gebuchten Passagiere ihre Reise nicht antreten – und das nicht nur in Italien oder China, sondern in unterschiedlichen Regionen. Das ist eine selten da gewesene „No-Show“-Quote. IATA rechnet für 2020 mit Milliardenverlusten.
Die Lufthansa-Gruppe gab am Montag bekannt, rechnerisch zehn weitere Langstreckenflugzeuge vorerst am Boden zu lassen, womit die Zahl auf 23 steigt. Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines setzen Flüge nach Festland-China bis zum 24. April aus, nach Teheran noch eine Woche länger. Hongkong, Seoul sowie zahlreiche italienische Städte sollen seltener angeflogen werden, als sonst. Nach Italien reduzieren auch Eurowings und Brussels Airlines die Zahl der Verbindungen, etwa nach Venedig, Bologna und Mailand.
Die IATA fordert nun von den Regulierungsbehörden Ausnahmeregeln für die kommenden Monate zu erlassen. Eigentlich müssen Fluglinien mindestens 80 Prozent der ihnen zugeordneten Start- und Landeberechtigungen (Slots) auch nutzen, sonst drohen sie später zu verfallen. Angesichts der „außergewöhnlichen Umstände“ sollten diese Regeln bis Oktober ausgesetzt werden, fordern die Fluglinien.
BMW meldet Infektionsfall und schickt 150 Mitarbeiter nach Hause
Hart von den Corona-Folgen getroffen wird auch die Automobilindustrie. Zwei wichtige Messen – die Auto China in Peking und der Genfer Autosalon – wurden bereits abgesagt. Am Montag meldete BMW einen Infektionsfall. Ein Mitarbeiter des Forschungs- und Entwicklungszentrums (FIZ) in München wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Nach Angaben einer Unternehmenssprecherin befinden sich nun rund 150 seiner Kollegen für zwei Wochen zu Hause in Quarantäne.
„Ein Großraumbüro im FIZ ist abgesperrt und wird nun desinfiziert“, sagte sie Tagesspiegel Background. Operativ gebe es keine Beeinträchtigungen, die Beschäftigten arbeiteten im Homeoffice weiter. Überlegt werde nun, welche Vorkehrungen BMW für die Bilanzpressekonferenz am 18. März treffe.
Die Hauptversammlungen der großen, im Dax notierten deutschen Autobauer sollen nach jetzigem Stand stattfinden. BMW lädt seine Aktionäre am 14. Mai nach München. Daimler teilte mit, man halte an der Aktionärsversammlung in Berlin am 1. April fest. „Wir beobachten jedoch die weiteren Entwicklungen sehr aufmerksam“, erklärte ein Sprecher. Ähnlich äußerte sich VW. Die Wolfsburger haben ihre Hauptversammlung auf den 7. Mai in Berlin terminiert. Der Zulieferer Continental hält ebenfalls an seinem HV-Termin am 30. April fest. Mit fw, mot