Nach Berechnungen des Fraunhofer ISI-Instituts reicht im Jahr 2050 ein Netz aus 140 Tankstellen für Brennstoffzellen-Lkw aus, um deren kompletten Wasserstoff-Bedarf zu decken. Die Kosten dafür belaufen sich laut Fraunhofer auf rund neun Milliarden Euro. Den jährlichen Bedarf beziffert das Institut mit etwa 1,3 Millionen Tonnen Wasserstoff. Derzeit gibt es deutschlandweit rund 80 Tankstellen für Brennstoffzellen-Pkw, die meisten davon eigneten sich jedoch nicht oder nur bedingt für Lkw, da sie weder die benötigten Mengen noch eine zügige Betankung sicherstellen könnten.
Die Tankstellen eines von Fraunhofer auf Basis eines wissenschaftlichen Simulationsmodells untersuchten Netzes werden relativ gleichmäßig über das Autobahnnetz verteilt, zudem sei „eine Konzentration entlang der Transitrouten sowie in Industrieregionen erkennbar“. Aus Sicht von Martin Wietschel, der am Fraunhofer ISI das Competence Center Energietechnologien und Energiesysteme leitet, sind Brennstoffzellen-Lkw hilfreich, um eine CO2-Reduktion bei Lkw von 30 Prozent bis 2030 laut EU-Vorgaben zu erreichen. Dafür müsse man schon früh viele Tankstellen aufbauen: „Für knapp 50.000 Fahrzeuge im Jahr 2030 braucht es bereits 70 teilweise kleinere Wasserstofftankstellen zur räumlichen Abdeckung. Diese zum Wasserstoffabsatz vergleichsweise hohe Tankstellenanzahl zeigt, dass es einen großen Bedarf nach passenden Geschäftsmodellen gibt.“ Auch die Frage der staatlichen Förderung für Lkw-Wasserstofftankstellen müsse zügig geklärt werden.
Entscheidend für den Erfolg der Infrastruktur ist laut Fraunhofer auch die Wasserstofferzeugung per Elektrolyse, um die Klimaziele zu erreichen. Bei der Option, an Tankstellen Elektrolyseure zu bauen und den Wasserstoff direkt vor Ort zu erzeugen, empfehlen die Studienautoren eine Überdimensionierung der Elektrolyseure sowie große Wasserstoffspeicher an den Tankstellen: Auf diese Weise sei die Wasserstofferzeugung günstiger, zudem können die Lkw-Tankstellen aufgrund ihrer Größe und ihres hohen Stromverbrauchs von etwa 65 Terawattstunden pro Jahr die stark fluktuierenden erneuerbaren Energien gut ins Energiesystem integrieren und es so entlasten. Diese Flexibilisierung spare jährlich etwa eine Milliarde Euro. jma