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Gesundheit & E-Health

Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA) Kliniken stöhnen über Kosten für Schutzkleidung

Für Schutzkleidung müssen Klinikbetreiber inzwischen bis zu 19-mal mehr bezahlen als vor der Coronakrise. Zusammen mit dem gestiegenen Verbrauch verursache das pro Patient Zusatzkosten von 60 Euro im Monat, rechnet der Evangelische Krankenhausverband vor. Er fordert deshalb nun finanzielle Hilfen durch Politik und Krankenkassen.

Rainer Woratschka

von Rainer Woratschka

veröffentlicht am 09.03.2020

aktualisiert am 13.03.2020

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Der Evangelische Krankenhausverband (DEKV) klagt über eine Kostenexplosion für Schutzkleidung aufgrund der Corona-Krise und fordert deshalb finanzielle Hilfen. Einer Modellrechnung zufolge ergäben sich für die Krankenhäuser durch höheren Verbrauch und gestiegene Preise für die empfohlenen Schutzkittel, Einweghandschuhe, Atemschutzmasken und Schutzbrillen monatliche Mehrkosten von 60 Euro pro stationär behandeltem Patient, sagte Verbandsdirektorin Melanie Kanzler dem Tagesspiegel Background. Hochgerechnet auf die mehr als 1,6 Millionen Patienten, die pro Monat in deutschen Krankenhäusern behandelt werden, wären das monatlich nahezu 100 Millionen Euro an Zusatzausgaben. 

Diese Zusatzkosten würden nicht über Fallpauschalen gedeckt, betonte DEKV-Vorstandschef Christoph Radbruch. Hinzu komme, dass vielen Kliniken wegen der Corona-Krise auch Einnahmen entgingen, weil Patienten aus Angst vor Ansteckung bereits geplante Operationen absagten.

Der Verbandsvorstand forderte Politik und Krankenkassen auf, eine pragmatische Lösung für die Krankenhäuser zu finden, um mit „dieser außerordentlichen Belastung“ umzugehen. Hilfreich wäre aus seiner Sicht, wenn die Krankenkassen für zusätzliche Leistungen gesondert zahlten – wie bei der EHEC-Epidemie im Jahr 2011. „Alternativ wäre die Bereitstellung von Sondermitteln über den Katastrophenschutz oder einen Sonderfonds denkbar“, so Radbruch.

Verbrauch von Schutzmasken auf mehr als das Sechsfache gestiegen

Die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts und das Bestreben, Patienten und Personal bestmöglich zu schützen, führten dazu, dass der Verbrauch der Schutzmaterialien „zum Teil drastisch gestiegen“ sei, so der Verband. Bei Atemschutzmasken und Schutzbrillen kämen die Kliniken auf über 600 Prozent des monatlichen Verbrauchs vor der Corona-Pandemie. Und selbst der Verbrauch der im Patientenkontakt regel- und routinemäßig genutzten Handschuhe sei auf 150 Prozent gestiegen.

Gleichzeitig hätten die Hersteller und Großhändler die Kosten zum Teil gewaltig erhöht. Für Schutzkittel (Preis vor der Corona-Krise: 33 Cent) müsse man inzwischen mit 69 Cent mehr als das Doppelte bezahlen. Für Atemschutzmasken (FFP2 und FFP3) ist mittlerweile das 15-Fache fällig, der Preis pro Maske stieg von 48 Cent auf mehr als sieben Euro. Und für OP-Mundschutz erhöhte er sich von knapp drei Cent auf 56 Cent. Das ist das 19-Fache des vorher verlangten Preises.

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) stellte Unterstützung in Aussicht. „Die Kliniken können sich darauf verlassen, dass die gesetzliche Krankenversicherung auch bei den coronabedingten Mehrausgaben an ihrer Seite steht“, sagte ein Sprecher am Sonntag dem Tagesspiegel Background. „Gemeinsam finden wir eine Lösung, dass die entsprechenden Mehrausgaben finanziert werden.“

Der Modellrechnung zugrunde lag die Ausgabenentwicklung in 18 Kliniken der Agaplesion-AG mit monatlich mehr als 18.300 stationär behandelten Patienten. Diese Häuser verbuchten Mehrkosten für Schutzkleidung von 1,1 Millionen Euro im Monat. Aktuelle Bestrebungen des Gesundheitsministeriums und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Schutzausrüstung zentral zu beschaffen und an Krankenhäuser und Arztpraxen zu verteilen, müssten schnell umgesetzt werden, um die Kostenexplosion einzudämmen, sagte Radbruch. Wenn die Preise weiter zu Lasten der zur Behandlung verpflichteten Kliniken stiegen, sei die Politik auch gegenüber den Herstellern und Großhändlern zum Handeln aufgerufen.

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