Schon die Tabak-Industrie hatte frühzeitig verstanden, dass ein Filter helfen kann, die Gesundheitsrisiken des Tabakkonsums zu minimieren. Erst später wiesen Studien nach, dass die Filter so gut wie nutzlos waren und die meisten Schadstoffe ungehindert in die Lunge gelangten. Anders sieht es aus, wenn Filter in Autos eingesetzt werden – zur Reduzierung der vom Fahrzeug emittierten Schadstoffe als auch in dessen Innenraum, zum Schutz der Insassen. Filtration vermindert hier nachweislich die Belastung der Atemluft mit Feinstaub und Stickstoffdioxid und hilft so, die Krankheitslast, die durch Schadstoffe in der Atemluft verursacht wird, zu senken.
Dass unser Risiko für Lungen- und Herz-Kreislauferkrankungen steigt, wenn wir dauerhaft Schadstoffe einatmen, ist allseits bekannt. Erschreckend leichtsinnig scheinen wir jedoch mit dem Thema umzugehen. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehen jährlich rund sieben Millionen vorzeitige Todesfälle auf das Konto von Luftschadstoffen. Diese haben sich daher zu einer der größten Gesundheitsgefahren für den Menschen entwickelt. Entsprechend hat die WHO die empfohlenen Stickstoffdioxid-Grenzwerte im vergangenen Jahr enorm gesenkt, von 40 Mikrogramm auf nur noch maximal 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft pro Jahr. Ein Wert, der im Mittel der Jahre 2019 und 2020 von allen Messstationen in Deutschland deutlich überschritten wurde. Eine ähnliche Grenzwertverschärfung wurde ebenfalls für den noch schädlicheren Feinstaub formuliert. Was also ist zu tun?
Wir können die Luftverschmutzung nicht gänzlich stoppen oder gar zurückdrehen. Bis auf weiteres müssen wir mit stark befahrenen Straßen und Orten mit hohen Emissionen und geringem Luftaustausch umgehen. Filtration im und am Fahrzeug, aber auch an geeigneten Orten direkt am Straßenrand in Form von Filtersäulen, kann hier aber ein wichtiger Baustein für mehr Gesundheitsschutz sein.
Wenn Wasser zum Risiko wird
Und in der Pandemie hat sich gezeigt: Werden Innenräume mit hochwertigen HEPA-13 oder -14 Filteranlagen ausgestattet, sinkt nicht nur das Risiko einer Corona-Infektion, sondern die Belastung der Innen- und damit Atemluft mit aerosol- und tröpfchenbindenden („airborne pathogens“) Krankheitserregern sowie feinsten Stäuben insgesamt. Auch Allergiker wissen Filtrationsanlagen zu schätzen. Eine Folge des Klimawandels mit dramatischen Auswirkungen auf die Krankheitslast ist die nahezu ununterbrochene Belastung der Luft durch Pollen. Denn durch die höheren CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre wird das Wachstum der Pflanzen angeregt – und somit auch die Produktion von Pollen und Allergenen. Wird die Innenluft gefiltert, kann die Krankheitslast zum Beispiel von Heuschnupfenpatient:innen auf ein erträgliches Maß reduziert werden. Die Symptome fallen nachweislich geringer aus.
Dass schmutzige Luft krankmacht, ist spätestens seit dem Phänomen der Staublunge im Bergbau Allgemeinwissen, das jetzt in der Pandemie gewissermaßen ein Update erhalten hat. Es gibt aber auch zahlreiche Krankheitserreger, die über das Wasser übertragen werden („water borne pathogens“) – und eigentlich lebensrettende Medikamente, wie Antibiotika, können Wasser zu einem Gesundheitsrisiko machen.
Die moderne Kanalisation, und später Klär- und Wasseraufbereitungsanlagen, haben der Menschheit buchstäblich das Leben gerettet. Ein entscheidender Faktor war hier neben der Sammlung und Ausleitung des Abwassers die Filtration – und sie könnte in Zukunft noch an Relevanz für die menschliche Gesundheit gewinnen. Denn können größere Partikel oder gar „Stücke“ mit recht groben Netzen herausgefiltert werden, sieht es bei Krankheitserregern oder antibiotikaresistenten Bakterien, die mit dem bloßen Auge nicht erkennbar sind, anders aus. Es gibt auch hier Filtermembranen, die solche Bakterien und Spurenstoffe nachweislich aus dem Wasser herausfiltern können. Damit minimieren sie die Risiken, die mit einer Belastung von Gewässern zum Beispiel mit multiresistenten Erregern einhergehen.
Auch Hormonreste, die nachweislich zu einer Verweiblichung der Fischpopulationen führen, können aus dem Trinkwasser, bzw. aus Brauchwasser herausgefiltert werden, bevor es in natürliche Gewässer ausgeleitet bzw. wieder dem Trinkwasserkreislauf zugeführt wird. Die gesundheitlichen Vorteile liegen auf der Hand: Sauberes Wasser im Trinkwasserkreislauf führt zu einer geringeren Infektionsrate, und insbesondere zu einer geringeren Ausbreitung multiresistenter Erreger. Und hormonfreies Brauchwasser entlastet die Ökosysteme und verhindert potenzielle Folgeschäden, die zum Teil vielleicht noch gar nicht absehbar sind.
Gesundheitsschutz mit Filtern
Solche „advanced filtration systems“ sollten Teil jeder staatlichen Public-Health-Strategie sein:
- Die Folgen des Klimawandels wirken unmittelbar auf die Lebenswelt des Menschen. Für viele von uns war die COVID-19-Pandemie die erste, die durch ein„ airborne pathogen“ ausgelöst wurde. Wir können jedoch nicht davon ausgehen, dass es die letzte war.
- Die Belastung durch Allergene wird stärker und länger. Die durch CO2 verursachte Klimaerwärmung sorgt für mehr und aggressivere Pollen, Ozon und Feinstaub. Steigende Temperaturen verlängern außerdem die Pollenflugzeiten.
- Starkregenereignisse häufen sich und Gewässer werden demzufolge stärker mit Oberflächenwasser verschmutzt, und das erhöht die Belastung mit Schadstoffen (z.B. Gülle oder Pestizide).
- Die Antibiotikabelastung von Gewässern wird tendenziell weiter zunehmen, so lange die präventive Antibiotikagabe in der Tierhaltung noch Standard ist, und auch der Einsatz von Antibiotika in der Humanmedizin nicht zurückgefahren wird. Schon heute lassen sich weltweit in etwa einem Viertel aller Flüsse gefährliche Arzneimittelrückstände feststellen.
Jan-Eric Raschke ist Director Public Affairs bei Mann+Hummel, ein Hersteller für Flüssigkeits- und Luftfiltersysteme, Ansaugsysteme und Innenraumfilter.