Deutschland ist das Land der Dichter und Denker. Unsere Ingenieure und Maschinenbauer sind auf der ganzen Welt gefragt, unsere Wissenschaftler und Erfinder haben große Beiträge für den technologischen Fortschritt unserer Welt geleistet. All diese Erfolge „Made in Germany“ fußen auf einer langjährigen Tradition gewachsener Strukturen, die Talente fördern und Exzellenz hervorbringen. Dies ist nicht zuletzt auf ein robustes Bildungssystem und eine lebendige Vereinstradition zurückzuführen. Doch ist es eben diese Robustheit, die uns manchmal daran hindert, unsere Komfortzone zu verlassen, um uns völlig neuen Technologie- und Beschäftigungsfeldern zu öffnen.
Wir ruhen uns gerne auf den Lorbeeren vergangener Tage aus, auch wenn die zugrunde liegenden Paradigmen (beispielsweise der Verbrennungsmotor) ein Auslaufmodell darstellen. Dies führt zu einer gewissen Trägheit, die es unserer Gesellschaft erschwert, die erforderlichen „Zeitenwenden“ anzugehen. Denn diese verlangen tiefgreifende Veränderungen von uns. Manchmal bedeutet das auch, sich von alten Gewissheiten zu verabschieden, um die nötige Energie für bedeutsamen Wandel freisetzen zu können.
Deutschland fremdelt mit Digitalisierung und Cybersicherheit
Eines müssen wir uns leider eingestehen: Wir haben die Digitalisierung verpennt. Damit meine ich nicht ihre kategorische Ablehnung – das könnten wir uns im globalisierten Wettbewerb auch gar nicht leisten. Aber im internationalen Vergleich sind wir oft noch zu zögerlich.
Deutschland fehlen nicht die hellen Köpfe, es fehlt vielmehr der Nährboden, damit diese sich hier frei entfalten und nachhaltig verwurzeln können. So zieht es unsere besten IT-Experten oft nach Übersee, wo sie bei Branchengrößen wie Google, Microsoft und nun auch OpenAI am nächsten großen Ding der IT-Branche mitarbeiten. Diese hochbegabten Talente sehen sich hierzulande mit diversen Hürden konfrontiert: Überbordende Bürokratie, ein rigides und betagtes Bildungssystem mit großer Chancenungleichheit, eine konservative Fehlerkultur und ein stures Festhalten an bewährte Traditionen wiegen wie Blei auf uns.
Nicht erst mit dem Siegeszug von Künstlicher Intelligenz ist jedoch klar: Die Zukunft ist digital. Doch diese Zukunft muss auch gut abgesichert werden. Viele Unternehmen wissen mittlerweile um den hohen Stellenwert der Cybersicherheit. Sie suchen verzweifelt nach fachkundigem Personal, das sich auf das Aufspüren und Schließen von IT-Sicherheitslücken versteht. Zu groß ist das Risiko, Opfer eines Cyberangriffs zu werden – zu klein ist jedoch auch das Angebot auf dem Arbeitsmarkt. Kaum ein anderer Fachbereich hat so stark mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen, wie die IT-Branche. Mit einer systematischen Talentsuche und -förderung schlägt man somit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Man entzieht begabte Hacker dem Einflussbereich der Kriminalität, lenkt ihr Talent in produktive Bahnen und ermöglicht ihnen dadurch eine aussichtsreiche Karriere in der Wirtschaft.
Um einen Ausweg aus der traditionsbedingten Sackgasse zu finden, nutzen wir mit unserer gemeinnützigen Initiative „Deutschlands Bester Hacker“ (DBH) einen belastbaren Stützpfeiler der deutschen Zivilgesellschaft: Die starke Vereinskultur.
Auf diese Weise können wir mit unserem Wettbewerb all jenen eine Plattform geben, deren Talente vom Bildungssystem ignoriert oder im schlimmsten Fall sogar aussortiert wurden. Wer aufgrund mangelnder Geschichtskenntnisse oder fehlendem Sprachtalent bisher durchs deutsche Bildungsraster gefallen ist, dem bleiben oft die höheren Bildungswege verschlossen. Das ist eine Tragödie, denn auf diese Weise verliert die deutsche Wirtschaft jedes Jahr unzählige Talente in Fachbereichen, auf die unser standardisierter Lehrplan kein Augenmerk legt.
Dabei werden nicht nur vielversprechende Lebensläufe verhindert – auch die in jedem Menschen schlummernde Leidenschaft für die individuellen und oftmals tief vergrabenen Stärken werden nicht gefördert. Sie verkümmern unentdeckt, hinterlassen Frust und treiben die verkannten Genies nicht selten in die Arme der Kriminalität. Das wohl beste Beispiel für eine solch fehlgeleiteten Werdegang liefern Hacker.
Wie oft haben wir es aus eigener Erfahrung erleben müssen, dass DBH-Wettbewerber erst durch unsere Initiative auf die in ihnen schlummernden Fähigkeiten und deren konstruktiven Wert für die Gesellschaft aufmerksam wurden. Ihre Lebensgeschichte ist gut mit der eines Fußballtalents im brasilianischen Hinterland vergleichbar. Ganz allein auf sich gestellt und ohne Strukturen, die ihm ein Ventil für die besondere Veranlagung geben, bleibt einem solchen Ausnahmetalent nichts anderes übrig, als auf der Straße vor sich hin zu kicken.
Das ist gleich doppelt tragisch, denn einerseits stagniert oder verkümmert das Talent mangels fachkundiger Anleitung. Und auf der anderen Seite gerät man auf der Straße nicht selten in Konflikt mit seinem unbeteiligten Umfeld (indem man die Straße blockiert) und manchmal sogar mit dem Gesetz (wenn mal eine Scheibe zu Bruch geht). Es ist also nicht nur im Sinne der talentierten Individuen, es lohnt sich auch für die gesamte Gesellschaft, ihnen eine Plattform zu bieten, auf der sie ihre Talente in die richtigen Bahnen leiten können.