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Cybersecurity

Standpunkte Bis es weh tut – wir dürfen Cybersecurity nicht länger aufschieben

Eric Lein, Ironhack
Eric Lein, Ironhack Foto: Ironhack

Die Bedrohung durch Cyberangriffe in Deutschland ist so hoch wie nie zuvor. Dass Unternehmen dennoch kaum in Cybersecurity investieren, ist grob fahrlässig, meint Eric Lein. Doch Geld allein wird dieses Problem nicht lösen können, vielmehr muss das IT-Fachkräfteproblem in Angriff genommen werden – und zwar durch Weiterbildung.

von Eric Lein

veröffentlicht am 21.12.2023

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Das Grundproblem lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Große Bedrohung trifft große Qualifikationslücken – Unternehmen müssen dringender denn je in ihre Cybersecurity investieren, monetär ebenso wie personell. Laut aktueller Bitkom-Studie erlitten 75 Prozent der 1.000 befragten Unternehmen in den vergangenen 12 Monaten Cyberangriffe. 52 Prozent der Unternehmen fühlen sich durch Cyberangriffe sogar in ihrer Existenz bedroht; ein starker Anstieg im Vergleich zum Jahr 2021, in dem gerade einmal 9 Prozent sich derart bedroht fühlten.

Was in diesem Kontext nur schwer nachvollziehbar ist: Es fließen durchschnittlich gerade einmal 14 Prozent des IT-Budgets der Unternehmen in die IT-Sicherheit. Bitkom und das BSI empfehlen hingegen ein Investment von 20 Prozent und mehr.

Muss es also erst weh tun, bevor Unternehmen sich gegen Cyberattacken wappnen? Es scheint so. Anders lässt sich die Diskrepanz zwischen existenzieller Sorge einerseits und ausbleibendem Investment andererseits nicht erklären.

Vielleicht liegt es auch an einem „Wird uns schon nicht treffen“-Mindset, schließlich las man lange vor allem die großen Namen in den Schlagzeilen – Siemens, Bayer, ThyssenKrupp, Continental und ganz aktuell die Commerzbank. Doch diese Zeiten sind vorbei, heute sind Unternehmen jeder Branche und Größe betroffen, ebenso wie Kreisverwaltungen, Gemeinden oder etwa jüngst das Berliner Naturkundemuseum

Alarmstufe Rot in Sachen Cybersecurity

Ein Problem, was sich mit Geld allein nicht lösen lässt, ist der IT-Fachkräftemangel, wozu auch Expert:innen für Cybersecurity zählen. Wie schlecht es um die Branche steht – trotz des offensichtlichen Bedarfs – spiegelt sich auch in der internationalen Cyber Workforce Study 2023 wider. Es wurden rund 15.000 Cybersecurity-Fachleute befragt.

Die Arbeitskräftelücke wächst global ebenso wie in Deutschland: Global gibt es rund 5,5 Millionen Beschäftigte im Bereich Cybersecurity. Jedoch ist auch die Lücke zwischen der Zahl der benötigten und der verfügbaren Arbeitskräfte enorm – es fehlen unglaubliche vier Millionen Fachkräfte. In Deutschland ist die Zahl der Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 455.951 gesunken und es bleiben mehr als 100.000 Stellen unbesetzt.

Entsprechend verfügt ein großer Teil der Unternehmen heute nicht über die nötigen Mitarbeitenden, um auf Cyberattacken zu reagieren. Und die Unternehmen werden diese Fachkräfte auch weder in Deutschland noch in Europa oder global zeitnah finden – denn die Lücke zwischen benötigten und verfügbaren Fachkräften ist und bleibt vorerst weltweit riesig.

Unternehmen haben die Lösung selbst in der Hand

Die meiner Meinung nach einzige – und zugleich smarteste, günstigste und schnellste – Lösung: bestehende Mitarbeitende als Quereinsteiger zu Cybersecurity-Expert:innen weiterbilden, um Qualifikationslücken zu schließen. Je nach Anbieter dauert so etwas 12 Monate oder 8 Wochen, wird in Vollzeit oder in Teilzeit neben dem Job, remote oder vor Ort absolviert.

Ein solches Investment rechnet sich zudem meist schnell: Laut dem „Future of Jobs Report 2023“ des Weltwirtschaftsforums rechnen 32 Prozent der beteiligten Unternehmen im Rahmen von Weiterbildungsmaßnahmen mit einem „Return on Investment“ (ROI) innerhalb von sechs Monaten und weitere 30 Prozent innerhalb von sechs bis zwölf Monaten.

Auch mit Blick auf das Thema Retention – also das Halten von Talenten – ist es sinnvoll, bestehende Mitarbeitende weiterzubilden und so womöglich unentdeckte Potenziale sowie Interessen zu fördern. Wenn Unternehmen gezielt in die individuelle Entwicklung von Mitarbeitenden investieren, steigen ihre Zufriedenheit und Bindung, was wiederum die Fluktuationsrate senkt und Kosten für Neueinstellungen und Einarbeitungen reduziert. Auch die Attraktivität gegenüber potenziellen neuen Talenten steigt durch diesen Gestaltungsspielraum der eigenen Rolle. Es gibt also wirklich keinen Grund mehr für deutsche Unternehmen zu warten, bis es wehtut!

Eric Lein ist General Manager von Ironhack Deutschland, einem IT-Weiterbildungsunternehmen.

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