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Verkehr & Smart Mobility

Standpunkte Ohne intelligente Ladelösungen wird es nicht gehen

Drazen Nikolic, Geschäftsführer Envision Digital Deutschland
Drazen Nikolic, Geschäftsführer Envision Digital Deutschland Foto: Promo

Möglichst viele Ladesäulen allein werden nicht reichen, um immer mehr E-Autos mit Strom zu versorgen. Entscheidend sind die passenden Standorte und das Energiemanagement, schreibt Drazen Nikolic von Envision Digital. Es braucht einen Ausbau mit Weitblick statt im Hauruck-Verfahren.

von Drazen Nikolic

veröffentlicht am 18.01.2022

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Der Ausbau der Ladeinfrastruktur ist aktuell wieder in aller Munde, auch befeuert durch die Ampel-Koalition, die sich zum Ziel gesetzt hat, bis 2030 15 Millionen reine Elektro-Pkw auf die Straße zu bringen. Verkehrsminister Volker Wissing betont, das Laden müsse einfach und überall verfügbar sein und auch der VDA bekräftigt, die Geschwindigkeit beim Ausbau der Ladeinfrastruktur müsse sich verachtfachen.

Sicherlich ist es nötig, die Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum auszubauen. Betrachtet man die Zahlen, lenkt die Diskussion aber davon ab, wo ein Ausbau mindestens genauso nötig ist, wenn nicht sogar noch mehr – und das ist zu Hause und am Arbeitsplatz. Laut der eReadiness Studie von PwC  laden 87 Prozent aller E-Pkw-Fahrer:innen ihr Fahrzeug bevorzugt zu Hause oder in der Firma. Darüber hinaus wird es darauf ankommen, intelligente Lösungen zu installieren, die auch das Morgen im Blick haben. „Connected Energy“ wird unsere Energienutzung zunehmend bestimmen, daher braucht es auch heute schon Ladelösungen mit Weitblick, sodass die E-Mobilität zum Türöffner für das smarte, globale Energiemanagement wird.

Auf erneuerbare Energie kommt es an

Das BMWI hat in einer Studie zur Mobilität in Deutschland herausgefunden, dass die mittlere Betriebszeit eines Pkw bei zwei Fahrten und 30 Kilometern pro Tag liegt, während nur ein Prozent aller Fahrten länger als 100 Kilometer sind. Es liegt also für den Großteil der E-Auto-Fahrer:innen nahe, die Stehzeiten zu Hause oder in der Firma für das Laden zu nutzen. Im (nicht pandemiegeprägten) Alltag pendeln viele Menschen überschaubare Strecken zur Arbeit, sodass es auch auf der Hand liegt, sowohl die Ladeinfrastruktur am Arbeitsplatz auszubauen als auch die Elektrifizierung von Flotten voranzutreiben.

Unternehmen tragen mit ihren Flotten einen großen Anteil dazu bei, das Ziel von 15 Millionen E-Pkw bis 2030 zu erreichen. Rund 63 Prozent der Neuzulassungen in Deutschland sind laut Statista Firmenfahrzeuge, ein enormer Hebel also. Was wir dementsprechend dringend brauchen, sind Ladelösungen auf dem Land vor der eigenen Haustür aber auch in Städten – in Tiefgaragen und an den Stellplätzen.

Die Förderprämien stellen sicher einen Anreiz dar, doch dieser wird alleine nicht ausreichen. Die Verbraucher:innen werden noch zu oft allein gelassen. Wer kann bei mehr als 150 förderfähigen Ladeboxen und knapp 400 Ökostromtarifen schon den Überblick behalten und die richtige Wahl treffen? Hier kochen die Anbieter noch zu oft ihr eigenes Süppchen. Es fehlt an einheitlichen Standards, um das große Ganze, die Mobilitätswende, als Gesamtaufgabe umzusetzen. Das gleiche bei den Ökostromtarifen – denn gerade auf erneuerbare Energie kommt es an.

Nur wer wirklich mit 100 Prozent Ökostrom unterwegs ist, ist klimafreundlich unterwegs, und damit stehen wir vor dem nächsten bekannten Problem: dem Ausbau der erneuerbaren Energien. Doch nicht nur das allein. Wollen wir in Zukunft klimafreundlich mobil sein, wird es nicht nur auf die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien ankommen, sondern auch auf die intelligente Nutzung von Energie. Dieser Aspekt kommt in der öffentlichen Debatte noch viel zu kurz. Nur wenn der Verkehrs- und der Energiesektor miteinander verzahnt arbeiten, erreichen wir die Klimaziele. Die Schlüsseltechnologie hierfür ist „Connected Energy“ – die vernetzte Energie. Damit wir morgen nicht alles erneuern müssen, was wir heute im Hauruck-Verfahren installieren, braucht es Weitblick.

Der Akku im Auto  

Das Ganze fängt damit an, E-Pkw nicht nur als Fahrzeug, sondern als Stromspeicher zu betrachten und mehr und mehr dazu überzugehen, Photovoltaik auszubauen und für das Laden von E-Pkw zu nutzen. Je mehr Photovoltaik-Anlagen – auch bedingt durch geplante Gesetzesänderungen der Ampel-Koalition – installiert werden, desto anspruchsvoller wird das Management von dezentraler Energie. Im Großen und Ganzen wird die Verbindung des Internets der Dinge (IoT) mit Künstlicher Intelligenz (AI) dazu beitragen, solche Energieflüsse nicht nur zu überwachen, sondern sie auch intelligent zu steuern und somit sinnvoll zu nutzen.

Algorithmen können die Daten der Energieerzeuger und -quellen analysieren und mithilfe von künstlicher Intelligenz relevante Vorhersagen dazu treffen, wann welche Energiequelle den meisten und günstigsten Strom erzeugt, wann welche Energie in welcher Menge benötigt wird und wann die Preise am niedrigsten sind. Auf dieser Basis kann automatisiert entschieden werden, wann erneuerbare Energie hinzugekauft werden muss und wann es einen Überschuss gibt. Dies dient dann auch dazu, Lastspitzen zu vermeiden. Denn klar ist auch: Je mehr E-Pkw zukünftig auf den Straßen unterwegs sind, desto mehr steigen die Herausforderungen an das Netz, die Nachfrage zu bedienen.

Somit zeigt sich: Die intelligente Ladelösung oder Ladestation ist erst der Anfang. Im smarten Gebäude wird die Ladelösung in naher Zukunft zu einem integralen Bestandteil des gesamten Energiesystems: Über Software verbunden mit anderen erneuerbaren Energiequellen wie Solaranlagen lässt sich der Energiebedarf passgenau und kosteneffizient regulieren. Dieses Modell lässt sich auf ganze Städte übertragen. Diese neuen Möglichkeiten für das globale Energiemanagement werden immer bedeutender. Wer heute die Ladeinfrastruktur plant, sollte also mit Weitblick agieren und die Möglichkeiten der Technologie gleich mitbedenken. An intelligenten Ladelösungen führt damit kein Weg vorbei.

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