Bereits am ersten Tag der UN-Klimakonferenz (COP 29) in Baku gab es eine Einigung, die vom COP29-Präsident Muchtar Babajew als „Durchbruch“ gefeiert wurde: Fast 200 Staaten einigten sich auf die Einrichtung eines globalen Markts für CO2-Zertifikate unter dem Dach der Vereinten Nationen. Bisher hat sich der Markt abseits jeglicher internationaler Regeln entwickelt. Er war durch Intransparenz sowie leere Versprechungen geprägt und bot Unternehmen einen Weg, mit Emissionsgutschriften CO2-Neutralität zu beanspruchen, ohne dabei wirklich Emissionen zu reduzieren.
Dies bestätigt auch eine neue Studie, die während der Klimakonferenz in Baku veröffentlicht wurde. Das Forschungsteam rund um Benedict Probst vom Max-Planck-Institut für Innovationen und Wettbewerb fand heraus, dass viele der bestehenden Projekte zum CO2-Ausgleich nicht annähernd so viele Treibhausgase einsparen wie behauptet: Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass lediglich 16 Prozent der behaupteten Summe ausgeglichen wird. Mehr als 800 Millionen Tonnen CO2 wären demnach sogenannte Phantom Credits, also nichts als heiße Luft.
Nun sollen Standards dabei helfen, den globalen Handel mit Klimazertifikaten für Länder und Unternehmen zu regulieren. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Doch um das Klima zu retten, braucht es mehr.
Klimaschutz heißt: Reduzieren vor Kompensieren
Messen, reduzieren, kompensieren – diese drei Schritte empfiehlt die UN allen Unternehmen, die sich auf den Weg Richtung Klimaneutralität machen. Und es hat einen Grund, weshalb Kompensieren an letzter Stelle steht: Der Grundgedanke von CO2-Zertifikaten ist, dass Unternehmen unvermeidbare Emissionen durch den Kauf von Zertifikaten ausgleichen, die in Projekte zur Aufforstung, Emissionsminderung oder in erneuerbare Energien fließen.
Doch immer mehr Unternehmen greifen auf diese Praxis zurück, ohne die letzten – zugegebenermaßen anstrengenden – Schritte für weniger Emissionen entlang ihrer eigenen Lieferkette zu gehen. Wir alle müssen in innovative Technologien und energieeffizientere Produktionsmethoden investieren. Zertifikate können nicht als Entschuldigung dienen, nur weil man nicht bereit ist, die eigenen Geschäftsmodelle und Produktionsprozesse zu hinterfragen. Unternehmen schieben so ihre Verantwortung auf Dritte ab und bleiben bei alten, umweltschädlicheren Praktiken.
Dieser Ansatz ist problematisch – er lenkt von der eigentlichen Herausforderung der Emissionsreduktion ab. Er verzögert die Transformation hin zu einer wirklich nachhaltigen Wirtschaft. Auch aus unternehmerischer Sicht ist dies eine Fehlentscheidung. Unternehmen, die sich nicht mit der Reduktion ihrer Emissionen befassen, setzen sich langfristig einem wirtschaftlichen Risiko aus. Der Druck von Konsumenten, Investoren und Regulierungsbehörden nimmt zu. Wer die Transformation nicht aktiv mitgestaltet, wird künftig nicht mehr wettbewerbsfähig sein.
Echte Transformation erfordert Investitionen
Es ist höchste Zeit, dass Unternehmen ihre tragende Rolle im Klimaschutz ernst nehmen und echte Maßnahmen zur Reduktion ihrer Emissionen ergreifen. Hierzu müssen Unternehmen wissen, wie viele Emissionen sie ausstoßen und wo in der Lieferkette diese anfallen. Es ist erschreckend, dass nur jedes vierte Unternehmen (26 Prozent) seinen ökologischen Fußabdruck misst, aber 42 Prozent ihre CO2-Emissionen kompensieren, wie aus einer repräsentativen Befragung unter mehr als 500 Unternehmen in Deutschland ab 20 Mitarbeitern hervorgeht.
Unternehmen müssen sich zum Ziel setzen, den CO2-Ausstoß entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu verringern – vom Rohstoffanbau über die Produktion bis zur Distribution und zum Endverbrauch. Es braucht nachhaltigere Produktionsmethoden, optimierte Logistikprozesse und weniger Energieverbrauch. Dies erfordert Investitionen in Innovationen, in Infrastruktur und in Menschen, die zukunftsweisende Lösungen entwickeln. Nur durch echte Emissionsminderungen lässt sich der Klimawandel bekämpfen.
Der stärkste Hebel zur CO2-Reduktion: die eigene Lieferkette
Maßnahmen zur CO2-Reduktion gehören deshalb in die eigene Lieferkette – dort, wo die Emissionen entstehen. Und sie müssen messbar sein. Bei Fritz-Kola setzen wir daher beispielsweise dort an, wo unsere Wertschöpfung beginnt: in der regenerativen Landwirtschaft. Gemeinsam mit Klim – einer Plattform, die Landwirte in der Umsetzung regenerativer Praktiken unterstützt – betreuen wir ein Projekt, in dem 2.000 Tonnen Zucker aus regenerativer Landwirtschaft erzeugt und in die Lieferkette von Fritz-Kola integriert werden.
Dadurch werden nicht nur 1.800 Tonnen CO2 eingespart, sondern auch die Biodiversität gefördert und die Bodengesundheit langfristig gestärkt. Dies ist folglich eine Möglichkeit für Unternehmen aus der Ernährungswirtschaft, eine zukunftsfähige Grundlage für die eigenen Produkte und einen Beitrag zur nachhaltigen Transformation des Lebensmittelsystems zu leisten.
Es braucht Selbstverpflichtung und mutige Eigeninitiative
Um dem Klimawandel zu begegnen, braucht es neben politischen Rahmenbedingungen also vor allem auch Selbstverpflichtung und Eigeninitiative aus der Wirtschaft. Es braucht den Willen, passende Hebel zur Emissionsreduzierung zu identifizieren und die Investitionen, um Strukturen und Prozesse nachhaltig zu verändern. Nur so können wir der größten Herausforderung unserer Zeit begegnen. Und nur so schaffen wir neue, positive Zukunftsbilder und nehmen Menschen mit auf dem Weg.