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Agrar & Ernährung

Standpunkte Landwärme-Insolvenz: Weckruf für die deutsche Energiewirtschaft und Appell an die Politik

Henning Dicks ist Geschäftsführer von Agriportance
Henning Dicks ist Geschäftsführer von Agriportance Foto: Agriportance

Die Insolvenz des deutschen Biomethanhändlers Landwärme ist ein Weckruf – nicht nur für die betroffenen Betreiber von Biomethananlagen, sondern für die gesamte Biogasbranche und die Bundesregierung. Um die Energiewende für alle Marktbeteiligten realistisch umzusetzen, ist es höchste Zeit, die strukturellen Schwächen dieses Marktes durch Betrugsvorfälle ernsthaft anzugehen, schreibt Henning Dicks, Geschäftsführer des Biomethandiensleisters Agriportance.

von Henning Dicks

veröffentlicht am 01.11.2024

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Die Betrugsfälle, insbesondere im Zusammenhang mit chinesischem Biodiesel und Upstream Emission Reduction (UER)-Projekten, haben den Markt untergraben. Es ist nicht hinnehmbar, dass die Bundesregierung in dieser Situation weitgehend untätig bleibt. Die Politik muss endlich durchgreifen und Betrüger konsequent zur Rechenschaft ziehen, um die Integrität des Marktes und die nötige Stabilität wiederherzustellen. Ein solcher Eingriff ist unerlässlich, um das Vertrauen in den Biomethan- und THG-Quotenmarkt zu sichern und das Überleben vieler Akteure zu ermöglichen.

Die Situation ist dramatisch, vor allem für Betreiber neuer Biomethananlagen und für jene, die gerade erst von der Stromerzeugung auf Biomethan umgestellt haben. Die Insolvenz von Landwärme beleuchtet die strukturellen Probleme im deutschen Biomethanmarkt. Die Abhängigkeit vieler Anlagenbetreiber von einem der großen Marktakteure hat dazu geführt, dass die Einnahmen nun wegbrechen, während hohe Tilgungsraten für die Finanzierung weiterhin bedient werden müssen. Die massive Konzentration in der deutschen Biomethanwirtschaft wird nun von Anlagenbetreibern, aber auch Biomethanverwendern hinterfragt.

In den vergangenen Jahren hat Landwärme eine Einkaufsstrategie verfolgt, bei der langfristige Verträge oft zu hohen Preisen abgeschlossen wurden, die aber seit dem Frühjahr 2024 durch einen sich verändernden Biomethanmarkt nicht mehr eingehalten werden können. Nun, durch die Insolvenz, droht der Markt aus den Fugen zu geraten.

Der rapide Preisverfall bei der Treibhausgasquote (THG-Quote), bedingt durch die Betrugsfälle im Bereich der UER sowie beim chinesischen Biodiesel, hat das Unternehmen in die Knie gezwungen. Das Schlimmste dabei: Diese Verwerfungen destabilisieren den gesamten Biomethanmarkt und gefährden die wirtschaftliche Zukunft vieler Anlagenbetreiber.

Frei werdende Mengen könnten Druck erhöhen

Die Insolvenz von Landwärme setzt nun potenziell große Mengen an Biomethan frei. Diese zusätzlichen Volumina könnten den Preisdruck auf dem Markt weiter erhöhen und zu einer noch größeren Unsicherheit führen. Der Markt wird sich in den nächsten Monaten sicherlich nicht stabilisieren, vielmehr wird eine weiterhin hohe Preisvolatilität erwartet.

Besonders betroffen von diesem Preisverfall ist aktuell bereits das kraftstofffähige Biomethan beziehungsweise das Gas mit einem THG-Reduktionswert von -100 g C02eq/MJ. Aufgrund der anhaltenden Marktunsicherheiten und des überbordenden Angebots ist davon auszugehen, dass die Preise in diesem Segment weiter unter Druck geraten und auch andere Qualitäten in den kommenden Monaten betroffen sein werden.

Trotz der Insolvenz bemüht sich Landwärme, den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten. Doch die Folgen dieser Restrukturierung bleiben unklar. Vor allem Stadtwerke und Großabnehmer müssen sich auf Lieferunsicherheiten im Bereich Gas aber auch auf Zertifikate sowie Nachverhandlung von Verträgen einstellen.

Ein weiteres Risiko, das nicht unterschätzt werden darf, betrifft die Klimaschutzziele Deutschlands. Biomethan spielt eine entscheidende Rolle in der Energiewende und der Reduktion von CO₂-Emissionen. Wenn es jetzt zu einem nachhaltigen Preisverfall und zur Unsicherheit im Markt kommt, werden nicht nur Investitionen in neue Anlagen auf Eis gelegt, sondern auch bereits bestehende Projekte gefährdet.

Das bedeutet: Ohne eine stabile sowie faire Marktumgebung drohen uns Rückschritte bei den Klimaschutzzielen, die wir uns als Gesellschaft gesetzt haben. Das wäre ein fatales Signal in Zeiten, in denen der Klimawandel unaufhaltsam voranschreitet.

Entschlossen gegen Betrüger vorgehen

Ich appelliere daher an die Bundesregierung: Gehen Sie entschlossen gegen die Betrüger vor, die den Markt mit gefälschten Zertifikaten sowie Biodiesel destabilisieren, und sorgen Sie für faire Rahmenbedingungen, die es auch kleineren Akteuren ermöglichen, am Markt zu bestehen. Die Biogasbranche ist ein unverzichtbarer Teil der Energiewende, und es darf nicht zugelassen werden, dass ein solches Versagen von Kontrollinstrumenten Klimaschutzprojekte und Investitionen in die Zukunft behindert.

Wenn wir jetzt nicht handeln, werden viele weitere Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten geraten, und die Energiewende wird auf der Strecke bleiben.

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