Nach jahrzehntelangem Streit wird das Kapitel Gorleben geschlossen: Das früher als potenzielles Atommüllendlager betrachtete Bergwerk in Niedersachsen wird endgültig stillgelegt, wie das Bundesumweltministerium am Freitag mitteilte. Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) werde damit beauftragt. Wie das Ministerium mitteilte, soll der Stollen wieder verfüllt und die Salzhalde dabei wieder unter Tage verbracht werden. Die Anti-Atom-Bewegung sieht allerdings trotzdem noch offene Fragen zu Gorleben.
Das Bergwerk im niedersächsischen Wendland war trotz heftiger Proteste jahrzehntelang als mögliches künftiges Endlager für deutschen hochradioaktiven Atommüll betrachtet und entsprechend erforscht worden. Im Zuge eines Neustarts der bundesdeutschen Endlagersuche wurde das Bergwerk 2020 wegen nicht ausräumbarer Zweifel an der geologischen Eignung endgültig von der Liste potenzieller Standorte genommen.
Bereits vor der Entscheidung befand sich das Bergwerk, in dem nie Atommüll lagerte, seit Jahren in einer Art Winterschlaf. Seit 2013 ruhten sämtliche Erkundungsarbeiten, die nicht mehr nötige Technik und Gebäude wurden schrittweise entfernt. „Das Kapitel Endlager Gorleben wird ab dem heutigen Tag geschlossen – ich hoffe, dass im Wendland nun die Wunden heilen können, die der jahrzehntelange Streit um Gorleben gerissen hat“, erklärte Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth.
Die Anti-Atom-Organisation „ausgestrahlt“ zeigte sich aber nur teilweise zufrieden: „Die Entscheidung ist zwar begrüßenswert, doch sie reicht nicht aus“, erklärte Sprecher Jochen Stay. Nötig sei auch ein Umgang mit den Problemen der Zwischenlager-Halle in Gorleben, die neben dem Bergwerk errichtet wurde und in der 113 Castor-Behälter mit hochradioaktivem Atommüll aufbewahrt werden, führte Stay aus. Die Lagerung der Castor-Behälter sei nur bis 2034 genehmigt, eine mögliche Endlagerung könne aber frühestens 2050 beginnen. Die nächste Bundesregierung müsse sich dringend darum kümmern, forderte Stay. AFP