Die Digitalisierung der Energieversorgung ist Rückgrat und Voraussetzung der Energiewende. Smart Meter sind die Schlüsseltechnologie dafür. Doch der deutsche Sonderweg droht, Millionen von Menschen auszuschließen. Bastian Gierull, CEO von Octopus Energy und Mitgründer der Smart-Meter-Initiative fordert ein Umdenken und erklärt, warum ein fairer und effizienter Rollout nur mit einem Smart Meter light möglich ist.
Bis Ende des Jahres will die Bundesnetzagentur den Umbau des Regulierungssystems, Stichwort NEST-Verfahren, abschließen. Netzbetreiber können mit der Reform ihre Investitionen weiter attraktiv finanzieren, gleichzeitig sinkt der bürokratische Aufwand, schreibt Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur. Klar ist auch: Nicht alle Wünsche werden sich erfüllen lassen.
In Dänemark ging kürzlich die weltweit größte Anlage zu Produktion von grünem Methanol in Betrieb. Auch in Deutschland wäre bei Power-to-X noch mehr möglich, wenn die Politik Entschlossenheit zeigen würde, schreiben Paula Carstensen und Simon Schrickel vom Projektentwickler European Energy. Helfen könnte aus ihrer Sicht etwa ein Strompreisezonensplit.
Die CCS-Technologie ist für Kerstin Meyer und Dirk Jansen vom Umweltverband BUND eine teure und risikoreiche Scheinlösung. Nicht deren Durchsetzung, sondern ihre Verhinderung sei im überragenden öffentlichen Interesse. Klimaschutz solle sich auf 100 Prozent erneuerbare Energien, Kreislaufwirtschaft und natürliche Kohlenstoffsenken konzentrieren.
Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche hält den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland für „völlig überzogen“. Solche Aussagen sind nicht nur kontraproduktiv, sondern ignorieren auch die Vorteile des Ausbaus regenerativer Energiequellen, schreibt Jörg Steinbach, bis 2024 Wirtschaftsminister in Brandenburg. Aus seiner Sicht muss die Bundesregierung zudem mehr für den Wasserstoffhochlauf tun.
Die Finanzierung von Zivilgesellschaft durch die EU-Kommission ist ein heißes politisches Thema. In seinem Standpunkt diskutiert Nils Meyer-Ohlendorf vom Ecologic Institut, was in dieser Debatte getan werden sollte.
Das neue europäische Emissionshandelssystem für Gebäude und Verkehr (ETS 2) steht politisch unter Druck. Eine Verschiebung oder Verwässerung würde dringend benötigte Milliardeninvestitionen ausbremsen – und die europäische Klimapolitik destabilisieren. Parul Kumar und Simon Munkler vom Thinktank EPICO KlimaInnovation schlagen eine Lösung vor: Ein ausgewogener Kompromiss mit vorgezogenen Einnahmen (Frontloading) könnte genau das verhindern.
Der große Wasserstoff-Hype der vergangenen Jahre scheint vorbei zu sein. Dennoch sind die Anstrengungen verschiedener Unternehmen zum Ausbau der Produktion weiterhin groß. Graham Weale von der Universität Bochum hat ein Szenario für die frühen 2030er Jahre entwickelt, in dem der Markthochlauf gelingt.
Verschiedene europäische Rechtsnormen verpflichten Automobilunternehmen dazu, die Emissionen ihres Stromverbrauchs zu erfassen. Allerdings sind die Vorgaben dafür bisher uneinheitlich – mal zählt etwa der nationale Strommix, mal der europäische. Warum die EU eine einheitliche und zuverlässige Methode zur CO2-Bilanzierung im Industriesektor entwickeln und wie diese aussehen sollte.
Zivilgesellschaftliche Organisationen stehen unter Druck. Nicht nur in den USA, sondern auch in Europa. Gezielt wird etwa versucht, die Finanzierung von NGOs ins Zwielicht zu rücken. Christina Deckwirth, Campaignerin bei Lobbycontrol, ordnet ein, warum die aktuelle Debatte die notwendige Arbeit zivilgesellschaftlicher Organisationen gefährdet und welche Rolle Medien dabei spielen.
Der beste Energiekonsum ist der, der nicht stattfindet. Carsten Müller (CDU) erläutert im Standpunkt, warum Effizienz eine wichtige Säule der Energiepolitik ist.
Die Abregelung von Wind- und Solaranlagen ist ein typisches Aufregerthema in der Energiewendediskussion. Andreas Luczak, Professor für Regenerative Energien an der Fachhochschule Kiel, ordnet in seinem Standpunkt die verschiedenen Fakten und Meinungen dazu ein und diskutiert Maßnahme zur Kostensenkung, wie etwa eine Berücksichtigung der erwarteten Abregelungen im Stromhandel.
Aus logistischer Sicht hat Europa seine Abhängigkeit von Energieimporten aus Russland überwunden. Nun rückt eine neue Kategorie der Versorgungssicherheit in den Fokus, schreibt George Niculescu, Präsident der rumänischen Energie-Regulierungsbehörde (ANRE). Seiner Ansicht nach können Regulierungsbehörden in dieser Angelegenheit nicht mehr nur als neutrale Schiedsrichter agieren.
Wer bei Künstlicher Intelligenz vorn mitspielen will, muss als Volkswirtschaft die notwendige Energie für die Rechenzentren bereitstellen, argumentiert Dennis Gottschalk. Die USA und andere Länder wollen dafür neue Kernreaktoren bauen. Wenn Deutschland dies ausschließt, droht ihm auf dem KI-Markt das Abseits, warnt der Kernenergie-Experte von Arthur D. Little.
China drängt bei zukunftsfähigen Energietechnologien voran, Europa verzettelt sich – davor warnt Sebastian Heitmann von Extantia Capital. Der Cleantech-Experte empfiehlt, das chinesische Vorgehen genau zu analysieren und Europas Prioritäten neu zu setzen.
Mehrere Länder setzen große Hoffnung auf kleine modulare Kernreaktoren (SMR). In Deutschland befürwortet die CDU/CSU die Erforschung dieser Technologie. Aber die neuen Anlagen brauchen einen speziellen Brennstoff, den bisher nur Russland ausreichend produzieren kann. Olena Lapenko vom ukrainischen Energie-Thinktank DiXi Group warnt vor einer neuen Energieabhängigkeit von Russland.
Charles Giancarlo, der Geschäftsführer des Datenspeicher-Anbieters Pure Storage, verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung in der IT-Branche. Er drängt darauf, dass die Europäer ihre Rechenzentren schnell modernisieren. Sonst drohten Wettbewerbsnachteile, weil die Zentren derart viel Energie verschlingen.
Klimaschutz hat es politisch derzeit schwer. Andere Krisen beschäftigen die Gesellschaft, und die globale Kooperation zur Einhaltung planetarer Grenzen erscheint beschädigt, stellt Linus Mattauch fest. Dabei sollten die politischen Entscheidungsträger nicht zu viel Angst vor ihren Bürgern haben, wenn sie Klimaschutz vorantreiben, betont der Arbeitsgruppenleiter am PIK.
Wahrnehmung und Akzeptanz von Maßnahmen gegen den Klimawandel variiert europaweit stark zwischen Stadt und Land. Um nachhaltige Lösungen effektiv umzusetzen, müssen politische Interventionen den funktionalen Raum der „Stadtregion“ adressieren, schreiben Oliver Ziegler, Institut für Innovation und Technik, Niklas Mischkowski, ICLEI European Secretariat.
Wenn es um Nachhaltigkeit geht, geraten Unternehmen schnell in einen vermeintlichen Zielkonflikt: Entweder man investiert in die Umwelt oder in die Wirtschaftlichkeit. Doch dieser Gegensatz ist ein Mythos – mit den richtigen Maßnahmen geht beides Hand in Hand, schreibt Thomas Schuhmann, Division Manager, Living Environment Systems, Mitsubishi Electric Europe.
Die Digitalisierung im Energiesektor steht besser da als ihr Ruf, schreibt Ingo Schönberg, CEO des Smart-Meter-Gateway-Herstellers PPC. Er sieht einen beschleunigten Rollout von Smart Metern. Insgesamt folge Deutschland seinem eigenen, dafür cybersicheren Weg hin zum markt- und netzdienlichen Smart Grid.
Erstmals hat ein deutsches Gericht in einem Urteil festgehalten: Unternehmen mit hohen Treibhausgasemissionen können für die Folgen der Klimakrise zur Verantwortung gezogen werden. Dieser historische Präzedenzfall schafft für Betroffene weltweit eine rechtliche Grundlage zum Schutz vor Klimawandelfolgen. Jetzt muss die Politik handeln – ein Blick über den Atlantik zeigt, wie es gehen kann, schreib Mascha Klein von Germanwatch.
Sollen Emissionszertifikate aus nicht europäischen Staaten in die europäische Klimapolitik integriert werden? Diese Frage wird derzeit kontrovers diskutiert. Während Kritiker einen gefährlichen Türöffner für Greenwashing und Marktverzerrungen sehen, könnte ein gezielter Einsatz solcher Zertifikate auch eine Chance bieten und sowohl Klimaschutzmaßnahmen als auch ökonomische Potenziale erheblich fördern, schreibt Stefan Schlosser, Geschäftsführer des DVNE.
Private Solaranlagen ermöglichen es Haushalten, unmittelbar an der Energiewende teilzuhaben. Doch das bisherige System ist nicht perfekt, der Eigenverbrauch geht auf Kosten anderer Stromkunden, betont Lion Hirth. Der Energieökonom plädiert daher für eine stärkere Gleichbehandlung des Elektrizitätsbezugs aus dem Netz und der Eigenerzeugung.
In der Smart-Meter-Initiative (SMI) haben sich die digitalen Ökostromanbieter Octopus Energy, Tibber, Ostrom und Rabot Energy zusammengeschlossen. Von der neuen Wirtschaftsministerin Katherina Reiche erhoffen sie sich vor allem eins: endlich den Befreiungsschlag bei der Digitalisierung der deutschen Stromnetze. Wie er gelingen kann, beschreibt Rabot-Energy-Gründer Jan Rabe für die SMI.
Das Klima ist ein zentraler Sicherheitsfaktor. Die Rückverlegung der internationalen Klimapolitik in das Umweltressort ist geopolitisch kurzsichtig. Alexandra Goritz und Laura Schäfer von Germanwatch fordern, dass die neue Bundesregierung Klimaschutz außenpolitisch konsequent weiterführt und strategisch verankert.
Die jüngste Einschüchterungsklage eines fossilen Konzerns gegen Greenpeace zeigt, wie hemmungslos die Industrie inzwischen gegen Gegner aus der Zivilgesellschaft vorgeht. Dahinter steckt aus Sicht von Regine Richter von Urgewald die Angst der Konzerne vor der Transformation. Politik und Finanzwirtschaft sollten die Rolle der Zivilgesellschaft als demokratisches Korrektiv viel stärker anerkennen.
Das Auktionsdesign für Offshore-Windparks muss schnellstmöglich überarbeitet werden, argumentiert der niedersächsische Energieminister Christian Meyer auf Grundlage einer vom Land finanzierten Studie im Auftrag der Stiftung Offshore Windenergie. Die negativen Folgen des bisherigen Designs wögen die hohen Staatseinnahmen mehr als auf und gefährdeten die Energiewende.
Die Bundesregierung will mehr Technologieoffenheit – auch beim Wasserstoff. Nils Aldag, Mitgründer und CEO des Elektrolyse-Herstellers Sunfire, argumentiert, warum Deutschland lieber am Primat des grünen Wasserstoffs festhalten sollte. Dieser könnte nur durch eine Skalierung der Produktionstechnik günstiger werden. Dafür braucht es vor allem Nachfrage.
Die EU-Kommission plant, internationale CO2-Gutschriften auf das europäische Klimaziel anzurechnen. Doch damit würde die Büchse der Pandora geöffnet, warnt der Grüne-Europaabgeordnete Michael Bloss: Die Qualität der Zertifikate ist nicht sichergestellt und zugleich droht der Wasserstoffhochlauf in Europa weiter ausgebremst zu werden.
Viele Vorhaben im Koalitionsvertrag klingen sehr gut, aber die Umsetzung wird entscheiden, ob der Industriestandort Deutschland profitiert. Den Plänen müssen rasch Taten folgen, sollen die versprochenen Entlastungen noch in diesem Jahr die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie verbessern. Entscheidend wird sein, die Maßnahmen entsprechend ihrer Wirkung und unmittelbaren Umsetzbarkeit zu priorisieren, empfiehlt der Präsident des Verbandes Die Papierindustrie, Hans-Christoph Gallenkamp.
Mit den Important Projects of Common European Interest hat die EU ein sehr gutes Instrument geschaffen, um unter anderem internationale H2-Projekte zu unterstützen. Doch die Verfahren sind zu lang, kompliziert und intransparent für viele Unternehmen, kritisiert Louise Maizières von der DIHK.
Mieterstrom gilt als komplex – nicht ganz zu Unrecht. Denn die Verteilnetzbetreiber verlangen oft maßgeschneiderte Messkonzepte für jeden Einzelfall. Mit bundesweit standardisierten Messkonzepten könnten nicht nur viel mehr Menschen schneller und einfacher von günstigen, lokal vorhandenen Erneuerbaren Energien profitieren, auch die Netzbetreiber würden entlastet.
Die neue Bundesregierung kann maßgeblich dazu beitragen, dass Deutschland in der Solarindustrie künftig wieder eine größere Rolle spielt, ist Andreas Bett überzeugt. Der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme hat auch eine Empfehlung für den PV- und Netzausbau: Fehler in Kauf nehmen, um das Tempo zu halten.
Für ein effizientes Stromsystem sind Änderungen an der undifferenzierten Entgelt-Logik unumgänglich, schreiben Anke Weidlich von der Uni Freiburg und Andreas Jahn vom RAP. Die logische Weiterentwicklung sind aus ihrer Sicht Netzentgelte, die die tatsächlichen Grenzkosten der Netznutzung widerspiegeln und damit effiziente Preissignale senden.
Deutschland gilt als sicher im Brandschutz, doch komplexe Bauvorschriften und zusätzliche Auflagen erschweren Bau- und Sanierungsprojekte. Axel Haas vom Deutschen Institut für vorbeugenden Brandschutz (DIvB) plädiert für einen Abbau bürokratischer Hürden im Rahmen der Umsetzung der EU-Gebäudeeffizienzrichtlinie in nationales Recht.
Auf der vergangenen Weltklimakonferenz in Baku hat sich die Staatengemeinschaft auf gemeinsame Regeln für internationale CO2-Zertifikate geeinigt. Schon wird in Berlin und Brüssel überlegt, besagte Zertifikate zur Erreichung der eigenen Klimaziele einzusetzen. Doch Nicolas Kreibich und Felix Schenuit warnen vor neuen Abhängigkeiten und falschen Hoffnungen.
Ohne den Einsatz fortschrittlicher Carbon-Management-Technologien kann die ambitionierte Vision einer klimaneutralen Industrie bis 2045 nicht realisiert werden, betonen Alexandra Decker und Anne-Mette Cheese für die Carbon Management Allianz. Sie unterstreichen, dass CCS sowohl machbar als auch sicher ist.
Das neue Solarspitzengesetz könnte dem Ausbau der Photovoltaik erheblich schaden, befürchtet Andreas Thorsheim. Die Bundesregierung hat es versäumt, rechtzeitig eine flankierende Verbreitung von Batteriespeichern in Gang zu bringen, kritisiert der Chef des Solarunternehmens Otovo.
Schwarz-Rot will auch künftig die einheitliche Gebotszone erhalten. Dabei wären lokale Strommarktplätze in der Lage, die Systemstabilität zu erhöhen, Kosten zu senken und Netzengpässe zu verringern, argumentieren Karsten Neuhoff vom DIW und Klaus Mindrup von Energiedialog 2050. Bei einem einmaligen Wechsel zu Marktplätzen ließen sich Investitionsrisiken durch Absicherung einfacher reduzieren als bei immer wieder nötigen Reformen der Preiszone.
Die Ankündigung im Koalitionsvertrag, das Heizungsgesetz zurückzunehmen, sorgt für Verunsicherung. Doch zugleich bestätigt der Vertrag: Bezahlbares Wohnen, effiziente Wärmeversorgung und beschleunigte Modernisierung sollen zentral bleiben – müssen aber in Einklang gebracht werden. Dazu fordern Rüdiger Lohse, Valentina Fröhlich und René Scharr-Hochegger von der DENEFF innovative Ansätze und empfehlen „Social Contracting“.
Die Klimaschutzziele im Landnutzungssektor (LULUCF) scheinen außer Reichweite. Die Abkehr von den Zielen für naturbasierte CO2-Entnahme käme jedoch einer Aufgabe der Klimaneutralität gleich, warnt Milan Loose. Die neue Bundesregierung müsse daher gleichzeitig ihre Bemühungen für Emissionsreduktionen in allen Sektoren und den Ausbau der natürlichen Senken verstärken, betont der Referent für Negativemissionen bei Bellona Deutschland.
Die neue Koalition preist strategische Partnerschaften – doch ihre Pläne sprechen eine andere Sprache. Statt attraktiver Partnerschaften auf Augenhöhe stehen einseitige deutsche Interessen im Fokus, von Fluchtursachenbekämpfung bis Rohstoffzugriff. So verspielt Deutschland strategische Chancen, warnen Lukas Kahlen und Ines Paiva von NewClimate Institute.
Das noch vom alten Bundestag verabschiedete Sondervermögen von 500 Milliarden Euro für Infrastruktur und Klimaneutralität bietet das strategische Momentum zum Aufbau grüner Leitmärkte, argumentiert der Grünen-Bundestagsabgeordnete Julian Joswig. Die neue Bundesregierung dürfe keine Zeit verlieren und müsse die verfügbaren Mittel ökonomisch und ökologisch sinnvoll einsetzen, indem Ausschreibungen für Bau- und Sanierungsprojekte gezielt klimafreundliche Innovationen wie grünen Stahl fordern.
Die Energiewende braucht keinen Neustart, sondern mehr Bürgerenergie und Verlässlichkeit. Im Koalitionsvertrag finden sich dafür laut Martin Bialluch, Geschäftsführender Vorstand und Vorstandssprecher im Bündnis Bürgerenergie, einige gute Ansätze.
Die gleichwertige regionale Entwicklung muss auch künftig als politischer Handlungsauftrag verstanden werden. Ohne gezielte finanzielle Unterstützung vom Bund wird die sozialverträgliche Transformation in den Kohlerevieren scheitern, betont Michael Kellner. Dass das Geld aus dem Sondervermögen Infrastruktur weniger Wirkung in strukturschwachen Regionen entfalten dürfte, wie es der Ökonom Oliver Holtemöller kürzlich nahelegte, dem widerspricht der scheidende Staatssekretär im BMWK entschieden.
Die Union will das Entwicklungsministerium ins Auswärtige Amt eingliedern – ein Schritt mit Folgen. Beispiele aus Großbritannien und Australien zeigen, wie sehr darunter Glaubwürdigkeit und Wirksamkeit der Entwicklungspolitik leiden können. Deutschland sollte diese Fehler vermeiden und seine Entwicklungs- und Klimapolitik strategisch neu ausrichten, fordert Michael Roll vom IDOS.
Rohstoffsicherheit und Geopolitik gehören untrennbar zusammen – und die neue deutsche Regierung muss darauf reagieren, schreiben Jakob Kullik (TU Chemnitz) und Jens Gutzmer (Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie). Sie fordern ein eigenes Ressort, das alle Aspekte bündelt, vom Bergbau bis zum Recycling. Denn nicht zuletzt die Transformation des Energiesystems läutet ein neues Metallzeitalter ein.
500 Milliarden Euro sollen in den nächsten zehn bis zwölf Jahren in die Erneuerung der deutschen Infrastruktur fließen. Und auch auf europäischer Ebene stehen vergleichbare Pläne – getrieben durch Initiativen wie den Draghi-Plan – weit oben auf der Agenda. Das sei die Chance, unsere energieintensiven Industrien zu modernisieren und zu dekarbonisieren, erläutert Jürgen Peterseim, Director, Sustainability Services bei PwC Deutschland. Grüne Leitmärkte hält der Experte für das geeignete Instrument.
Schafft der künftige Koalitionsvertrag ein Ende der Unsicherheit im Gebäudesektor – und ebnet er den Weg für Klimaschutz und bezahlbares Wohnen? Statt unklarer Bekundungen zur Emissionseffizienz braucht es eine zügige Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie und eine zielgerichtete Förderung. Nur so entsteht Verlässlichkeit und Raum für innovative Lösungen. Das bietet die Chance, die Risse zu kitten, die durch die aufgepeitschte Debatte der Heizungsparagraphen entstanden sind.
Die Rückkehr zu Freileitungen beim Ausbau der Stromtrassen könnte Milliarden einsparen, so das Versprechen. Tobias Goldschmidt, Energieminister des Landes Schleswig-Holstein warnt die Koalitionsverhandler aber vor einem teuren Fehler, der die erreichte Beschleunigung beim Netzausbau zunichtemachen und genau deshalb wieder viel Geld und Akzeptanz kosten würde.
Das EEG ist und bleibt für die weitere Entwicklung der Erneuerbaren im Stromsektor das zentrale Instrument, meint BEE-Präsidentin Simone Peter. Auch 25 Jahre nach seiner Einführung habe das Gesetz noch viele gute Jahre vor sich. Peter erklärt aber auch, wie die Erneuerbaren-Förderung weiterentwickelt werden sollte.
Emissionshandel, grenzüberschreitender Stromaustausch oder Wasserstoffhochlauf: Damit Deutschland und die EU bei Klimaneutralität und Versorgungssicherheit auf Kurs kommen, muss die nächste Bundesregierung Weichen stellen, schreiben Marion Ott und Sebastian Rausch vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung.
Verlässliche Energiepolitik und dauerhaft wettbewerbsfähige Strompreise gehören zu den obersten Zielen der neuen Bundesregierung. Die Windenergie kann dazu beitragen, schreibt Udo Bauer, CEO des Windturbinenherstellers Enercon. Dafür braucht die Branche klare Prioritäten: weniger Bürokratie, bessere Marktzugänge, schnellere Genehmigungen und attraktivere Investitionsbedingungen.
Lobbyvertreter europäischer Öl- und Gaskonzerne haben den geplanten Rechtsakt zur Definition von „kohlenstoffreduziertem“ Wasserstoff intensiv bearbeitet, hat eine europäische Rechercheorganisation aufgedeckt. Dadurch könnten Milliardensubventionen in den fossilen Sektor umgelenkt und die Klimakrise weiter verschärft werden, warnen Neelke Wagner und Kerstin Meyer.
Forderungen an den Petersberger Klimadialog und die bevorstehende COP 30 im Amazonas stellt Jannes Stoppel von Greenpeace. Der Multilateralismus muss zur Bekämpfung der großen planetaren Krisen neu ausgerichtet werden, meint er. Das sei entscheidend für den Schutz des Amazonas und des Weltklimas.
Auch wenn es im Wahlkampf nur wenig thematisiert wurde – die kommende Regierung wird klimapolitische Weichen stellen. Das Wahlprogramm der CDU/CSU propagiert „Technologieoffenheit.“ Das bedeutet aber in erster Linie, notwendige politische Entscheidungen zu vertagen und Emissionsreduktionen zu verzögern, warnen Stefan Schäfer und Tobias Haas. Als einen Knackpunkt identifizieren die Forscher vom RIFS Carbon Capture and Storage.
In den Koalitionsverhandlungen wird es auch um bezahlbares und gleichzeitig klimagerechtes Heizen gehen müssen, finden Brigitte Knopf (Zukunft KlimaSozial) und Katja Kipping (Paritätischer Gesamtverband). Verbraucher:innen, Handwerk und Unternehmen brauchen Planungssicherheit. Beide sehen vor allem Nachbesserungsbedarf bei der gezielten Unterstützung kleiner und mittlerer Einkommen, beim Mieterschutz und der Unterstützung sozialer Einrichtungen.
Mit dem US-Ausstieg aus dem Pariser Klimaschutzabkommen verschärft sich die globale Klimakrise. Angesichts der neuen geopolitischen Weltlage braucht es einen Paradigmenwechsel bei Naturschutz und Klimaanpassung, findet Kai Niebert. Schwarz-Rot muss mit mutigen Investitionen in eine starke grüne Infrastruktur Lebens- und Wohlstandsgrundlagen sichern, fordert der Präsident des DNR.
Die deutsche und europäische Stahlbranche schlägt seit Monaten Alarm. Und das erfolgreich, wie der Steel and Metal Action Plan der EU-Kommission zeigt, der heute veröffentlicht werden soll. Handlungsbedarf im Stahlsektor sieht auch ein europäisches Netzwerk aus über dreißig klima- und umweltpolitischen Organisationen, das nun eine umfassende Bestandsaufnahme zur Transformation der Stahlindustrie in Europa und eigene Vorschläge vorgelegt hat, wie Tilman von Berlepsch (Germanwatch) erläutert.
Der Markt für Großbatterien in Deutschland boomt, doch regulatorische Hürden bremsen den Ausbau. Trotz hoher Nachfrage und Einigkeit über den Nutzen fehlt ein klarer Rechtsrahmen, wie Thorsten Klöpper, Managing Director Deutschland beim Batterieprojektentwickler Voltwise Power schreibt.
Union und SPD einigen sich auf wichtige Eckpunkte beim Klimaschutz und eine Finanzspritze für den KTF, doch Sabine Nallinger vermisst einen glaubwürdigen Gesamtplan für die Umsetzung. Für Unternehmen in der Transformation ist das zu wenig, da sie für Investitionen in Zukunftstechnologien klare Zusagen brauchen, schreibt die Vorständin der Stiftung KlimaWirtschaft. Ihre Hoffnungen ruhen nun auf den Koalitionsverhandlungen.
Die Städte und Gemeinden sind Schlüsselakteure beim Umbau des Landes zur Klimaneutralität. Doch oft fehlen ihnen langfristig sichere Finanzen, um die Großaufgabe Klimawende zu stemmen. Uwe Schneidewind und Erik Lierenfeld, die Oberbürgermeister von Wuppertal und Dormagen, erläutern, warum es eine Grundgesetzänderung braucht, die stabile Investitionen in die Zukunft sichert.
Sicherheit und wirtschaftliche Stärke stehen im Zentrum der Gespräche zur Regierungsbildung. Angesichts geopolitischer Spannungen müssen beide Bereiche eng verzahnt gedacht werden. Die Sondierungsergebnisse reflektieren das aber noch kaum. Ein zentrales Ziel des Koalitionsvertrags muss darum sein, Abhängigkeiten zu reduzieren und Effizienz zu stärken – denn genau hier liegt Deutschlands Stärke, schreibt Christian Noll von der DENEFF.
Die Elektrifizierung läuft derzeit eher schleppend, der Strombedarf könnte bis 2045 doch nicht so stark ansteigen wie angenommen: Diese Argumente lassen die Diskussion über die Dimension des Netzausbaus wieder aufkommen. Eine Drosselung ist im Gespräch, auch um die Kosten im Zaum zu halten. Doch das ist zu kurz gedacht, argumentiert Anke Hüneburg, ZVEI-Bereichsleiterin Energie.
Die Stimmung im internationalen Klimaschutz ist aus Sicht von Till Mansmann am Boden, die deutsche Energiewende von der Realität eingeholt. In einem globalen Markt für klimaneutralen Wasserstoff kann die letzte Hoffnung auf eine rechtzeitige Defossilisierung der Weltwirtschaft liegen, schreibt der entwicklungspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion – sofern die deutsche Politik nicht den Glauben daran verliert.