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Gesundheit & E-Health

Standpunkte Charité wird neuer UN-Partner: Berlin im Zentrum der globalen Frauengesundheit

Nigina Muntean ist Leiterin für Innovation bei UNFPA
Nigina Muntean ist Leiterin für Innovation bei UNFPA Foto: UNFPA / Luis Tato

Der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) für sexuelle und reproduktive Gesundheit eröffnet das erste WomenX Collective-Zentrum in Berlin. Denn obwohl es in den vergangenen 50 Jahren große Entwicklungen in Sachen Frauengesundheit gegeben hat, stockt der Fortschritt mittlerweile.

von Nigina Muntean

veröffentlicht am 15.10.2024

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Jede Minute sterben mindestens zwei Frauen an vermeidbaren gesundheitlichen Problemen. UNFPA, der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen für sexuelle und reproduktive Gesundheit, und Deutschland als wichtiger Partner wollen die Frauengesundheit weltweit weiter vorantreiben.

Starke Partnerschaften von UNFPA mit regionalen Organisationen und Expert:innen haben in den vergangenen 50 Jahren dazu beigetragen, dass die Frauengesundheit weltweit große Fortschritte gemacht hat: Die Nutzung moderner Verhütungsmittel hat sich verdoppelt, die HPV-Impfquote ist gestiegen, und die Müttersterblichkeit hat sich halbiert. Programme in mehr als 150 Ländern ermöglichen Frauen und Mädchen Zugang zu Gesundheitsleistungen.

Doch in jüngster Zeit stockt der Fortschritt oder kehrt sich sogar um. In einigen Ländern – insbesondere in Ländern des globalen Südens – bleibt die Müttersterblichkeitsrate hoch und Ungleichheiten nehmen zu. Für jede diagnostizierte Frauenerkrankung bleiben schätzungsweise vier Fälle unentdeckt.

Am Rande des World Health Summits

Tatsache ist: Der Bereich Frauengesundheit ist in Forschung und Entwicklung sowie der Umsetzung von neuen Lösungen nach wie vor unterfinanziert. Es ist Zeit für einen neuen Ansatz, um globale Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen, das Wissen im Bereich Frauengesundheit weiter auszubauen und wirtschaftliches Potenzial freizusetzen.

Deshalb haben wir die globale Initiative WomenX Collective gestartet, um mitzuhelfen, diese Lücken zu schließen. Im vergangenen Jahr entstand am Rande des World Health Summit in Berlin die Idee, gemeinsam mit Deutschland ein Zentrum zu gründen, das diese Defizite in der Frauengesundheit gezielt angeht. Angesichts des starken Forschungs- und Innovations-Ökosystems wurden die Charité und Berlin als Gründungspartner ausgewählt. In diesem Jahr haben wir die weltweite Plattform des World Health Summit genutzt, um das WomenX Collective und das erste Zentrum (Berlin Hub) vorzustellen. Der WomenX Collective-Berlin Hub ist an der Charité – Universitätsmedizin und am Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) angesiedelt.

Mit der WomenX Collective-Initiative und dem globalen UNFPA Partnernetzwerk werden Präsenz und Expertise künftig noch stärker regional verankert. So kann Frauengesundheit mit modernen Lösungen, Dienstleistungen und Prozessen dort gestärkt werden, wo der Bedarf am größten ist. Deutschland ist bereits führend im Bereich globale Gesundheit und Innovation und bietet Zugang zu einem leistungsstarken Netzwerk aus Forschung, der Privatwirtschaft und Gesundheitsnetzwerken. Partnerschaften mit führenden Forschungseinrichtungen in Berlin machen die Stadt zu einem strategischen Standort und ermöglichen es WomenX Collective, nachhaltige Veränderungen in der Frauengesundheit zu bewirken.

Neuer Hub in Nairobi

In den kommenden Jahren will UNFPA durch WomenX Collective mindestens 100 Millionen US-Dollar für Investitionen mobilisieren, um Frauenprojekte zu unterstützen, innovative Lösungen voranzutreiben und die sektorenübergreifende Zusammenarbeit zu fördern. Dabei soll der Fokus auf den Bereichen Müttergesundheit und reproduktive Gesundheit sowie auf frauenspezifischen Krebserkrankungen liegen. So sollen lebensrettende Diagnosemöglichkeiten, mobiles Monitoring, digital unterstützte Behandlungen und Prozesse für mehr Frauen zugänglich gemacht werden. Millionen Erkrankungen – darunter insbesondere Krebs – und Komplikationen im Zusammenhang mit Schwangerschaften ließen sich so früher erkennen und Tausende Todesfälle bei Müttern verhindern.

Dank erster Finanzierungszusagen von internationalen Geldgebern wie der Children’s Investment Fund Foundation, Organon & Co. und der Spende der Deutschen Postcode Lotterie wird die WomenX Collective-Initiative im kommenden Jahr um einen weiteren Hub in Nairobi, Kenia, wachsen.

Die Gesundheit von Frauen und Mädchen ist eine globale Herausforderung und unsere gemeinsame Verantwortung. Was es braucht, sind innovative Finanzierungen, Forschung und Technologie – vor allem braucht es aber einen neuen Ansatz, um den Zugang zu einer modernen Gesundheitsversorgung für die am stärksten benachteiligten Menschen gerecht zu gestalten.

Wirkliche Fortschritte für Frauen und Mädchen sind ein langer Weg. Umso wichtiger sind starke Partner: Nur gemeinsam lässt sich die Gesundheit jeder Frau und jedes Mädchens nachhaltig verbessern. In Berlin gehen wir den ersten wichtigen Schritt für die WomenX Collective-Initiative.

Dr. Nigina Muntean ist Leiterin für Innovation bei UNFPA, dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen. Muntean ist Ärztin mit Spezialisierung auf Gynäkologie und Geburtshilfe und besitzt einen Master of Public Health der London School of Hygiene and Tropical Medicine.

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