Unter dem Motto „Wir machen Gesundheit und sind gesundheitsrelevant“ fordert die Fitnessbranche eine konsequente Einbindung in die deutsche Gesundheitspolitik. Insbesondere zertifizierte Fitnesseinrichtungen sollen in die systematische Gesundheitspolitik effektiv integriert und mit konkreten Maßnahmen darin berücksichtigt werden. Diese Einrichtungen sind wichtige, unterstützende Säulen, die einen enormen Beitrag zur Gesundheitserhaltung der Bevölkerung leisten, präventiv genauso wie rehabilitativ.
Die deutsche Fitnessbranche ist gesundheitsrelevant und braucht daher einen anderen Stellenwert in der Gesundheitspolitik, fordern Sprecher der Branche seit längerem. Laut einer Studie ergibt sich eine volkswirtschaftliche Einsparung von rund 6 Milliarden Euro jährlich durch regelmäßiges Fitness-Training in Gesundheitseinrichtungen. Der Wirtschaftsfaktor Gesundheit wird unter anderem von der WHO deutlich herausgestellt, hat einen hohen Stellenwert und bildet eine wichtige Säule des gesamten Systems. Daher wird unter anderem gefordert, die Ausgaben der rund 10 Millionen sportaktiven Bürger steuerlich anzuerkennen. Es wäre ratsam, diese Beiträge und Ausgaben als Investition in die Gesundheit anzuerkennen und zu fördern.
Steuerliche Anerkennung von betrieblicher Gesundheitsförderung
US-Studien zufolge entstehen aus einem Euro, der in aktives, gesundheitsorientiertes Training investiert wird, drei Euro Return on Invest, da Krankenstände sowie Langzeiterkrankungen der Bevölkerung und somit Belastungen der Krankenkassen deutlich minimiert werden.
Die Branche fordert daher von den verantwortlichen Politikern, ähnlich wie es in anderen EU-Ländern geregelt ist, auch die steuerliche Anerkennung von betrieblicher Gesundheitsförderung (BGF). Insbesondere für zertifizierte Einrichtungen, die hohe Qualitätsstandards etabliert haben. Aktuell werden diese Beiträge, die von Arbeitgeberseite geleistet werden, explizit nicht als absetzbare Ausgaben anerkannt. Unternehmen haben währenddessen bereits längst erkannt, welchen hohen Stellenwert die regelmäßige sportliche Betätigung ihrer Mitarbeiter hat.
Bei diversen Krankheitsbildern eingebunden
Durch ihr breites und qualitätsorientiertes Angebot leistet die Fitnessbranche ganz konkret in den Bereichen der weit verbreiteten Muskel-Skelett-Erkrankungen, Rückenerkrankungen, bei Herz-Kreislauf-Problematiken, psychosomatischen Erkrankungen und sogar bei Krebserkrankungen eine hervorragende Unterstützung, präventiv sowie rehabilitativ. Da mehr als sieben Millionen Menschen in Deutschland an Diabetes-Typ-2 leiden, gehört regelmäßige sportliche Betätigung auch hier zu den evidenzbasierten Empfehlungen.
Auch die psychosoziale Belastung von Menschen, insbesondere in der Pandemiezeit, kann durch regelmäßigen Sport reduziert werden. Dazu bieten Sportvereine gemeinsam mit Fitnesseinrichtungen einen wertvollen Beitrag, um die Bevölkerung gesund zu erhalten. Um dauerhaft existent zu bleiben und insbesondere nach den langen Schließungszeiten während der Pandemie, fordern Vertreter der Branche als Unterstützungsmaßnahme eine Reduktion der Mehrwertsteuer auf die Mitgliedsbeiträge, zumindest für die nächsten drei Jahre. So könnten diese gesundheitsrelevanten Einrichtungen durch steuerliche Erleichterungen effizient unterstützt werden.
Die Fitnessbranche in Deutschland hat sich mit rund zehn Millionen Mitgliedern ohne steuerliche Hilfestellungen in den letzten Jahren zu dem größten Akteur im Sektor Sport entwickelt, weit vor dem Sektor Fußball mit rund sechs Millionen Mitgliedern. Durch selbst auferlegte Zertifizierungs-Standards hat sich die Branche in den letzten Jahren auch ein hohes Qualitätslevel erarbeitet.
Ein erster guter Schritt zur Umsetzung der Branchenforderungen ist bereits erfolgt. Die seit einem Jahr etablierte Zertifizierung nach Synfit 334, die vom Finanzamt anerkannt wird und die es Unternehmen ermöglicht, betriebliche Gesundheitsförderung steuerlich abzusetzen.
Frank Böhme ist Verbandsprecher im Verband der Verbände der Fitnessbranche und Inhaber von über 20 Fitnesseinrichtungen (Just-Fit-Clubs). Als Vertreter der Branche ist er als Senator im Senat der Wirtschaft in Berlin ebenso wie im Bundesverband mittelständische Wirtschaft Unternehmerverband Deutschlands aktiv.