Seit Jahren reden wir über E-Mobilität, als sei sie die Lösung aller Probleme. Was dabei offenbar vollkommen außer Acht gelassen wird, sind die Fahrzeuge selbst. Während Politik und Autoindustrie noch über alternative Antriebe und Tempolimits debattieren, stellt sich unweigerlich eine ganz andere Frage: Haben wir in den Innenstädten überhaupt den Platz für so viele Neufahrzeuge? Soll das Auto wirklich im Mittelpunkt moderner Verkehrspolitik stehen?
Deutsche Großstädte stehen schon jetzt vor dem
Verkehrskollaps. Ein Autofahrer in Berlin verbringt im Jahr durchschnittlich
154 Stunden im Stau, 45 Stunden gehen für die Parkplatzsuche drauf. Die
Urbanisierung wird das Problem in den nächsten Jahren noch verschärfen – bis
2050 leben zwei Drittel der Bevölkerung in Städten. Wie sinnvoll ist der Pkw also noch in Zeiten, in denen immer mehr Menschen in die Ballungszentren drängen,
die gleichzeitig immer mobiler sein wollen? Und wollen wir wirklich den ohnehin
schon raren und teuren Stadtraum für mehrspurige Straßen und immer mehr
Parkplätze opfern?
Bus und Bahn sind wichtig, aber weniger flexibel
Der öffentliche Nahverkehr ist und bleibt eine ganz wichtige Säule der urbanen Mobilität, kann das Auto jedoch nur bis zu einem gewissen Grad ersetzen. Bus und Bahn erfordern oft Kompromisse, die wir immer weniger bereit sind, einzugehen. Wir wollen flexibel sein. Öffentliche Verkehrsmittel haben natürlich ihre Daseinsberechtigung und werden auch langfristig einen wesentlichen Bestandteil des städtischen Verkehrsnetzes ausmachen. Aber der ÖPNV kann nur in Verbindung mit dem richtigen Konzept für den motorisierten Individualverkehr funktionieren. Und hier rücken platzsparende Alternativen wie das E-Fahrrad und der E-Motorroller immer mehr ins Zentrum, wenn unsere Städte nicht am Verkehrschaos kollabieren sollen.
Weh tun würde der Umstieg den meisten nicht. Durchschnittlich 1,2 Menschen sitzen in einem Auto in der Stadt. Warum spielen kleinere Alternativen also keine Rolle, wenn wir wieder einmal über Förderpakete sprechen? Grundsätzlich ist die Förderung für E-Autos nicht das zentrale Problem, da die Elektrifizierung definitiv ein wichtiger Schritt in Richtung nachhaltiger Antriebsformen ist. Auch Verbote von Verbrennungsmotoren in Städten halte ich für den falschen Weg. Ich plädiere dafür, dass die Politik die versteckten Subventionen für Pkw auflöst. Das heißt: Die Haltung eines Autos muss teurer werden, wenn wir sie langfristig aus den Städten verdrängen wollen.
Verbote sind der falsche Weg
Kostenfreie Parkmöglichkeiten in großen Teilen
der Stadt dürfen keine Normalität sein, denn das Platzangebot in der Stadt ist
limitiert und teuer. Außerdem muss eine CO2-Steuer für Verbrennermotoren her.
Nicht nur, um bereits entstandene und zukünftige Umwelt- und Klimaschäden
einzupreisen, sondern auch, damit der Markt darüber entscheidet, welche
Mobilitätslösung sich am Ende durchsetzen wird. Dann braucht es auch keine
Verbote der Politik, sondern die Bewohner einer jeden Stadt entscheiden sich für
die beste lokale Lösung.
Auf der anderen Seite dürfen Alternativen zum
Auto nicht länger ausgebremst werden – im wahrsten Sinne des Wortes. Mal ganz
abgesehen von ausstehenden Förderungen: Warum drosseln wir Motorroller auf 45
km/h und machen sie damit zu möglichen Hindernissen im Straßenverkehr?
Natürlich können und werden elektrische
Motorroller alleine nicht die Zukunft der Mobilität bestimmen. Sollen sie auch
gar nicht. Gemeinsam mit anderen Alternativen wie dem E-Bike können sie aber
dazu beitragen, den Verkehr zu entlasten. Denn neben dem Elektroantrieb haben
sie entscheidende Gemeinsamkeiten, die die Mobilität von morgen durchaus
bestimmen werden: Sie bieten mehr Flexibilität, haben einen deutlich geringeren
Strom- sowie Ressourcenverbrauch und nehmen schlichtweg weniger Platz in
Anspruch. Auch eine neue Form des Autos ist vielversprechend – allerdings um
einiges kleiner, autonom fahrend und stärker vernetzt als heutige Modelle.
Ein Fahrzeug für mehrere Personen
Einen nächsten Schritt stellt die Vernetzung dar. Wenn wir über die Zukunft der Mobilität sprechen, ist das ein ganz zentraler Aspekt. Egal, ob es um das Fahrrad geht, den E-Scooter oder das Auto – ich bin fest davon überzeugt, dass der Besitz von Fahrzeugen aller Art in absehbarer Zeit nur noch eine untergeordnete Rolle spielen wird. Stattdessen werden wir vermehrt mit anderen teilen. Auch über Sharing-Dienste, vor allem aber im eigenen Umfeld.
So verfügt der neue Unu-E-Motorroller über ein
neues Konzept, das dieses Prinzip so einfach wie möglich machen soll: ein
digitaler Schlüssel via Smartphone-App. Damit lässt sich der Scooter mit
Freunden, Familie, Kollegen oder Nachbarn teilen. Das Smartphone ist für dieses
Feature geradezu prädestiniert, wir sollten es also auch nutzen.
Mobilität ist inzwischen ein allgegenwärtiges
Thema und beschäftigt uns sehr viel mehr als noch vor ein paar Jahren. Wir sind
kontinuierlich auf der Suche nach alternativen Fortbewegungsmitteln, die uns
totale Flexibilität und Unabhängigkeit versprechen, die mit unserem ökologischen
Bewusstsein vereinbar sind und die Lebensqualität in den Städten verbessern.
Das Auto wird diesen Ansprüchen, unabhängig vom Antrieb, nicht mehr gerecht.
Damit wir auf zeitgemäße Alternativen umsteigen, braucht es aber politische
Maßnahmen. Wenn das nächste Mal
Förderpakete für E-Mobilität beschlossen werden, sollten alle Fahrzeuge
gleich behandelt werden.