Wir stehen derzeit vor enormen Herausforderungen. Wichtige Industrien stecken mitten in schwierigen Transformationsprozessen. Die Konjunktur verharrt seit geraumer Zeit in einer Delle. Ausdruck dieser Entwicklung ist die aktuelle Lage bei Volkswagen. Wir müssen uns als Volkswirtschaft zukunftsfähig aufstellen, unsere Industrie muss zu wettbewerbsfähigen Bedingungen produzieren können und wir brauchen neue Leitmärkte für unsere Produkte.
Die Herausforderungen sind groß, gleichwohl gibt es Grund zu Optimismus. Tatsächlich investieren wir derzeit nämlich schon massiv in unsere Zukunftsfähigkeit. Ich denke da beispielsweise an den Aufbau unserer Wasserstoffinfrastruktur, mit der wir gleichzeitig auch einen ganz neuen, wichtigen Markt schaffen. Hier ist es uns gemeinsam gelungen, für die kommenden Jahre Milliardeninvestitionen gemeinsam mit privaten Partnern zu mobilisieren.
Ein ganz anderes Bild ergibt sich allerdings, wenn wir auf die Wettbewerbsfähigkeit und die Marktentwicklung blicken. Die Strompreise sind zu hoch. Die Preise müssen runter. Das macht Produktion in Deutschland wieder wettbewerbsfähig und wäre ein Konjunkturprogramm, das nicht nur bei den E-Autos hilft, sondern genauso bei Mittelstand und Handwerk ansetzt oder auch die Wärmepumpe – übrigens auch High-Tech aus Deutschland – fördert.
Aber das allein reicht nicht. Denn es fehlt an einer Investitionsoffensive, die den Absatz ankurbelt und hilft, Märkte zu entwickeln. Hier brauchen wir echte Kaufanreize. Denn wir sind in einer Situation, in der die Zurückhaltung dominiert. Die potentiellen Käuferinnen und Käufer sind verunsichert.
Rückwärtsgewandte Debatten verunsichern
Ist der Verbrenner vielleicht noch ein letztes Mal die richtige Wahl, setze ich jetzt schon auf die E-Mobilität? Jeder kennt diese Abwägungen aus Gesprächen im Bekanntenkreis. Diese zweifelnde Unsicherheit wird befeuert von wenig hilfreichen politischen Diskussionen um das Verbrenner-Verbot und die Schein-Alternative der E-Fuels, deren Wirkungsgrad schlecht und deren baldige Verfügbarkeit völlig ungeklärt ist.
Es sind aber genau diese rückwärtsgewandten Debatten, die derzeit zu einem grundsätzlichen Kauf-Attentismus führen – und zwar bei E-Mobilen genauso wie bei Verbrennern. Die Menschen warten ab, man will keine falsche Entscheidung treffen. Genau das ist Gift für die Konjunktur. Und daher brauchen wir jetzt echte Konsumanreize. Die werden auch helfen, drohende Milliarden-Strafzahlungen zu vermeiden, denn jedes nicht verkaufte Auto führt dazu, dass das Erreichen der Flotten-Emissionsziele schwieriger wird.
Der Umweltbonus hat gezeigt, wie es funktioniert. Dieses Förderinstrument hat die Elektromobilität in Deutschland entscheidend vorangebracht. Die gut zehn Milliarden Euro für rund 2,1 Millionen Elektrofahrzeuge waren gut angelegt. Die Entwicklung der Verkaufszahlen von E-Autos seit Ende 2023 hat den Kritikern des abrupten Förderstopps im Übrigen Recht gegeben: Das Auslaufen des Umweltbonus kam deutlich zu früh. Und es war umso unverständlicher, weil in vielen europäischen Nachbarländern Kaufprämien für E-Autos gängige Praxis sind.
Ob Kaufprämie, vergünstigte Leasingkonditionen im privaten und im Flottenabsatz, verbesserte Abschreibungsbedingungen oder Steuererleichterungen – wir brauchen jetzt einen ganzen Mix an zusätzlichen Anreizen und damit einen kraftvollen Schub in die richtige Richtung.