Etwa ein Viertel der CO2-Emissionen stammt aus dem Verkehr und 75 Prozent davon werden speziell durch den Straßenverkehr verursacht. Dies ist das Szenario, mit dem die europäischen Länder konfrontiert sind und das uns dazu zwingt, unsere Gewohnheiten radikal zu ändern. Wir können sogar sagen, dass alle Bürger eine moralische Verpflichtung haben, sich umweltbewusster zu verhalten, aber es liegt hauptsächlich an den politischen Entscheidungsträgern, die Bedingungen und Anreize – positive oder auch negative – zu schaffen, um die Transformation anzustoßen und zu beschleunigen, um den Wandel voranzubringen.
Wie jede Verhaltensänderung lässt sich auch der Umstieg auf den öffentlichen Verkehr nicht per Dekret verordnen. Sie erfolgt Schritt für Schritt, mit einer Feinabstimmung der Prozesse und der Erkenntnis, welche Faktoren am effektivsten zum Ziel beitragen.
Sinkt der Preis, steigen die Nutzerzahlen
Die portugiesischen Erfahrungen haben gezeigt, dass sich die Nachfrage in Bezug auf den Preisfaktor elastisch verhält. Hierfür gibt es drei Beispiele:
Im Jahr 2019 haben die Metropolregionen der beiden größten Städte, Lissabon (navegante) und Porto (andante), ein einheitliches Ticket für 40 Euro eingeführt. Das ist deutlich günstiger ist als die bis dato praktizierten Modelle, wo das Ticket je nach Herkunftsort mehr als 100 Euro kosten konnten. Diese Initiative führte zu einem Anstieg der Nachfrage mit einem Plus an Kartenverkäufen von rund 18 Prozent. Diese Zahl ist noch bedeutsamer, wenn man berücksichtigt, dass es eine Pandemie und erhebliche Veränderungen bei den Arbeitsmodellen gegeben hat, wobei das Homeoffice eine enorme Ausweitung erfahren hat.
Ebenfalls in diesen Metropolregionen wurde eine Gratis-Fahrschein für Studenten unter 23 Jahren eingeführt. Die Folge war ein Anstieg der verkauften Tickets um 40 Prozent. In Cascais ging die touristische Gemeinde im Jahr 2020 noch einen Schritt weiter und führte einen kostenlosen öffentlichen Nahverkehr ein. Dies hatte zur Folge, dass 32,4 Prozent mehr Kunden befördert wurden. Dies sind drei klare Beispiele dafür, dass der Preis den portugiesischen Erfahrungen nach einen starken Einfluss auf die Nachfrage hat.
Maßnahmenpaket „grüne Mobilität“
Um als Minister zu helfen, das Verkehrsverhalten mit Öffentlichen Verkehrsmitteln zu fördern, hat die portugiesische Regierung Anfang Oktober ein umfangreiches Paket mit dreizehn Maßnahmen zur Förderung der grünen Mobilität vorgelegt vorgelegt. Im Zentrum steht die Einführung des „Passe Ferroviário Verde“. Das grüne Eisenbahnticket, mit dem man für 20 Euro im Monat alle nationalen Züge (außer dem Alfa Pendular, dem schnellsten Fernzug) nutzen kann, wurde am 21. Oktober eingeführt. Das grüne Ticket wird einfach auf die Karte der nationalen Eisenbahngesellschaft CP geladen.
Im Gegensatz zum Deutschlandticket kann der Pass an jedem Tag des Monats erworben werden, gilt aber wegen der bestehenden Ticketmodelle teilweise nicht in den Nahverkehrszügen der beiden Metropolregionen Lissabon und Porto. Diese Maßnahme wird sich auf schätzungsweise 29,9 Millionen Fahrten auswirken und die öffentlichen Haushalte 18,9 Millionen Euro pro Jahr kosten.
Der Jugendpass haben wir auf alle jungen Menschen unter 23 Jahren – unabhängig davon, ob sie studieren oder nicht – ausgeweitet. Er kostet rund 40 Millionen Euro pro Jahr. Eine Maßnahme für soziale Gerechtigkeit und Bildung im öffentlichen Verkehr von der 241.000 junge Menschen potenziell begünstigt werden.
Flankierend wird ein Betrag von 1,5 Millionen Euro für die Entwicklung der Interoperabilität zwischen den Systemen der verschiedenen Betreiber investiert. Damit ein intermodales Ticket wie das Deutschlandticket in Portugal in naher Zukunft eingeführt werden kann, müssen die Zahlungs- und Ticketkontrollsysteme der verschiedenen Akteure, seien es Bahn-, Bus- oder Schiffsunternehmen, vereinheitlicht werden.
Fokus Fernverkehr
Dies geschieht alles parallel zu einem starken Engagement für die Schiene. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Baubeginn der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Lissabon und Porto sowie der Entscheidung zum Bau der Hochgeschwindigkeitsverbindung Lissabon-Madrid.
All das sind Entscheidungen, die lange aufgeschoben wurden. Bei den enormen Anstrengungen und Ausgaben für den Schienenverkehr handelt es sich um wichtige Investitionen. Sie verdienen es, getätigt zu werden, und werden Auswirkungen auf Generationen haben.