Dual Use Hochschulen bereit für mehr Verteidigungsforschung
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Jetzt kostenfrei testenDie Hochschulen in Deutschland wollen mehr zu sicherheitsrelevanter Forschung beitragen. Das geht aus einer Befragung hervor, die der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft zusammen mit der Nixdorf Stiftung unter den Leitungen der 275 staatlichen Hochschulen durchgeführt hat. Demnach hat die Bedeutung sicherheitsrelevanter Forschung nach Einschätzung von 16 Prozent der befragten Hochschulleitungen in den letzten fünf Jahren „deutlich“ und für 37 Prozent „leicht zugenommen“. 46 Prozent sahen keine Veränderung.
Mehr Forschung für Rüstung und Verteidigung verbinden knapp 31 Prozent der Hochschulen als Innovationschance zur Entwicklung neuer Technologien. Ebenso viele erwarten dadurch eine Stärkung der finanziellen und personellen Ressourcen ihrer Hochschule. Gleichzeitig erkennen 29 Prozent der Hochschulen in der sicherheitsrelevanten Forschung einen konkreten Beitrag zur gesellschaftlichen Sicherheit. „Hochschulen wollen sich also aktiv an der Bewältigung gesellschaftlicher Krisen beteiligen – sei es im Bereich Cybersicherheit, kritische Infrastruktur oder Resilienzforschung“, heißt es in der Studie.
Die Befragung zeigt auch die Bereitschaft zur Nutzung von Dual-Use-Potenzialen. „Technologien wie Künstliche Intelligenz, Quantencomputing oder synthetische Biologie, die ursprünglich im sicherheitsbezogenen Kontext entwickelt wurden, entfalten ihr volles Potenzial auch im zivilen Bereich: in der Gesundheitsversorgung, im Umweltschutz, in der Energieeffizienz oder der digitalen Bildung“, heißt es im Bericht des Stifterverbandes.
Um neue Wege zu beschreiten, sehen allerdings mehr als zwei Drittel der Hochschulleitungen (70 Prozent) einen „erhöhten bürokratischen Aufwand“ auf sich zukommen. Dagegen werden „moralische Bedenken der Forschenden“ lediglich bei 47 Prozent der Befragten erwartet; aktiven „Widerstand durch Hochschulangehörige“ halten 42 Prozent für möglich.
Zivilklauseln, die Forschung mit militärischem Bezug verbieten, existieren laut der Befragung der Hochschulleitungen an etwa 30 Prozent der Hochschulen, sind aber meist zu pauschal formuliert. Die Folge ist laut Stifterverband, „dass wichtige sicherheitsrelevante Forschungsfelder – etwa Entwicklungen im Bereich der Cybersicherheit – umfassenden Prüfverfahren unterzogen werden, obwohl sie zur zivilen Sicherheit beitragen könnten“.
Ein weiteres zentrales Hemmnis ist die „unzureichende sicherheitsrelevante Infrastruktur an Hochschulen“. Zwei Drittel der Hochschulen geben an, dass ihnen ausreichende Infrastruktur für sicherheitsrelevante Forschung fehlt – etwa für Labore, IT-Sicherheit, Zertifizierungen. Zur Verbesserung der Situation wird vom Stifterverband unter anderem der Aufbau regionaler Innovationsnetzwerke („Reallabore Sicherheitstechnologie“) empfohlen. Mit ihnen könnten „Pilotregionen zur Erprobung von Kooperationen zwischen Hochschulen, Unternehmen und Sicherheitsbehörden“ geschaffen werden. Das Forschungsinstrument der Reallabore erfährt gerade eine wachsende Nachfrage (Tagesspiegel Background berichtete). Manfred Ronzheimer
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