Die 1452 Stadtwerke, Zweckverbände oder Eigenberiebe, die dem Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) angehören, haben 2016 rund 9,3 Milliarden Euro investiert. Ihre Umsatzerlöse lagen bei knapp 112 Milliarden Euro, und sie beschäftigten gut 258 000 Menschen. Das liest sich wie eine echte Erfolgsbilanz direkt vor der VKU-Tagung am Dienstag und Mittwoch kommender Woche, zu der sich vier Bundesminister angekündigt haben: Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU), Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU), Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) und Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU).
Allerdings ist die wirtschaftliche Lage der Stadtwerke keineswegs so eindeutig. Die Energiewende verlangt allen Veränderungen ab. Manche Stadtwerke tun sich damit sehr schwer. Die meisten Problemfälle liegen in Ostdeutschland und im Ruhrgebiet. Ein Viertel der Stadtwerke sind selbst hoch verschuldet und gehören hoch verschuldeten Kommunen, die ihnen nicht beispringen könnten, wenn sie endgültig in Schieflage gerieten. Das hat das Beratungsinstitut KPMG in einer Studie im März 2016 anhand realer Geschäftsdaten ermittelt. Daran dürfte sich wenig geändert haben.
Alle Stadtwerke stellen fest, dass die neuen Geschätsfelder wie Energiedienstleistungen oder digitale Angebote die Verluste im Kerngeschäft nicht auffangen. Das ergab eine Studie vom Januar 2017, die der „Neue Kämmerer“ veröffentlicht hat. In einer Onlineumfrage im vergangenen Herbst befragten die Autoren 537 Stadtwerke, von denen allerdings nur 67 die Fragebogen auch beantwortet haben. Zusätzlich führten die Autoren aber Interviews mit den Geschäftsführern von einem halben dutzend Stadtwerken.
Obwohl der Vertrieb von Gas, der Stromnetzbetrieb und der Vertrieb von Strom für die meisten Stadtwerke weiterhin die größten Umsatzbringer sind, beobachten alle Rückgänge im Volumen und der Marge. Die Kunden verbrauchen immer weniger Strom, weil sie effizienter werden, oder weil sie selbst mit Solaranlagen Strom produzieren. Außerdem hat die Wechselbereitschaft der Kunden zugenommen, vor allem wenn die Ökostromumlage steigt oder andere abgabenbedingte Stromerhöhungen anstehen.
Das deckt sich mit den umfangreicheren vorgangegangenen Studien der Wirtschaftsprüfer KPMG oder PWC. Nachdem die Stadtwerke Gera 2014 und wenig später die Stadtwerke Wanzleben in die Insolvenz gegangen sind, haben sich die Beratungsunternehmen verstärkt mit der Lage der Stadtwerke auseinandergesetzt. Sie haben dabei herausgefunden, dass kleine Stadtwerke oft besser dastehen als große. Vor allem dann wenn sie nicht für die Verluste von Bäderbetrieben oder dem öffentlichen Nahverkehr aufkommen müssen. Und wenn die Städte nicht darauf angewiesen sind, Gewinnabführungen von bis zu 92 Pozent einzunehmen, um ihre defizitären Haushalte zu decken.
Die Stadtwerke, die schon frühzeitig auf erneuerbare Energien gesetzt haben, stehen besser da als Unternehmen, die vor Kurzem noch in neue Kohle- oder Gaskraftwerke oder in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen investiert haben. Diese haben wegen der sinkenden Großhandelspreise für Strom und des Vorrangs erneuerbarer Energien in den Stromnetzen ihren Wert lange vor dem Ende ihrer technischen Laufzeit verloren und müssen abgeschrieben werden.
An den Bilanzen der Stadtwerke Hannover und München lässt sich zeigen, wie sich große Stadtwerke an die neuen Verhältnisse anpassen. Die Stadtwerke Hannover haben 2016 durchweg besser abgeschnitten als 2015. Sie investieren in Speicher, Stromnetze und Fernwärme.
Die Stadtwerke München mussten 2015 hohe Abschreibungen vornehmen, die die Bilanz belastet haben. Die Zahlen für 2016 liegen noch nicht vor. Aber die Stadtwerke München haben die Verluste aus dem Nahverkehr massiv gesenkt – und in neue Geschäftsfelder investiert wie den Fahrradverleih oder Car-Sharing. Außerdem baut München seine Fernwärmeversorgung komplett auf erneuerbare Energien um: auf Erdwärme.