2014 hat die grüne Energieesxpertin Julia Verlinden schon einmal die Frage gestellt, wie die Bundesregierung die „Sanierungsquote“ definiert, die sie seit dem Energiekonzept 2010 regelmäßig mindestens auf etwa zwei Prozent verdoppeln will. Damals antwortete Umweltstaatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter, es gebe „derzeit noch keine abschließende Definition der Sanierungsrate“. Die Regierung wolle aber „einen geeigneten Indikator für die unterschiedlichen Sanierungsintensitäten erarbeiten“, schrieb sie damals.
Drei Jahre später wiederholte Julia Verlinden ihre Frage. Diesmal antwortete ihr Umweltstaatssekretär Floran Pronold. In der Antwort, die Background Energie und Klima exklusiv vorliegt, schreibt Pronold, wie angekündigt sei die Frage „geprüft“ worden. Aber „aus derzeitiger Sicht ist die dafür benötigte Datengrundlage nicht in hinreichender Weise gegeben„. Er verwies auf eine Reihe von Forschungsvorhaben, um die Datenbasis zu verbessern.
Inzwischen scheint sich die Regierung aber von der Sanierungsrate als Maßeineinheit für den Erfolg der Gebäudesanierung mehr oder weniger verabschiedet zu haben. Pronold schreibt: „Aus Sicht der Bundesregierung ist das Vorhandensein einer Sanierungsrate für die Nachweise der Ziele des Energiekonzepts jedoch auch nicht essentiell.“ Angesichts der Tatsache, dass nach wie vor ständig mit dem Begriff hantiert ist, ist das durchaus überraschend.
Doch Pronold begründet seine Einschätzung so: „Die Ziele basieren für den Gebäudebereich auf Energieeinsparung (im Wesentlichen erreichbar durch Energieeffizienzesteigerung) und dem Anteil erneuerbarer Energien.“ Insgesamt werde darüber auch eine Minderung der Treibhausgasemissionen erreicht, schreibt Pronold.
Verlinden kommentierte die Antwort so: „Die Bundesregierung bestätigt den großen Sanierungsstau bei Gebäuden und sieht selbst Handlungsbedarf. Trotzdem verschanzt sie sich auch drei Jahre nach meiner ersten Frage zur Sanierungsrate weiter hinter fehlenden Daten. Das ist grotesk.“ Für Verlinden ist das ein Beweis dafür, „wie wenig diese Regierung für die Energiewende im Wärmesektor unternommen hat“. Aus ihrer Sicht trägt der Verweis auf Energieeffizienz und erneuerbare Energien nicht. Denn das Ausbauziel für erneuerbare Energien bis 2020 sei zu niedrig. Und es sei keineswegs sicher, dass die Regierung ihre Effizienzziele auch erreichen könne.