Neben den traditionellen Wirtschaftstrends gewinnen Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG) weltweit immer mehr an Bedeutung: von sozialen Unruhen bis hin zu Pandemien und Aussperrungen, von Umweltzerstörung und Klimawandel bis hin zur Einführung von künstlicher Intelligenz (KI). Vier diesbezüglicher Megatrends haben das Potenzial, langfristige Veränderungen herbeizuführen.
KI und Automation
Früher bezog sich der Begriff Automatisierung auf Technologien, die eher physischer Natur waren, wie zum Beispiel Geschirrspülmaschinen oder Robotisierung. Heute umfasst er ein viel breiteres Spektrum an Technologien, einschließlich robotergestützter Prozessautomatisierung (RPA) und bestimmter Anwendungen künstlicher Intelligenz (KI) wie etwa maschinelle Lernmodelle (ML).
Frühzeitige Anwender, die KI in ihrem Unternehmen effektiv implementieren, könnten sich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber ihren Konkurrenten verschaffen, die sich schwertun oder weniger bereit sind, sich anzupassen. Führt das zu einer gesteigerten Effizienz, geringeren Umweltbelastungen und zur Automatisierung mühsamer Aufgaben, sind das positive Nachhaltigkeitseffekte. Da jedoch die meisten Unternehmen das Potenzial der KI noch erforschen, dürfte dies kurzfristig zwar nur zu inkrementellen Produktivitätssteigerungen und damit zu einem geringen BIP-Wachstum führen.
In einer sich schnell verändernden Wirtschaft, in der Kostenwettbewerbsfähigkeit, Nachhaltigkeit und geistiges Wohlbefinden immer wichtiger werden, können allerdings KI und fortgeschrittene Arbeitsplatzautomatisierung langfristig zu einem festen Bestandteil der Gesellschaft werden. Trotz berechtigter Bedenken hinsichtlich der Sicherheit, der Regulierung und der Risiken von KI besteht ein allgemeiner Konsens darüber, dass diese Technologien letztendlich die Fähigkeit haben, die Produktivität und die Wirtschaft auf positive Art und Weise zu beeinflussen. Unternehmen und Volkswirtschaften, die in der Lage sind, sich reibungslos und effektiv anzupassen, sind wahrscheinlich am besten positioniert, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen.
Klimawandel
Um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen, bedarf es eines sofortigen politischen Engagements, eines technologischen Wandels, der Beseitigung von Kohlenstoff und eines koordinierten globalen Ansatzes. Dies sind Übergangsrisiken auch für die Wirtschaft und die Finanzmärkte. Und all dies wird möglicherweise nicht ausreichen, um die derzeitigen Trends bei den Wetterveränderungen zu stoppen. Die durch den Klimawandel verursachten physischen Risiken entstehen durch reale Umweltgefahren, wie die Zunahme extremer Wetterereignisse. Diese Risiken haben sowohl reale als auch finanzielle Auswirkungen, beispielsweise durch Unterbrechungen der Lieferkette, Veränderungen der Rohstoffpreise und physische Schäden an Vermögenswerten.
Der Klimawandel hat nicht nur erhebliche Auswirkungen auf die globale Umwelt und Wirtschaft, sondern steht auch in direktem oder indirektem Zusammenhang mit vielen anderen ESG-Megatrends. Unternehmen und Investoren, die sich darauf einstellen sowie ihr Möglichstes dazu beitragen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius gemäß Pariser Klimaziel zu begrenzen, verringern diese Gefahren – im eigenen wie im gesamtgesellschaftlichen Interesse.
Wasserknappheit
Klimawandel und Wasserknappheit sind eng miteinander verwoben und könnten eine sich selbst verstärkende Rückkopplungsschleife bilden, die beide Probleme noch verschlimmert. Investoren sollten das Wassermanagement als eigenständige und entscheidende Komponente einer Strategie betrachten, den Klimawandel einzudämmen und sich auf die unvermeidliche Erderwärmung einzustellen.
Eine wirksame Wasserbewirtschaftung zum Erhalt der Wasserressourcen und ihrer effizienteren Nutzung kann dazu beitragen, die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern und sich an sie anzupassen. Und sie kann die Widerstandsfähigkeit gegen künftige Wasserknappheit erhöhen. Aus Sicht der Investoren kann die Unterstützung von Technologien für ein effizientes Wassermanagement sowohl finanzielle Erträge als auch ökologische und soziale Vorteile bringen.
Demografische Daten
Der demografische Wandel ist ein weiterer Megatrend der Nachhaltigkeit, der berücksichtigt werden muss. Er kann sich in den kommenden Jahren auf die Bevölkerung der Regionen und folglich auch auf ihr wirtschaftliches Umfeld auswirken. Der Schwerpunkt der jüngsten Studien und der Aufmerksamkeit der politischen Entscheidungsträger lag auf der Bevölkerungsdynamik in den Industrieländern, die seit geraumer Zeit eine Verschiebung in der Altersverteilung der Bevölkerung erleben: Oft überaltern sie, wodurch auf die jüngeren Generationen erhebliche Belastungen zukommen werden.
Es ist jedoch anzumerken, dass viele Schwellenländer ihren demografischen Übergang von hohen zu geringen Kinderzahlen begonnen haben und dabei unterschiedlich weit fortgeschritten sind. Der starke Rückgang der Geburtenraten und der Druck, den eine sich verändernde Altersstruktur auf die Investitionsquoten ausübt, stellt für die Volkswirtschaften mehrerer Schwellenländer eine Herausforderung dar. Das Bevölkerungswachstum und die sich verändernde Altersstruktur werden wahrscheinlich die Ausgabentrends, die Arbeitsmärkte und das allgemeine Wirtschaftswachstum beeinflussen.
Durch die Auswirkungen auf die gewünschten Ersparnisse und Investitionen wirken sich die demografischen Veränderungen auch auf die Zinssätze aus. Diese Dynamiken könnten wiederum die Erwartungen von Investoren an Anleihen und Aktien in solchen Ländern senken, die die Landschaft der Schwellenländer zunehmend dominieren werden. Dadurch stünde diesen Ländern weniger Kapital für die Investitionen zur Verfügung, die für eine nachhaltige Entwicklung erforderlich sind, etwa in Infrastrukturen wie Bildung, Energie oder Krankenhäuser.