Die Bundesregierung verspiele gerade ihre Chance, mit der Steuerpolitik gleichzeitig für Wohlstand und Wachstum zu sorgen, schreiben Carl Mühlbach und Marina Guldimann von Fiscal Future – einem überparteilichen Thinktank junger Menschen für Finanzpolitik, der vor allem aus Stiftungsmitteln finanziert wird. Sie argumentieren in ihrem Standpunkt, dass eine Entlastung mittlerer und kleiner Einkommen gekoppelt mit höherer Besteuerung großer Vermögen Wachstumsimpulse für die Wirtschaft setzen könne.
Pensionskassen, Sterbekassen und Versorgungswerke dürfen nun bis zu fünf Prozent ihres Sicherungsvermögens gezielt in Infrastrukturanlagen investieren. Gregor Kurth von Igneo Infrastructure Partners erwartet, dass die Gewichtung von Infrastruktur im Portfolio betrieblicher Vorsorgeeinrichtungen dadurch dauerhaft ansteigt.
Ökologische und ökonomische Interessen widersprechen sich nicht – sie verstärken sich, wenn Unternehmen Dekarbonisierung und zirkuläre Wirtschaft als Wachstumschance nutzen, argumentiert Andreas Wagner, Deutschland-Geschäftsführer von Mitsubishi Electric. Nachhaltigkeit schützt vor externen Schocks, senkt operative Risiken und stärkt das Vertrauen von Kunden, Partnern, Investoren und Regulierungsbehörden.
Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ist für mittelständische Unternehmen eine Herausforderung. Für die Jacob Waitz Industrie GmbH bot die CSRD jedoch Anstoß und Struktur für die eigene ESG-Strategie, schreibt Sophie von Waitz, zuständig für die Umsetzung der ESG-Strategie und Mitglied der neunten Generation im Familienunternehmen. Ehrenamtlich ist sie Co-Leiterin der AG Wirtschaft bei Transparency International Deutschland.
Der voranschreitende Verlust der Artenvielfalt ist weit mehr als ein ökologisches Problem. Rund die Hälfte der Weltwirtschaft hängt direkt oder indirekt von einem funktionierenden Ökosystem ab. Investoren sollten Aspekte der Artenvielfalt daher dringend in ihrer Anlagestrategie berücksichtigen – für den Planeten und um attraktive Renditechancen zu ermöglichen. Das fordert Jane Wadia, Head of Sustainability, Core Products and Clients bei Axa Investment Managers des französischen Versicherers Axa.
Von der Einführung einer neuen Unternehmensrechtsform des Verantwortungseigentums können Ökonomie wie Ökologie profitieren, schreibt Christian Kroll, Gründer und Geschäftsführer der Ecosia GmbH, welche die gleichnamige, ökologisch-orientierte Internetsuchmaschine betreibt, in seinem Standpunkt-Gastbeitrag für Tagesspiegel Background.
Firmen, die in Nachhaltigkeit investieren, passen ihre Verschuldung schneller an und können günstiger Kapital aufnehmen, aber die unsichere US-Politik verdunkelt die Aussichten, schreibt Maurizio Dallocchio, Professor für Unternehmensfinanzierung an der Universität Bocconi.
Unschädlichkeit zu organisieren, das ist die Kernaufgabe von Aufsichtsbehörden. Doch was sich früher aus eindeutigen Rechtsnormen ableiten ließ, weicht in der Aufsichtspraxis einer zielorientierten Agilität, die Behördenmitarbeiter vor eine neue Herausforderung stellt: nämlich selbst möglichst schnell die richtigen Entscheidungen zu fällen. Fehlerkultur muss aber erlernt sein, schreiben die Regierungsberater und Uni-Professoren Sven Kette und Stefan Kühl in ihrem Standpunkt-Gastbeitrag.
Krypto-Assets boomen. Mit der neuen EU-Verordnung „Markets in Crypto-Assets Regulation“ (Micar) ziehen regulatorische Anforderungen nach – inklusive komplexer Nachhaltigkeitsberichtspflichten. Crypto Asset Service Providers sollten sie weder unterschätzen noch als reine Pflichtübung abtun, schreiben Ralph Hüsemann, Partner und Head of Financial Services, sowie Christoph Wronka, Director Financial Services bei der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Baker Tilly in Deutschland, im Standpunkt.
Die geplante Reform der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ist eine positive Nachricht für die Finanzbranche: Die Omnibus-Vorschläge sollen die gesetzlichen Anforderungen zum Nachhaltigkeitsreporting vereinfachen. Durch diesen neuen Freiraum können sich Banken der Optimierung interner Berichtsprozesse und der Stakeholder-gerechten Kommunikation ihrer Nachhaltigkeitsleistung widmen, meinen Christoph Betz und Daniel Müller, Partner bei der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.
Man sollte sich nicht über den Omnibus aufregen, denn es gehe darum zu verstehen, welche ESG-Risiken in Geschäftsmodellen stecken – unabhängig von EU-Regulierungen, schreibt Ralf Frank, geschäftsführender Partner von Sustainserv und Professor an der Gisma-Fachschule in Potsdam, in seinem Standpunkt-Gastbeitrag für Tagesspiegel Background zu anstehenden Reformen und Verschiebungen der Nachhaltigkeitsberichts- und -sorgfaltspflichten für Unternehmen in Europa.
Der Schutz von Bevölkerung und Demokratie ist eine Grundvoraussetzung jeder nachhaltigen Transformation, argumentiert Mirova-Chef Philippe Zaouati. Start-ups und Mittelständler haben ein Finanzierungsdefizit. Zaouati erörtert, wie eine verantwortungsvolle Verteidigungsfinanzierung gestaltet werden könnte.
Nachhaltiges Wachstum erfordert die Bereitstellung der notwendigen Informationen für Kunden und Investoren bei gleichzeitiger Einhaltung der neuen EU-Richtlinien, schreibt Simon Fischweicher von CDP.
Ein klimaneutrales Deutschland bis 2045 – dafür hat sich vor Bildung einer neuen Bundesregierung ein branchenübergreifendes Bündnis stark gemacht. In ihrem Standpunkt erläutern Anja Siegesmund, Geschäftsführende Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE), sowie Katharina Reuter, Chefin des Bundesverbandes Nachhaltige Wirtschaft (BNW), warum die nächste Regierung ambitioniert handeln muss und so auch die nationale Sicherheit garantieren kann.
Unternehmen haben ihre ersten Nachhaltigkeitsberichte gemäß der Richtlinie CSRD veröffentlicht. Sie sind länger und stärker auf Kennzahlen fokussiert als die bisherigen Berichte und haben einen standardisierteren Aufbau. Nun kommt es darauf an, dass Nachhaltigkeit Innovationen antreibt, meint Lukas Vogt, Chef der Nachhaltigkeitssoftware-Firma Sunhat. Durch den „Omnibus“ der EU könnten wichtige Daten verloren gehen.
Die ständigen Diskussionen über Greenwashing machen laut Tabea Höllger und Sebastian Schäfer von der Unternehmensberatung Brandtrust deutlich, dass die Finanzwelt ein massives Vertrauensproblem hat. In ihrem Standpunkt-Gastbeitrag erläutern sie, was Kunden erwarten – und wie sich die Finanzbranche ihrer Ansicht nach ändern muss.
Am 23. Februar wird ein neuer Bundestag gewählt. Ein verkürzter Wahlkampf – mit verkürzten Positionen. Vor allem das Lieferkettengesetz steht im Kreuzfeuer von CDU/CSU und FDP. Zu Unrecht, wie Katharina Reuter, Geschäftsführerin beim Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft (BNW), und Miriam Saage-Maaß, Legal Director beim European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR), im Standpunkt-Beitrag deutlich machen: Nur wer Lieferketten kennt und reguliert, könne die Märkte von morgen bedienen.
Die Überprüfung ihrer Geldpolitik bietet der Europäischen Zentralbank jetzt die Chance, ihren Umgang mit der Klima- und Naturkrise zu verbessern und zugleich auf wirtschaftliche Herausforderungen zu reagieren, schreiben Clarisse Murphy, Zentralbanken-Campaignerin bei der Nichtregierungsorganisation Reclaim Finance, und Fiona Hauke, Researcherin bei der NGO Urgewald, in ihrem Standpunkt-Gastbeitrag für Tagesspiegel Background.
Entwicklungsländer stoßen immer mehr Treibhausgas aus. Zugleich gelingt es vielen nicht, wirtschaftlich aufzuholen Ein innovatives Finanzinstrument könnte dabei helfen, Emissionen zu reduzieren, argumentiert Moritz Kraemer, Chefvolkswirt und Leiter des Bereichs Research der Landesbank Baden-Württemberg, in seinem Standpunkt-Gastbeitrag. Kraemer ist zugleich Ko-Vorsitzender der internationalen Expertengruppe zu Verschuldung, Klima und Natur.
Das Überschreiten der 1,5-Grad-Celsius-Marke Anfang 2025 markiert einen Wendepunkt für die Klimatechnologiebranche. Statt eines befürchteten Endes der Klimatechnologie könnte dieser Moment zum Katalysator für beschleunigte Innovation und Investitionen werden, argumentiert Jan Lozek, Gründer des Wagniskapitalgebers Future Energy Ventures.
Es ist im Eigeninteresse von Unternehmen und Finanzinstituten, Biodiversitätsrisiken zu bilanzieren, meinen Yvonne Zwick, Vorsitzende des Bundesdeutschen Arbeitskreises für Umweltbewusstes Management (Baum e.V.), und Verena Menne, Geschäftsführerin des Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG). Darum haben sie gemeinsam die deutschen Konsultationsgruppe der Taskforce on Nature-related Financial Disclosure (TNFD) aus der Taufe gehoben – und werben um Mitarbeitende.
Es ist höchste Zeit, dass Unternehmen ihre tragende Rolle im Klimaschutz ernst nehmen und wirksame Maßnahmen zur Reduktion ihrer Emissionen ergreifen, meint Mirco Wolf Wiegert, Gründer und Geschäftsführer von Fritz-Kola. Aus seiner Sicht liegt eine Form von Wertschöpfung hier beispielsweise in der regenerativen Landwirtschaft. Er fordert: Um dem Klimawandel zu begegnen, braucht es neben politischen Rahmenbedingungen auch Selbstverpflichtung und Eigeninitiative aus der Wirtschaft.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyens Ankündigung, Berichtspflichten von Unternehmen mit einem „Omnibus“ zu verringern, hat einige Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Filip Gregor, Abteilungsleiter bei der zivilgesellschaftlichen Organisation Frank Bold und Efrag-Mitglied, warnt vor möglichen Nachteilen.
Mehrere Initiativen der scheidenden Bundesregierung hatten das Potential, sowohl die Erreichung der Klimaziele als auch die Innovationsstärke zu verbessern, schreibt Magnus Drewelies, Geschäftsführer von Ceezer. Doch sie sind durch die vorgezogene Bundestagswahl gefährdet.
Der Wahlkampf fordert seinen Tribut – und die Leidtragenden sind die deutschen Unternehmen: Für die hat die Bundesregierung mit ihrem jüngsten Vorstoß gegen die EU-Nachhaltigkeitsberichterstattungs-Richtlinie CSRD ein perfektes Chaos angerichtet, schreibt der Düsseldorfer Unternehmensberater Martin-Sebastian Abel in seinem Standpunkt-Gastbeitrag. Der Wirtschaft werde damit genau das genommen, was sie am meisten braucht: Vertrauen in verlässliche Rahmenbedingungen.
Angesichts der kommenden zweiten Amtszeit von Donald Trump wird befürchtet, dass nachhaltige Investitionen dem Untergang geweiht sind. Lloyd McAllister, Head of Sustainable Investment beim französischen Asset-Manager Carmignac, ist optimistischer. Trotz Schwierigkeiten sind berechtigte und notwendige Herausforderungen zu begrüßen.
Die Transformation hin zu einer klimaneutralen Industrie birgt enorme Herausforderungen. Ein wichtiger Hebel ist eine ganzheitliche Kreislaufwirtschaft. Die kürzlich vom Bundeskabinett verabschiedete Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) benennt zwar erstmals dieses Potenzial, bleibt aber bei genauen industriepolitischen Maßnahmen vage. Johanna Wiechen und Luisa Denter von Germanwatch machen Vorschläge, wie die NKWS zum Motor der Industrietransformation werden kann.
Die Rainforest Alliance steht uneingeschränkt hinter der viel diskutierten EU-Entwaldungsverordnung. Manche Unternehmen würden sich aber auf deren bloße Einhaltung beschränken und die Ursachen von Entwaldung aus den Augen verlieren. Hier gibt es kein „entweder – oder“, schreibt die Leiterin Public Affairs der Organsation, Fanny Gauttier. Unternehmen müssten auch bessere Preise zahlen, in Landschaftsprogramme investieren und unabhängige Zertifizierungen anstreben.
ESG-Ratings zeigen, dass chinesische Unternehmen bei ESG-Kriterien hinter Konkurrenten aus anderen Schwellenländern zurückbleiben. Sollte man also in China investieren? Bei allen Bedenken: Die Welt kann den Kampf gegen den Klimawandel nur gewinnen, wenn China der Übergang zur kohlenstoffarmen Wirtschaft gelingt. Dafür sind private Investitionen mitentscheidend. Wie eine Strategie für ESG-Investitionen in China aussehen könnte, beschreibt Olivia Lankester vom Vermögensverwalter Federated Hermes.
Eine neue EU-Verordnung für Banken, Versicherer und Co. wirft ihren langen Schatten voraus. Financial Data Access (Fida) stellt die Verbraucher in den Mittelpunkt und soll für mehr Transparenz und Wettbewerb sorgen – und wird viel Bewegung in den Markt bringen. Finanzdienstleister müssen jetzt Grundsatzentscheidungen treffen, schreibt Christian Brockhausen, assoziierter Partner beim Beratungsunternehmen Wavestone und Experte für Compliance und Resilienz, in seinem Standpunkt-Gastbeitrag.
Der erneut gewählte US-Präsident Donald Trump wird seine weitreichende Macht dazu einsetzen, Nachhaltigkeitserwägungen bei der Kapitalanlage zu verbannen. Doch dürfte es auch der zweiten Trump-Administration schwerfallen, die Anlagepräferenzen um Jahrzehnte zurückzudrehen, schreiben der Rechnungslegungs-Professor Garen Markarian von der Wirtschaftshochschule HEC der Universität Lausanne sowie der Düsseldorfer Unternehmensberater und ESG-Experte Martin-Sebastian Abel im Standpunkt-Gastbeitrag.
Der Ruf freiwilliger CO2-Bindungsprojekte hat in den vergangenen Jahren gelitten. Der wohl wichtigste Grund dafür ist ein wirtschaftlicher Zielkonflikt zwischen den Käufern und Verkäufern der entsprechenden CO2-Zertifikate. Jérôme Cochet, Geschäftsführer des Berliner Startups Goodcarbon, schreibt: Nur gemeinsame wirtschaftliche Ziele können beide Seiten zusammenbringen.
Die US-Wahl steht vor der Tür – das Ergebnis wird die transatlantischen Klimabeziehungen entscheidend prägen. Was von den beiden Kandidaten Donald Trump und Kamala Harris bei der Klimaaußenpolitik zu erwarten ist, analysieren Sonja Thielges und Laura von Daniels von der Stiftung Wissenschaft und Politik.
Lange galt der Schutz der Natur als Aufgabe für staatliche Organe und Naturschutzorganisationen. Echte Geschäftsleute hatten sich um anderes zu kümmern. Wo gehobelt wurde, fielen Späne, wo die Wirtschaft angekurbelt und das große Geld gemacht werden sollte, musste Mutter Natur eben weichen. Doch je mehr wir die Naturgesetze verstehen, umso klarer wird, dass diese – immer noch wichtigen – Ziele nicht gegen die Natur zu erreichen sind, meint Frauke Fischer in ihrem Standpunkt-Gastbeitrag.
Überschwemmungen, Stürme und andere Naturkatastrophen schädigen schon heute die Wirtschaft in großen Ausmaßen, weil die Natur bereits sehr stark durch unsere Produktionsweisen geschädigt worden ist: Lieferketten stürzen zusammen, Produktionsausfälle nagen an Umsatz und Gewinnen. Unternehmen müssen deshalb umdenken und in Biodiversität investieren, schreibt Franziska Walde, Mitgründerin des Wiener Climate-Tech-Start-ups Refinq, in ihrem Standpunkt für Tagesspiegel Background Sustainable Finance.
Die EU stellt mit dem Digital Operational Resilience Act (Dora) konkrete Anforderungen für die Cyberresilienz im Finanzsektor. Jetzt läuft der Countdown, denn die Institute müssen die neuen Regelungen bis 17. Januar 2025 erfüllen. Diese Pflicht können sie aber auch als Chance nutzen, um ihre Sicherheit umfassend zu verbessern, meint Thomas Trenner von Cisco.
Öffentliche Unternehmen haben bei ihren Nachhaltigeitsberichten eine Vorbildfunktion, meinen Yvonne Meyer und Bert Franke von Forvis Mazars. Sie erläutern ihren Prüfprozess und geben Tipps für die Erstellung des Berichts.
Seit gut 3,5 Jahren gibt es sie nun, die EU-Offenlegungsverordnung. Die von der EU-Kommission Ende letzten Jahres durchgeführte Konsultation zu dessen Evaluierung und Weiterentwicklung zeigt deutlich: Die jetzige Regulierung ist zu komplex, zu unklar und letzten Endes nicht hinreichend hilfreich für Anlegende, meint Professor Timo Busch in seinem Standpunkt-Gastbeitrag.
In seinem Bericht über die Wettbewerbsfähigkeit der EU stellt Mario Draghi die These auf, dass Nachhaltigkeitsberichterstattung und Due Diligence „eine große Quelle regulatorischer Belastung“ für Europas Unternehmen seien. Der Bericht verkennt aber einen entscheidenden Punkt: Strukturierte Nachhaltigkeitsangaben fördern die Wettbewerbsfähigkeit der EU, schreibt Matthew Fisher, Politikchef des US-Nachhaltigkeitsmanagement-Plattformanbieters Watershed, im Standpunkt für Tagesspiegel Background.
Die EU sollte auf Treibhausgase allgemein eine Abgabe erheben, nicht nur in einzelnen Bereichen, fordert Fabian Heilemann, Geschäftsführer des Impact-Venture-Capital-Fonds Aenu. Damit könne Europa Technologieführer bei klimaschonender Technologie werden.
In Zukunft muss Deutschland CO2 abscheiden, speichern, nutzen und langfristig auch der Atmosphäre entnehmen. Nur so ließen sich die Klimaziele erreichen, geben der frühere grüne Spitzenpolitiker und geschäftsführende Gesellschafter der von ihm mitgegründeten Denkfabrik Zentrum Liberale Moderne, Ralf Fücks, und sein Mitarbeiter Lukas Daubner zu bedenken. Ihre Forderung: Alle Verfahren und Ansätze sollen eine Chance bekommen – und eine kluge Politik soll Innovationen und Investitionen freisetzen.
Die globale IT-Panne bei Microsoft legte Flughäfen, Geldautomaten und Krankenhäuser lahm. Sie zeigt: Sogenannte Big-Tech-Firmen sind längst systemrelevant. Gleichzeitig dringen sie immer weiter in die Finanzwelt vor – und werden dadurch noch größer und mächtiger. Diese Entwicklungen stellt die europäische Demokratie vor große Herausforderungen, aber es ist noch nicht zu spät, schreibt Carolina Melches von Finanzwende Recherche in ihrem Standpunkt-Gastbeitrag für Tagesspiegel Background.
Sauberes Wasser kann ein attraktives Investment sein, erklärt Karsten Marzinzik, Leiter des Vertriebs von Swisscanto in Deutschland, Österreich und Liechtenstein, am Beispiel der gesundheitsgefährdenden PFAS: Die kaum zerfallenden Chemikalien können mithilfe von Aktivkohle entfernt werden – ein Markt mit relativ hohen Wachstumsraten.
KI wird von immer mehr Menschen genutzt, doch der der Klima-Effekt ist umstritten. Verschiedene Unternehmen und Initiativen bemühen sich bereits, Transparenz bei den CO2-Emissionen zu schaffen. Arne Tarara, CEO von Green Coding Solutions, beleuchtet den Stand der Technik und betont, dass KI auf ihren Umweltnutzen geprüft werden muss.
Anja Lange sieht Deutschland vor einer wegweisenden Herausforderung: Wie können der Ausbau der erneuerbaren Energien und gleichzeitig die Sicherung der deutschen Industrien gewährleistet werden? Dies ist keine neue Frage, jedoch eine, die dringend neue Antworten benötigt, findet die Europachefin von First Solar.
Um die geopolitische Souveränität Deutschlands und der EU zu stärken, sollte der Bundeshaushalt nicht nur um „Sicherheitsmilliarden“ für die Streitkräfte erweitert werden, sondern auch um einen „Freiheitsenergiefonds“, fordert Julian Zuber, Co-Geschäftsführer und Mitgründer der Klimaschutzorganisation GermanZero, im Standpunkt-Gastbeitrag. Der nachhaltige Umbau der Energieversorgung zu Klimaneutralität sei unter Sicherheitsaspekten genauso wichtig wie die Stärkung der Verteidigungsfähigkeiten.
Durch die Worte „nachhaltig“ und „ESG“ in Fondsnamen werden keine Werte geschaffen oder Probleme gelöst. Die Begriffe werden überstrapaziert und haben an Bedeutungstiefe verloren, schreibt Dick van Ommeren, Vorsitzender des Verwaltungsrats von Triodos Investment Management (IM), in seinem Standpunkt-Gastbeitrag für Tagesspiegel Background Sustainable Finance.
Cleantech hat es in Europa immer noch schwer. Dabei mangelt es nicht an Ideen, Fachkräften, Know-how oder Start-ups – sondern an den richtigen politischen Rahmenbedingungen. Was die EU vom US-amerikanischen Inflation Reduction Act (IRA) lernen sollte, erklärt die Politikerin der Partei Volt, Rebekka Müller.
Ohne den Schutz der Weltmeere und mehr Investitionen in ihre Gesundung sind weder die Klimaziele der Vereinten Nationen noch der Erhalt von Hunderten von Millionen Arbeitsplätzen weltweit erreichbar. Trotzdem werde in die Ozeane und für sauberes Wasser viel wenig investiert, schreibt Willem Visser, Portfolio-Manager beim US-Vermögensverwalter T Rowe Price. Es sei höchste Zeit, das zu ändern, fordert Visser in seinem Standpunkt-Gastbeitrag für Tagesspiegel Background Sustainable Finance.
Was der Regierung in ihrer Haushaltsplanung für 2025 fehlt, ist ein Zielbild, in welche Richtung sie das Land gestalten will. Statt einen Weg nach vorn aufzuzeigen, streitet sich das Kabinett um die Frage, wie groß die Rückschritte sein sollen. Michael Schäfer von GermanZero appelliert an Klimaschützerinnen und Klimaschützer, sich jetzt einzumischen.
Die Einführung des digitalen Euro könnte die europäische Zahlungsinfrastruktur grundlegend verändern und neue Chancen für Banken, Unternehmen und Verbraucher schaffen. In seinem Kommentar beleuchtet Professor Alexander Schroff vom Beratungshaus Publicis Sapient die potenziellen Vorteile und Herausforderungen des digitalen Euro und untersucht die möglichen Auswirkungen auf das Finanzsystem.
Statt die Kosten der Energiewende zu betonen, sollten die Chancen der Dekarbonisierung im Vordergrund stehen, findet Jan Lozek. Nur mit Investitionen in Klimaschutz kann der Wirtschaftsstandort Deutschland eine Zukunft haben. Doch die richtigen Weichen muss die Politik setzten, und zwar jetzt, fordert der Geschäftsführer der Fondsgesellschaft Future Energy Ventures, die in digitale und digital unterstützte Klimatechnologien investiert.
Die vielfältigen Beziehungen zwischen Natur und wirtschaftlicher Entwicklung bleiben ein in der Ökonomie unterbelichtetes Feld. Dabei wäre eine viel stärkere Hinwendung auf Fragen der Biodiversität und ihrer Rolle für Wirtschaft und Gesellschaft dringend erforderlich, meint Bernd Hansjürgens, Professor für Volkswirtschaftslehre und Umweltökonomik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Leiter des Bereichs „Umwelt und Gesellschaft“ am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ).
Ökosysteme zu erfassen und zu bilanzieren, kann der Biodiversität eine höhere Wertschätzung verleihen. Sowohl auf nationaler als auch auf Unternehmensebene werden daher Berichtssysteme aufgebaut, die das Naturvermögen stärker in den Fokus nehmen. Aber es sei noch ein schwieriger Weg, um von diesem neuen Narrativ tatsächlich und messbar zu einem Natur-freundlicheren Handeln zu kommen, schreibt Karsten Grunewald in seinem Standpunkt-Gastbeitrag.
Mithilfe einer zirkulären Wertschöpfung ließen sich Rohstoffe sehr viel nachhaltiger gebrauchen und CO2-Emissionen reduzieren. Zwar gibt es im Rahmen des Green Deal schon eine ganze Reihe an Regelungen für Unternehmen. Es fehlt aber noch an einer marktwirtschaftlichen Dynamik auf dem gesamten europäischen Binnenmarkt, schreibt Claas Oehlmann, Geschäftsführer der BDI-Initiative Circular Economy in seinem Standpunkt-Gastbeitrag.
Eine globale Abkehr von den Fossilen Energien wurde auf der zurückliegenden UN-Klimakonferenz beschlossen. Sie wird aber nur funktionieren, wenn Institutionen wie die Weltbank grundlegend reformiert und staatliche wie private Gelder klimagerecht investiert werden, meint Kathrin Henneberger, zuständige Berichterstatterin für globale Klimafinanzierung der Grünen-Bundestagsfraktion und Mitglied in den Ausschüssen wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie Klima und Energie des Parlaments.
Deutschland hat seinen fairen Anteil an einem CO2-Budget aufgebraucht, rechnete der Sachverständigenrat für Umweltfragen vor. Nach Meinung von Hans-Wilhelm Schiffer, einst Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitik und Wissenschaft von RWE, Ex-Bundesbeamter, Sachbuchautor sowie Honorarprofessor an der RWTH Aachen, taugen solche Ansätze in der Praxis nicht für den Klimaschutz. Besser sei eine international harmonisierte Bepreisung von Kohlendioxid.
Nachhaltig leben ist komplex, nachhaltig wirtschaften erst recht. Beschäftigte brauchen neue fachliche und persönliche Kompetenzen. Unternehmen tun gut daran, sie Führungskräften und Mitarbeitenden jetzt zu vermitteln – und das auf eine umfassende Art und Weise, meint Melanie Kubin-Hardewig von der Telekom in ihrem Standpunkt-Gastbeitrag.
Für die nachhaltige Transformation werden Billionen Euro benötigt. Institutionelle und private Anleger wollen darin investieren. Frank Dornseifer (Foto), Geschäftsführer des Bundesverbands Alternative Investments, und Andreas Kalusche, Vorstandsmitglied des BAI, erläutern, welche rechtlichen Änderungen dafür nötig sind.
Die gestern vom Europaparlament abgesegnete EU-Lieferkettenrichtlinie CSDDD soll es Personen, die von Menschenrechtsverletzungen oder Umweltschäden betroffen sind, ermöglichen, auf Schadensersatz zu klagen. Sie können auch eine Firma beauftragen, die sich auf die Finanzierung von Prozessen spezialisiert hat. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis über Unternehmen eine Klagewelle hereinbricht, meint der Rechtsanwalt Philipp Kärcher von der Kanzlei Watson Farley and Williams.
Wir müssen Treibhausgase aus der Atmosphäre entfernen, um bei einer Erderwärmung unter zwei Grad Celsius zu bleiben. Die naturbasierte als auch die technische CO2-Entfernung hätten aber einen enormen Kapitalbedarf, schreibt Daniel Vetterkind. Hier könne der freiwillige Emissionshandel helfen, so der Mitgründer von Recarb, das Investitionen in naturbasierte CO2-Entfernung ermöglicht. Dafür wären aber gesetzliche Anreize und ein kritischer Umgang mit den bisher ausgegebenen Zertifikaten nötig.
Desinvestment könne eine reale Wirkung haben, indem es die Kapitalkosten der Unternehmen erhöht, die aus Portfolios ausgeschlossen werden, wird oft argumentiert. Funktioniert der Mechanismus? Brunno Maradei, Global Head of Responsible Investment bei Aegon Asset Management, stellt bei einer Sichtung wissenschaftlicher Untersuchungen fest: Die Ergebnisse sind gemischt. Er betont den Einfluss der Aktionäre, die investiert bleiben.
Mit neuen Regeln will die EU zukünftig hart gegen falsche Umweltbehauptungen vorgehen. Das betrifft in erster Linie die Realwirtschaft, doch auch Finanzdienstleister müssen sich auf ein neues Klima einstellen – und vor allem ihre Governance an die neuen Erwartungen anpassen, schreiben die PWC-Directors Saadia Ahmad und Professor Jürgen Peterseim in ihrem Standpunkt-Gastbeitrag für Tagesspiegel Background Sustainable Finance.
In Deutschland schlummere ein Milliardenmarkt für finanzielles Engagement. Die Menschen – sogar die häufig kritisierten Reichen – wollten mit Geld Gutes tun. Dafür müssten endlich die richtigen Werkzeuge geschaffen werden. Wie das „Geben auf die Höhe der Zeit“ gebracht werden könne, beschreibt Felix Oldenburg, Ex-Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, Vorstand der Spendenplattform Betterplace sowie Gründer des Fintechs bcause, in seinem Standpunkt-Gastbeitrag.
Die Pflicht zur Abfrage von Nachhaltigkeitspräferenzen durch Finanzanlagen- und Versicherungsvermittler soll Nachhaltigkeit bei Investoren eigentlich stärker in den Vordergrund rücken. Doch erreiche die Regelung oftmals das Gegenteil, meint Norman Wirth, Geschäftsführender Vorstand vom Finanzdienstleistungsverband AfW in seinem Standpunkt-Gastbeitrag – und fordert Verbesserungen.
Investitionen in die Natur werden oft als kaum wirtschaftlich abgetan, aber das Gegenteil ist der Fall: Finanzinstitute können in Zusammenarbeit mit der Natur hohe Renditen erzielen und die Lebensqualität verbessern. Ein Standpunkt-Gastbeitrag von Jérôme Morinière, Geschäftsführer und Gründer von Advanced Identification Methods (AIM) und dem Start-up Spcfy.