Die Überprüfung ihrer Geldpolitik bietet der Europäischen Zentralbank jetzt die Chance, ihren Umgang mit der Klima- und Naturkrise zu verbessern und zugleich auf wirtschaftliche Herausforderungen zu reagieren, schreiben Clarisse Murphy, Zentralbanken-Campaignerin bei der Nichtregierungsorganisation Reclaim Finance, und Fiona Hauke, Researcherin bei der NGO Urgewald, in ihrem Standpunkt-Gastbeitrag für Tagesspiegel Background.
Entwicklungsländer stoßen immer mehr Treibhausgas aus. Zugleich gelingt es vielen nicht, wirtschaftlich aufzuholen Ein innovatives Finanzinstrument könnte dabei helfen, Emissionen zu reduzieren, argumentiert Moritz Kraemer, Chefvolkswirt und Leiter des Bereichs Research der Landesbank Baden-Württemberg, in seinem Standpunkt-Gastbeitrag. Kraemer ist zugleich Ko-Vorsitzender der internationalen Expertengruppe zu Verschuldung, Klima und Natur.
Es ist im Eigeninteresse von Unternehmen und Finanzinstituten, Biodiversitätsrisiken zu bilanzieren, meinen Yvonne Zwick, Vorsitzende des Bundesdeutschen Arbeitskreises für Umweltbewusstes Management (Baum e.V.), und Verena Menne, Geschäftsführerin des Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG). Darum haben sie gemeinsam die deutschen Konsultationsgruppe der Taskforce on Nature-related Financial Disclosure (TNFD) aus der Taufe gehoben – und werben um Mitarbeitende.
Es ist höchste Zeit, dass Unternehmen ihre tragende Rolle im Klimaschutz ernst nehmen und wirksame Maßnahmen zur Reduktion ihrer Emissionen ergreifen, meint Mirco Wolf Wiegert, Gründer und Geschäftsführer von Fritz-Kola. Aus seiner Sicht liegt eine Form von Wertschöpfung hier beispielsweise in der regenerativen Landwirtschaft. Er fordert: Um dem Klimawandel zu begegnen, braucht es neben politischen Rahmenbedingungen auch Selbstverpflichtung und Eigeninitiative aus der Wirtschaft.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyens Ankündigung, Berichtspflichten von Unternehmen mit einem „Omnibus“ zu verringern, hat einige Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Filip Gregor, Abteilungsleiter bei der zivilgesellschaftlichen Organisation Frank Bold und Efrag-Mitglied, warnt vor möglichen Nachteilen.
Mehrere Initiativen der scheidenden Bundesregierung hatten das Potential, sowohl die Erreichung der Klimaziele als auch die Innovationsstärke zu verbessern, schreibt Magnus Drewelies, Geschäftsführer von Ceezer. Doch sie sind durch die vorgezogene Bundestagswahl gefährdet.
Der Wahlkampf fordert seinen Tribut – und die Leidtragenden sind die deutschen Unternehmen: Für die hat die Bundesregierung mit ihrem jüngsten Vorstoß gegen die EU-Nachhaltigkeitsberichterstattungs-Richtlinie CSRD ein perfektes Chaos angerichtet, schreibt der Düsseldorfer Unternehmensberater Martin-Sebastian Abel in seinem Standpunkt-Gastbeitrag. Der Wirtschaft werde damit genau das genommen, was sie am meisten braucht: Vertrauen in verlässliche Rahmenbedingungen.
Angesichts der kommenden zweiten Amtszeit von Donald Trump wird befürchtet, dass nachhaltige Investitionen dem Untergang geweiht sind. Lloyd McAllister, Head of Sustainable Investment beim französischen Asset-Manager Carmignac, ist optimistischer. Trotz Schwierigkeiten sind berechtigte und notwendige Herausforderungen zu begrüßen.
Die Transformation hin zu einer klimaneutralen Industrie birgt enorme Herausforderungen. Ein wichtiger Hebel ist eine ganzheitliche Kreislaufwirtschaft. Die kürzlich vom Bundeskabinett verabschiedete Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) benennt zwar erstmals dieses Potenzial, bleibt aber bei genauen industriepolitischen Maßnahmen vage. Johanna Wiechen und Luisa Denter von Germanwatch machen Vorschläge, wie die NKWS zum Motor der Industrietransformation werden kann.
Die Rainforest Alliance steht uneingeschränkt hinter der viel diskutierten EU-Entwaldungsverordnung. Manche Unternehmen würden sich aber auf deren bloße Einhaltung beschränken und die Ursachen von Entwaldung aus den Augen verlieren. Hier gibt es kein „entweder – oder“, schreibt die Leiterin Public Affairs der Organsation, Fanny Gauttier. Unternehmen müssten auch bessere Preise zahlen, in Landschaftsprogramme investieren und unabhängige Zertifizierungen anstreben.
ESG-Ratings zeigen, dass chinesische Unternehmen bei ESG-Kriterien hinter Konkurrenten aus anderen Schwellenländern zurückbleiben. Sollte man also in China investieren? Bei allen Bedenken: Die Welt kann den Kampf gegen den Klimawandel nur gewinnen, wenn China der Übergang zur kohlenstoffarmen Wirtschaft gelingt. Dafür sind private Investitionen mitentscheidend. Wie eine Strategie für ESG-Investitionen in China aussehen könnte, beschreibt Olivia Lankester vom Vermögensverwalter Federated Hermes.
Eine neue EU-Verordnung für Banken, Versicherer und Co. wirft ihren langen Schatten voraus. Financial Data Access (Fida) stellt die Verbraucher in den Mittelpunkt und soll für mehr Transparenz und Wettbewerb sorgen – und wird viel Bewegung in den Markt bringen. Finanzdienstleister müssen jetzt Grundsatzentscheidungen treffen, schreibt Christian Brockhausen, assoziierter Partner beim Beratungsunternehmen Wavestone und Experte für Compliance und Resilienz, in seinem Standpunkt-Gastbeitrag.
Der erneut gewählte US-Präsident Donald Trump wird seine weitreichende Macht dazu einsetzen, Nachhaltigkeitserwägungen bei der Kapitalanlage zu verbannen. Doch dürfte es auch der zweiten Trump-Administration schwerfallen, die Anlagepräferenzen um Jahrzehnte zurückzudrehen, schreiben der Rechnungslegungs-Professor Garen Markarian von der Wirtschaftshochschule HEC der Universität Lausanne sowie der Düsseldorfer Unternehmensberater und ESG-Experte Martin-Sebastian Abel im Standpunkt-Gastbeitrag.
Der Ruf freiwilliger CO2-Bindungsprojekte hat in den vergangenen Jahren gelitten. Der wohl wichtigste Grund dafür ist ein wirtschaftlicher Zielkonflikt zwischen den Käufern und Verkäufern der entsprechenden CO2-Zertifikate. Jérôme Cochet, Geschäftsführer des Berliner Startups Goodcarbon, schreibt: Nur gemeinsame wirtschaftliche Ziele können beide Seiten zusammenbringen.
Die US-Wahl steht vor der Tür – das Ergebnis wird die transatlantischen Klimabeziehungen entscheidend prägen. Was von den beiden Kandidaten Donald Trump und Kamala Harris bei der Klimaaußenpolitik zu erwarten ist, analysieren Sonja Thielges und Laura von Daniels von der Stiftung Wissenschaft und Politik.
Lange galt der Schutz der Natur als Aufgabe für staatliche Organe und Naturschutzorganisationen. Echte Geschäftsleute hatten sich um anderes zu kümmern. Wo gehobelt wurde, fielen Späne, wo die Wirtschaft angekurbelt und das große Geld gemacht werden sollte, musste Mutter Natur eben weichen. Doch je mehr wir die Naturgesetze verstehen, umso klarer wird, dass diese – immer noch wichtigen – Ziele nicht gegen die Natur zu erreichen sind, meint Frauke Fischer in ihrem Standpunkt-Gastbeitrag.
Überschwemmungen, Stürme und andere Naturkatastrophen schädigen schon heute die Wirtschaft in großen Ausmaßen, weil die Natur bereits sehr stark durch unsere Produktionsweisen geschädigt worden ist: Lieferketten stürzen zusammen, Produktionsausfälle nagen an Umsatz und Gewinnen. Unternehmen müssen deshalb umdenken und in Biodiversität investieren, schreibt Franziska Walde, Mitgründerin des Wiener Climate-Tech-Start-ups Refinq, in ihrem Standpunkt für Tagesspiegel Background Sustainable Finance.
Die EU stellt mit dem Digital Operational Resilience Act (Dora) konkrete Anforderungen für die Cyberresilienz im Finanzsektor. Jetzt läuft der Countdown, denn die Institute müssen die neuen Regelungen bis 17. Januar 2025 erfüllen. Diese Pflicht können sie aber auch als Chance nutzen, um ihre Sicherheit umfassend zu verbessern, meint Thomas Trenner von Cisco.
Öffentliche Unternehmen haben bei ihren Nachhaltigeitsberichten eine Vorbildfunktion, meinen Yvonne Meyer und Bert Franke von Forvis Mazars. Sie erläutern ihren Prüfprozess und geben Tipps für die Erstellung des Berichts.
Seit gut 3,5 Jahren gibt es sie nun, die EU-Offenlegungsverordnung. Die von der EU-Kommission Ende letzten Jahres durchgeführte Konsultation zu dessen Evaluierung und Weiterentwicklung zeigt deutlich: Die jetzige Regulierung ist zu komplex, zu unklar und letzten Endes nicht hinreichend hilfreich für Anlegende, meint Professor Timo Busch in seinem Standpunkt-Gastbeitrag.
In seinem Bericht über die Wettbewerbsfähigkeit der EU stellt Mario Draghi die These auf, dass Nachhaltigkeitsberichterstattung und Due Diligence „eine große Quelle regulatorischer Belastung“ für Europas Unternehmen seien. Der Bericht verkennt aber einen entscheidenden Punkt: Strukturierte Nachhaltigkeitsangaben fördern die Wettbewerbsfähigkeit der EU, schreibt Matthew Fisher, Politikchef des US-Nachhaltigkeitsmanagement-Plattformanbieters Watershed, im Standpunkt für Tagesspiegel Background.
Die EU sollte auf Treibhausgase allgemein eine Abgabe erheben, nicht nur in einzelnen Bereichen, fordert Fabian Heilemann, Geschäftsführer des Impact-Venture-Capital-Fonds Aenu. Damit könne Europa Technologieführer bei klimaschonender Technologie werden.
In Zukunft muss Deutschland CO2 abscheiden, speichern, nutzen und langfristig auch der Atmosphäre entnehmen. Nur so ließen sich die Klimaziele erreichen, geben der frühere grüne Spitzenpolitiker und geschäftsführende Gesellschafter der von ihm mitgegründeten Denkfabrik Zentrum Liberale Moderne, Ralf Fücks, und sein Mitarbeiter Lukas Daubner zu bedenken. Ihre Forderung: Alle Verfahren und Ansätze sollen eine Chance bekommen – und eine kluge Politik soll Innovationen und Investitionen freisetzen.
Die globale IT-Panne bei Microsoft legte Flughäfen, Geldautomaten und Krankenhäuser lahm. Sie zeigt: Sogenannte Big-Tech-Firmen sind längst systemrelevant. Gleichzeitig dringen sie immer weiter in die Finanzwelt vor – und werden dadurch noch größer und mächtiger. Diese Entwicklungen stellt die europäische Demokratie vor große Herausforderungen, aber es ist noch nicht zu spät, schreibt Carolina Melches von Finanzwende Recherche in ihrem Standpunkt-Gastbeitrag für Tagesspiegel Background.
Sauberes Wasser kann ein attraktives Investment sein, erklärt Karsten Marzinzik, Leiter des Vertriebs von Swisscanto in Deutschland, Österreich und Liechtenstein, am Beispiel der gesundheitsgefährdenden PFAS: Die kaum zerfallenden Chemikalien können mithilfe von Aktivkohle entfernt werden – ein Markt mit relativ hohen Wachstumsraten.
KI wird von immer mehr Menschen genutzt, doch der der Klima-Effekt ist umstritten. Verschiedene Unternehmen und Initiativen bemühen sich bereits, Transparenz bei den CO2-Emissionen zu schaffen. Arne Tarara, CEO von Green Coding Solutions, beleuchtet den Stand der Technik und betont, dass KI auf ihren Umweltnutzen geprüft werden muss.
Anja Lange sieht Deutschland vor einer wegweisenden Herausforderung: Wie können der Ausbau der erneuerbaren Energien und gleichzeitig die Sicherung der deutschen Industrien gewährleistet werden? Dies ist keine neue Frage, jedoch eine, die dringend neue Antworten benötigt, findet die Europachefin von First Solar.
Um die geopolitische Souveränität Deutschlands und der EU zu stärken, sollte der Bundeshaushalt nicht nur um „Sicherheitsmilliarden“ für die Streitkräfte erweitert werden, sondern auch um einen „Freiheitsenergiefonds“, fordert Julian Zuber, Co-Geschäftsführer und Mitgründer der Klimaschutzorganisation GermanZero, im Standpunkt-Gastbeitrag. Der nachhaltige Umbau der Energieversorgung zu Klimaneutralität sei unter Sicherheitsaspekten genauso wichtig wie die Stärkung der Verteidigungsfähigkeiten.
Durch die Worte „nachhaltig“ und „ESG“ in Fondsnamen werden keine Werte geschaffen oder Probleme gelöst. Die Begriffe werden überstrapaziert und haben an Bedeutungstiefe verloren, schreibt Dick van Ommeren, Vorsitzender des Verwaltungsrats von Triodos Investment Management (IM), in seinem Standpunkt-Gastbeitrag für Tagesspiegel Background Sustainable Finance.
Cleantech hat es in Europa immer noch schwer. Dabei mangelt es nicht an Ideen, Fachkräften, Know-how oder Start-ups – sondern an den richtigen politischen Rahmenbedingungen. Was die EU vom US-amerikanischen Inflation Reduction Act (IRA) lernen sollte, erklärt die Politikerin der Partei Volt, Rebekka Müller.
Ohne den Schutz der Weltmeere und mehr Investitionen in ihre Gesundung sind weder die Klimaziele der Vereinten Nationen noch der Erhalt von Hunderten von Millionen Arbeitsplätzen weltweit erreichbar. Trotzdem werde in die Ozeane und für sauberes Wasser viel wenig investiert, schreibt Willem Visser, Portfolio-Manager beim US-Vermögensverwalter T Rowe Price. Es sei höchste Zeit, das zu ändern, fordert Visser in seinem Standpunkt-Gastbeitrag für Tagesspiegel Background Sustainable Finance.
Was der Regierung in ihrer Haushaltsplanung für 2025 fehlt, ist ein Zielbild, in welche Richtung sie das Land gestalten will. Statt einen Weg nach vorn aufzuzeigen, streitet sich das Kabinett um die Frage, wie groß die Rückschritte sein sollen. Michael Schäfer von GermanZero appelliert an Klimaschützerinnen und Klimaschützer, sich jetzt einzumischen.
Die Einführung des digitalen Euro könnte die europäische Zahlungsinfrastruktur grundlegend verändern und neue Chancen für Banken, Unternehmen und Verbraucher schaffen. In seinem Kommentar beleuchtet Professor Alexander Schroff vom Beratungshaus Publicis Sapient die potenziellen Vorteile und Herausforderungen des digitalen Euro und untersucht die möglichen Auswirkungen auf das Finanzsystem.
Statt die Kosten der Energiewende zu betonen, sollten die Chancen der Dekarbonisierung im Vordergrund stehen, findet Jan Lozek. Nur mit Investitionen in Klimaschutz kann der Wirtschaftsstandort Deutschland eine Zukunft haben. Doch die richtigen Weichen muss die Politik setzten, und zwar jetzt, fordert der Geschäftsführer der Fondsgesellschaft Future Energy Ventures, die in digitale und digital unterstützte Klimatechnologien investiert.
Die vielfältigen Beziehungen zwischen Natur und wirtschaftlicher Entwicklung bleiben ein in der Ökonomie unterbelichtetes Feld. Dabei wäre eine viel stärkere Hinwendung auf Fragen der Biodiversität und ihrer Rolle für Wirtschaft und Gesellschaft dringend erforderlich, meint Bernd Hansjürgens, Professor für Volkswirtschaftslehre und Umweltökonomik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Leiter des Bereichs „Umwelt und Gesellschaft“ am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ).
Ökosysteme zu erfassen und zu bilanzieren, kann der Biodiversität eine höhere Wertschätzung verleihen. Sowohl auf nationaler als auch auf Unternehmensebene werden daher Berichtssysteme aufgebaut, die das Naturvermögen stärker in den Fokus nehmen. Aber es sei noch ein schwieriger Weg, um von diesem neuen Narrativ tatsächlich und messbar zu einem Natur-freundlicheren Handeln zu kommen, schreibt Karsten Grunewald in seinem Standpunkt-Gastbeitrag.
Mithilfe einer zirkulären Wertschöpfung ließen sich Rohstoffe sehr viel nachhaltiger gebrauchen und CO2-Emissionen reduzieren. Zwar gibt es im Rahmen des Green Deal schon eine ganze Reihe an Regelungen für Unternehmen. Es fehlt aber noch an einer marktwirtschaftlichen Dynamik auf dem gesamten europäischen Binnenmarkt, schreibt Claas Oehlmann, Geschäftsführer der BDI-Initiative Circular Economy in seinem Standpunkt-Gastbeitrag.
Eine globale Abkehr von den Fossilen Energien wurde auf der zurückliegenden UN-Klimakonferenz beschlossen. Sie wird aber nur funktionieren, wenn Institutionen wie die Weltbank grundlegend reformiert und staatliche wie private Gelder klimagerecht investiert werden, meint Kathrin Henneberger, zuständige Berichterstatterin für globale Klimafinanzierung der Grünen-Bundestagsfraktion und Mitglied in den Ausschüssen wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie Klima und Energie des Parlaments.
Deutschland hat seinen fairen Anteil an einem CO2-Budget aufgebraucht, rechnete der Sachverständigenrat für Umweltfragen vor. Nach Meinung von Hans-Wilhelm Schiffer, einst Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitik und Wissenschaft von RWE, Ex-Bundesbeamter, Sachbuchautor sowie Honorarprofessor an der RWTH Aachen, taugen solche Ansätze in der Praxis nicht für den Klimaschutz. Besser sei eine international harmonisierte Bepreisung von Kohlendioxid.
Nachhaltig leben ist komplex, nachhaltig wirtschaften erst recht. Beschäftigte brauchen neue fachliche und persönliche Kompetenzen. Unternehmen tun gut daran, sie Führungskräften und Mitarbeitenden jetzt zu vermitteln – und das auf eine umfassende Art und Weise, meint Melanie Kubin-Hardewig von der Telekom in ihrem Standpunkt-Gastbeitrag.
Für die nachhaltige Transformation werden Billionen Euro benötigt. Institutionelle und private Anleger wollen darin investieren. Frank Dornseifer (Foto), Geschäftsführer des Bundesverbands Alternative Investments, und Andreas Kalusche, Vorstandsmitglied des BAI, erläutern, welche rechtlichen Änderungen dafür nötig sind.
Die gestern vom Europaparlament abgesegnete EU-Lieferkettenrichtlinie CSDDD soll es Personen, die von Menschenrechtsverletzungen oder Umweltschäden betroffen sind, ermöglichen, auf Schadensersatz zu klagen. Sie können auch eine Firma beauftragen, die sich auf die Finanzierung von Prozessen spezialisiert hat. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis über Unternehmen eine Klagewelle hereinbricht, meint der Rechtsanwalt Philipp Kärcher von der Kanzlei Watson Farley and Williams.
Wir müssen Treibhausgase aus der Atmosphäre entfernen, um bei einer Erderwärmung unter zwei Grad Celsius zu bleiben. Die naturbasierte als auch die technische CO2-Entfernung hätten aber einen enormen Kapitalbedarf, schreibt Daniel Vetterkind. Hier könne der freiwillige Emissionshandel helfen, so der Mitgründer von Recarb, das Investitionen in naturbasierte CO2-Entfernung ermöglicht. Dafür wären aber gesetzliche Anreize und ein kritischer Umgang mit den bisher ausgegebenen Zertifikaten nötig.
Desinvestment könne eine reale Wirkung haben, indem es die Kapitalkosten der Unternehmen erhöht, die aus Portfolios ausgeschlossen werden, wird oft argumentiert. Funktioniert der Mechanismus? Brunno Maradei, Global Head of Responsible Investment bei Aegon Asset Management, stellt bei einer Sichtung wissenschaftlicher Untersuchungen fest: Die Ergebnisse sind gemischt. Er betont den Einfluss der Aktionäre, die investiert bleiben.
Mit neuen Regeln will die EU zukünftig hart gegen falsche Umweltbehauptungen vorgehen. Das betrifft in erster Linie die Realwirtschaft, doch auch Finanzdienstleister müssen sich auf ein neues Klima einstellen – und vor allem ihre Governance an die neuen Erwartungen anpassen, schreiben die PWC-Directors Saadia Ahmad und Professor Jürgen Peterseim in ihrem Standpunkt-Gastbeitrag für Tagesspiegel Background Sustainable Finance.
In Deutschland schlummere ein Milliardenmarkt für finanzielles Engagement. Die Menschen – sogar die häufig kritisierten Reichen – wollten mit Geld Gutes tun. Dafür müssten endlich die richtigen Werkzeuge geschaffen werden. Wie das „Geben auf die Höhe der Zeit“ gebracht werden könne, beschreibt Felix Oldenburg, Ex-Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, Vorstand der Spendenplattform Betterplace sowie Gründer des Fintechs bcause, in seinem Standpunkt-Gastbeitrag.
Die Pflicht zur Abfrage von Nachhaltigkeitspräferenzen durch Finanzanlagen- und Versicherungsvermittler soll Nachhaltigkeit bei Investoren eigentlich stärker in den Vordergrund rücken. Doch erreiche die Regelung oftmals das Gegenteil, meint Norman Wirth, Geschäftsführender Vorstand vom Finanzdienstleistungsverband AfW in seinem Standpunkt-Gastbeitrag – und fordert Verbesserungen.
Investitionen in die Natur werden oft als kaum wirtschaftlich abgetan, aber das Gegenteil ist der Fall: Finanzinstitute können in Zusammenarbeit mit der Natur hohe Renditen erzielen und die Lebensqualität verbessern. Ein Standpunkt-Gastbeitrag von Jérôme Morinière, Geschäftsführer und Gründer von Advanced Identification Methods (AIM) und dem Start-up Spcfy.
Seit 2022 müssen die 40 größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands (Dax-40) offenlegen, welche Umsätze sie mit „nachhaltigen“ Wirtschaftsaktivitäten laut der EU-Taxonomie-Verordnung erzielen und welche Investitions- sowie Betriebsausgaben in diese Aktivitäten fließen. Christina Bonhoff, Senior Expert bei der zur Mazars-Gruppe gehörenden Nachhaltigkeitsberatung Stakeholder Reporting und ihr Team blicken auf deren Taxonomie-Berichterstattung in ihrem Standpunkt-Gastbeitrag zurück.
Die Finanzwirtschaft unternimmt zwar immer mehr, das ihr von Kunden anvertraute Kapital nachhaltig anzulegen. Um ihren eigenen Geschäftsbetrieb klimafreundlicher zu gestalten, können Finanzunternehmen aber erheblich mehr tun, so Jutta Gräfensteiner, Direktorin Deutschland Digital und Mitglied der Deutschland-Geschäftsführung des US-Netzwerkausrüsters Cisco, in ihrem Standpunkt-Gastbeitrag. Durch Gebäudeautomation und Green IT ließe sich der Treibhausgasausstoß schon heute deutlich reduzieren.
In den vergangenen Wochen erleben wir eine gefährliche Debatte um die Umsetzung des EU-Lieferkettengesetzes, meinen Kathrin Henneberger und Maik Außendorf von den Grünen im Bundestag. Für die Glaubwürdigkeit im Einsatz für Menschenrechte, fairen Handel und auch als verlässlicher Partner in Europa sei die Zustimmung Deutschlands essenziell, schreiben sie in ihrem Standpunkt.
Um negative Auswirkungen der EU-Verordnung gegen Entwaldung zu verhindern, sollte die EU-Kommission technische, administrative und rechtliche Hürden aus dem Weg räumen und die Anwendung für die Marktteilnehmer deutlich vereinfachen, argumentiert Jaana K. Kleinschmit von Lengefeld, Präsidentin des Ölsaaten-Verbands Ovid. Zudem solle sie zügig mit den großen Herkunftsländern landwirtschaftlicher Rohstoffe kooperieren.
Deutschlands Finanzmarktchef-Aufseher Mark Branson unterschätze die Notwendigkeit einer sozialen Taxonomie, argumentieren Antje Schneeweiß vom Arbeitskreis Kirchlicher Investoren und Ulrike Lohr vom Südwind Institut in ihrer Replik auf die Interviewaussagen Bransons in Tagesspiegel Background Sustainable Finance. In ihrem Standpunkt-Gastbeitrag erläutern sie, warum sich soziale Kriterien durchaus genau definieren lassen und warum eine Sozialtaxonomie wichtig für die Transformation wäre.
Indem das EU-Parlament eine Abschwächung der Berichtsstandards für Nachhaltigkeit verhindert hat, habe es Rückgrat bewiesen, meint Daja Apetz-Dreier, Office Managing Partner der Kanzlei Reed Smith in München in ihrem Standpunkt-Gastbeitrag. Die Juristin, die sich unter anderem finanzbezogenen Rechtsstreitigkeiten befasst, sieht in der einheitlichen europäischen Nachhaltigkeitsberichterstattung einen wichtigen Schritt hin zur Verhinderung von Greenwashing.
Die EU-Lieferkettenrichtlinie CSDDD führt vorhandene Regulierung sinnvoll fort, entgegnet Alexander Schall der Kritik aus der deutschen Wirtschaft. Allerdings sollte sich die Haftung auf hohe Menschenrechtsrisiken beschränken, meint der Professor für deutsches, europäisches und internationales Privat- und Unternehmensrecht an der Leuphana Universität Lüneburg. Den vorläufigen Ausschluss der Finanzbranche findet er gut.
Die Debatte um die Bauernproteste bringt zu Tage, welche ökologische Verantwortung die Landwirtschaft in Deutschland aktuell hat. Statt auf fossile Technologien und veraltete Ideen zu setzen, könnte sie das Momentum nutzen, um die echten Verursacher niedriger Marktpreise und schlechter Bedingungen herauszufordern, schreibt Katrin Heuzard la Couture in ihrem Standpunkt-Gastbeitrag.
Fossile Energieunternehmen lassen sich kaum zur Klimafreundlichkeit bewegen, meint Andreas von Angerer ist Head of Impact bei Inyova Impact Investing. Klimabewusste Anlegende sollten sich lieber bei der Nachfrageseite für einen richtigen Kurs einsetzen, etwa im Elektrizitäts-, im Verkehrs- und im Immobiliensektor.
Der freiwillige Emissionshandel steht mal wieder in der Kritik – Intransparenz, unwirksame Klimaprojekte, fehlende Digitalisierung. Die Folge ist Greenwashing, konstatiert Adrian Wons, Gründer des Berliner Klima-Fintechs Senken, in seinem Standpunkt für Tagesspiegel Background. Das Start-up betreibt laut eigenen Angaben den größten digitalen Handelsplatz für CO2-Zertifikate im freiwilligen Emissionshandel. Wons sieht dennoch Chancen für den Markt und macht Vorschläge, was sich ändern sollte.
Die Transformation zu mehr Nachhaltigkeit ist für Unternehmen überlebenswichtig. Dies verdeutlicht uns die zu erwartende Entwicklung an den Kapitalmärkten immer mehr. Aufsichtsräte müssen den Transformationsprozess daher wachsam begleiten, aber dieser Verantwortung kommen bislang noch zu wenige nach, meint Vincent Furnari, Vorstandsmitglied der ESG-Beratung und Kommunikationsagentur Kirchhoff Consult.
Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ist das umfangreichste „ESG“-Gesetz in Deutschland, aber nicht die einzige Neuerung: Mit der Entwaldungsverordnung hat die EU Umwelt- und Menschenrechtsrisiken in Lieferketten der im Binnenmarkt tätigen Unternehmen den Kampf angesagt, loben Christoph Schork und Thomas Sikorski vom ESG-Team der Sozietät Heuking Kühn Lüer Wojtek. Um die Herausforderungen zu bewältigen, können Unternehmen systemische Parallelen für das Risikomanagement nutzen.
Deutsche Verbände laufen Sturm gegen das EU-Lieferkettengesetz CSDDD. Dabei sei es die einmalige Chance, endlich die in den globalisierten Wertschöpfungsketten verborgenen Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen ernsthaft anzugehen und Wettbewerbsgleichheit zu schaffen, meint Ingmar Jürgens, CEO des Berliner Sustainable-Finance-Thinktanks Climate & Company. Er warnt vor einem regulatorischen Flickenteppich.
Elise Beaufils, Deputy Head of Sustainability Research bei Lombard Odier Investment Managers, über Investitionen in die Natur für den Klimaschutz, die Reduzierung der Methanemissionen von Ölunternehmen und welche Diskussionen von grundlegender Bedeutung sind, um die Wirtschaft sauberer zu machen
In Brüssel wird seit Mittwoch auf höchster Ebene zwischen EU-Parlament, dem Rat der Mitgliedsländer sowie der EU-Kommission über die EU-Lieferketten-Richtlinie CSDDD verhandelt. Die Vorstandsvorsitzende und der Politische Geschäftsführer von Germanwatch, Silvie Kreibiehl und Christoph Bals, machen sich in ihrem Standpunkt für den Einschluss des Finanzsektors in die Sorgfaltspflichten der Richtlinie stark – auch aus Eigeninteresse von Banken, Versicherern, Vermögensverwaltern und Investoren.
Von manchen als Wundermittel in der Klimakrise beworben – von anderen als technische Spielerei abgetan: Negative Emissionen, das Entfernen von CO2 aus der Atmosphäre, polarisieren. Larissa Skarke vom europäischen Climate-Tech-Wagniskapitalgeber World Fund ordnet die Carbon-Removal-Technologien ein.
Das derzeitige Wirtschaftsparadigma wird sich im weiteren Verlauf des 21. Jahrhunderts durch einige Megatrends der Nachhaltigkeit verändern, meint Gertjan Medendorp, Investmentstratege der in Den Haag ansässigen Aegon Asset Management, der Vermögensverwaltung des niederländischen Versicherungskonzerns Aegon.
Der rechtliche Zwang, ESG-Kriterien einzuhalten, fordert die Unternehmen in Deutschland und Europa heraus. Zugleich wirkt sich die richtige Umsetzung regelmäßig positiv auf die Wirtschaftsleistung von Unternehmen aus und bildet eine Chance, meint Nils Krause, Partner im Hamburger Büro der internationalen Wirtschaftsanwaltskanzlei DLA Piper und Mitherausgeber des Praxishandbuchs ESG.