Sustainable-Finance icon

Sustainable Finance

Standpunkte Trumps Regulierung fordert grüne Firmen heraus

Maurizio Dallocchio
Maurizio Dallocchio, Professor für Unternehmensfinanzierung an der Universität Bocconi

Firmen, die in Nachhaltigkeit investieren, passen ihre Verschuldung schneller an und können günstiger Kapital aufnehmen, aber die unsichere US-Politik verdunkelt die Aussichten, schreibt Maurizio Dallocchio, Professor für Unternehmensfinanzierung an der Universität Bocconi.

von Maurizio Dallocchio

veröffentlicht am 30.04.2025

Lernen Sie den Tagesspiegel Background kennen

Sie lesen einen kostenfreien Artikel vom Tagesspiegel Background. Testen Sie jetzt unser werktägliches Entscheider-Briefing und erhalten Sie exklusive und aktuelle Hintergrundinformationen für 30 Tage kostenfrei.

Jetzt kostenfrei testen
Sie sind bereits Background-Kunde? Hier einloggen

Der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft ist seit mindestens einem Jahrzehnt ein entscheidender Bestandteil des Finanzwesens. Nachhaltige Investitionen werden oft unter ökologischen oder ethischen Gesichtspunkten diskutiert, aber sie haben auch die Finanzarchitektur der globalen Märkte verändert.

Niedrigere Finanzierungskosten für grüne Unternehmen

Grüne Unternehmen oder besser noch Unternehmen, die „Respekt“ als einen zentralen Wert betrachten, haben in den letzten Jahren festgestellt, dass sie in der Lage sind, Finanzierungen zu niedrigeren Kosten zu erhalten und ihre Schulden schneller auf das angestrebte Niveau zu verringern. Unsere neue Studie, die auf einer Analyse von 849 Unternehmen basiert, die zwischen 2010 und 2022 in dem Index S&P Global 1200 gelistet waren, zeigt, wie sich die Exposition gegenüber dem Klimawandel direkt auf die Geschwindigkeit auswirkt, mit der Unternehmen ihre Verschuldung anpassen. Diejenigen, die sich langsamer anpassen, insbesondere in kohlenstoffintensiven Sektoren, müssen mit steigenden Kreditkosten und einem erschwerten Zugang zu Kapital rechnen.

In der Praxis bedeutet dies, dass Unternehmen, die Nachhaltigkeit in ihre Anlagestrategien integrieren, nicht nur ihren Ruf verbessern, sondern auch schneller in der Lage sind, ihre Verschuldung und ihr Eigenkapital an veränderte Bedingungen anzupassen, indem sie leichteren Zugang zu den Finanzmärkten erhalten, ihre Abhängigkeit von kostspieligem Fremdkapital verringern und ihre Finanzierungskosten insgesamt senken. Dies ist ein wichtiger Hebel für diejenigen, die sich auf dem Markt der Zukunft erfolgreich positionieren wollen.

Mit anderen Worten: Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Reputationsvorteil. Sie ist ein operativer und finanzieller Vorteil, ein strategischer Hebel, der den Zugang zu den Kapitalmärkten verbessert und die Widerstandsfähigkeit in einer zunehmend unsicheren Welt erhöht.

… und höhere für klimaschädliche

Im Gegensatz dazu stehen Unternehmen, die stark von Übergangsrisiken betroffen sind – insbesondere in den Bereichen Bergbau, Energie und Transport – vor wachsenden Herausforderungen. Regulatorischer Druck, Kosten für die Einhaltung von Vorschriften und Marktunsicherheit verringern ihre Fähigkeit, Zugang zu den Kapitalmärkten zu erhalten, und erschweren ihnen die Aufnahme von Fremdkapital zu günstigen Bedingungen. Investoren verlangen höhere Renditen, um die Risiken gestrandeter Anlagen oder künftiger regulatorischer Verschärfungen auszugleichen. Diese Unternehmen sind mit hohen Kosten für die Einhaltung von Vorschriften und mit regulatorischer Unsicherheit konfrontiert.

Das Pariser Abkommen von 2015, das den regulatorischen Druck auf emissionsintensive Sektoren verstärkte, zwang viele kohlenstoffintensive Unternehmen, sich stärker auf die Ausgabe von Aktien zu verlassen, die eine teurere und oft weniger flexible Finanzierungsquelle darstellen.

Die Regulierungsbehörden sind der Schlüssel zur Gestaltung und Förderung des Übergangs zu einer nachhaltigeren Welt. Klare, stabile politische Rahmenbedingungen, einschließlich steuerlicher Anreize, Subventionen und Anforderungen an die Offenlegung des Klimas, geben den Unternehmen die nötige Transparenz und Sicherheit, um langfristige, klimafreundliche Investitionen zu planen.

Der Zusammenhang zwischen Klimastrategie und finanzieller Flexibilität besteht auch dann noch, wenn makroökonomische Faktoren wie das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts und die Inflation berücksichtigt werden. Der Übergang zur Nachhaltigkeit ist nicht länger eine zweitrangige Überlegung, sondern steht im Mittelpunkt der Unternehmensfinanzierung.

Natürlich funktionieren die Finanzmärkte nicht in einem Vakuum. Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus hat zu ernsthafter politischer und regulatorischer Unsicherheit geführt, insbesondere in den Vereinigten Staaten, wo die Umweltregulierung angesichts von Trumps sprunghaftem Regieren und seiner offensichtlichen Abneigung gegen ESG zurückgenommen werden könnte.

Dies hat nicht nur einige US-Vorstandschefs, die Trump gefallen wollen, dazu veranlasst, ihre Klimaziele und -initiativen zurückzunehmen. Trump hat auch erklärt, dass er den Inflation Reduction Act zurücknehmen will, ein wichtiges Klimagesetz, das vom ehemaligen US-Präsidenten Joe Biden im Jahr 2022 unterzeichnet wurde und das die Produktion erneuerbarer Energien in den USA mit Milliardenbeträgen unterstützte und zu enormen Investitionen in saubere Energie führte. Trumps Zölle werden auch die Branche der erneuerbaren Energien treffen, die Kosten in die Höhe treiben und die Lieferketten unterbrechen.

Die gute Nachricht in diesem sich rasch verändernden Umfeld ist, dass es für ineffiziente und unrentable Unternehmen keinen Platz mehr gibt, um sich hinter dem grünen Schild zu verstecken. Die wirtschaftliche Leistung bleibt ein strategischer Eckpfeiler, wenn wir kostengünstige Finanzmittel erhalten wollen. ESG-Sensibilität ist kein Ersatz für Leistung, sondern erhöht die Chancen, die Kapitalkosten zu senken.

Diese neue amerikanische Welle hat die Nachhaltigkeitsinvestoren in den USA aufgerüttelt, weniger jedoch in der EU, wo nachhaltige Investitionen weiterhin stark sind und von der EU unterstützt werden. Selbst in den USA wurde diese Praxis nicht aufgegeben, sondern als „Energiesicherheit“ oder „Energie-Onshoring“ vermarktet, um dem mittlerweile giftigen Begriff ESG zu entgehen.

Diejenigen Unternehmen, die bereits in erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit investiert haben, dürften von Trumps Änderungen weniger betroffen sein, was zeigt, dass die Integration von Nachhaltigkeit in die Finanzstrategie auf lange Sicht ein erfolgreicher Schachzug bleibt.

Trotz der durch Trump ausgelösten Unsicherheiten scheint die Richtung der Reise festzustehen. Das Finanzwesen hat sein eigenes Gedächtnis und seine eigene Logik, seine eigene langfristige Sichtweise. Die Märkte lernen langsam, aber sicher, dass Nachhaltigkeit keine Modeerscheinung ist, sondern eine strukturelle Kraft. Die Politik mag sich ändern und die Anreize mögen steigen und fallen, aber das Klimakapital folgt jetzt seiner eigenen starken und hartnäckigen Logik. Die Zukunft, so turbulent die Gegenwart auch sein mag, fließt in eine Richtung: hin zu Respekt und Nachhaltigkeit.

Lernen Sie den Tagesspiegel Background kennen

Sie lesen einen kostenfreien Artikel vom Tagesspiegel Background. Testen Sie jetzt unser werktägliches Entscheider-Briefing und erhalten Sie exklusive und aktuelle Hintergrundinformationen für 30 Tage kostenfrei.

Jetzt kostenfrei testen
Sie sind bereits Background-Kunde? Hier einloggen