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Standpunkte Wie Physician Assistants Deutschlands Ärztemangel abmildern können

Thomas Fleischmann
Thomas Fleischmann ist Professor für Physician Assistance an der SRH University Foto: Fleischmann

Dem Gesundheitssystem droht eine Versorgungslücke. Laut dem vorangegangenen Gesundheitsminister Karl Lauterbach werden in den nächsten zehn Jahren rund 50.000 Ärzt:innen fehlen. Der in Deutschland deutlich zunehmend auftretende Beruf des Physician Assistant (PA) könnte dies abmildern, schreibt Thomas Fleischmann. Er ist Professor für PA an der SRH University.

von Thomas Fleischmann

veröffentlicht am 04.06.2025

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Aktuelle Daten zeigen, dass die Sicherstellung der Patientenversorgung schwieriger wird. Und aufgrund des demografischen Wandels wird sich die Lage nochmal deutlich zuspitzen. Durch das Älterwerden der Babyboomer Generation sind mehr Menschen auf medizinische Leistungen angewiesen, gleichzeitig gehen in den nächsten Jahren immer mehr Ärzt:innen geburtenstarker Jahrgänge in den Ruhestand. Es kommt aber nicht ausreichend ärztlicher Nachwuchs nach, um die Lücken zu schließen.

Physician Assistants (PAs) haben das Potenzial, die Lage abzumildern. Durch ihre Unterstützung können sich Ärzt:innen auf jene Aufgaben fokussieren, die alleine in ihrem Zuständigkeits- und Befugnisbereich liegen – zum Beispiel das Stellen von Diagnosen, die Entscheidung über Behandlungen und weitere ärztliche Kernleistungen. Doch mit diesen Aufgaben verbringen Ärzt:innen nur noch einen Teil ihrer Zeit. Einen größeren Anteil müssen sie für Dokumentation und bürokratische Tätigkeiten aufwenden.

PAs im Kampf gegen den Fachkräftemangel

PAs können hier entlasten. Doch sie übernehmen nicht nur administrative Aufgaben. Sie unterstützen Ärzt:innen auch in der Patientenversorgung, bereiten zum Beispiel Anamnesen vor, führen bestimmte Untersuchungen durch und assistieren bei Eingriffen. Das heißt, sie nehmen Ärzt:innen delegierbare Tätigkeiten ab, die von Pflegekräften nicht ausgeführt werden können.

Nicht nur in den Krankenhäusern, sondern auch in der ambulanten Versorgung wird die Nachfrage nach PAs immer größer, da sie auch Hausärzt:innen und Fachärzt:innen in ihren Praxen entlasten können. Zum Beispiel mit der Vorbereitung von Diagnose- und Therapieplänen, natürlich immer in Rücksprache mit den Ärzt:innen und nach klaren Vorgaben.

Ausbildungsweg der PAs

Ein Blick auf den Bildungsweg der PAs gibt Aufschluss darüber, für welche Aufgaben sie qualifiziert und welche Tätigkeiten an sie delegierbar sind. Um auf diesen Beruf vorzubereiten, ist ein akademisches Bachelorstudium mit mindestens sechs Semestern erforderlich. An einigen Hochschulen ist eine abgeschlossene dreijährige medizinische Ausbildung Zugangsvoraussetzung, während andere ein direktes, primärqualifizierendes Studium anbieten. Ohne Vorbildung in einem Gesundheitsberuf umfasst das Studium in Deutschland sieben bis acht Semester.

Nur an der SRH University kann man den Bachelorstudiengang Physician Assistant ohne Vorbildung in sechs Semestern absolvieren. Um das zu ermöglichen, ist das Studium an der SRH ein sehr intensives, dafür sehr effizientes Vollzeitstudium. Zudem bietet die Hochschule ein entsprechendes Bachelorstudium für Fachkräfte mit Ausbildung im Gesundheitswesen, die sich akademisch weiterqualifizieren möchten. In beiden Fällen orientieren sich die Studieninhalte an den Vorgaben der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.

Beruf durch Praktika bekannter machen

So werden zunächst naturwissenschaftliche, anatomische und physiologische Grundlagen vermittelt – allerdings nicht so tiefgehend wie im Medizinstudium, sondern mit Fokus auf praxisrelevante Inhalte. Anschließend rückt die gesamte Bandbreite der medizinischen Fachgebiete in den Mittelpunkt – von der Kardiologie über die Unfallchirurgie bis zur Neurologie. Daher können die PAs nach ihrem Bachelorstudium breit in den medizinischen Gebieten eingesetzt werden.

Wer sich schon während des Studiums etwas mehr spezialisieren möchte, kann dafür die vielen zu absolvierenden Praktika nutzen. Der Praxisanteil des Studiums ist hoch, damit die Studierenden möglichst schnell lernen, ihr theoretisches Wissen anzuwenden. Das ist auch deshalb von Vorteil, weil viele Gesundheitseinrichtungen nicht ausreichend über den Beruf des PAs informiert sind. Studierende, die in Kliniken oder Praxen ihre Praktika absolvieren, sorgen daher für Aufklärung und finden nach dem Studium durch die bereits geknüpften Kontakte oft auch gleich einen Job.

Thomas Fleischmann ist Professor für Physician Assistance mit Schwerpunkt Notfallmedizin und leitet den Masterstudiengang Physician Assistant – Klinische Notfallmedizin an der SRH University. Zuvor war er 17 Jahre lang Chefarzt von Notaufnahmen in Deutschland und der Schweiz.

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