Herr Milke, was ist das Besondere an einer Plattform wie den F20?
Erstmals haben sich mehr als 30 Stiftungen aus acht Ländern zu einer Allianz für den Klimaschutz und eine globale Energiewende zusammengeschlossen. Zu den Stiftungen gehören sowohl diejenigen, die sich ohnehin für den Klimaschutz engagieren, so etwa die Stiftung Zukunftsfähigkeit, die Michael-Otto-Stiftung und die Stiftung 2 Grad. Es sind aber auch Stiftungen an Bord, bei denen man das nicht unmittelbar vermutet hätte, etwa bei der BMW-Stiftung oder der Robert-Bosch-Stiftung.
Das zeigt, dass sich politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Akteure für den Klimaschutz stark machen. Sie haben das Thema als elementar wichtig erkannt und werden sich hier engagieren. Unsere Plattform bietet eine Möglichkeit dafür, dass nicht jeder sein eigenes Süppchen kocht, sondern international koordiniertes Handeln erfolgen kann. Wir zeigen, dass wir Klimaschutz nicht allein den Staaten überlassen, sondern dass wir uns als Teil der Lösung sehen.
Woher kam der Impuls zur Gründung der F20?
Der ging tatsächlich von deutschen Stiftungen aus vor dem Hintergrund, dass Deutschland die diesjährige G20-Präsidentschaft innehat und Klima erstmals als eigenes Thema verankert wurde. Aber wir verstehen uns als internationales Netzwerk. Die F20 sollen auch fortbestehen für die kommenden G20-Gipfel.
Wie lauten die konkreten Forderungen der F20 an die G20?
Wir erhoffen uns von den G20 ein klares Bekenntnis zum internationalen Klimaschutz. Die dort beschlossenen Vereinbarungen sollten rückgekoppelt sein mit den Zielvereinbarungen des Pariser Klimaabkommens und der „Agenda 2030“, also den globalen nachhaltigen Entwicklungszielen. Ein ganz wichtiges Thema ist dabei ein konkreter Zeitplan für den Abbau fossiler Subventionen, wenngleich wir kein konkretes Ausstiegsdatum nennen.
Mit den USA sitzt ein Klimaschutzverweigerer mit am Verhandlungstisch. Welchen Einfluss hat US-Präsident Donald Trump Ihrer Meinung nach, Ambitionen im Klimaschutz abzuschwächen?
Trump hat mit seiner Entscheidung, aus dem Pariser Klimaabkommen auszusteigen, einen riesigen Fehler gemacht und sicherlich war die internationale Staatengemeinschaft darüber entsetzt. Dennoch hat es dazu geführt, dass die Stimme für den Klimaschutz lauter anstatt leiser geworden ist. Und das gilt für die internationale Ebene genauso wie für die US-amerikanische Ebene. Viele Bundesstaaten setzen nun Impulse für lokalen Klimaschutz. Und auch die amerikanische Stiftungen, die bei F20 dabei sind, bestätigen uns, dass sie hoch motiviert sind .
Auf der Pressekonferenz in Hamburg am Mittwoch werden die F20 eine neue Studie vorstellen zum Stand der globalen Energiewende. Können Sie schon einige Kernpunkte nennen?
Die Studie blickt auf den Stand der Energiewende in unterschiedlichen Ländern, so beispielsweise in Argentinien oder in Indien. Sie ist unumkehrbar. In vielen Ländern ist der Wille in der Zivilgesellschaft vorhanden, auch die Technologien sind vorhanden. Jetzt kommt es darauf an, die Transformation zu beschleunigen, auch durch die entsprechenden politischen Rahmenbedingungen.
Die Bundeskanzlerin hat sich im Vorfeld für den Klimaschutz stark gemacht. Ist Deutschland, was die Erreichung seiner Klimaschutzziele betrifft, nun in der „Bringschuld“?
Dem Klimaschutz-Bekenntnis der Bundesregierung müssen jetzt natürlich Taten folgen, allen voran beim Kohleausstieg. Den deutschen Stiftungen ist aber nicht nur daran gelegen, den berühmten Finger in die Wunde zu legen, sondern ständig zu signalisieren: Stiftungen sind Teil der Lösung und wir werden unseren Beitrag leisten.
Klaus Milke, Vorsitzender von Germanwatch und der Stiftung Zukunftsfähigkeit, ist Initiator der Stiftungsplattform F20.