Es ist Nacht, als am 14. März 2019 Zyklon Idai mit rund 200 Stundenkilometern die Küste von Mosambik trifft. Das Land im südlichen Afrika, das ohnehin schon zu den ärmsten der Welt zählt, wird fast flächendeckend verwüstet. Zehntausende werden in Mosambik und den Nachbarländern Malawi sowie Simbabwe vertrieben, über 1000 Menschen sterben. Besonders Frauen und Mädchen leiden unter den Folgen des Zyklons. Hunderttausende verlieren bei der Katastrophe nicht nur ihre Häuser, sondern auch ihre Habseligkeiten und ihren Lebensunterhalt.
Nur knapp 11 Tage später trifft Zyklon
Kenneth Teile Nordmosambiks. Innerhalb von weniger als zwei Wochen, und
damit zum ersten Mal in der Geschichte
der Wetteraufzeichnung, treffen zwei extreme tropische Wirbelstürme in
derselben Saison dieselbe Region. Mosambik und die umliegenden Länder werden
ins Chaos gestürzt. Ohne Trinkwasser und
Nahrung harren die Menschen bei bis zu acht Meter hohen Wassermassen über
Wochen auf Dächern, Bäumen und Schulgebäuden aus.
Dabei sind die Wirbelstürme in Mosambik nur zwei von vielen Katastrophen, die
die Welt im vergangenen Jahr heimsuchten. Auch beispiellose Waldbrände in Australien und Kalifornien,
der Zyklon Fani im Golf von Bengalen sowie schwere Überschwemmungen in
Großbritannien sorgten für Chaos. Diese verheerenden Ereignisse können nicht
isoliert betrachtet werden, sondern sind alle Narben in einem zunehmend gestörten
Klimasystem, die nach allgemein anerkannten wissenschaftlichen
Erkenntnissen eine Folge der Klimakrise ist.
Kaum Verbesserung in Sicht
Die Auswirkungen von extremen Wirbelstürmen wie „Idai“ halten deutlich länger an
als die mediale Aufmerksamkeit.
Dabei sind die tatsächlichen Auswirkungen von Katastrophen, insbesondere von
Katastrophen dieser Größenordnung, meistens erst Monate danach vollständig
sichtbar. Wochen, Monate und teilweise Jahre nachdem die Titelseiten, Überschriften
und Bilder verblasst sind, hat sich an der Situation vor Ort oft wenig
verändert. So auch im Mosambik, wo es nur unwesentlich besser aussieht als vor
einem Jahr. Und das, obwohl Hilfsorganisationen
wie CARE mit lebenswichtiger Hilfe mehr als 300.000 Menschen erreicht haben und
Nahrung, sauberes Wasser sowie Notunterkünfte liefern. Hilfsorganisationen
können hier nur kurzfristig unterstützen,
denn für viele haben sich die Bedürfnisse nach der Katastrophe vervielfacht.
Circa 2,5 Millionen Menschen, fast zehn Prozent der Bevölkerung, sind nach
Angaben der Vereinten Nationen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die landwirtschaftlichen Verluste für
Mosambik durch die Stürme wurden auf 124 Millionen Euro geschätzt, eine nach
allen Maßstäben kolossale Zahl, insbesondere für ein Land, das so arm wie
Mosambik ist. Dabei stecken hinter diesen Zahlen Familien und Menschen, die aufgrund
der ausbleibenden Ernten weiterhin unter Nahrungsmittelknappheit oder ausbleibendem
Einkommen leiden. Aktuell leiden 1,6 Millionen Menschen in Mosambik unter Nahrungsmittelknappheit.
Weit hinter dem Paris-Versprechen
Vor fünf Jahren haben Regierungen aus fast allen Ländern das Pariser Klimaabkommen ratifiziert. Trotzdem
zeigen aktuelle Ergebnisse, dass viele Länder – insbesondere diejenigen, die am
meisten für die Klimakrise verantwortlich sind und die Kosten für
Klimaschutzmaßnahmen am besten bewältigen könnten – weit hinter dem erforderlichen Engagement zurückbleiben. Die
vollständige Umsetzung des Pariser Übereinkommens, inklusive der Halbierung der
globalen CO2-Emissionen bis 2030, würde den globalen Temperaturanstieg nicht
nur auf ein Niveau begrenzen, das eine katastrophale Eskalation der Klimakrise
verhindert, sondern auch alle Länder gegen die unvermeidbaren Auswirkungen widerstandsfähiger machen.
Reichere Länder sind daher verpflichtet, diejenigen, die am stärksten von der
Klimakrise betroffen sind und am wenigsten zur Eskalation der Klimakrise beitragen,
finanziell zu unterstützen. Die Erhöhung dieser Unterstützung wird für die
Tagesordnung der UN-Klimakonferenz COP26,
die im November im schottischen Glasgow
veranstaltet wird, von wesentlicher Bedeutung sein. Die Regierungen, die das
Pariser Abkommen unterzeichnet haben, müssen endlich damit beginnen, die
Verpflichtungen einzuhalten, die sie bei der Ratifizierung eingegangen sind.
Frauen und ihre Familien, die durch die schweren Wirbelstürme des letzten
Jahres vertrieben wurden, haben ihre Häuser wiederaufgebaut, mit der Landwirtschaft
begonnen und Aktivitäten zur Katastrophenvorsorge
durchgeführt. Sie haben sich nicht zurückgelehnt und auf Unterstützung
gewartet. Genau dies wird auch von den unterzeichnenden Nationen des Pariser
Klimaabkommens erwartet. Sonst wird die Unterstützung, die den Menschen bisher
bereitgestellt wurde. mit dem nächsten
Wirbelsturm wieder weggewischt.