Nach der Ratifizierung des Kyoto-Protokolls 2004 treibt Indonesien auch die Implementierung von Clean-Development-Maßnahmen (CDM) voran. Wie erfolgreich sind diese?
Indonesien hat mehrere hundert solcher Projekte realisiert. Diese finden sich vor allem im Bereich der Geothermie, der Biomasse und des Verkehrs. Es handelt sich aber vielfach eher um Pilotprojekte, eine Skalierung und Implementierung auf nationaler Ebene steht noch aus.
Indonesien ist auch Teil von „REDD“, einem Programm der Vereinten Nationen zur Reduzierung von Emissionen aus Entwaldung. Klaffen Anspruch und Wirklichkeit dort ebenso auseinander?
Ja. Der Grund dafür ist, dass die illegale Brandrodung bislang nicht hinreichend eingedämmt werden konnte. Durch die Umwandlung ursprünglichen Regenwaldes geht auch die Senkenfunktion dieser Gebiete für CO2 verloren. Positiv ist allerdings zu bewerten, dass die Stoßrichtung von REDD beziehungsweise REDDplus über die Wiederaufforstung hinausreicht. Die Programme haben sich auch Fragen der Biodiversität und Fragen zu den Belangen indigener Bevölkerung zugewandt.
Wichtig wäre, die Prinzipien dieser Projekte wie REDD und CDM in das „normale“ Handeln von Regierung, Verwaltung und Unternehmen zu integrieren. Das Land ist nach wie vor ein Hauptempfänger internationaler Entwicklungshilfe und beherbergt eine unüberschaubare Fülle von Pilotprojekten. Die Nachhaltigkeit nach Auslaufen dieser Projekte ist vielfach nicht gegeben.
Im Jahr 2014 hat sich die indonesische Regierung zum Ziel gesetzt, 23 Prozent des primären Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien zu gewinnen. Wie kann dieses Ziel erreicht werden?
Die öffentlichen Investitionen reichen allein nicht aus. Deswegen setzt die Regierung große Hoffnung auf private Investitionen im Bereich der grünen Energie. Hier mangelt es, wie in den meisten Staaten Südostasiens, jedoch an verlässlichen rechtlichen Rahmenbedingungen und ökonomischen Anreizen.
Aufgrund der geographischen Zersplitterung käme den erneuerbaren Energien eine wichtige Funktion zu, um Versorgungslücken zu schließen. Denn in vielen Landesteilen, herrschen Energiearmut und instabile Versorgung, während zugleich ein flächendeckendes und zentralistische Netz nicht oder nur mit unverhältnismäßig hohen Investitionskosten zu installieren wäre.
Gibt es gute Chancen für deutsche Unternehmer, beispielsweise im Micro-Grid-Bereich, in Indonesien aktiv zu werden?
Das Potenzial für kleine und mittelständische Unternehmen im Bereich des Anlagenbaus bei erneuerbaren Energien ist in ganz Südostasien recht groß, wenngleich hier die Konkurrenz aus China und anderen europäischen Ländern, so etwa Frankreich, zunimmt. Die Stärke deutscher Unternehmen liegt dabei eher in der Systemintegration, während die Komponenten selbst heute überwiegend aus China oder aus den Ländern selbst kommen. Aufgrund der dezentralen Struktur wird ein Schlüssel die Verbreitung von Hybrid-Systemen und Speichertechnologien sein. Wichtig ist die finanzielle Begleitung dieser Projekte durch qualifizierte Banken. In Südostasien ist hier insbesondere die NordLB mit Sitz in Singapur aktiv.
Des Weiteren ist die entsprechende Qualifizierung von Personal zur Wartung dieser Anlagen wichtig, ebenso die Integration in die lokalen Wirtschaften, beispielsweise in Zusammenhang mit der Wassernutzung oder Landbewirtschaftung.
Was ist von Indonesien zu erwarten mit Blick auf den G20-Gipfel und eine Position zum internationalen Klimaschutz?
Es ist nicht damit zu rechnen, dass von Indonesien neue Beiträge oder Forderungen im Bereich des Klimaschutzes eingebracht werden. Hier wäre auch der COP-Prozess die angemessenere Plattform, da es jetzt um Monitoring und Transparenz geht – Themen, die gerade in Ländern wie Indonesien viel entscheidender sind als bloße und schwer zu verifizierende Ziele.
Im Rahmen von G20 ist das Thema „Green Finance“ eher für Indonesien von Interesse, da die verfügbaren Mittel gegenwärtig nicht für weitere ambitionierte Schritte in Richtung Emissionsreduzierung reichen. Indonesien bleibt aber eher ein „mittelambitioniertes“ Land, was den Klimaschutz angeht.
Dr. Peter Hefele leitet seit dem 1. März 2015 das Regionalprogramm Energiesicherheit und Klimawandel in Asien-Pazifik der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) mit Sitz in Hong Kong SAR, VR China.