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Standpunkte ESG ist das falsche Konzept, wir sollten damit aufhören!

Dick van Ommeren, CEO Triodos Investment Management
Dick van Ommeren, CEO Triodos Investment Management Foto: Triodos IM

Durch die Worte „nachhaltig“ und „ESG“ in Fondsnamen werden keine Werte geschaffen oder Probleme gelöst. Die Begriffe werden überstrapaziert und haben an Bedeutungstiefe verloren, schreibt Dick van Ommeren, Vorsitzender des Verwaltungsrats von Triodos Investment Management (IM), in seinem Standpunkt-Gastbeitrag für Tagesspiegel Background Sustainable Finance.

von Dick van Ommeren

veröffentlicht am 25.07.2024

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Dass die Worte „nachhaltig“ und „ESG keine wirkliche Funktion mehr haben, wenn es umFondsnamen geht, hängt vor allem mit dem rückwärtsgerichteten Konzept von Kriterien für Umwelt-, soziale und Kriterien der guten Unternehmensführung (ESG) zusammen: Sie bewerten das bisherige Verhalten von Unternehmen.

Je mehr ESG-relevante Informationen ein Unternehmen veröffentlicht, desto höher ist die Punktzahl und das Peer-Ranking – und desto eher wird es für Investitionen ausgewählt. Mit anderen Worten: Ein Unternehmen, das über umfangreiche Kapazitäten für die Berichterstattung verfügt, kann sicherstellen, dass es alle Kriterien erfüllt.

Verwirrende Nachhaltigkeitssiegel

Zudem sind ESG-Bewertungen weitestgehend unabhängig vom Geschäftsmodell. Ein Kohlebergbauunternehmen zum Beispiel kann dadurch immer noch eine hohe Bewertung erhalten, solange es seine internen Prozesse gut organisiert hat. Umgekehrt kann ein Unternehmen für Erneuerbare Energien, dessen internen Prozesse verbesserungswürdig sind, nur eine niedrige ESG-Bewertung erhalten.

Für Anleger ist zudem die wachsende Zahl von Nachhaltigkeitssiegeln für Fonds, jedes mit seiner eigenen Interpretation von „Grün“, verwirrend. In den letzten Jahren hat die EU deshalb die Verordnung über die Offenlegung nachhaltiger Finanzprodukte (Sustainable Finance Disclosure Regulation – SFDR) eingeführt, um die Klarheit und Vergleichbarkeit der Nachhaltigkeitsangaben von Anlageprodukten zu verbessern. Dieses Ziel wurde jedoch noch nicht erreicht.

Viele Anleger erwarten zum Beispiel, dass Investitionen in nachhaltige oder ESG-Fonds, bei denen es sich in der Regel um sogenannten Artikel-8-Fonds handelt, positive Auswirkungen haben. Zudem besteht auch die Erwartung, dass diese Fonds nicht in bestimmte Aktivitäten wie fossile Brennstoffe oder Waffen investieren – was allerdings ein Irrglaube ist.

Fehlende Transparenz

Für Anleger bleibt es schwer, durchzublicken. Nicht alle nachhaltigen oder ESG-Fonds bieten die nötige Transparenz, um jene Vergleichbarkeit zu ermöglichen, die die Entscheidungsfindung erleichtern kann. Selbst dann nicht, wenn es Vorschriften wie die SFDR gibt.

Im Gegensatz dazu sind Impact-Investoren wie Triodos Investment Management verpflichtet, ihre Auswirkungen zu verfolgen und klar zu kommunizieren. Impact Investing hat die Zukunft im Blick. Damit wird versucht, positive Veränderungen aktiv zu schaffen und zu beschleunigen. Das große Unterscheidungsmerkmal ist die sogenannte Intentionalität, also die Absicht, die wir mit einer Investition verbinden.

Wirkung statt Risikoquantifizierung

Als Impact-Investoren ist unser Ausgangspunkt immer eine Herausforderung, die wir angehen möchten und worauf wir eine ‚Theory of Change‘ anwenden. Wir führen eine gründliche Analyse durch und berücksichtigen dabei Auswirkungen, Risiken und Erträge. Wir prüfen Auftrag und Zweck, Führung und Kultur und natürlich Geschäfts- und Ertragsmodelle der möglichen Zielunternehmen, um festzustellen, ob sie mit unseren allgemeinen Wirkungszielen übereinstimmen.

Bei nachhaltigen und ESG-Investitionen hingegen geht es hingegen vor allem darum, wie gut die Portfoliounternehmen ihre (Nachhaltigkeits-)Risiken managen, indem deren Strategien und Verfahren bewertet werden. Die Quantifizierung von Risiken bedeutet jedoch nicht, dass die Herausforderungen, etwa im Klimabereich, damit gelöst werden können.

So gesehen sind Fonds, die sich im Namen und in ihrer Anlagepolitik nur auf ESG-Kriterien berufen, oftmals wirkungslos, wenn es um genau die ESG-Herausforderungen unserer Zeit geht.

ESG ist das falsche Konzept. Wir sollten damit aufhören.

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