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Standpunkte Krankenhausreform braucht konsequente Digitalisierung

Volker Hofmann ist Manager Healthcare bei InterSystems
Volker Hofmann ist Manager Healthcare bei InterSystems Foto: InterSystems

Die Krankenhausreform, so sie denn kommt, muss von einer konsequenten Digitalisierung flankiert werden – andernfalls werde sie zum Nachteil der Patienten. Das schreibt Volker Hofmann, Manager Healthcare bei InterSystems. Außerdem nennt er Beispiele, wie Kliniken ihre Versorgungsleistungen auf verschiedene Weise mithilfe digitaler Prozesse ausweiten können.

von Volker Hofmann

veröffentlicht am 22.11.2024

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Die geplante Krankenhausreform soll das schier Unmögliche möglich machen: Sie soll die Qualität der Versorgung verbessern sowie Versorgungslücken schließen. Und gleichzeitig soll sie die Effizienz steigern, was Klinikschließungen zur Folge haben wird. Wie kann also bei weniger stationären Einrichtungen zugleich die Versorgungsqualität erhöht werden? Das wird nicht ohne digitale Modelle und Künstliche Intelligenz gehen. Wenn die Reform also nicht bundesweit zum Nachteil für die Patienten werden soll, müssen künftig verstärkt digitale Modelle wie Telemedizin, Remote Monitoring und auch die Unterstützung durch KI-Anwendungen in den Vordergrund rücken.

Eine kürzlich durchgeführte Machbarkeitsstudie des Bosch Health Campus in Baden-Württemberg hat gezeigt, wie sich die Krankenhausreform auf die Versorgungslage in der Region auswirken kann: Die Unterversorgung in den Bereichen allgemeine innere Medizin und allgemeine Chirurgie könnte sich von jeweils drei Prozent auf sechs beziehungsweise acht Prozent erhöhen. Somit müssten über 800.000 Menschen in diesem Bundesland mit längeren Anfahrtszeiten zu Krankenhäusern rechnen.

Drohende Unterversorgung ausgleichen

Die Studie untersuchte allerdings nicht nur die Folgen, sondern zeigte auch auf, wie sich die Unterversorgung durch digitale Lösungen auffangen ließe: Durch den Einsatz von Telemedizin könnten diese Versorgungslücken nahezu vollständig geschlossen werden. Die Unterversorgung in der allgemeinen inneren Medizin ließe sich von sechs Prozent auf 3,3 Prozent reduzieren, in der allgemeinen Chirurgie von acht Prozent auf 3,8 Prozent.

Diese Ergebnisse verdeutlichen: Ohne eine verstärkte Digitalisierung oder gar den Einsatz von KI wird die Krankenhausreform ihr Ziel verfehlen und sogar zu Nachteilen für Patienten führen.

Wo können digitale Ansätze und KI helfen?

Kliniken können ihre Versorgungsleistungen auf verschiedene Weise mithilfe digitaler Prozesse ausweiten.

  • Ausbau der Telemedizin: Telekonsile und virtuelle Sprechstunden ermöglichen die enge Zusammenarbeit mehrerer Klinikstandorte, selbst wenn sie weit entfernt voneinander liegen. So lassen sich beispielsweise Experten aus Zentren in die Behandlung an peripheren Standorten relativ einfach einbinden. Wie das aussehen kann, zeigt das Virtuelle Krankenhaus NRW (VKh.NRW), in dem seit 2020 videobasierte Telekonsile durchgeführt werden, um Kollegen aus anderen Standorten einfach hinzuziehen zu können. In dem Projekt, das während der Coronapandemie ins Leben gerufen wurde, wurden zunächst vor allem Experten aus der Intensivmedizin herangezogen und so die wohnortnahe Versorgung gestärkt.
  • Intensivierung des Remote Monitorings: Eine kontinuierliche Fernüberwachung von Vitaldaten bietet insbesondere für chronisch Kranke einen erheblichen Mehrwert und ermöglicht es Ärzten, bei Verschlechterungen frühzeitig einzugreifen. Ein Beispiel dafür liefert das Projekt eliPfad, das an sechs Kliniken in Nordrhein-Westfalen eine telemedizinisch unterstützte Nachsorge für multimorbide Patienten bietet. Gerade beim Remote Monitoring kann Künstliche Intelligenz künftig unterstützen: Sie kann Hinweise geben, sobald sich die Werte eines Patienten deutlich verschlechtern und Ärzten so helfen, die Flut an Daten besser in den Griff zu bekommen.
  • Sektorenübergreifende Vernetzung: Eine nahtlose Kommunikation zwischen ambulanten und stationären Einrichtungen ist essenziell für eine ganzheitliche Patientenversorgung. Auch hier ist das Projekt eliPfad ein gutes Praxisbeispiel: Es vernetzt in der Nachsorge stationäre und ambulante Einrichtungen, die dank elektronischer Fallakte (EFA) jederzeit live auf die wichtigen Patienteninformationen zugreifen können. So geht keine Information verloren und wichtige Daten sind direkt einsehbar.
  • KI-Unterstützung in Prozessen und Dokumentation: Wenn die Wege länger werden und die Ressourcen knapper, wird der Unterstützung durch KI-Anwendungen eine wesentliche Bedeutung zukommen. Werden künftig beispielsweise viele Patienten per Remote Monitoring überwacht, kann Künstliche Intelligenz helfen, die anfallenden Gesundheitsinformationen zu filtern. Mediziner bekommen nur dann eine Warnung, wenn wirklich etwas kritisch ist. KI kann auch bei schriftlichen Anfragen, zum Beispiel über Patientenportale, unterstützen, indem sie dabei hilft, gesundheitlich dringliche Nachrichten hervorzuheben, sodass diese immer zuerst beantwortet werden können. Drittes Beispiel: KI kann Ärzten oder medizinischem Fachpersonal eine Zusammenfassung der Krankheitshistorie geben oder medizinische Fragen zur Patientenhistorie beantworten. So sind alle am Diagnose- oder Behandlungsprozess Beteiligten schneller im Bilde. Das mühsame Zusammensuchen relevanter Informationen aus diversen Akten entfällt.

In einer Klinik in den Vereinigten Arabischen Emiraten hilft eine KI dabei, den besten Entlassungszeitpunkt für einen Patienten zu bestimmen. Liegt dieser zu früh, kann eine erneute Wiederaufnahme die Folge sein, was für alle Beteiligten Nachteile hat. Anhand individueller Patientendaten berechnet die Anwendung daher, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für eine Wiederaufnahme ist – ob die Entlassung also eventuell noch hinausgezögert werden sollte. In der Klinik in den Vereinigten Arabischen Emiraten konnte unter anderem dadurch die Wiederkehrer-Quote um acht Prozent gesenkt werden.

Digitalisierung als unverzichtbare Komponente

Die Krankenhausreform wird das deutsche Gesundheitssystem entscheidend verändern. Damit sie zu einer besseren Versorgung führt und nicht zu Nachteilen für die Patienten, müssen Kliniken ihre Prozesse und Workflows schrittweise digitalisieren und die notwendigen Kompetenzen dafür aufbauen. Dafür braucht es nicht gleich den großen Masterplan, sondern vor allem eine klare Strategie und den Willen, gemeinsam auf eine vernetzte Versorgung hinzuarbeiten.

Wer auf etablierte Standards setzt, die flexibel anpassbar sind und eine Strategie der „kleinen Schritte“ fährt, kann schon mit geringem Aufwand schnell von den Vorteilen digitaler Unterstützung profitieren. Jeder Schritt in Richtung Digitalisierung und Vernetzung kann helfen, Versorgungsleistungen auch in Zukunft zuverlässig anbieten zu können und Strukturen zum Wohle von Ärzten und Patienten zu verbessern. Denn Telemedizin, Remote Monitoring oder KI-Unterstützung sind keine optionalen Ergänzungen, sondern unverzichtbare Komponenten für eine hochwertige Versorgung.

Volker Hofmann ist seit 1998 in verschiedenen Positionen bei InterSystems beschäftigt. Seit 2006 ist er verantwortlich für den Bereich Healthcare. Er hat an der THM in Gießen studiert und ist Diplom-Ingenieur Biomedizinische Technik und Betriebswirt. Vor seiner Tätigkeit bei InterSystems war er in verschiedenen leitenden Positionen bei Datenbankherstellern, IT-Beratungsunternehmen sowie Softwarefirmen im Bereich klinischer Anwendungen tätig.

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